31.08.23: Biergarten und Schriftspaziergang

Es ist wieder so weit (endlich)! Es ist Sommer (wenn der nicht schon vorbei ist) und es gibt einen Typostammtisch im Prater Biergarten (falls es nicht dauerregnet). Vorab: Der fast schon traditionelle Typewalk durch Berlin-Mitte (featuring Flo & Fritz).

Typewalk 15:00 Uhr | Registration mandatory
Information given during the type walk will be mainly in German. Questions can be answered in English, French, and Portuguese as well. Please read below for more information.

Fritz Grögel und Florian Hardwig, Masters of Zeichenerkennung, lenken unsere Aufmerksamkeit im Stadtgeschehen auf die kleinen, ruhigen Details. Gemeinsam schauen wir uns bemerkenswerte Buchstabenformen, Beschriftungen, Schilder, Inschriften und vieles mehr an. Unter anderem machen wir in der St.-Marien-Kirche Halt. Dort kann im jüngst renovierten Eingangsbereich das Totentanzfresko bewundert werden, bei dem es sich um eines der bedeutendsten erhaltenen mittelalterlichen Kunstwerke Berlins handelt – inklusive sachkundigem Kommentar unserer Experten.

Selbe Route wie in den letzten Jahren, begrenzte Teilnehmer·innenzahl, Teilnahmebeitrag 15€ (ermäßigt 10€), Anmeldung erforderlich. Den Treffpunkt für den Schriftspaziergang geben wir den Teilnehmenden kurz vorher per Mail bekannt.

Same route as in the last years, first come first serve, costs 15€ (10€ reduced). The meeting point will be announced to participants a few days before the walk via e-mail.

Typostammtisch ab 19:00 Uhr | Just come over as usual
Der sommerliche Typostammtisch findet im Berliner Prater statt, der kleinen Schwester des Wiener Praters – mit der deutlich schöneren Beschriftung (FF Prater von Steffen Sauerteig und Henning Wagenbreth). Die Speisekarte ist für sich bereits ein Lettering-Augenschmaus. Getränke gibt es auch, und es darf geredet werden! Treffpunkt für Typenerds aller Colörs, zum Quatschen, zum Soschalaisen oder auch um was herzuzeigen und Input zu erhalten. Und falls es ein bisschen regnet, klappen wir die Schirme auf – wär’ ja nicht das erste Mal.

Heissa, wir freuen uns auf Euch!

Wann? Am Donnerstag, den 31. August um 19 Uhr.
Wo? Prater Biergarten, Kastanienallee 7–9, 10435 Berlin

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team


Vom 18.–20. August (dieses Wochenende!) steigt das Graffiti- und Streetart-Festival Hypergraphia in Potsdam. Farbig geht’s zu im A–Z presents: Dort kann man am 26. August gelbe Sachen zum Super Collective Market No.1 mitbringen. Ebenfalls am 26. August findet die Lange Nacht der Museen mit vielen Angeboten statt. Unter anderem lässt sich im Kupferstichkabinett die Ausstellung World Framed bewundern: abstrakte Zeichenkunst mit der Linie als Ausgangspunkt für alles mögliche (noch bis zum 08. Oktober). Außerdem bietet sich die Ausstellung Mit Pinsel und Qualam zu chinesisch-arabischen Kalligrafien an (noch bis zum 22. Oktober im Pergamonmuseum). Zum Auftakt der Reihe Polish Affairs — Polnische Kultur zu Gast in der Stabi wird am 22. August ein deutsch-polnisches Schulbuchprojekt in der Staatsbibliothek vorgestellt. Stabi II: Am 05. September trifft im Rahmen der IndieStabi der Kanon Verlag auf den Leykam Buchverlag. Stabi III: Die Ausstellung Die Chronologiemaschine zeigt den Aufschwung der Infografiken im 18. Jahrhundert. Eröffnung mit Kuratorinnenführung am 07. September, Ausstellung ab 08. September. Über den typografischen Tellerrand schauen kann man bei der sehr persönlichen Konferenz Beyond Tellerrand am 11. und 12. September im Festsaal Kreuzberg. Gibt noch Tickets! Noch bis zum 17. September ist die Ausstellung Final Sale zu Kaufhausschildern im Buchstabenmuseum zu sehen. Unbedingt ebenfalls vormerken: Die Kunstbuchmesse Miss Read am 22.–24. September im HKW.


Die Titelzeile ist in der Jobim von Flavia Zimbardi und Inga Plönnigs gesetzt. Das Titelbild stammt aus Florian Hardwigs umfangreicher Sammlung typografischen Stadtgeschehens.

17.11.2022: Bücherstammtisch

So leichtfüßig wie beim letzten Typostammtisch (hier unser Nachbericht) gehen wir gemeinsam in den November. Die Tage werden kürzer, die Abende werden abendlicher und wir Schriftmenschen sehnen uns mehr und mehr nach wärmender, buchangereicherter Kost.

Also laden wir euch zur Buchvorstellung ein! Ähnlich sportiv wie bei einem traditionellen Pecha Kucha, bei uns allerdings abgehalten als analoges Vortragsformat, stellen Berliner· oder Nahberliner·innen (zum Beispiel aus Potsdam) ihr Buch vor. Alle ausgewählten Bücher sind in den letzten Jahren erschienen und haben, logisch, Schriftbezug, innen oder außen. Die Autor·innen und/oder Designer·innen selbst bringen sie mit und präsentieren sie für uns.

Um Vorfreude zu schüren, bleibt die Liste der buchvorstellenden Menschen vorerst geheim. (Zudem warten wir noch auf Rückmeldungen/Bewerbungen und hätten noch ein, zwei Plätze zu vergeben.) Dafür lüften wir nun ein anderes Geheimnis, nämlich das um den Typostammtisch #100: Info weiter unten. Bitte scrollen durch Weiterlesen!

Wann? Donnerstag, 17. November 2022, 19 Uhr; Einlass ab 18:30 Uhr
Wo? Eisenacher Straße 56, im Studio LucasFonts, 2. Hinterhof, 10823 Berlin-Schöneberg

Bis dahin,
Euer Typostammtisch-Team


Vom 4. bis 12. November findet in der Oberlandstraße ein interdisziplinäres Festival über Zuhause, Stadtökologie und nachhaltige Formen des Zusammenlebens statt, bei dem der großartige syrische Kalligraf Mouneer Al‘ Shaarani Workshops gibt. Galerie p98a bietet vom 17. November bis 4. Dezember in der Reihe Wir machen Bücher Lesungen, Gespräche, eine Ausstellung und vieles mehr. Im Rahmen der Ausstellung zum Hannah-Höch-Preis 2022 sind ab sofort und bis Anfang Februar im Kupferstichkabinett die Typewritings von Ruth Wolf-Rehfeldt zu sehen.

Hinweis in eigener Sache:

Typostammtisch #100 (ja, 100!!!) wird ein Quiz an einem ganz besonderen Ort und zwar erstmalig, richtig vorweihnachtlich, in einer Kirche. Genauer gesagt im KulturRaum Zwingli-Kirche in Friedrichshain. Bitte haltet euch bei der Planung von Firmenfeiern und Familie den 15. Dezember frei! Wir würden uns freuen, viele Weggefährt·innen, Stamm- und neue Gäste zu diesem besonderen Jubiläum begrüßen zu dürfen. Die Ratefüchse unter euch konnten ja hinreichend Kraft und Wissen sammeln: Es ist pandemiebedingt das erste Typostammquiz seit drei Jahren!


Die Titelzeile zeigt eine Schrift von Sina Otto mit dem Arbeitstitel Schöneberg, geboren 2015 und gewachsen in der Klasse von Lucas de Groot 2016/17. Release geplant für 2023.

27.10.22: Type Walk mit Jesse Simon (Berlin Typography)

Nach dem Graffiti-Walk im August haben wir im Oktober ein weiteres Spaziergangshighlight für euch: Jesse Simon zeigt uns (typo-)grafische Streiflichter der Stadt, ober- und unterirdisch entlang der U-Bahnlinie 7. Jesse schreibt, lehrt und gestaltet. Er hat in Oxford Geschichte studiert und ist seit 2012 in Berlin unterwegs, meistens mit Kamera. Was er sieht, dokumentiert er in Büchern (Berlin Typography 2021, Plattenbau Berlin 2022) und Social Media Accounts (Berlin Typography, Berlin Texture, U-Bahn Berlin). Zum Spaziergang kombiniert er diese Kategorien und gibt euch einen Einblick in seine Sicht auf die Stadt.

Nach dem Type Walk kehren wir im Schleusenkrug am Zoo ein (dieser Biergarten hat übrigens passend zum Thema ein tolles Neon-Schild). Wir freuen uns, wenn viele von euch dazustoßen, auch wenn ihr nicht am Spaziergang teilnehmen könnt. Wie bei all unseren Stammtisch-Stammtischen: Bringt gern Skizzen oder Fundstücke, die ihr teilen möchtet, mit in den Biergarten! Es gibt immer etwas zu besprechen.

Bitte beachtet unbedingt auch unsere Hinweise in eigener Sache unten!

Spaziergang, begrenzte Plätze mit Anmeldung:
Treffpunkt um 15:00 Uhr am U-Bahnhof Fehrbelliner Platz. Wo genau, geben wir den Teilnehmenden bekannt. Bitte bringt Jesse einen Teilnahmebeitrag von 10€ möglichst passend mit. Der Spaziergang wird auf Englisch stattfinden. Bitte beachtet, dass ihr ein gültiges Tagesticket AB benötigt.

Type Walk in English, please register (limited attendance): We meet at U Fehrbelliner Platz at 3 p.m. Please bring a 10€ fee for the walk in cash. Also please make sure you have a valid day ticket AB. Afterwards, from 6:30 p.m., join us without registration for food, drinks and type discussions. Of course you can also come if you can’t attend the type walk. The Typostammtisch evening will take place at Schleusenkrug Biergarten near Zoologischer Garten. We’ll sit outside under a roof.

Stammtischabend ohne Anmeldung im Schleusenkrug Biergarten: ab 18:30 Uhr. Wir sind draußen unter dem Dach, dicke Jacken anziehen! Bei sehr schlechtem Wetter können wir auf drinnen wechseln.

Bis dahin,
Euer Typostammtisch-Team


Das Buchstabenmuseum hat nun eine Neon-Werkstatt! Man kann Touren mit Neon-Fokus buchen oder Workshops, um selbst Hand anzulegen. Vom 12.–16. Oktober fand das InScript Festival für experimentelle Schrift online statt. Der Ticketverkauf mit Zugang zu Videoaufzeichnungen ist leider geschlossen. Es gibt aber einen Newsletter, um die Veranstaltung im Auge zu behalten. Ebenfalls online, aber in der Zukunft, nämlich vom 27.–29. Oktober, finden die ATypI Tech Talks statt. Wer Weihnachtskarten selbst gestalten und zusätzlich etwas über Lettering lernen möchte, kann im November und Dezember Workshops in der Makery in Kreuzberg buchen. Wer eher in Richtung Letterpress gehen möchte: Auch in der p98a finden monatlich Workshops statt.

Einige Hinweise in eigener Sache:

Typostammtisch #99 im November wird ein Buch-Pecha-Kucha. Dafür brauchen wir euch, liebe Berliner Autorinnen und Autoren! Wer hat in den letzten 5 Jahren ein Buch geschrieben und/oder typografisch gestaltet und möchte das in einem 5-minütigen Vortrag vorstellen? Es sollte auf dem Markt sein, also bitte keine Entwürfe. Meldet euch: info@typostammtisch.berlin.

Typostammtisch #100 (ja, 100!!!) wird ein Quiz an einem ganz besonderen Ort. Bitte haltet also bei der Planung von Weihnachtsfeiern und Familientreffen nach Möglichkeit den 15. Dezember 2022 frei. Wir würden uns sehr freuen, viele Weggefährtinnen und ‑bereiter des Typostammtischs, sowie Stammgäste, Ratefüchse und Neubesucher·innen zu diesem Jubiläum begrüßen zu können.

A propos neu: Wir suchen zuverlässige Teammitglieder für die nächsten 100 Typostammtische* [m/w/d, wahlweise mit Logistik-, Schreib-, oder Organisationstalent, in jedem Fall mit einer großen Portion Typo-Enthusiasmus und Offenheit. Ob Studierende oder Profi, jede(r) kann etwas beitragen]. Meldet euch, gern persönlich oder über die oben genannte E-Mailadresse.

* Keine Angst, ihr müsst nicht 100 Ausgaben durchhalten; der geteilte Rekord liegt bei 50.


Das Titelbild ist eine Collage aus Jesse Simons Sammlung. Hint, hint: Dies sind Orte, die wir auf dem Spaziergang live erkunden werden. Es wird aber weit mehr als Helvetica zu sehen geben, versprochen! Die Titelzeile zeigt einen Schriftentwurf mit Arbeitstitel Diplomat von Alexander Rütten und Olivia Wood von Ligature_type.

29.09.2022: Studio Pandan & Eps51

Beim September-Typostammtisch werden wir zwei Designstudios kennenlernen: Studio Pandan und Eps51 teilen sich ein Haus (in der Möckernstraße) und ein Fachgebiet (die Typografie). Gründerinnen Pia Christmann und Ann Richter (Studio Pandan), und Gründer Ben Wittner und Sascha Thoma (Eps51) geben uns Einblicke in ihre Arbeit und ihren Zugang zur Typografie.

Wann? Donnerstag, 29. September 2022, 19 Uhr
Wo? Eisenacher Straße 56, im Studio von LucasFonts, 2. Hinterhof, 10823 Berlin-Schöneberg
U-Bahn: U7 bis Eisenacher Straße
Bus: M43 oder M85 bis Albertstraße

Bis dahin, euer
Typostammtisch-Team


Vom 14.–18. September im Haus der Kulturen der Welt den Horizont erweitern: Zelebriert wird der Abschluss der Reihe Das Neue Alphabet, was hier nicht ausschließlich typografisch gemeint, sondern sehr weit gefasst ist. Am 15. September findet im Buchstabenmuseum der Launch der Schrift Silvana von Siri Lee Lindskrog statt, inkl. Ausstellungseröffnung. In der Galerie A–Z presents laufen derzeit die Counter-Sessions. In Ausgabe #2 geht es am 13. Oktober um Stillstand, Rituale und ein Record Release im Zeichen der Zeit – mit Florian Dombois. Vormerken solltet ihr euch auch die ATypI Tech Talks, die vom 27.–29. Oktober online stattfinden werden. Early-Bird-Tickets sind bis 19. September erhältlich! Vielleicht ein Randthema, aber toll (und Weihnachten kommt auch alsbald): Wer Lust auf Handwerkliches und selbstgemachte Notiz- oder Skizzenbücher hat, kann bei Franja online buchbinden lernen oder Wissen auffrischen; die Basics gibt es kostenlos.


Die Titelzeile ist in der Kottifraktur von Peggy Seelenmeyer gesetzt. Inspiration waren Berliner Straßenschilder, aber auch der Reiz, ultra-geometrische Schrift mit Fraktur zu kombinieren; Werkzeuge ein breites Holz für die vertikalen Frakturelemente, der Rest baut auf Kreisen (mit dem Zirkel gezeichnet) auf.

(Credit Foto rechts oben: Dahahm Choi)

Nachgespräch 96. Typostammtisch: Street Type Walk mit Oli und Martin

Vorfreude durch Toilettenpoesie

Der Typewalk hat noch gar nicht angefangen, da winken schon die Zeichen. Na dann …

Anja:
Lieber Lukas. Ich bin immer noch ganz beschwingt und im Flow von gestern. Graffiti und Stammtisch – Graffitisch und Stammiti. Egal, ich schweife ab. Toll, dass du Oli und Martin angefragt hast! Die beiden haben uns so viele Ecken gezeigt und große und kleine und keine Geheimnisse verraten … Wie geht’s dir heute morgen?

Lukas:
Hey Anja, du fasst das sehr gut zusammen, mir geht es ähnlich. Beschwingt und im Flow! Ich muss gestehen, dass ich vorher ziemlich aufgeregt war. Ich hatte mich die ganze Zeit gefragt, wie Graffiti beim Typostammtisch-Publikum ankommen würde. Würden die Teilnehmenden aufgeschlossen oder skeptisch sein? Auf jeden Fall haben Oli und Martin mit ihrer Art alle Barrieren abgebaut, falls dort welche gewesen wären. Wie hast du es empfunden als Schriftgestalterin? Was war neu für dich, was hat dich inspiriert und natürlich auch: Wie hast du die Gruppe wahrgenommen (die übrigens eine spannende Mischung von Menschen aus verschiedenen Altersgruppen und unterschiedlichen Arbeitsfeldern war)?

Treffen in der Hitze. Kurze Vorstellung und los geht’s!

Selber machen! Unsere Guides erklären ihre Idee des kollektiven Skizzierens im Biergarten. Dazu später mehr.

A:
Oli und Martin sind als Guides auf jeden Fall sehr empfehlenswert. Kurzweilig, witzig, kompetent, authentisch (da war er wieder, der -tisch). Es waren ja trotz Affenhitze ca. 15 Leute da (null Skepsis übrigens), mehr Frauen als Männer. Ich finde das deshalb erwähnenswert, da sich Martin und Oli intensiv mit der Teilhabe von Frauen im Graffiti beschäftigen: Sie gendern konsequent, rufen zur Selbstreflektion der Community auf, wirken auf mich absolut integrierend, obwohl (oder gerade weil) die Graffitikultur immer noch sehr männlich konnotiert ist.

Die beiden erwähnten im Laufe des Rundgangs auch weitere Schattenseiten: Kriminialisierung und teilweise auch Kriminalität, ein individuell selbstgezimmertes und nicht definiertes Moral-Gerüst, Rivalitäten und durch die Verdrängung ins Dunkle auch eine Art innewohnender Weltschmerz. Diese Gratwanderung zwischen Kunst und Kriminalität und was Oli und Martin dazu zu sagen hatten, fand ich sehr spannend. Wie ging es dir da? Du bist ja mit deutlich mehr Vorwissen in den Rundgang gestartet. Was hast du gelernt?

L:
Stimmt schon, ich bin mit Vorwissen reingegangen, muss aber sagen, dass viel auch für mich neu war. Das liegt daran, dass die beiden eine so tiefe Sicht ins Innenleben der Graffitiszene haben (selber in einem Kollektiv, gute Connections und eine eigene Meinung). Als ich noch Dorfkind war, habe ich erst richtig angefangen mich für Schrift zu interessieren, als ich Graffiti entdeckt habe. Gerade die Bilder, die aus Martins und Olis Umfeld stammten, haben mir einen richtigen Schubser in die Schriftwelt gegeben. Und jetzt höre ich von den beiden diese ganzen persönlichen Geschichten – schon abgefahren!

Ich mochte besonders, dass sie uns an die Nicht-Orte geführt haben (so wie Martin sie nannte). So Orte mitten in Berlin, wo einfach Stille herrscht und die Zeit etwas langsamer tickt. Aber drumherum ist Tumult, ganz normal. Das hatte was Poetisches. Dass wir als Gruppe einfach eine Abzweigung hinterm busy Supermarkt nehmen und plötzlich auf einer leeren Grünfläche stehen, ganz alleine. Und da ist dann Platz für Schrift, für Graffiti, für expressive Spielereien. Da hatten wir dann ja lustigerweise Zeit, Buchstaben zu erraten (oder auch nicht, hehe).

Nicht-Orte: Sie liegen mitten im überlebendigen Berlin, doch dort herrscht Ruhe. Die beiden zeigen uns mehrere davon, hier die Wiese hinter einem Supermarkt. Ein Ort für Schrift.

Buchstabenquiz hinterm Aldi. Wenn man sich viele Graffitis anschaut und versucht sie zu lesen, wird es irgendwann leicht fallen auch das hier zu lesen. Anhaltspunkte geben natürlich auch bekannte Sprayer·innen-Namen und deren Styles, die man wiedererkennt. (Bitte raten!)

Und wie du schon erwähnt hast, ich finde es auch total cool, dass die beiden ständig darüber reflektieren, was Graffiti heute bedeutet, wer daran Teil haben darf, was gut läuft und was sich verändern muss. Und sie sprechen nicht nur darüber, sondern setzen es auch in die Tat um. Wie bei ihrem Hypergraphia Festival in Potsdam, bei dem echt viele weibliche Graffiti Artists dabei waren. Das scheint sonst nicht die Norm zu sein.

Was hast du eigentlich Neues über Buchstaben erfahren? Also ich meine: Formen, Herangehensweisen, Techniken – sowas in die Richtung. Und dann würde ich auch sehr gerne von dir wissen, was dein Lieblingsort auf der Tour war und warum!

A:
Neulich hinterm Aldi – ja, das fand ich auch sehr cool. Ich konnte kaum eine Buchstabenform erkennen. Aber die beiden haben ja auch erklärt, dass bis ungefähr zu den 2000er Jahren ein Ausfeilen der Stile und Techniken zu beobachten war, bis viele Kollektive es dann irgendwann so perfekt drauf hatten, dass es ihnen langweilig wurde und sie sich an den Spaß und die intuitive, mitunter kryptische Herangehensweise erinnert haben (Anti Style). So entstehen dann tanzende Formen wie oben zum Beispiel.

Dass Graffiti tatsächlich etwas mit Tanzen zu tun haben kann, war mir neu: Martin und Oli haben die Körperlichkeit, die vor allem das schnelle Malen (Throw Up) erfordert, erklärt und auch demonstriert. Sie kreisten die Arme, reizten ihre Spannweite aus, gingen in die Hocke, federten und waren eins mit der Bewegung. Jeder für sich nach individuellen körperlichen Gegebenheiten und trotzdem fast synchron. Also ich klick’ ja sonst eher die Maus 😉

Das Tag kann die rudimentärste Form von Graffiti sein (hier weiß: „typo“).

Graffiti (vor allem die schnelle Variante Throw Up) sei wie tanzen, sagen die beiden. Das sieht man. So federt man synchron!

Martin und Oli am Abbubblen. Bubblestyle hat Tradition im Graffiti. Manchmal sprüht man nur einen Buchstaben (hier: B), der ähnlich wie ein Logo funktioniert.

Ansonsten war mir alles Mögliche neu: Fachbegriffe wie Headbangen (kopfüber auf dem Dach liegend mit der Farbrolle malen), Layup (kurz zu Reinigungszwecken abgestellte Züge bemalen) und Caps (verschiedene Sprühaufsätze ähnlich Pinselspitzen), dazu Infos über Farbzusammensetzung, verschiedene Crews und Umweltprobleme durch viel Abfall. Aber ich gehöre eben auch zu den Toys (sozusagen die Muggel der Graffitiwelt).

Du fragst nach meinem Lieblingsort. Mich hat nicht ein Ort speziell beeindruckt, sondern eher eine Aussage zum Thema von Oli: Für ihn hat Graffiti viel damit zu tun, hinter Türen zu schauen („hinter einer Tür öffnet sich plötzlich eine völlig neue Welt“), auch metaphorisch gesehen auf die andere Seite zu blicken, über Zäune zu gehen – manchmal über die im eigenen Kopf. Die Gratwanderung, das Dialektische, die Grauzone, das finde ich über Buchstabenformen hinaus das eigentlich Interessante. Denn bei aller Faszination muss man natürlich sagen, dass es deutlich mehr illegale Flächen gibt als legale. Deshalb meine etwas aufmüpfige Frage an dich: Du, Lukas, wem gehört eigentlich die Stadt?

L:
Der Deutsche Wohnen würde ich sagen, nech? Die Frage ist total präsent in Berlin, vor allem wenn’s ums Wohnen geht. Auf der einen Seite Konzerne mit viel Geld und Besitz und auf der anderen Seite die Bevölkerung, die wohnen möchte (ohne davon arm zu werden oder ständig aufgrund von Preissteigerungen umziehen zu müssen). Was die beiden erzählt haben, als wir vor dem großen Wandbild an der Schönhauser standen, fand ich sehr interessant. Das Mural war von einem neuseeländischen (bald aotearoaischen?) Freund legal gemalt worden, im Auftrag der Hausverwaltung.

Zu Graffiti gehören auch Wände, die in Auftrag gegeben werden. Diese stammt von einem Neuseeländer (einer der ersten Menschen, die ihren Doktor in Graffiti gemacht haben). Solche Arbeiten werden in der Szene gleichzeitig hoch geschätzt und abgelehnt, denn sie tragen auch zur Gentrifizierung und somit Verdrängung bei.

Im Gespräch kamen wir auf beauftragtes Malen. Martin erzählte, dass er für eine große Wand angefragt wurde und schon mitten in den Vorbereitungen steckte, als er plötzlich erfuhr, das die Deutsche Wohnen hinter dem Auftrag stand. Er brach ab, weil er keine Lust hatte, den Wohnkonzern mit seiner künstlerischen Arbeit zu unterstützen. Diese Anekdote reiht sich in die Tendenz ein, dass die Stadt zunehmend unter großen Konzernen aufgeteilt wird. Interessanterweise dient Graffiti manchmal dazu, ein Viertel erst hip zu machen: Der Wert einer Immobilie kann gesteigert werden, wenn ein schönes Graffiti dran klebt. Gleichzeitig kriminalisiert man den Weg dorthin, denn viele Künstler·innen sind in der Graffitiszene groß geworden.

Graffiti trägt die Frage, wem was in der Stadt gehört, spielerisch und plakativ in den öffentlichen Raum. Die Grenzen zwischen Besitz und Nichtbesitz werden verschoben, weil Crews oder einzelne Sprayer·innen sich mit Hilfe von Farbe und Botschaften bestimmte Spots, Fassaden, Orte oberflächlich aneignen und damit sagen: „Das ist jetzt meins, äätsch!“. Dabei gibt es verschiedene Facetten: Crews, die offen und frei sind (so wie Oli und Martin) und dann die Gangster, also Crews, die mit Kriminalität zu tun haben (Drogen, Waffen, Gewalt) und das auch nach außen kehren. Aber Hin oder Her, die Diskussion über Besitz und Teilhabe wird von Graffiti stark befeuert, behaupte ich mal. Es werden Machtverhältnisse hinterfragt.

Schicht über Schicht, Schicht gegen Schicht, Schicht für Schicht. Philosophie und Graffiti an legalen Wänden im Mauerpark.

Und wortwörtlich Farbschichten übereinander, Graffiti-Ringe quasi. Kann man zählen, dann weiß man wie alt die Wand ungefähr ist.

Was mir noch auf der Seele brennt: Die beiden hatten ein Blackbook dabei. Und ich habe gesehen, dass du auch akribisch reingemalt hast. Und das Buch hat dann die Runde im Prater gemacht. Was hat es damit auf sich gehabt?

A:
Haha, gute Überleitung. Ein bisschen Moderation muss schon sein in einem Nachgespräch. Nach so viel tiefgründigem und philosophischem Vordringen in Raum und Zeit endete unser Spaziergang nämlich, du sprichst es an, bei einem kühlen Bier im Prater und ging damit nahtlos in einen Typostammtisch im klassischen Sinn über. Es gesellten sich viele weitere Gäste dazu und so verbrachten wir den Abend glücklich und zufrieden bis es dunkel war … Moment – das Notizbuch!

Martin und Oli hatten die Idee, die freie und intuitive Herangehensweise an Buchstaben, die sie uns in ihrer Throw Up Session näher gebracht haben, in den Biergarten mitzunehmen. Das sah dann so aus, dass sie immer ein paar Buchstaben vorgegeben haben und die Anwesenden dazu Entwürfe beitragen sollten. Zum Beispiel kann ich mich an eine Aufgabe erinnern, drei Versalbuchstaben in einem Zug zu schreiben (Oneliner). Je später der Abend wurde, desto lustiger wurden natürlich auch die Aufgaben, z.B. „ein P, das hilft“ oder ein „Symbol mit O“. Dieses um die Ecke denken hat mir (und anderen) jedenfalls großen Spaß gemacht. Ich finde, so ein Notizbüchlein darf gern wieder beim nächsten Stammtisch-Stammtisch dabei sein! Du hast das Buch doch mitgenommen, oder? Was war da noch so drin?

L:
Jetzt probiere ich elegant, und vor allem intelligent, davon abzulenken, dass ich das Buch nicht mitgenommen oder abfotografiert habe 🙂 Oli und Martin haben das Buch aber wohlbeherzt an sich genommen und das ist doch ein schöner Aufhänger, sie bei den nächsten Typostammtischen wieder zu sehen.

Besonders gut kann ich mich an die Doppelseite mit den Tierbuchstaben erinnern, bei denen äußerst niedliche, aber auch bedrohlich-einschüchternde Wesen entstanden, die gleichzeitig als ausgereifte Initialbuchstabenideen herhalten könnten. Sinas M mit Augen fand ich sehr schön. Und ich habe nebenher mitbekommen, dass David sogar sein eigenes Blackbook mitgebracht hatte. Seiten über Seiten gefüllt mit Buchstaben, wow. Also ich bin dafür, dass wir die Idee mit dem Notizbuch zum Typostammtisch fortführen.

Was für ein schöner Rundgang! Ich hoffe, dass alle aus unserer Gruppe etwas für sich mitnehmen konnten. Auch, dass es neue Fragen angestoßen hat. Oder, dass es einfach die Spielfreude entfacht hat, durch Martins und Olis (Sprüh-) Fingerspitzengefühl in der Vermittlung straßenschriftlicher Inhalte. Nur noch zwei Dinge, die ich teilen möchte, da sie mich fasziniert haben: Erstens, dass die hohen Dosenpreise und die derzeitige Inflation mehr und mehr Graffitimenschen zum Umlenken auf Streichfarbe und Rolle bewegen. Und zweitens, dass es Writer gibt, die im Sommer mit der Gartenschere herumlaufen und den Büschen, die über ihre Bilder wachsen (und diese somit verdecken) einen Pony schneiden.

Danke an unsere Guides für die Insights und den schönen Spaziergang. Danke auch an unsere Gruppe und alle zum Biergartenstammtisch Dazugestoßenen: Toll, dass ihr da wart! Und Anja, haben wir noch etwas vergessen, oder magst du noch etwas hinzufügen?

Die (nicht ganz komplette) Gruppe, die Guides und der Prater

Auf einen gelungenen Type Walk!

A:
Du hast alles gesagt (hihi). Ich muss nur noch über die Formulierung „Fingerspitzengefühl in der Vermittlung straßenschriftlicher Inhalte“ lachen. Das wäre auch eine 1A-Überschrift für eine Verordnung oder sowas! Ich möchte noch eine Anekdote loswerden, die mir einer der beiden später im Prater erzählte: Er sagte, sich umschauend, dass er hier schon mal nachts gewesen sei. Er dachte damals allerdings, dies sei ein verwaistes Schwimmbad (wegen der Türme, die dort zur Bühnenbeleuchtung stehen). Schon lustig, diese Nicht-Orte in der Stadt – sogar belebte Biergärten können sich bei Nacht in solche verwandeln.

Hier noch mehr Fotos, die wir oben nicht untergebracht haben … Continue reading „Nachgespräch 96. Typostammtisch: Street Type Walk mit Oli und Martin“

Überbrückung und Beglückung #1

Worte zur Lage zur Nation und unser aller Situation ersparen wir uns, stattdessen gleich in medias res: Das Prinzip Stammtisch ist vorerst obsolet geworden. Aber wir sind da. Wir überbrücken und werden mindestens unsere klassischen Formate als Minimalbespielung des nächsten Jahres aufrechterhalten:

  • Unser legendäres Typostammtischweihnachtsquiz, kurz Typostammquiz, setzen wir aus und verschieben die nächste Runde auf Ende 2021. Vorjahressieger Florian Hardwig darf den Pokal also ein weiteres Jahr bei sich bewahren, Gewinnergruppe Garamond fast genauso lang über neue Quizfragen brüten.
  • Die Jahresausstellung Mastering Type mit internationalen Type Design Graduates machen wir im Frühjahr, sobald wir uns wieder auch draußen aufhalten können und sich die Virenlage beruhigt hat. Hoffentlich im März.
  • Schriftspaziergänge halten wir für das am ehesten ungefährlich durchführbare Format. Damit würden wir 2021 früher einsetzen und evtl. mehrere anbieten, in angestammter Konstellation mit Fritz und Florian und Freiluftzielort.
  • Das beliebte Thema Type Crit ist auch digital gut umsetzbar. Nicht im Lokal mit sechs parallel Begutachtenden, aber sequentiell auf Zoom. Auch hier kann jeder mithören und die Hand heben; es könnte also lustig werden.

Hat zwar wenig zu tun mit Stammtisch im Sinne von Stammtisch, aber auch in solchen Online-Zusammenkünften können wir Kontakt halten. Lust auf Minipräsentationen? Wer ist neu in der Stadt, was gibt es an Unternehmungen? Was passiert an den Hochschulen, was zu Lettering, Redaktionellem, Beschilderung und Schriftgestaltung in Berlin? Wer möchte etwas zeigen, fragen, präsentieren, anbieten zu unser aller Beglückung?

Jede Menge Anregungen und fröhliche Erinnerungen gibt’s in unserem Archiv. Ihr findet uns auf Twitter und Instagram. Oder schreibt uns per Mail.

Gern nehmen wir eure Projekte in kommende Newsletter auf; unten wie immer unsere Veranstaltungshinweise, dieses Mal ausgebaut.

Es ist einiges geboten! Nutzt die Zeit.

Liebe Grüße,
Euer Typostammtischteam

 


Ein Besuch lohnt sich immer im Buchstabenmuseum in den S-Bahnbögen Bellevue, Donnerstag bis Sonntag, auch spontan ohne Voranmeldung. Sehr weiträumig! Außerdem offen (mittwochs bis freitags): der Concept Store der Galerie p98a, Analog, in der Potsdamer Straße. Behaltet außerdem die Galerie A–Z mit ihren spannenden Aktivitäten an der Schnittstelle Design–Kunst–Buch im Blick.

Auch Konferenzen und Vorträge finden rege statt, online oder im kleinen Kreis. Da wäre die ehrwürdige ATypI, dieses Jahr erstmals wirklich global, vom 27. bis 31. Oktober 24 Stunden am Tag live, über Zeitzonen und Grenzen hinweg. Ebenfalls online kann man den monatlichen Vorträgen am Letterform Archive in San Francisco folgen: am 20. Oktober erzählt Jon Sueda über die vielen Facetten seiner Tätigkeit als Designer, Kurator, Verleger und Lehrender im Vortrag To make generally knownJuan Luis Blanco führt uns mit Basque Lettering: Letters for Self-Assertion am 17. November in die Welt des Baskenlandes. „What it means to be an Occupant“ erklärt uns Cyrus Highsmith in seiner Präsentation Keeping Occupied am 18. Dezember.

Im Auge behalten könnt ihr den Type Thursday Berlin. Hier sind zwar momentan keine Termine gelistet; es ist aber wahrscheinlich, dass wieder Treffen stattfinden. Außerdem solltet ihr die tgm auf dem Schirm haben, denn auch hier werden aufgrund der derzeitigen Situation teilweise Online-Vorträge angeboten und man muss praktischerweise nicht immer nach München reisen.

Zurück nach Berlin! Wer an Workshops teilnehmen möchte, um endlich-mal-wieder-praktisch-zu-arbeiten und Menschen zu sehen, kann dies zum Beispiel bei Carla Cimino von Badass Prints tun: Siebdruck für Beginner soll am 23. und 24. Oktober stattfinden, das Datum ist allerdings flexibel. Auch in der p98a kann man sich grüppchenweise weiterbilden und am 7. November Weihnachtskarten drucken, nebenbei ist immer ein Plausch mit alten Bekannten bei gutem Kaffee drin.


Das Titelbild stammt von Sol Matas und wurde auf unserem Teamtreffen im September unter Einhaltung der Corona-Abstandsregeln aufgenommen. Die Titelschrift wurde unter Einschaltung des Contextual-Alternates-Features gesetzt in dem Color Font LiebeHeide von Ulrike Rausch, erschienen in ihrer Foundry LiebeFonts

31.10.2019: Glyphs: Status quo und Blick in die Zukunft

In erstaunlich kurzer Zeit hat sich der Font-Editor „Glyphs“ vom Underdog zum Platzhirschen gemausert. Noch vor einigen Jahren haben die meisten Schriftgestalter mit russischer Software ihre Schriften produziert, aber Georg Seifert, Erfinder und Hauptprogrammierer von Glyphs, hatte die eindeutig cooleren Ideen. Mit speziellen Hilfsmitteln für arabische, indische und südostasiatische Schriftsysteme hat seine Software Glyphs die Welt erobert:

 

Glyphs hat unserer Type-Design-Community so viele technische Neuerungen gebracht, dass alteingesessene Softwareproduzenten verzweifelt hinterherrennen. Während Georg in 64-Bit-Höchstgeschwindigkeit pausenlos über die komplexesten Themen reden kann, nebenbei codierend und kompilierend, macht sein wichtigster Mitstreiter, der Wiener Gestalter und Kommunikationskünstler Rainer Erich Scheichelbauer, die Software für die breiten Massen zugänglich: mittels unzähliger Tutorials, Handbücher, Python-Scripts und Plugins.

 

Als Berliner Typostammtisch sind wir stolz darauf, dass Glyphs ein Berliner Produkt ist, und noch viel stolzer, dass wir Georg und Rainer für einen Glyphs-only-Abend buchen konnten, zwischen ihren zahllosen Vorträgen und Workshops auf der ganzen Welt. Wenn man die beiden im Ausland trifft, geht deren exzellenter Support im beeindruckenden Glyphs-Forum trotzdem weiter. Ob Georg und Rainer nebenbei noch Zeit zum Leben haben, erfahren wir vielleicht bei unserem Typostammtisch-Glyphs-Abend.

 

Die beiden zeigen beim Typostammtisch aber nicht nur die Vergangenheit und die Gegenwart ihrer Software, sondern werden auch einen exklusiven Ausblick auf deren unmittelbare Zukunft geben, und die bringt viel Neues für das Schriftgestalten, und „darüber hinaus noch mehr“. Was das genau heißen soll, werden wir am 31. Oktober exklusiv in Berlin präsentiert bekommen.

 

Wann? Am Donnerstag, den 31. Oktober 2019 um 19 Uhr
Wo? Bei LucasFonts, Eisenacher Straße 56, 10823 Berlin-Schöneberg
U-Bahn: U7 bis Eisenacher Straße
S-Bahn: S1 bis Julius-Leber-Brücke oder S1, S41, S42, S45, S46 bis S-Bahnhof Schöneberg
Bus: M48, M85, 104, 187, N42 bis Albertstraße

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team.


Am 25. Oktober findet ab 19 Uhr die Ausstellungseröffnung der einmonatigen Residenz der Posterwomxn in der SDW statt. Gezeigt werden Poster und Arbeiten, die während der Residenz von Ciara Wade, Lisa Baum sowie weiteren Künstlerinnen gestaltet wurden.
Seit dem 19. Oktober ist bis zum 16. November die Ausstellung Paradox x CPT.OLF 16–19 im Urban Spree zu sehen. Sie umfasst das Werk aus vier Jahren, die der Fotograf Cpt.Olf in Residenz bei Paradox verbracht hat.
Ab dem 25. Oktober ist in der Kunstbibliothek die Ausstellung Hansjörg Mayer. Typoems und Künstlerbücher zu sehen. In Kooperation mit Hansjörg Mayer wird die Vielfalt seines Verlags ausgestellt.
Zudem ist am 27. Oktober am Steinplatz eine Präsentation und „Aktivierung der Buchstaben“ im Rahmen des Kunstprojektes Letter am Steinplatz geplant (bei jedem Wetter, wurde uns versichert!). Eine wetterfeste Letter-Performance.
Für really early birds, zum Vormerken: Vom 28. bis 30. Mai 2020 steht die zweite Ausgabe von Berlin Letters auf dem Programm. Nach dem riesigen Erfolg der diesjährigen Erstausgabe empfehlen wir, einen scharfen Blick auf den Vorverkauf zu haben.


Das Titelbild stammt aus dem Presskit von glyphsapp.com. Die Titelschrift wurde gesetzt in der Coline Extreme Regular von Émilie Rigaud, erschienen bei „A is for“.

Nachbericht 86. Typostammtisch: notamuse

Das leidige Thema Technik, es scheint uns in letzter Zeit zu verfolgen … Und so wird wieder einmal improvisiert an diesem Abend, der natürlich viel Spannenderes zu bieten hat als einen nicht funktionierenden Beamer.

Versuchen wir es also mit einem anderen Einstieg: der neuen Location. Wir sind das erste Mal zu Gast im Café Hardenberg, einem charmanten Restaurant in Charlottenburg mit großem hinteren Bereich und – naja, Beamer. Eigentlich. Benedikt bringt kurzerhand einen Ersatz-Beamer mit (Dank auch an Alphabet Type) und baut einen Turm aus Cola- und Bierkisten, um den richtigen Projektionswinkel zu ermöglichen. Während dieser hochprofessionellen Aufbauphase treffen die Headliner-Damen des Abends ein: herzlich willkommen Silva Baum und Claudia Scheer von notamuse (in männlicher Begleitung, der Herr stellt sich als „Groupie“ vor). Die dritte Initiatorin des Projekts, Lea Sievertsen, spricht am nächsten Tag in Stuttgart und ist deshalb nicht dabei. Schade. Wir freuen uns, dass notamuse so großes Interesse weckt! Es kommen immer mehr Gäste an, die Sprecherinnen bereiten sich vor und begrüßen Bekannte. Der Beamer-Turm scheint zu halten. Los geht’s als ungefähr 60 Gäste da sind – hauptsächlich, aber bei weitem nicht ausschließlich Frauen. 


Claudia Scheer (sitzend) und Silva Baum begrüßen ihnen bekannte Gäste

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Nachbericht 85. Typostammtisch: Kann man Typostammtisch übersetzen?

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Nach einer gefühlten Ewigkeit hat am 15. Mai 2019 das Buchstabenmuseum zum ersten Mal seine Tore wieder geöffnet. Nicht zuletzt dank der großartigen Unterstützung vieler Freiwilliger, die in den letzten Wochen und Monaten beim Buchstabenputzen und weiteren Aufgaben tatkräftig Hand anlegten, konnte uns das Team vom Buchstabenmuseum für die Maiausgabe des Typostammtischs einen Tag vor der offiziellen Eröffnung seine einmalige Location bieten.

Nicht nur der Ort war diesmal exklusiv, auch der Termin hatte einen besonderen Stellenwert: In vielen vergangenen Jahren fand im Mai die TYPO Berlin statt; nun (und hoffentlich für viele kommende Jahre) hat sich das Festival Berlin Letters um den nun leeren Primetime-Spot gekümmert. In guter Tradition fand der Typostammtisch am Vorabend als Auftakt statt.

Trotzend den etwas frischen Temperaturen, die in den Hallen des Buchstabenmuseums in den S-Bahn-Bögen in Moabit kaum angenehmer wurden, fanden sich an diesem Abend gut 70 Gäste ein – genau so viele, dass alle einen Sitzplatz fanden und die Auslastung des Gewölbes ideal war. Für den anstehenden Vortrag des Abends fanden wir uns in der hintersten der Hallen ein; so konnten alle auf dem Weg dorthin zuerst am Eingang die riesige Leuchtröhrenwand mit der kyrillischen Ausführung des Coca-Cola-Schriftzugs bewundern und sich dann durch die riesige Sammlung genüsslich ihren Weg bahnen: vorbei an altbekannten Buchstaben, bei deren Anblick man sofort in Nostalgie schwelgt, Schriftzügen, deren Zugehörigkeit man erst auf den zweiten Blick erkennt, aber auch allerhand Kuriositäten und kleinen Schätzen der Berliner Buchstabengeschichte. Stimmungsvoll sind vereinzelt die Neonröhren sogar in Betrieb, sodass hier und da Buchstaben in der Dunkelheit leuchten und zur ohnehin magischen Atmosphäre beitragen. Kurzum, eine nicht endende Quelle an Inspiration für uns alle. Hinten angekommen, wartete die eigentliche Veranstaltung auf uns.

Buchstaben! In allen Formen und Größen, wunderbar leuchtend. Letters of all shapes and sizes, illuminating the museum

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15.05.2019: Typostammtisch international

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Im Mai erwartet uns ein Blick weit über den Berliner Speckgürtel hinaus. Am Vorabend der Premierenausgabe von Berlin Letters (und ausnahmsweise an einem Mittwoch!) freuen wir uns im Buchstabenmuseum auf Kimya Gandhi und Rob Keller.

Alteingesessenen Schriftbegeisterten ist Rob bestimmt noch ein Begriff. Seit Mai 2011 betrieb er in Prenzlauer Berg die Mota Italic Gallery, eine Mischung aus Schriftgestaltungsbüro, Galerie und Fachbuchhandlung. Mit regelmäßigen Ausstellungen und Workshops wurde sie schnell zu dem internationalen Treffpunkt für typografischen Austausch in der Stadt. Im September 2014 verabschiedete Rob sich dann mit einem Vortrag beim Typostammtisch von Berlin. Mit im Gepäck nach Mumbai trug er offenbar auch die Idee, dort einen Typostammtisch zu gründen.

Seit 2017 veranstalten Kimya und Rob gemeinsam mit Tanya George den Typostammtisch Mumbai. Neben Vorträgen und Diskussionsrunden werden regelmäßig eigene Arbeiten in einem „Show & Tell“-Format gezeigt und beim „Type Cooking“ neue Buchstabenformen erforscht. Bei uns sprechen Kimya und Rob über Aufbau und Aufrechterhalten einer Schriftgemeinschaft. Sie beleuchten die Chancen und Herausforderungen bei der Organisation eines neuen Typostammtischs und lassen uns an ihren Erfahrungen teilhaben.

Apropos „Typostammtisch International“: Vergleichbare, aktive Formate gibt es neben Mumbai auch in Weimar, Hamburg, Wien, Amsterdam, Antwerpen, Zürich, Basel, London, Toronto und Vancouver.

Der Vortrag findet auf Englisch statt.

Wir freuen uns darauf,
euer Typostammtisch-Team

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In May we will take a look way beyond Berlin’s exurbs. On the eve of the inaugural Berlin Letters festival we are very happy to welcome Kimya Gandhi and Rob Keller at Berlin’s Buchstabenmuseum.

Long-established letter loving people from Berlin and beyond may already know Rob. Since May 2011 he ran Mota Italic Gallery in Prenzlauer Berg, a type foundry, gallery and specialist bookshop hybrid. With regular exhibitions and workshops it quickly established itself as an international venue for typographic exchange. In September 2014 he waved goodbye to Berlin and moved to Mumbai, keeping the Typostammtisch idea in the back of his head.

In 2017 Kimya and Rob partnered with Tanya George to organize Typostammtisch Mumbai. In addition to presentations and discussions active participation is in demand when personal projects are highlighted in “Show & Tell” evenings or “Type Cooking” sessions. At Typostammtisch Berlin Kimya and Rob talk about the building and preservation of a type community. They highlight the chances and challenges when organizing a new Typostammtisch and share their experience with us.

Talking of Typostammtisch: Besides Mumbai, comparable events can also be found in Weimar, Hamburg, Vienna, Amsterdam, Antwerpen, Zürich, Basel, London, Toronto and Vancouver.

The talk will be in English.

See you soon in Berlin,
your Typostammtisch Team

Wann? / When?
Mittwoch, 15. Mai, um 19:00 Uhr
Wednesday, 15th of May, at 7 pm

Wo? / Where?
Buchstabenmuseum
Stadtbahnbogen 424
10557 Berlin-Hansaviertel

U-Bahn: U9 → Hansaplatz
Bus: 106, N26 → Hansaplatz, N9 → Bachstraße
S-Bahn: S5, S7 & S75 → S Bellevue


Im Scriptorium Berlin finden in den kommenden Wochen Workshops zu den Themen Fileteado porteño, Gebrochene Schrift und Illumination statt. Das Tempelhof Museum zeigt noch bis 30. Juni die Ausstellung Druckfrisch aus Tempelhof! Blicke in das Ullsteinhaus. In der Galerie im Körnerpark in Neukölln bietet derzeit das Projekt DRUCK DRUCK DRUCK ein abwechslungsreiches Programm mit Diskussionsrunden, Präsentationen und einer ständig wachsenden Ausstellung zwischen Risograph, Siebdruck, Mimeograph, Hochdruck und Xerox.


Die Titelzeile wurde gesetzt in einem noch namenlosen Schriftentwurf von Kimya Gandhi.
Das Titelbild stammt vom Typostammtisch Mumbai.