Mit Verlaub, dieser Typostammtisch war ein Selbstläufer. Natürlich nicht im Vorfeld: Die Kritikerinnen und Experten mussten angefragt, die Location organisiert, ein paar Listen ausgedruckt werden – schon klar. Aber der Abend lief dann wie geschmiert.
Alle Expertinnen und Kritiker erscheinen trotz anderweitiger Verpflichtungen bestens gelaunt und hochmotiviert. („Ich müsste eigentlich seit zwei Wochen zu Hause bleiben, aber für euch mach’ ich eine Ausnahme. Macht ja auch Spaß“, so Andreas Frohloff; „Ich geh’ nochmal an den Schreibtisch“, verabschiedet sich Luc(as) de Groot gegen halb zwölf). Alle Kritiker? Nun ja, fast alle: Erik Spiekermann fällt leider krankheitsbedingt aus. Beim nächsten Mal klappt’s bestimmt; wir bleiben dran.
Das anwesende Expertenteam (Golnar Kat Rahmani, Ivo Gabrowitsch, Johannes Breyer, Luc(as) de Groot, Ulrike Rausch, Andreas Frohloff) ist aber nur eine Seite der Medaille. Damit das Konzept aufgeht, braucht es vor allem Gäste mit Entwürfen im Gepäck. Hier scheint die Minitradition, die wir mit dieser zweiten Ausgabe des Type-Crit-Formats nun manifestieren, bereits etabliert: Es sind wieder rund 60 Interessierte zugegen, die ganz selbstverständlich und noch zwangloser als bei der ersten Ausgabe unseren „offiziellen“ Type Crits (und sich gegenseitig) ihre Entwürfe zeigen. Es geht sofort los.



Ein wunderbares Detail, betrachtet durch die Organisatorenbrille: Die Crit-Sessions laufen an, bevor die Crits überhaupt ihre Namensschilder beschrieben haben; auch bevor wir den Abend ohne Mikro und viel zu spät, akustisch gegen den laufenden Restaurantbetrieb ankämpfend, eröffnen und die Expertenrunde vorstellen. Die Sessions starten ganz von selbst. Die Leute finden sich, die Listen füllen sich, die Entwürfe sind bunt. Eher nicht im Farbsinne (Colorfont-verdächtig ist lediglich Ivo Gabrowitschs Namensschild), wohl aber im stilistischen Sinne, differenziert auch im Grad der Professionalität, unterschiedlich im Fortschrittsstatus des jeweiligen Projekts. Super so! Eine bunte Mischung aus tanzenden aufrechten Italics, Schildertypen-Revivals, mehrjährigen Projekten mit Superfamilien-Umfang, arabischen Entwürfen, variablen Frakturen und vielem mehr.






Die Crit-Sessions, sie laufen volle vier Stunden. Viele Experten haben pausenlos besetzte Nebenplätze, sind zu Feierabend dementsprechend ermattet – und, wie wir, durchweg positiv im Resümee: Ein konstruktiver Abend, der das schöne Gefühl hinterlässt, dass gute Tradition ganz schnell zum Selbstläufer werden kann. War super! Danke euch allen und bis zum nächsten Mal.
