Der Sommer klingt aus und ein neuer Schriftspaziergang steht an. Flo und Fritz zeigen uns dieses Jahr die interessantesten Schriftfundstücke im Wedding. Anschließend treffen wir uns im Biergarten „Eschenbräu“ und freuen uns, wenn ihr zahlreich dazustoßt.
Typewalk 15:00 Uhr | Registration mandatory Information given during the type walk will be mainly in German. Questions can be answered in English, French, and Portuguese as well. Please read below for more information.
Fritz Grögel und Florian Hardwig informieren uns seit vielen Jahren über typografische Details in der Stadt. Nun haben sie sogar eine neue Route im Gepäck: Wir wandern im Wedding und schauen uns dort gemeinsam bemerkenswerte Buchstabenformen, Beschriftungen, Schilder, Inschriften und vieles mehr an.
NEUE ROUTE! Begrenzte Teilnehmer·innenzahl, Teilnahmebeitrag 20€ (ermäßigt 15€), Anmeldung erforderlich. Den Treffpunkt für den Schriftspaziergang geben wir den Teilnehmenden kurz vorher per Mail bekannt.
NEW ROUTE! First come first serve, costs 20€ (15€ reduced). The meeting point will be announced to participants a few days before the walk via e-mail.
Typostammtisch ab 18:30 Uhr | Just come over as usual Der sommerliche Typostammtisch findet im Eschenbräu Biergarten statt. Kommt vorbei, um zu quatschen, Entwürfe und Fundstücke zu zeigen und euch mit anderen Schriftbegeisterten auszutauschen. Im Biergarten gibt es allerlei lokales Craft Beer und Kleinigkeiten zu essen. Man darf übrigens auch Picknickkörbe mitbringen – also tut euch keinen Zwang an. Bei schlechtem Wetter können wir drinnen sitzen.
Wir freuen uns auf euch.
Wann? Am Donnerstag, den 05. September um 18:30 Uhr. Wo?Eschenbräu Biergarten, Triftstraße 67, 13353 Berlin
Bis dahin, euer Typostammtisch-Team
Vom 29.–30. August steigt das Forward Festival im HKW mit bunt gemischtem Programm. Kurzentschlossene können bei den Tickets 20% sparen mit dem Code: XFORWARD24X. Am 18. September gibt es eine weitere Ausgabe der Ignite Future Talks, diesmal mit Janine Katzberg und Christoph Rauscher. Für den Herbst vormerken könnt ihr schon einmal die Büchermesse Miss Read vom 11. bis 13. Oktober im HKW und die Beyond Tellerrand Konferenz vom 7. bis 8. November im Festsaal Kreuzberg.
Die Titelzeile ist in der BiBuBator von Zhenya Spizhovy gesetzt, seinem Abschlussprojekt an der KABK 2024.Das Titelbild stammt von Thomas Maier und zeigt Fritz & Flo beim Schriftspaziergang 2023.
Der kalendarische Sommeranfang liegt hinter uns und wir möchten mit euch einen in dreifacher Hinsicht ganz besonderen Sommerabend verbringen: Erstens freuen wir uns auf inspirierende Einsichten von Adam Romuald Kłodecki (@Theosone) – seines Zeichens Kalligraf, Tattoo-Artist, Industriedesigner, Gründer des Scriptorium Berlin und der Plattform Calligraphy Masters. Adam wird uns seinen Skizzen- und Arbeitsprozess, sowie seine Tools näher bringen (Vortrag auf Englisch).
Zweitens dürfen wir im Rahmen der Reihe Type & Wine (immer sommerdonnerstags!) zu Gast im und vor dem schönen Buchstabenmuseum sein. Vor dem Stammtisch ist das Museum regulär geöffnet – für euch eine tolle Gelegenheit, die aktuelle Ausstellung „Final Sale“ anzuschauen. Und drittens bildet der Typostammtisch sozusagen die Vorband für das diesjährige Berlin Letters Festival, das am 05. Juli startet. Ihr könnt euch also ganz vorfreudig mit uns auf das Festival einstimmen (pssst, kleine Überraschung unten in den Veranstaltungstipps). Wenn das mal keine drei guten Gründe sind …!
Summer has officially started and we would like to celebrate a special summer evening with you in three respects. Firstly, we’re very happy to welcome calligrapher, tattoo artist, industrial designer, founder of Scriptorium Berlin and Calligraphy Masters — Adam Romuald Kłodecki (@Theosone)! Adam will be sharing insights of his work, inspiration and tools (talk in English).
Secondly, it’s great to be at Buchstabenmuseum as part of their “Type & Wine” events happening every Thursday this summer. The museum will be open before Typostammtisch, which is a great opportunity for you to see the current exhibition “Final Sale”. Aaaand, the third reason why this is going be a special evening: Typostammtisch inofficially works as opening act of Berlin Letters festival starting on July 5. Because we’re so excited, you get a little surprise (see the event news below).
Wir freuen uns auf euch.
Wann? Donnerstag, den 04. Juli, Beginn schon 18:00 Uhr, Einlass 17:30 Uhr Der Eintritt zum Typostammtisch ist frei. When? Thursday, July 4, starting at 6 p.m. (door’s open 5:30 p.m.) Admission to Typostammtisch is free. Wo? Buchstabenmuseum, Stadtbahnbogen 424, 10557 Berlin
Bis dahin, euer Typostammtisch-Team
Sommerzeit ist Rundgangzeit. An einem langen Wochenende vom 18. bis 21. Juli (individuelles Programm beachten!) finden sowohl die Werkschau an der HTW, als auch die Rundgänge an der Kunsthochschule Weißensee und der UdK statt. Zudem gibt es momentan gleich zwei spannende Plakatausstellungen: 100 Beste Plakate aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bis zum 07. Juli im Kulturforum, sowie Niklaus Troxler – Serious Fun, zu sehen bis zum 16. August im CVAB.
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Berlin Letters Überraschung: 20% auf alle Workshops gibt es bis Ende Juni mit dem Rabatt-Code h57p3zuj (Workshops auch ohne Festival-Ticket buchbar) / Berlin Letters surprise! Save 20% on all workshops until the end of June with this code: h57p3zuj (workshops can be booked separately without a festival ticket).
Die Titelzeile ist in der Kyle von Ligature Type gesetzt, erschienen bei Blaze Type. Die Bilder wurden vom Scriptorium und vom Buchstabenmuseum bereitgestellt. Danke!
Zeiten ändern sich. Zeiten ändern uns. Zeit wird’s für gemeinsame Erinnerungen und Reflektion!
1989 von Joan und Erik Spiekermann gegründet, hat das „Versandhaus für digitalisierte Schriften“ (lt. Wikipedia) viele Menschen begleitet und inspiriert. Viele von euch haben FontShop mit aufgebaut und weiterentwickelt. Ein Stück Berliner Schriftgeschichte also, das wir mit euch in einer Mischung aus Gesprächsrunde, Mitarbeiter·innen- bzw. Ehemaligentreff und Feierabendbier würdigen möchten. Wem FontShop nichts (mehr) sagt, ist herzlich eingeladen, sich ein Bild zu machen.
Zur Podiumsdiskussion, moderiert von Jürgen Siebert (ehem. Leiter Marketing und Vorstand FSD*), treffen sich Erik Spiekermann (Gründer und ehem. Gesellschafter), Petra Weitz (ehem. Managing Director FSI) und Ivo Gabrowitsch (ehem. Marketing Director FSI).
Ihr seid herzlich eingeladen, FontShop-Merch und Publikationen zur Ansicht und zum Tausch mitzubringen. Zur Einstimmung in das Thema gibt es lesenswerte Artikel u.a. auf Jürgen Sieberts Fontblog und Sonja Knechts Seite Txet.
Wann? Donnerstag, den 11. April, Beginn schon 18:30 Uhr, Einlass 18:00; Eintritt frei Wo? Medienhaus UdK Berlin, Grunewaldstraße 2–5, 10823 Berlin-Schöneberg. Wir sind in der Aula im 1. Stock.
Bis dahin, euer Typostammtisch-Team
Rückblick: Den Nachbericht des 110. Typostammtischs mit Mark van Leeuwen und Savva Terentyev könnt ihr hier lesen.
Am 9. April ab 18:00 Uhr stellen sich in der Reihe Indie Stabi in der Staatsbibliothek die Verlage PULP Master und Hirnkost vor. Das Buchstabenmuseum startet ab 9. Mai und bis Oktober jeweils donnerstags die Reihe Type & Wine– Your Type Moment After Work. Es wird Austausch und kurze Vorträge im eigenen Vorgarten geben, sowie Getränke und auch Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinder. Kurzfristig informieren könnt ihr euch via Instagram. Bis auf weiteres läuft im Kunstgewerbemuseum die Reihe More than Human – Design nach dem Anthropozän. Laut Webseite eine „diskursive Plattform mit Pop-up-Ausstellungen, Vorträgen (…), um sich mit dem komplexen Konzept More than Human aus der Perspektive der Gestaltungsdisziplinen, insbesondere des Designs, auseinanderzusetzen.” Last but not least: Tickets für Berlin Letters vom 5. bis 7. Juli sind nun erhältlich.
Die Titelzeile ist in der Scala von Martin Majoor gesetzt, einer FontShop-Schrift der ersten Stunde, vorgeschlagen von unseren Podiumsdiskussionsgästen.
* FSD: FontShop Deutschland; FSI: FontShop International; Fontshop ist eine Marke der Monotype Imaging Inc.
Zunächst Neues aus der Kategorie „Speaker·innenessen“. Diesmal kredenzt Küchenchef Lukas Horn Hutspot (die holländische Version von Kartoffelbrei) mit kellereigenen Möhren der Eltern. Saulecker, pardon, und auch noch s… sehr passend, weil unser erster Sprecher Mark mit „van Leeuwen“ einen erkennbar holländischen Nachnamen hat. Savva Terentyev, unserem zweiten Sprecher, schmeckt’s ebenfalls. Uns sowieso – kann also losgehen!
Lukas ist heute Abend Multi-Funktionator. Neben der Rolle am Herd ist er gemeinsam mit einem unserer neuen Gesichter im Team, Samira Rehmert, Tandemverantwortlicher in Sachen Planung. Da Samira leider krank ist, moderiert Lukas. Zunächst kündigt er seinen Ex-Mitstudent an der FH Potsdam an. „Ich war neidisch, weil er so viel kann“, gesteht Lukas. Herzlich Willkommen beim Typostammtisch, Mark van Leeuwen!
Mark ist Gestalter mit italienisch-holländischen Wurzeln, der vor allem auf Instagram sehr sichtbar ist. Seinen Vortrag gliedert er in Intersektionen der Bereiche seiner Arbeit: Lettering, Type Design, Client Work, Free Work, Graphic Design. Stellt euch, mangels Foto, diese 5 Begriffe umrundet mit organisch geformten Bubbles vor, die sich überschneiden. 3 oben, 2 unten. Ups, wie durch Zufall blitzt auf der nächsten Folie das Logo der olympischen Ringe auf. Lustig. Aber diese schlau geplante Referenz deutet schon die Substanz der Arbeiten an, die Mark uns im Folgenden zeigt.
Los geht’s mit der Überschneidung der Bereiche Free Work und Graphic Design. „Das war meine Mosaik-Phase“, meint Mark trocken. Wir sehen Grafiken, bei denen jedes einzelne Mosaikteil einzeln in ProCreate arrangiert, dann in Adobe Photoshop coloriert wurde. Nachdem er diese freie Arbeit auf Instagram gezeigt habe, wurde genau dieser Stil für eine Buchcover-Reihe angefragt. „Es war eine Höllenarbeit“, kommentiert Mark. Das Projekt dauerte insgesamt 3 Jahre, zum Glück nahm die Buchstabenanzahl der Buchtitel aber ab (denn selbstverständlich sind auch die Buchstaben handgemacht).
Bei der folgenden Intersektion aus Lettering und Type Design entstanden aus Letterings ganze Schriften. Mark zeigt hier die Oakley, eine organisch-warme Hommage an die 60er und 70er Jahre, und die Aespira, eine grazile Kontrastreiche mit einer lebhaften Italic inklusive Swash Caps.
Die nächste Schriftfamilie Cortese wiederum ist ein Beispiel für die Überschneidung der Bereiche Type Design und Client Work. „Die Cortese ist mein erstes Revival“, sagt Mark. Nämlich das der Cortez, einer Letraset-Schrift von Philip Kelly, entstanden 1977. Die Neuinterpretation kommt mit vielen Schnitten, Alternates und ist im großen Stil geeignet für Heavy-Metal-Anwendungen jeder Art. Man kann sich dahingehend auch mal auf Marks Webseite umsehen, das macht richtig Spaß! 🤘
Weiter geht’s mit dem Bereich Graphic Design (Überschneidung vergessen!) und dem Projekt „Read my Lips“, entstanden in Zusammenarbeit mit einem Kommilitonen an der FH Potsdam. Gemeinsam wollten sie Zwischentöne der non-verbalen Kommunikation sichtbar machen. Was geht verloren, wenn wir nicht live miteinander sprechen? Naheliegende Schlussfolgerung: Die Bewegung des Mundes. Also haben die beiden Lippenbewegungen beim Sprechen abgefilmt und vermessen. Ja, vermessen. Wir sehen Parameter in Tabellen – „3 Semester sahen so aus“, sagt Mark. Die Daten übertrugen sie dann auf die entsprechenden Laute in der Schrift, was dazu führt, dass Laute, bei denen der Mund eher offen ist (wie a, e, i, d), in der entstehenden Schrift dünner sind. Laute, die mit eher geschlossenem Mund gebildet werden, erscheinen dagegen fetter und schwärzer. Da natürlich verschiedene Münder vermessen wurden, ist ein Variable Font entstanden, der kontinuierlich „wabert“. Ziel sei es, so Mark, eine Anwendung zu bauen, die diesen Prozess individuell umsetzen kann. Jeder Mund bekäme eine eigene Schrift. Eine große Aufgabe und ein zaghafter Aufruf ins Publikum, sich mit ihm kurzzuschließen, wenn da eine Zusammenarbeit möglich ist. Ansonsten schließt Mark das Thema lapidar: „Es hat schon einen Grund, warum wir jetzt anderthalb Jahre nicht an dem Projekt gearbeitet haben …“
Zeit für Fragen (Wie viele Arbeitsstunden stecken in dem Mosaik-Covern? Inhaltliche Herleitung Mosaik-Cover? Welcher Verlag? Nachfragen zu einem 3D-Chromeoptik-Cover, das Mark gezeigt hat …). Fazit: Wir sind alle neidisch, nicht nur Lukas, auf so tolle und vielfältige Arbeiten schon mit Mitte Zwanzig. Vielen Dank und viel Respekt, Mark!
After a short break (which we can use to thank Luc(as) de Groot and his team to once again host a Typostammtisch in their nice office), we welcome our second speaker, publisher of musical editions and jazz pianist Savva Terentyev – and we switch to English because Savva does so, too. His lecture will be all about musical typesetting, which he prefers to do manually. “If you have read this, you are acquainted with 50% of literature ever published on the design of music typefaces”, he comments one of the first slides containing some basic information on musical notation. “… Well, maybe 30%.” Wow. At least for the author of this text (who has nothing but little school-based knowledge on the topic, contrary to a lot of people in the audience) it seeeems to be a bit more complicated looking at the given examples. So let’s double knowledge!
In the following, Savva gives us an overview of the literature landscape concerning musical notation. Question to the audience: “When do you think the first English-language book on the production of printed music came out?” We have a guess at 1500. Another one says “If you are asking like that I’d say 1920”. Bingo! It was not earlier than 1923. Considering the fact that one of the first English-language books on printed matter was published 340 years ago (Mechanick Exercises or the Doctrine of Handy-works by Joseph Moxon, 1684), this is quite late. Savva says that a general early œuvre would be very helpful, similar to the Manual of Typography by Giambattista Bodoni (1818). He also takes Trajan’s column as reference for the Latin script: something it started with, something everybody can relate to. Basically, Savva is looking for historical roots of his deep passion. Indeed, in a book shelf picture we see that the respective section in his shelf is rather sparsely filled. To our advantage, he’s able to bring some of these treasures with him tonight (find a comprehensive literature list on Savva’s Patreon page). After the talk, everybody is invited to take a look at the books and Savva’s own publications.
Another good source is a collection of historical specimen provided by Stephen Coles and Caren Litherland on Typographica. You can find lovely musical engraving in a lot of these type specimens. Savva states that when listed chronologically, 12 out of 15 of the earliest specimens (i.e. from American Type Founders) contain examples for music type. This is kind of a discrepancy on the rather sparse literature covering the topic. The routine of putting musical notation in type specimens stopped around 1905.
Then, Savva explains the logic of a music engraver. The lines were carved, whereas the notes and signs were punched. Today, type designers design notes and the lines are done by the software which rather leads to conflicts from Savva’s perspective. Now and then, he walks over to the chalkboard to explain some basics (the author wanted to double knowledge, remember?!). Notes consist of a notehead, a steam and a beam which can have different directions. He also zooms into musical notation and shows us especially designed notes with a smooth joint between stem and notehead (audience is like: “Ahhhh!“).
There’s a question from the crowd. “Can you please show your work?” – Of course. He shows A transcription of Samsara, a piano piece in two parts composed by Tigran Hamasyan (yes, the title is that long) and explains that you can set notes more or less free but you always have to keep an eye on the page turn. In text setting, separating in the middle of a word or a sentence is mostly not a problem but in musical setting, you have to turn the page when the musician has the time to turn the page. Savva also shows an example where a comprehensive piece was limited to 8 pages which led to very tight spacing between the notes – being his preferred style anyway.
Following up on this, another question from the audience: “What is readability when it comes to notes? Which are the parameters?” A very lively discussion with professional musicians and people from the music notation scene follows, essentially centering around the question whether or not to use music notation software for projects or set the notes manually. Amongst others, we welcome back Werner J. Wolff, who talked at Typostammtisch about this very topic back in 2013. It’s great to see that Typostammtisch is an opportunity for professional exchange now as before, that’s what is was introduced for. We really hope that protagonists can foster this exchange beyond Typostammtisch.
By the way, it would be interesting to see a composer putting this evening’s mood into a piece of music and then different approaches in setting its transcription.
It was a remarkable evening. THANK YOU to everybody involved.
a) die Büroweihnachtsfeier nicht schwänzen konntet (oder wolltet), b) eure fiese Erkältung im Bett auskurieren musstet, c) euch bei angekündigtem S-Bahnstreik den nächtlichen Rückweg nicht antun wolltet, d) einen anderen Grund hattet,
… haben wir einen besonderen Service für euch: Das Quiz erstmals zum Nachraten! Schließlich ist Weihnachten das Fest der Nächstenliebe – und des typografischen Erkenntnisgewinns.
Um euch in die richtige Ratestimmung zu versetzen, geben wir euch vorab noch etwas visuellen Kontext. Gemütlich war’s bei LucasFonts; mit Knabbereien auf den Tischen, dampfendem Glühweintopf an der Bar und flauschigem Schummerlicht.
6 Teams finden sich nach dem Losprinzip zusammen und nehmen Platz. Aus dem allgemeinen Gemurmel tönt es: „Gruppe f zum Dopingtest!“
Die Fragen haben Andreas Frohloff als Vertreter der letztjährigen Gewinnergruppe, sowie ergänzend Anja Meiners und Stefan Pabst vom Typostammtisch-Team vorbereitet – last minute sozusagen, denn die Krankheitswelle machte weder vor Team Fragen noch vor Team Typostammtisch halt. Einen Quizausfall allerdings wollten alle Beteiligten vermeiden.
Und hier kommen sie nun, 25 Vorrunden- und 6 1/2 Finalfragen, für euch interaktiv aufbereitet. Nur Punkte zählen müsst ihr selbst. Also schnappt euch eure liebsten Kolleginnen und Kollegen oder klickt euch alleine durch (Klick auf die gelbe Frage öffnet die grüne Antwort, dann keinesfalls auf den Pfeil nach rechts klicken, sondern Pop-Up wieder schließen – sonst Spoiler). Viel Spaß!
Vorbei an neonroten Tape-Wegweisern durch die Hinterhöfe, die Treppen vierer Stockwerke hinauf, durch den dunklen Schallschutzverkleidungstunnel und hinein in den Urlaub – so zumindest fühlte sich der Abend für uns als Typostammtisch-Team an. Denn die gastgebende Agentur (auch ein Team, KMS TEAM nämlich) hat sich mächtig ins Zeug gelegt, um den ca. 80 Anwesenden trotz angesagtem Gewitter einen tollen Abend zu bereiten. Danke den beiden Sprechern, sowie Wolfram, Anna, Annette, Patrick und allen Beteiligten!
Nach einigen Soundproblemchen (wär ja auch sonst langweilig) erzählt uns Hendrik Weber, Type Director bei KMS TEAM, von Minimalismus in der Corporate Typografie. Hendrik erläutert die Konventionen, die Schrift ausmachen und von anderen Design-Disziplinen unterscheiden. Semantik also: Ein a sei schließlich kein Schuh und keine Karotte. Seine These: Je komplexer die Marke, desto einfacher muss die Corporate-Schrift sein. Bei Schrift im Markenkontext gehe es darum, Raum zu schaffen, sodass andere Disziplinen zur Geltung kommen können.
Wie Minimalismus und Animation zusammengehen und welche Schnittmengen beides in Bezug auf Schriften im Branding haben kann, erörtern Hendrik Weber und Aljoscha Höhborn in unserer Juni-Ausgabe.
In den brandneuen Berliner Räumen von KMS Team spricht Hendrik Weber, dort als Type Director verantwortlich, über Minimalismus in der Corporate Typografie und was diese, bei aller Kritik an onmipräsenten geometrischen Sans Serifs, imstande ist für eine Marke zu leisten. Der zweite Sprecher des Abends, Aljoscha Höhborn, ist im Bewegtbild und der Animation von eben jenen Markenschriften zugange. Auch seine Arbeit wird uns eine wertvolle Perspektive auf das Thema Schrift und Marke aufzeigen.
Wir freuen uns auf einen regen Austausch mit euch bei dem einen oder anderen Kaltgetränk. Kommet zahlreich, Platz ist genug!
Wann? Donnerstag, 22. Juni 2023, 19 Uhr Wo? KMS Team, Alt-Moabit 73/73A, Hof 3, 4. Etage, 10555 Berlin
Bis dahin, wir freuen uns! Typostammtisch-Team
Wer sie bei der Type-Masters Ausstellung im Mai verpasst hat (Nachbericht folgt), kann die Abschlussarbeiten aus Den Haag jetzt auch online anschauen. Einen verspäteten Nachbericht zum Typostammtisch #102, der Type Crit Session in der p98a, findet ihr hier.
Visuelle Umsetzungen von Audioaufnahmen zeigt die Ausstellung LAUTE PLAKATE am 9. Juni im about_bookshop. Synästhetisch spannend! Das A–Z presents lädt am 15. Juni zu einer „Show and Tell“-Session ein. Unter dem Titel Sarah Boris: Exquisite Curiosities könnt ihr physische Objekte und Kuriositäten teilen, die ihr liebt – Bücher oder Buchstaben vielleicht? Die jährliche Werkschau des Fachbereichs Kommunikationsdesign an der HTW findet am 21. und 22. Juli statt. In der Kunsthochschule Weißensee gibt es am 22. und 23. Juli ebenfalls einen Rundgang. Das Blindenmuseum ist momentan wegen barrierefreien Umbaus geschlossen. Die Ausstellung zur Braille-Schrift ist aber teilweise auch virtuell zu durchwandern. Ebenfalls umgebaut wird bekanntlich das Bauhaus-Archiv. Über die Pläne und den Stand der Arbeiten kann man sich im Obergeschoss und mit Blick von der Dachterrasse informieren. Bei der Überbrückung hilft außerdem das Temporary Bauhaus – vor allem das infinity-Archiv, das mittels künstlicher Intelligenz funktioniert, ist sehenswert. Nach Umbaupausen wieder geöffnet sind dagegen die Berlinische Galerie mit aktuellen Ausstellungen, sowie das Haus der Kulturen der Welt (interessant auch das neue, mittels Gesichtserkennung variable Logo). Das Künstler·innenkollektivWhy Not? sucht Mitwirkende bei ihrem für den Winter geplanten Projekt Monstera, bei dem eine Erinnerungslandschaft als interaktive Installation entstehen soll. Noch ein Gesuch: Das auf interkulturelle Gestaltung spezialisierte Studio Wu sucht eine studentische Mitarbeit.
Die Titelzeile ist aus der Octagon Variable gesetzt, einem experimentellen Projekt von Studierenden der HAW Hamburg unter Leitung von Prof. Pierre Pané-Farré und Simon Thiefes.
Im Titelbild nutzen wir die FF Uberhand von Jens Kutílek.
Ein Abend, zwei Masterarbeiten, so verschieden und doch dicht verflochten.
Die beiden Absolventinnen Ulrike Rausch und Lea Giesecke sind angespornt von Neugier, Entdeckerinnengeist, vom Drang haptisch gestaltend etwas zu erhalten und es gleichzeitig zu hinterfragen, es zukunftsfähig zu machen. Die Themen ihrer Masterarbeiten lauten Maschinen schreiben (Ulrike) und BuchBauKasten (Lea). In Ulrikes Vortrag geht es um teilweise selbstgebaute Maschinen, die Handschriften reproduzieren; um Gamification und die Frage, was eigentlich authentisch ist. Lea lässt uns eintauchen in die Welt der Buchbinderei. Wir erfahren vom aussterbenden Handwerk und neuen Ansätzen, Wissen an kommende Gestalterinnengenerationen weiterzugeben.
Dieser Artikel ist, ebenso wie Ulrikes Masterarbeit und Vortrag, im generischen Femininum verfasst. Jawohl!
Der Blick zurück
Ulrikes erste Reaktion, als Udk-Professor David Skopec ihr einen Masterabschluss anriet, um selbst Masterstudentinnen unterrichten zu können: „Bestimmt nicht“. Selbstredend, ein Masterstudium bedeutet viel Arbeit, und wer wie Ulrike jahrelang mit Schriftgestaltung Brötchen verdient, auf internationalen Bühnen gestanden und auch bereits publiziert hat, schreckt sicherlich erst einmal zurück vor der Umstellung, die erneutes Studieren bedeutet. Andererseits: Warum eigentlich nicht? Und schon toll, so „Bildung for free als erwachsener Mensch“, wie Ulrike es formuliert. Nun steht sie also als Master of Arts vor uns.
Lea, ebenfalls seit letztem Jahr Master of Arts, absolvierte ihr Masterstudium direkt im Anschluss an den Bachelorabschluss an der FH Potsdam. Während ihres Studiums arbeitete sie in der Buchbindewerkstatt der Hochschule, wo sie mit Fragen zu den schier endlosen Möglichkeiten von Faltungen, Bindungen und Produktion konsultiert wurde. Oft kamen Studentinnen am Ende des Semesters allerdings mit fertig gestalteten Projekten, bei denen die Buchbindetechnik nicht mitgedacht wurde und wenig nachträgliche Änderungen möglich waren. Lea beobachtete also die Tendenz, Inhalt und Form nicht bis zur Produktion zu konzipieren. Um das zu ändern, wollte sie Studentinnen ein simples und doch ungemein tiefgreifendes Werk an die Hand geben. Einen dicken Wälzer womöglich? Nein, ein Plakat mit dazugehörigen Legekarten.
Theorie
In ihrem theoretischen Teil zeigt Ulrike anhand von ausgewählten schreibenden Maschinen (Telautograph, Longpen, Autopen), wie sich die Sicht auf Handschrift in der Geschichte verändert hat. So wurde der Telautograph bei seiner Vorstellung 1893 verblüfft bis skeptisch aufgenommen: Wie konnte es sein, dass eine nahezu originalgetreue Abschrift eines handgeschriebenen Textes in kilometerweiter Entfernung von einer Maschine reproduziert wird? Auch der Longpen, ein digitaler Unterschriftenautomat, erfunden 2004 von der Autorin Margaret Atwood, wirft Fragen zur Nähe zwischen Fan und Autorin bei einer Remote-Signierstunde auf (… und das vor Corona!). Oder der Autopen, jener Unterschriftenautomat, der seit 1937 zum Tagesgeschäft beispielweise der US-amerikanischen Politik gehört und nach wie vor für Signaturen von höchster Stelle genutzt wird. Gebt mal „Patriot Act“ in der Suchmaschine eurer Wahl ein: Dieses Gesetz wurde via Autopen unterschrieben, in Auftrag gegeben von Barack Obama. Ist solch eine Praxis eigentlich rechtssicher?
Bis hierhin haben wir schon viel über Authentizität gelernt. Im Weiteren geht es auch um täuschend echte Handschrift-Fonts, Anbieterinnen von pseudo-authentischen Massen-Mailings und um künstliche Intelligenz, die anhand von einzelnen Worten ganze Handschriften ableitet. Und da sind wir noch nicht beim praktischen Teil!
Zunächst nämlich Leas theoretischer Teil. Dieser beschäftigt sich mit der haptischen Erfahrbarkeit von Büchern. Lea ist interessiert an allem, was das Medium Buch auf dieser Ebene ausreizt: Format, Bindung, Material, Details, Veredelungen, Faltungen. In diesem kreativ-handwerklichen Umfeld entwickelt sich total folgerichtig ihr BuchBauKasten (BBK), auf dessen Umsetzung sie den Fokus ihres Vortrags legt.
Praxis
Entstanden ist ein umfangreiches und intelligent gefaltetes Plakat, das anhand von neutralen Illustrationen verschiedene Möglichkeiten von Bindung, Einband, Falzung und Ausstattung aufzeigt. Sie hätte es nie verstanden, dass die inititale Unterscheidung Broschur/Hardcover bereits zu solch großen Einschränkungen in der Auswahl der Bindung führen soll, sagt Lea. Schließlich seien auch andere Kombinationen vorstellbar als Broschur mit Klebebindung und Hardcover mit Fadenheftung. Ziel war es also, kein vorgefertigtes Bild zu zeichnen, sondern qua Gestaltung des Plakates schon möglichst viele Kombinationen offen zu halten und zum Ausprobieren anzuregen.
Überhaupt, ausprobieren: Auch die Betreuerinnen der Masterarbeit seien skeptisch gewesen, ob dieser unkonventionelle Ansatz funktioniert. Kurzerhand leitete Lea also selbst eine Projektwoche an der FH Potsdam, in der Studentinnen alle möglichen per Zufall ausgelosten Kombinationen der vier Kategorien in Buchprojekte übersetzten. Und siehe da: Die meisten Konstellationen waren umsetzbar, wenn man Spielraum zur Interpretation der Techniken lässt, und die Erwartungen wurden mit außergewöhnlichen Ergebnissen übertroffen.
Leas Projekt betont den spielerischen Umgang mit Produktion. Es ist offen für eure Projekte. Es möchte gefüllt werden, schon zu Beginn des Denkprozesses zurate gezogen und zum Leben erweckt werden. Die perspektivischen Illustrationen, die nur das für die jeweilige Rubrik Wesentliche zeigen, und die insgesamt sehr zurückgenommene, schwarz-weiße Gestaltung sprechen für sich. Begleitend zum Projekt gibt es eine Webseite (buchbaukasten.club).
Ulrikes praktischer Teil könnte auch einem Grundstudium Elektrotechnik entspringen: Sie knippert Kontakte, vertüdelt Kabel, schraubt und lötet. Kein Servomotor und kein DVD-Laufwerk ist vor ihr sicher – bis die kleinen Racker das schreiben, was Ulrike will. Oder bis zumindest die Grenze des Machbaren erreicht ist. Eine Frage aus dem Publikum, ob ihre selbstgebauten Schreibroboter Namen hätten, verneint Ulrike. Die Vermutung ist allerdings sehr verständlich: frau tendiert dazu, diese Maschinen zu vermenschlichen. Sie wachsen ans Herz, schreiben sie doch menschliche Worte mit so abstrus-niedlichen Geräuschen. Bei so viel philophischer Metaebene (von Menschen gebaute schreibende Maschinen schreiben wie schreibende Menschen, die das Geschriebene digitalisieren um dann mit Maschinen zu schreiben wie …) hört es sich doch leichter dem Roboter beim Quietschen zu. HA HA HA, Nö Nö Nö.
Es gäbe noch so viel nachzuerzählen. Aber ihr sollt ja auch Lust haben, nochmal an anderer Stelle von den beiden Ladies und ihren Projekten zu hören. Wie also geht’s weiter mit den Abschlussarbeiten?
Der Blick nach vorn
Nachdem der BuchBaukasten Anfang des Jahres beim kleinen Stuttgarter Verlag Prima Publikationen veröffentlicht wurde, ist Lea in diesem Jahr bei vielen Gelegenheiten anzutreffen: Auf diversen Messen, bei Workshops im EinBuch.haus in Berlin und auch ab und zu auf dem Buchbindestammtisch. Unser Herz hüpft. Ja, Buchbindestammtisch! Lea erzählt davon, wie dieses Handwerk zunehmend ausstirbt und wie offen sie mit ihren frischen Ideen beim Stammtisch empfangen wurde. Aus dem Publikum gibt es noch Anregungen zu einem interaktiven Herstellerinnenverzeichnis, das Werkstätten und Betriebe gegliedert nach Umsetzungsmöglichkeiten aufzeigt. Denn, auch das sei nicht immer einfach, bestätigt Lea: Leute zu finden, die die Ideen am Ende umsetzen.
Letzte Publikumsfrage, diesmal an Ulrike: Erwartet uns im Hause LiebeFonts ein neues Label mit maschinengeschriebenen Handschriftenfonts? Nee, entgegenet Ulrike. Lieber in die Schublade damit und dort wertvoll werden lassen. The present is already past.
Wir meinen: Zumindest den Vortrag sollten unbedingt mehr Menschen hören dürfen.
Type Crit, die Dritte! An diesem Frühlingsabend sind wir in der p98a zu Gast, der Druckwerkstatt von Erik Spiekermann und Team. Eine tolle Umgebung für Werkstattgespräche über Schrift!
Sechs Schriftgestalter·innen mit ganz unterschiedlichen Perspektiven haben wir an diesem Abend eingeladen: Da wäre René Bieder, der knapp vor Beginn direkt vom Arbeitsplatz im Obergeschoss die Wendeltreppe hinuntergerauscht kommt – es gibt schließlich immer etwas fertig zu machen! Wir begrüßen Daria Cohen, nach Stationen bei LucasFonts und Swiss Typefaces nun selbstständige Schriftgestalterin. Man darf gespannt sein! Typostammtisch-Logistikminister und erfahrener Schriftkritiker Luc(as) de Groot sitzt ebenfalls bis spät in den Abend Rede und Antwort (siehe Fotos). Wir begrüßen unseren langjährigen Stammgast Christoph Koeberlin: Designer, Font-Engineer und Sportschriftspezialist. Ebenfalls als Kritikerin dabei: Inga Plönnigs, deren Schriften u.a. bei FutureFonts und Frère-Jones im Programm sind. Zuletzt kooperierte sie im Rahmen des tollen Projekts „Women in Type“ mit Flavia Zimbardi. Gastgeber Erik Spiekermann lässt gleich seinen Druckerkittel an und vertieft sich tatkräftig in Gespräche über Entwürfe und Projekte. Die Crits finden zwischen Letterpress-Maschinen, vollen Bücherregalen, ausgestellten Blei-Lettern und Plakaten ihre Arbeitsplätze. Fotos folgen – aber vorher müssen wir noch etwas loswerden:
Lieber Erik, liebe Lilith, liebe Helene. Vielen Dank an euch und das gesamte Team für die tolle Location und eure Unterstützung! Die p98a ist immer einen Besuch wert (und hat übrigens auch einen Newsletter, über den man auf dem Laufenden bleiben kann. Oder man wird gleich Freund·in).
Ganz herzlichen Dank an unsere Expert·innen, die geduldig und kompetent den gesamten Abend ansprechbar waren. Danke an alle, die die Gelegenheit genutzt und Entwürfe mitgebracht haben – auch wenn es (so euer Feedback) mitunter etwas Überwindung erfordert, ist Live-Austausch immer wertvoll! Danke auch an alle spontanen Schriftbesprecherinnen, Schultergucker und an diejenigen, die einfach so auf ein Bier vorbei geschaut haben. Es war uns wieder einmal ein Fest!
Wisst ihr noch? In der Kindheit war es immer ein großes Diskussionsthema, ob es nun von Vor- oder Nachteil sei, an bzw. um Weihnachten Geburtstag zu haben. Wir wollen die Frage nicht strapazieren, nur so viel: Für den Typostammtisch ist es kein Problem – im Gegenteil. An diesem besonderen Abend kommt eine Menge zusammen: die weihnachtlich geschmückte Kirche und die Erinnerung an Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben; das traditionell im Dezember abgehaltene und in den letzten Jahren pausierte Quiz – und das 100-jährige Jubiläum … äh, die 100. Ausgabe des Typostammtischs (est. 2006).
In der als Veranstaltungsort genutzten Zwinglikirche in Friedrichshain steht bereits ein opulenter Weihnachtsbaum, als Sol Matas zum Aufbau mit drei Luftballons in Form einer Eins und zwei Nullen ankommt. In dieser Kombination verkaufen das Ballonvertriebsmenschen sicherlich auch nicht jeden Tag. Die Vorbereitungen laufen: Kirchenbänke an den Rand tragen, Bestuhlung und Tische aufbauen, die Leinwand platzieren, die vorab gesendeten Geschenke protokollieren und auf dem Gabentisch arrangieren – da kommen auch schon erste Menschen mit weiteren Geschenken an. Herzlichen Dank dafür, eine detaillierte Auflistung findet ihr unten. Der Glühwein dampft (Dank an Bartender Stefan und den Kulturraum Zwinglikirche e.V.) und lädt ein, im beheizten Seitenschiff kurz die Hande aufzuwärmen.
Aber wir merken schon: Die Anwesenden sind vor allem heiß aufs Quizzen.
Wir beschränken also unsere Jubiläumsansprache auf kurze Danksagungen an verdiente Typostammtischteammitglieder (Ivo Gabrowitsch, Florian Hardwig, Benedikt Bramböck, Verena Gerlach, Olli Meier, Fritz Grögel, Sebastian Carewe, sowie das aktuelle Team), ein „Hallo“ an Stammgäste und neue Gesichter. Schön, dass ihr mit uns feiert!
Handtaschen, Hühnereier und hundertste Geburtstage
Dann geht’s endlich los: Quizmaster Stefan Pabst verkündet die Fragen, die er gemeinsam mit Jürgen Huber und Sebastian Carewe ausgetüftelt hat (die drei waren anno 2019 im 2. Gewinnerteam). Die ersten zehn Fragen sind für Schriftspezis durchaus kniffelig, da sie den typografischen Kontext sehr weit fassen. Bittersüßen Zwischenapplaus gibt’s zum Beispiel für die Aufgabe, die Logos bekannter Luxusmarken nach der Reihenfolge von Geschäften auf dem Ku’damm zu ordnen. Als dann eine weitere „Handtaschenfrage“ (O-Ton aus dem Publikum) kommt, sind die ersten schon angesäuert. Flexibel bleiben, Leute! 🙂 In dieser ersten Phase des Quizzes mäandern wir gemächlich, unser Allgemeinwissen vergrößernd, zwischen Emoticons, Länderflaggen und Codes auf Hühnereiern.
Frage #13 dreht sich dann um Adobe Illustrator und maximale Punktgrößen – durchaus also ein Typothema im engeren Sinne. „Endlich!“ schallt es da vom im Verlauf des Quizzes lautesten Tisch (wie sich letztlich herausstellt: der Gewinnergruppentisch). Dann aber: „Ach nee, weiß ich doch nicht.“ Nun ja. Weiter geht’s mit zerschnipselten Berliner Logos (modulor, Friedrichstadtpalast, TU, BZ, …) und Personenraten anhand von Lebensdaten (Gutenberg, Frutiger und G. Zapf – diese drei Punkte räumen fast alle Gruppen ab). Es folgen die Zuordnung von Farben zu RGB-Werten („Cmyk wär’ ja leicht“, gibt das Publikum zu), Fragen zu Instagram und Netflix und schließlich das beliebte Punzenraten. „Jetzt sind sie in ihrem Element“, flüstert da der Quizmaster zufrieden. Wer den tgm-Newsletter erhält und liest, kann schließlich auch die Frage beantworten, wer an diesem 15. Dezember 100 Jahre alt geworden wäre. „Auf Kurt!“, skandieren einige mit klirrenden Glühweintassen.
Finale, Tradition und Zukunft
Nach der Auswertung der 29 Fragen steht das Team mit der höchsten Punktzahl fest. Es besteht aus Andreas Frohloff, Anton Koovit, Gunnar Bittersmann, Roman Wilhelm und Stanisłav (Nachname gesucht!). Um den Finaleinzug schätzen Benedikt Bramböck und Yaron Zimmermann aus zwei punktgleichen Teams um die Wette: „Wie viele Follower hat Dinamo auf Instagram?“ Benedikt ist nah dran und sitzt folglich neben Roman im Finale.
Das Raten von europäischen Nummernschildern mit geschwärztem Länderkürzel geht punktlos vorüber. Is’ aber auch schwierig …! Das 1:0 macht Roman beim Teilen einer Strecke im Goldenen Schnitt durch Befestigen eines Klebezettels auf der Leinwand. Es folgen die Fragenblöcke „Die Schriften welcher Foundry bilden diese Worte?“ bzw. „Welcher Schriftname verbirgt sich hinter diesen Anagrammen?“ (zum Nachraten: Riesen UV, Antenne GbR, Arno Magd). Das Schwierigkeitslevel der Fragen und der Modus des abwechselnden Ratens ohne Abstauber verhindern allerdings weitere Finalpunkte, sodass Roman Wilhelm am Ende mit 1:0 als Gewinner feststeht. Andreas Frohloff schreibt den Gewinnernamen traditionsgemäß auf den Wanderpokal, der nun für ein Jahr bei Roman in der UdK Berlin beherbergt ist.
Nach einer großen Unsicherheit, wer die Fragen nach dem letzten Quiz 2019 und der Corona-Lücke auszutüfteln hat, schaffen wir fürs nächste Jahr gleich Tatsachen mit vielen Zeugen: Die Gewinnergruppe (namentlich genannt sieht oben), beehrt uns 2023 mit ihrer Interpretation des Formats. Wir sind gespannt!
Not, Laib und Seele
Angefroren verabschieden sich viele Gäste recht bald. Um 22 Uhr ist Abbau angesagt, denn nach dem Typostammtisch ist vor der Nachtruhe: Die Zwinglikirche dient dieser Tage als Notunterkunft für wohnungslose Menschen, nachdem die eigentliche Notunterkunft abgebrannt ist. Da helfen wir gern beim Bettenaufbau. Schon nachmittags, vor dem Typostammtisch, war die Kirche eine Anlaufstelle für Bedürftige. Hier fand die Essensausgabe der Berliner Tafel, Laib und Seele, statt. Während des Quizzes geht eine Spendendose herum, die 235€ einbringt. Mit diesem Erlös hat Laib und Seele kleine Päckchen mit Schokolade und anderen weihnachtlichen Kleinigkeiten gefüllt und verteilt. Vielen Dank an euch alle! Ihr habt geholfen, vielen Menschen eine kleine Freude zu ermöglichen.
A propos Dank und Freude:
Bei wem ihr euch mit Blick auf euren Gewinn bedanken dürft, könnt ihr hier nachlesen.
Alexander Roth: Poster (AG57)
Andreas Frohloff: Pokalbeschriftung, Buch: „Made with FontFont“, Buch „Fontbook“ Benedikt Bramböck: Buch „Evolution“, Buch “Prix Charles Peignot“ Buchstabenmuseum: Poster Christoph Koeberlin: Buch „Vom Buch auf die Straße“ (Journal der HBG #3), Buch „House Industries“ Dan Reynolds: Buch „Formen & Gegenformen“ Friedrich Althausen / Monotype: Buch „Schrift. Wahl und Mischung“, Monotype Goodiebag, Notizbuch mit Bleistift, 2 × 1 Jahr Zugang zu Monotype Fonts Henning Krause: Buch „Chronik der Schriftgießerei D. Stempel AG Frankfurt a.M. 1895–1955“, Buch „Retrodesign“, Magazin „Typojournal” (Magazin von Typografie.info #3) Hannes von Döhren: Specimens (Match, Palast) Ivo Gabrowitsch: Lizenz Neue DIN Jenna Gesse: Buch „Königswege zum Unglück“ Jesse Simon: Buch „Berlin Typography“ Juli Gudehus: Buch „Packaging Makeovers“ Katja Hofmann: Notizbücher Klaus Rähm: Poster A3 Kulturraum Zwinglikirche e.V.: Buch „Adolf Wermuth“, Broschüre „Steine können sich nicht erinnern“ Patrick Marc Sommer: Magazine „FURE“, Bücher „Das ABC der Typografie“ René Bieder: Plakte (Markant, Multima, Kréol) Sascha Thoma, Ben Wittner / eps51: Buch „Bi-Scriptual“ Sonja Knecht: Buch „Finding Forte“
Simon Becker / B2302: Buch „Total Armageddon”
Stefanie Weigele: Buch „Spitzfederkalligrafie“ Stefan Pabst: Bücher „Futur 2“, „Fraktiqua“ Stefan Tielscher: Drucke Bleisatz (TStT-Jubiläumsposter, Geschenkpapier) Thomas Maier: Bücher „Formen & Fonts“, Buch (?) Till Wiedeck / HelloMe: Buch „Auf Wasser genaut“ Wolf Boese: Poster Yimeng Wu: Plakat (chinesisches Alphabet) Yulia Popova: Buch „How Many Female Type Designers Do You Know?“