Nachbericht 97. Typostammtisch: Eps51

Aus zwei geplanten Vorträgen wird an diesem Abend einer: Pia Christmann und Ann Richter von Studio Pandan müssen leider kurzfristig absagen. Schade und gute Besserung, wir finden bestimmt einen Nachholtermin.

Bevor es losgeht: Auf ein Kennenlern-Chili und Tannenzäpfle Bier mit Sascha Thoma und Ben Wittner von Eps51. Chili: lecker. Bier: schmeckt für Sascha als einem gebürtigen Schwarzwälder nach Heimat. Es gäbe aus dieser Gegend neben dem genannten noch Waldhaus Bier, das sei noch ein Stück besser, in Berlin aber schwer zu bekommen. Immerhin die zweitbeste Wahl im Getränkemarkt getroffen, puh.

Mit dem Thema Herkunft geht’s direkt weiter, als die Lichter ausgehen und der Beamer an: „Warum haben wir so ’nen doofen Namen?“ leitet Ben ein. Klar, denkt man, eps = encapsulated post script, nicht unbekannt in der Gestaltungsbranche. Die Zahl? Tja, nun.

 

Alles viel zu weit gedacht: „Wir haben uns in der Erbprinzenstraße 51 in Pforzheim kennengelernt.“ Ach so! Kontaktaufnahme mit den ca. 51 Anwesenden im Publikum: „War schon mal jemand in Pforzheim?“ Einige zaghafte Meldungen, dann große Einigkeit darüber, dass gerade eine Kleinstadt wie Pforzheim die Community nährt – besonders wenn man sich dort während des Studiums kennenlernt, wie die beiden Vortragenden. 

Irgendwann geht es für die meisten aber raus aus der Kleinstadt, hinein in die weite Welt. So auch für Ben und Sascha, die seit 2008 in Berlin sind. Ihr Designstudio Eps51 ist mittlerweile gewachsen und zählt heute 10 Mitarbeitende. Gemeinsam gestalten Sie vor allem für die Kulturbranche: Kunstraum Kreuzberg, Tanzfabrik Berlin, Kommunale Galerien Berlin, die Berliner Festspiele. Gerade bei letzteren zeigt sich der Gestaltungsansatz des Studios: Eine Schrift für jedes Festival; die Visuals entstehen assoziativ, teilweise zufällig. Ob Farbe und Olivenöl in einer Müslischüssel oder ab in den Baumarkt, um aus Beton Objekte zu bauen: „Funktioniert auch als Keyvisual“, so Ben. 

Farbe, Olivenöl, Müslischüssel für das Musikfest Berlin 2019. Foto: Eps51
„Ich hab im Studium schon davon geträumt, einer Kundin einen schwarzen Strich auf einem Poster zu verkaufen“, so Ben. Beim Jazzfest Berlin 2019 wurde der Traum dann wahr. Foto: Sonja Knecht

Man kann also behaupten, Eps51 seien stilprägend für die Berliner Plakatlandschaft. Moment, „Wir machen keine Plakate mehr“, sagt Ben und konkretisiert: „Wir sind zwar klassische Printdesigner, aber wir differenzieren nicht mehr zwischen Print und Digital. Alles bewegt sich für Social Media.“

Und so zeigen sie bewegte Gestaltung, die Genregrenzen und Schubladenwände zum Schmelzen bringt – ganz wie die Kunst, die hier repräsentiert wird.

Das ICC Berlin war so ein allumgreifendes Projekt. Unter dem Motto The Sun Machine is coming down belebten die Berliner Festspiele 2021 das legendäre ICC wieder und öffneten es 10 Tage lang für Kunst, Kultur und Architektur – mit 70es Vibe und zugleich Blick in die Zukunft. Eps51 gewannen den Gestaltungsjackpot und entwickelten Visual Identity, Printmedien, Social Media, 3D Animation, Trailer, Ausstellungsdesign und Wegeleitsystem in einem. Wow, da kommt die Sonnenmaschine auf Touren.

Foto: Sonja Knecht
„Unsere Neuerfindung“: Das ICC als utopisches 3D-Rendering. 

Als Berliner Typostammtisch finden wir Berlin selbstredend toll – es ist aber auch nicht die ganz weite Welt, muss man sagen. Sascha und Ben kommen zur Biennale nach Venedig, wo sie 2019 den arabischen Pavillon gestalteten. Bens Lehrsatz: „Das wichtigste auf einem Kunstfestival sind die Tote Bags. Der Pavillon, der den schönsten Jutebeutel hat, bekommt am meisten Aufmerksamkeit.“ 

Foto: Eps51

Spätestens mit diesem Projekt klingt die Liebe zur arabischen Typografie an. Ihre Anfänge nahm sie für Ben und Sascha in Kairo. Streifzüge durch die Stadt waren interessanter für die beiden als Kurse an der Austausch-Uni. So kamen sie ab 2004 immer wieder nach Kairo und entdeckten über die Jahre eine Stadt, in der auf Beschilderungen „selbst der kleine Elektrikerladen vom Youssef ‚Electricity‘ auf Englisch schreibt“, so Ben. 

Reklame für besagten Elektriker. Foto: Sonja Knecht

Take this, Schilderwald Deutschland! Foto: Sonja Knecht

Ein Paradies für multilinguale Typografie also – für Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Missverständnis und Verständnis. Für Interpretation und Annäherung. Ein großes Thema, das Sascha und Ben auch in ihrem Buch Biscriptual beleuchten, 2018 erschienen im Schweizer Niggli Verlag. Hier geht es neben dem Zusammenwirken von Arabisch und Latin auch um interkulturelle Gestaltung mit Kyrillisch, Griechisch, Hangul, Devanagari, Japanisch und Chinesisch.

Eine Frage, die auch Schriftgestaltenden oft begegnet: Muss man die Sprache sprechen, um die Zeichen zu zeichnen bzw. anzuwenden? Sascha und Ben haben ihre ganz eigene These dazu: Sie selbst hätten keine Arabischkenntnisse, jedenfalls nicht über die folgenden vier Faktoren hinaus: Soziokulturelle Aspekte, Ästhetik, Sprache/Script, Technologie. „Be humble und informier dich über diese vier Bereiche, bevor du mit einem Script gestaltest, das nicht deine Muttersprache ist.“, so Ben. 

Welche Herangehensweisen und Tipps haben die beiden? Reisen! Lernen! Immer Muttersprachler·innen fragen, gern mit Designkompetenz. Den Schriftstil der jeweils zuerst dagewesenen Komponente nicht imitieren, sondern die Anatomie der scriptinternen Eigenarten beibehalten. Ben und Sascha zeigen viele Beispiele für Gestaltung mit mehreren Schriftsystemen – interessante, gekonnte, lustige, gruselige: zum Beispiel Latin mit verkehrten Kontrasten oder Arabisch, das den Duktus gebrochener Schrift imitiert.

Übertragung von scriptinternen, historisch gewachsenen Prinzipien funktioniert meist nicht.
Die arabische Adaption des Vodafone-Logos basiert offensichtlich auf dem vorhanden lateinischen e. Mittlerweile sei dieses Logo glücklicherweise überarbeitet, so Ben.
Gefundenes Fressen für interkulturelle Schriftfeldforschung in den Straßen Kairos.
Wie man die Leserichtung bewusst in die Gestaltung einbinden kann: In dieser Publikation entscheiden Leser·innen vor Gebrauch, welche Seite der Bindung aufgeschnitten wird.
Schriftwahl is key. Hier ein gelungenes Beispiel, in dem Latin und Arabisch eine unverkennbare, ästhetische Einheit bilden.
Auch hier eine gelungene Einheit, diesmal von Chinesisch und Latin.

Was heißt Harmonisierung, wenn man mit verschiedenen Schriftsystemen gestaltet? Muss alles immer gleich aussehen? Nicht unbedingt: Faktoren wie Ausgewogenheit, Leserichtung und -gewohnheit, Kontraste, Strichstärken, Textmenge spielen eine Rolle. Eine gemeinsame optische Klammer muss gefunden werden. Steht übrigens alles im Buch.

Abschließend, bevor eine angeregte Diskussion mit Stimmen aus dem Publikum startet, noch der durchaus nachklingende Satz: „Keine Angst haben, sonst macht man gar nichts.“

Darauf ein Schwarzwälder Bier. Vielen, vielen Dank an Sascha und Ben!

Nachgespräch moderiert von Lukas Horn. It’s all about intercultural understanding! Amen.
Interessiertes Publikum, zahlreich erschienen.
Ging ganz schön lang diesmal … Danke an alle Gäste und Helfer·innen! Stellvertretend hier winkend Zita Kayser, zu Besuch aus Wien. Foto: Sonja Knecht
Friedrich Althausen, Georg Seifert, Kai Sinzinger und Andreas Frohloff

Nachbericht 95. Typostammtisch: Lause Bleibt / Zhenya Spizhovyi — or: The power of communities

Da der Weg in den 3. Stock bis zum eigentlichen Typostammtisch bei diesen hochsommerlichen Temperaturen durchaus weit anmutet, gibt es für Besucher·innen einen Zwischenstopp im 1. Stock.

Dort ist eine leere Etage derzeit, sagen wir, zu Informationszwecken umgenutzt. Kurzer privater Spontanvortrag zur Historie der „Immobilienoper“ Lause10 (in der Lausitzer Straße 10, Kreuzberg, wo sich das Sonnenstudio befindet, hat die Mietgemeinschaft mit jahrelanger Hartnäckigkeit das Unwahrscheinliche geschafft und die 20-Mio Verkaufspläne des Eigentümers in eine 10-Mio von der Politik unterstütze genossenschaftliche Erbpacht umgemünzt – und kann, größtenteils, weiterhin zu erschwinglichen Konditionen hier leben und arbeiten).

Felix Link stellt die Historie der Lause10 kurz dar. Vielen Dank für diesen Einblick!
Can’t buy me Lause / Dehnen und Strecken für den Erbbauzins

Klingt kompliziert, war es auch. Wie genau, skizziert uns Designer und Lause10-Mieter Felix Link: Er erzählt vom Dehnen und Strecken vor dem Senat im Stil von 80er Jahre-Fitnessvideos; von der Kiezoper Lauratibor, vom Eisverkauf bei Demonstrationen und zeigt Plakate und Demo-Utensilien. Die Vielfalt der Demonstrationsmaßnahmen zeigt eindrücklich, dass das gesamte kreative Potential der Gemeinschaft auf dem Weg zur Genossenschaft eingeflossen ist. Überhaupt, Gemeinschaft:

[Szenenwechsel. Wir befinden uns zwei Stockwerke höher im Sonnenstudio und sprechen nun IN ENGLISH.]

Talking about community: Zhenya Spizhovyi introduces the Ukrainian type community. Still young, it had to grow after the collapse of the Soviet Union: “Our roots were destroyed so we had to create new roots”, puts it Zhenya to prosaic, yet impressive words. But let’s begin where everything begins and ends these days when touching the topic Ukraine: “There’s noone who is more tired of talking about the war than the Ukrainians. But we have no choice.” So of course, the war runs like a thread through Zhenya’s talk.

Elisabeth Moch, illustrator from Sonnenstudio, introduces Zhenya as a Ukrainian calligrapher, lettering artist, type designer and teacher from Kyiv. Together with his wife, he has been staying in Berlin for three months now, living in different flats, co-working at Sonnenstudio, being as optimistic as possible: “You know, we are humans. We can live in different conditions.”

Elisabeth Moch (l.) introduces Zhenya Spizhovyi to Sol Matas, Luc(as) de Groot, Daria Petrova and the other ca. 30 listeners.
Transliteration of Zhenya’s name: There’s no letter for the sound Ж in the Latin script (and, note to ourselves: No Cyrillic support in the otherwise lovely typeface Graublau Sans of esteemed regular Typostammtisch guest Georg Seifert). Photo: Luc(as) de Groot

In the first part of his presentation, Zhenya speaks about his own work. During his studies at the Kyiv State Institute of Decorative and Applied Art and Design named after Mykhailo Boychuk (KSIDAAD), the calligraphic work of professor Vasyl Chebanik was very inspiring for Zhenya. After graduating with the typeface Marko, he put font making on hold and continued to explore calligraphy. Or, as he puts it: “I just procrastinated and did calligraphy.” 

Sketches for Zhenya’s graduate project Marko, available at googlefonts.
“I just procrastinated and did calligraphy”.

Zhenya gives personal insights into the transitions between calligraphy, lettering, typography and type design. “My approach in calligraphy is quite typographical. I try to put order in calligraphy.” Feeling comfortable in smaller systems like letterings at the beginning of his career, he now feels the urge to explore greater systems – within the discipline of typeface design. Zhenya also provides the audience with the interesting perspective of transliterated logotypes, covers and lettering art work for clients such as Netflix. Mimicking the look-and-feel of the (mostly Latin-based) original, he learns a lot about lettershapes, the differences between Cyrillic and Latin (“Cyrillic is always more cursive”) and about cultural dynamics. He tends to be critical concerning the latter, questioning why even for new Cyrillic logotypes, briefings mostly contain Latin logotypes as inspiration. But luckily, according to him, this situation gradually changes. 

Research on logotype for ceramics manufacturer Maistrenko
Latin-based inspiration provided in a briefing for a Cyrillic-based logotype. The result can be seen above.
A cover artwork that Zhenya adapted from Latin to Cyrillic.

“I sometimes dislike the letterings I have to transliterate. I can’t choose. But it also teaches me a lot.” This kind of reflective and honest observation can be found in lots of Zhenya’s statements, that’s why this report works with numerous quotes. To be as honest as him: I think he found a fantastic way of presenting his own work. With well deserved self esteem, without being pretentious. Not necessarily aiming for the perfect but rather for the process, the development, the change.

Zhenya introduces the twins Vika and Vita Lopukhina, a Ukrainian designer duo
Selection of Vika and Vita’s artworks on Instagram raising attention against the war in Ukraine.

In the second part of his talk, Zhenya raises awareness for noteable Ukrainian designers by showing their work, especially their graphical involvement in the anti-war movement. Being asked about his thoughts on inner conflicts concerning the appropriateness of doing/posting art during a war, he again states “We have no choice.” And then he adds: “That’s our voice. I mean, an artist is our president.”

Here are the artists of the Ukrainian calligraphy, lettering and type design community, Zhenya mentions in his presentation:

Vika and Vita Lopukhina
Oleksiy Chekal
Kyrylo Tkachev
Dmytro Rastvortsev
Ivan Tsanko
Kateryna Korolevtseva
Maksym Kobezan
Zhenya recommends this Website on Ukrainian art communities.

Another question from the audience asks for Zhenya’s plans. He wants to find a flat in Berlin and then apply for TypeMedia to further learn about bigger systems. Dear Berlin type community: If anyone knows a detached place for 2 people, please contact Zhenya on Instagram or write us, we are happy to forward.

Dear Berlin type community, help is wanted! Thank you very much 💕 (Set in Marko One)

This report is to be closed with, of course, a quote: “Make love, not war. Follow me on Instagram … Don’t start a war at any time!”

30.06.2022: Zhenya Spizhovyi introduces the Ukrainian typographic community

Beim Juni-Typostammtisch lernen wir die ukrainische Calligraphy, Lettering und Type Design Community kennen.

Zhenya Spizhovyi kommt aus Kiew und lebt momentan in Berlin. Im Kreuzberger Sonnenstudio erzählt er uns in Bildern von Landsleuten und deren Arbeit in Sachen Schrift. Zhenya ist selbst Teil der Szene: als Grafikdesigner, Lettering Artist, Kalligraf und Dozent an verschiedenen Kiewer Design-Hochschulen. Sein Vortrag ist auf Englisch.

Zhenya Spizhovyi from Kyiv is currently based in Berlin. At Sonnenstudio, he will tell us about the Ukrainian typographic community through a picture story. Part of the scene himself, Zhenya is a graphic designer, lettering artist, calligrapher and has been working as a teacher at different Kyiv schools of design and visual communications. His lecture will be in English.

Wann? Donnerstag, 30. Juni 2022, 19 Uhr
Wo? Lausitzer Straße 10, Aufgang C, 3. Etage, 10999 Berlin-Kreuzberg
U-Bahn: U1 bis Görlitzer Bahnhof, U8 bis Kottbusser Tor oder Schönleinstraße
Bus: M29 bis Görlitzer Bahnhof oder Spreewaldplatz

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team.


Am 23. Juni findet die Eröffnung der Ausstellung 100 Besten Plakate 2021 im Kulturforum statt. Die Arbeiten kann man sich dort bis 10. Juli anschauen. Quasi im Vorbeigehen bietet sich die Freiluftausstellung All We Wrote – The Passion Of Graffiti an, noch bis zum 26. Juni auf dem Grünstreifen zwischen U-Bahnhof Wittenbergplatz und U-Bahnhof Uhlandstraße. Wer es unter der Woche nicht schafft, kann ab sofort auch „Sonntags in die Stabi“ gehen. In diesem Zusammenhang möchten wir noch einmal auf das Kooperationsprojekt Die Sichtbarmachung des Sichtbaren hinweisen, es geht um nichts Geringeres als die Digitalisierung des Berliner Schriftkulturerbes.


Im Titelbild ein Lettering von Zhenya Spizhovyi. Die Titelzeile ist gesetzt in der Erebus von Oleksandr Parkhomovskyy, seinem TypeMedia Abschlussprojekt 2020/21

Nachbericht 94. Typostammtisch: Ausstellung und Präsentationen „Mastering Type“

Scroll down for English survey of Saturday’s presentations (skipping our German Überblick).

Die traditionelle Type Masters Ausstellung findet diesmal nicht wie sonst im Januar, sondern mitten im Frühlingserwachen statt. Außerdem präsentieren wir nicht einen Jahrgang – es gibt Arbeiten der Abschlussjahrgänge 2020 und 2021 aus Reading & Den Haag zu sehen, sowie Projekte aus Prag, die 2022 erst abgeschlossen sein werden (dazu später mehr). Die Vorbereitungen für diese Ausstellung starteten dementsprechend schon 2020, als Sol die ersten Alumni anfragte, wir uns dann aber coronabedingt gegen eine Ausstellung im Folgejahr entschieden. Umso mehr freuen wir uns, dass am Samstag Graduierte aus allen ausgestellten Schulen und Jahrgängen zugegen sind, um uns etwas über ihre Abschlussprojekte zu erzählen. Doch der Reihe nach:

Léna Le Pommelet hilft beim Aufbau. Merci beaucoup, Léna.

Der Donnerstagnachmittag

Der Aufbau im Schnelldurchlauf: Schlüssellisten, Stühle, Tische, Kühlschrank, Getränke, Pappwände, Plakate, huch, eins fehlt. Danke Sol Matas und Suki Su (UdK) für die schnelle Druckhilfe! Dank auch an Léna Le Pommelet, Oleksandr Parkhomovskyy, Kai Sinzinger und alle anderen mit helfenden Händen; noch mehr Plakate, Vorhänge, Zeit vorbei. Denn: Direkt vor der Ausstellungseröffnung startet im selben Raum ein absolut sehenswertes Rahmenprogramm, organisiert von Roman Wilhelm und der UdK. Es gastierten Petra Dočekalová und Radek Sidun, die sich und ihre Buchprojekte vorstellen. Dank an Petra, Radek, Roman, das gesamte Team der UdK sowie die ca. 30 Interessierten im Publikum. Die anschließende Umbaupause zwischen den beiden Veranstaltungen ist zugegebenermaßen knapp bemessen aber hey – für Menschen, die sich mit Schrift beschäftigen, ist Geduld kein Fremdwort.

Petra Dočekalová und Radek Sidun (re) im Gespräch mit Roman Wilhelm. Im Hintergrund Ausstellungswände hinter Vorhängen – die Spannung steigt.
Radek und Petra heben die Bedeutung tschechischer Typografen und diakritischer Zeichen im Allgemeinen hervor und präsentieren tolle Bücher

Welcome back! 

Die Türen öffnen sich also mit Verspätung und siehe da: alles wie immer! Euphorisiert davon, was einem während der letzten beiden Jahre schleichend abhanden gekommen ist (persönlicher Austausch, unverhoffte Wiedersehen, Klassenfahrtstimmung, sowas), ein Toast auf uns alle: Welcome back, Typostammtisch!

Schön, euch zu sehen! Anja Meiners und Lukas Horn eröffnen die Ausstellung. Foto: Sonja Knecht
Besucher·innen vertieft in Arbeiten aus Den Haag 2020
Corona ist präsent: Lese-Plakat von Simon Thiefes, der sein Projekt am Samstag vorstellt
Specimens und Process Books dürfen auch diesmal nicht fehlen (hier von Oleksandr Parkhomovskyy). Foto: Sol Matas
Foto: Sonja Knecht
Hybride Veranstaltung: drinnen …
… und draußen
Danke fürs Schmeißen des Getränkeverkaufs über weite Strecken, liebe Ulrike Rausch (hier mit Patrick Marc Sommer)!

Der Freitagnachmittag und die Statistik

Nach dem Workshop der Kolleg·innen aus Prag am Freitag besuchen nur eine Handvoll Interessierte die Ausstellung. Ob wir das beim nächsten Mal genauso handhaben oder die Ausstellung lieber nur Donnerstag und Samstag öffnen …? Wo wir gerade dabei sind: Auch die offizielle Getränkestatistik von Luc(as) de Groot enthält wertvolle veranstaltungstechnische Erkenntnisse, die wir gern mit euch teilen. Spoiler: Mate ist out.

Der Samstagnachmittag / Saturday afternoon

Am Samstag erleben die rund 40 Anwesenden im Publikum abwechslungsreiche Alumni-Vorträge mit unterschiedlichen Schwerpunkten, präsentiert von als Typostammtischneumitglied und KABK-21-Alumnus multi-involviertem Lukas Horn. Aber lest selbst …

Lukas Horn hat sieben Vorträge anzusagen, inklusive seines eigenen.
Interessiertes Publikum vor bunter Zickzackkulisse
Simon, Sophia, Oleksandr, Léna, Jan, Ilya and Lukas. Thanks for sharing your insights! (Photo: Sol Matas)

Alumni Line-Up:

Ilya Bazhanov shows the result of his deep archive research on the history of Russian emigrants. He digitised interesting typographical findings and combined them in his typeface Emigrant, which comprises Cyrillic and Latin. According to Ilya, Emigrant is a “mix of shape, weights, structure and style”, mirroring diverse social backgrounds of Russian emigrants. Ilya will finish his project later this year at UMPRUM. All the best, Ilya!

Ilya presenting his graduate project
Diverse inspiration from the archives
Many typefaces become one

Presenting his project Gabion, Jan Šindler tells us that for him, studying was not primarily about the typeface (result), but about the process towards it. He put focus on experimenting, learning and is now suprised that “after all, I have a typeface that I would have never thought of drawing”. Being “kind of exhausted from the studies”, he “asked other people to use [the typeface]”. Let’s take this as an appeal: Go on people, use Gabion!

First sketches and experiments
Hello, I am an a
Gabion in use for an open air cinema festival

Léna Le Pommelet’s typeface Furya combines mechanical style car typography of the 50es to 70es with relaxed and dynamic script resources. Furya is provided with a combining “speedometer” axis that connects weight, width, contrast and slant from -45° to 45°. “I was entering the world of optical illusion”, she says explaining the optical effect of a passing car. To her, “the application of the typeface was really important. Put it on object!” So, amongst other use cases, she shows her typeface applied on a bike wheel to emphazise the neverending effect that her speedometer axis is creating.

Inspiration: Dynamic script and car typography
Léna tells the public about the speedometer axis
Speedometer axis closeup
Optical illusion with Furya

Lukas Horn lets us dive into the world of magic mushrooms. His playful and organic typeface Myzel grows up and down like mushrooms existing above and below the ground. Exploring possibilities of CSS-driven animations, Lukas states: “I learned a lot”. In fact, that’s what all the alumni are highlighting during their talks. The applause for Lukas lasts extra long – on the one hand due to the well-made project, on the other hand because he demonstrates that the public can influence the typeface’s behaviour on screen through making noise.

Up and down – Myzel combines nature and technology
Lukas shows browser testing
You better only eat one of them

Oleksandr Parkhomovskyy describes the process behind his typeface Erebus with very honest and entertaining insights: “Automatically, it lead to nothing“, he states or: “At some point, I realized that I didn’t really enjoy it.” Thank you, Oleksandr (called Alex): Trials and tribulations are such an important part of studying and creating typefaces. The result of Alex’ work, however, is a wide design space of Sans/Serif/Slab/Display/Text/Italic/Shatter perfectly fitting into the applications he shows us: book covers, film posters, trailers – and whiskey brands. 

Superheroes. The Author unfortunately forgot what it was all about with them in the presentation 🙂
Trying an Erebus variant with upright capitals and Italic text
Alex explains: Your favourite Western should be typeset fine in your own typeface. So get that lowercase l a curl!

“I am here to take you on a visual time journey with Chunky.” During Simon Thiefe’s dense and dynamic presentation, we meet Pablo Picasso at Fonts in Use, receive a letter by Kurt Schwitters containing design critique and we get to see a piece of art that actually is not art (signed as #1/∞). But of course, Simon also tells us about his typeface, comprising independent weight axes of Hebrew and Latin to optimize multilingual layouts with variable fonts. He also touches how Covid influenced the year of studying (find a diary at iso-type.com). “What would dadaists say about chunky?” – Well, we don’t know. “Anyways, back to the future”.

Your daily dose of Dada
Chunky design space …
… and some sort of industry design scpae 🙂

While speaking four languages herself (all written in Latin-based scripts), Sophia Tai was keen on also exploring a personally unknown script in her graduate project Flyst. After attending numerous script workshops at Reading (Arabic, Chinese, Devanagari), she decided to go for Tamil. In a short introduction, we learn that Tamil is a lively shaped unicase script. Since Sophia opens up a Serif/Flared design space, it was difficult for her to mimic stroke contrast in Tamil. Being thankful for feedback and help during a lot of zoom conferences with nice people, she’s proud: “I made my first text typeface”.

Flyst design space (photo: Sol Matas)
Tamil printout and annotations
Sophia shows how smart components help designing Tamil in Glyphsapp

Explaining her user name “sophiatypelove” at the end of her presentation, she states: “I am Sophia and I love type” …

… In fact, that’s what all the attendees in the room and visitors during the last days share: Loving diversity in type, loving research and progress, loving Béziers and CSS, loving axes and contrasts. All the best for you! Thank you for sharing and joining us on all those wonderful journeys in type.

Kai Sinzinger und Luc(as) de Groot beim Abbau. Vielen Dank für die Unterstützung!
Jens Kutílek mit Kind und Pilzebuch von Lukas Horn

Traditionell beenden wir den Nachbericht mit der nächsten Generation; hier Nachwuchs von Jens Kutílek, das Pilz-Specimen von Lukas Horn begutachtend. Oder wie Simon Thiefes es formulieren würde: “Anyways, back to the future.”

19.05.2022: Mastering Type 2020/21

Der Berliner Typostammtisch kehrt aus langem Sommer-Winter-Sommer-Winterschlaf (unterbrochen von einem sehr schönen Biergartenblinzeln im September 2021) zurück in eure Terminkalender. Und wie! Drei Tage wollen wir mit Euch im Rahmen der Ausstellung Mastering Type Schrift zelebrieren.

Dieses Jahr sind wir hybrid. Nein, die Veranstaltung ist nicht vom Sofa aus verfolgbar, sondern wir zeigen Arbeiten von Studierenden aus gleich zwei Jahrgängen. Hybrid auch in dem Sinne, dass es neben Ausstellung und Alumni-Vorträgen noch mehr tolles, von Roman Wilhelm (UdK Typolabor) organisiertes Programm gibt. Dafür reisen aus Prag zwei Größen der tschechischen Typografieszene an: Radek Sidun und Petra Dočekalová (Briefcase Type Foundry).

Mit ihren Vorträgen eröffnen Petra und Radek am Donnerstagnachmittag die drei typografischen Tage. Direkt im Anschluss, am Donnerstagabend, ist die Typostammtisch-Ausstellungseröffnung: Abschlussarbeiten aus den Schriftschmieden Den Haag, Reading und Prag sind zu betrachten. Am Freitag geben Radek Sidun und Petra Dočekalová einen Workshop, zu dem ihr euch über die UdK anmelden könnt (siehe unten). Am Samstagnachmittag stellen Alumni sich und ihre Schriftprojekte vor (de/en); bis jetzt angemeldet sind Céline HurkaJan Šindler, Léna Le PommeletLukas Horn, Oleksandr ParkhomovskyySimon Thiefes und Sophia Tai. Auch nach dem Workshop am Freitag und den Vorträgen am Samstag könnt ihr in Ruhe die Ausstellung besuchen und eure Eindrücke vertiefen. Das Programm im Überblick:

Donnerstag, 19. Mai 2022

Vorträge Petra Dočekalová und Radek Sidun: 17 Uhr
Ausstellungseröffnung/Typostammtisch: 19 Uhr (Umbau ab 18:30)

Freitag, 20. Mai 2022

Workshop Petra Dočekalová und Radek Sidun (Thema: Diakritika): 11 bis 16 Uhr
Bei Interesse bitte bis 16. Mai anmelden (kostenfrei, begrenzte Plätze).
Ausstellung ist geöffnet von 16 bis 18 Uhr

Samstag, 21. Mai 2022

Vorträge Alumni: 15 Uhr
Ausstellung ist geöffnet von 15 bis 19 Uhr

Bitte beachten! Es gelten die Hausregeln der UdK. Bitte tragt Masken.

Wo? Im Medienhaus der Universität der Künste Berlin, Grunewaldstraße 2–5, 10823 Berlin; Ausstellung und Vorträge in der Galerie im Erdgeschoss, Workshop im selben Gebäude (Raum wird Angemeldeten bekannt gegeben)
U-Bahn: Linie U7, Haltestelle Kleistpark
Bus: Linien 106, 187, 204, M48, M85, N7, Haltestelle Kleistpark

Bis dahin, wir freuen uns!
Euer Typostammtisch-Team


Wer die neuesten Bücher der Gäste aus Prag noch nicht kennt, dem seien sie wärmstens empfohlen: das Manual of Diacritics von Radek Sidun sowie Jaroslav Benda—Typographic Designs and Letterforms von Petra Dočekalová. Noch bis 19. Mai ist die sehenswerte Ausstellung Revealing, Recording, Reflecting – Women Graphic Designers from Southwest Asia and North Africa in der Galerie A–Z geöffnet. Wer auf Schrift steht, kann dies auf Barbara Krugers bodendeckenden Schriftinstallationen tun: Bitte lachen / Please cry bis August in der Neuen Nationalgalerie. Vom 7. bis 21. Mai läuft die Tape Art Convention im Napoleon Komplex.Um die unterschiedlichsten Darstellungen eines Schlüsselwortes geht es im Kooperationsprojekt Studio Tolerance, vom 17. Mai bis 17. Juli in der Kunstbibliothek: „ein visueller Appell an ein soziales Miteinander und ein Raum für kreative Auseinandersetzung“, den wir ausdrücklich unterstützen. Die Granshan Konferenz steht dieses Jahr unter dem Motto Signs of the Times: TypeTech MeetUp am 20. Mai, Konferenz am 21. Mai – in München oder online dabei sein. Am 10. und 11. Juni findet im Berliner Technikmuseum ein Workshop zum Thema Schriftproben in der Forschung – Interdisziplinäre Perspektiven aus Wissenschaft, Sammlungseinrichtungen und Design im Rahmen eines großen Kooperationsprojekts zur Sichtbarmachung des Berliner Schriftkulturerbes statt. Schnell sein, Plätze sind begrenzt! Und den nächsten Typostammtisch planen wir für Juni.


Die Titelzeile ist in einem Schriftentwurf von Roman Wilhelm gesetzt, angefertigt für eine Veranstaltung mit Petra Dočekalová in Braunschweig 2019. Das Titelbild, aufgenommen von Luc(as) de Groot, zeigt Mastering Type 2015.

 

23.09.2021: Biergarten & Schriftspaziergang

Test, Test. Könnt ihr uns lesen? Etwas ungewohnt ist es, wieder Newsletter zu schreiben, doch wir möchten euch die frohe Kunde nicht vorenthalten: NACH SO LANGER ZEIT GIBT ES ENDLICH WIEDER EINEN TYPOSTAMMTISCH! Wir versuchen erst gar nicht, unsere Aufregung zu verbergen und hoffen, auch bei euch auf angestauten Hunger nach Begegnung und typografischem Austausch zu treffen.

Leicht verspätet, diesmal im September statt im August, machen wir einen klassischen Typostammtisch-Stammtisch an der frischen Luft plus vorangekoppeltem Schriftspaziergang. Bringt besagten Hunger (und natürlich Durst) in den Biergarten mit; sowie eigene Arbeiten, Bücher, Fundstücke und Neuigkeiten. Kurzum: Bringt mit, was ihr besprechen möchtet.

Schriftspaziergang in Mitte – mit Jubiläum!

Mehr als nur die Einstimmung zum Treffen im Biergarten ist unser Schriftspaziergang mit Florian Hardwig und Fritz Grögel. Dieses Jahr wird der Typostammtisch-Schriftspaziergang schon 5 Jahre alt. Ein solcher Geburtstag muss auch unter Pandemiebedingungen gefeiert werden! Diesmal sind höchstens 14 Teilnehmer·innen zugelassen (leider auch keine spontan mitgebrachten und nicht registrierten Menschen). Wie immer müsst ihr euch anmelden und dieses Jahr bitte ein paar mehr Fragen beantworten. Außerdem haben wir einen moderaten Teilnahmebeitrag eingeführt (15€ bzw. 10€ ermäßigt), der den Tourguides zugutekommt. Die Plätze vergeben wir nach Reihenfolge der Anmeldung. Bitte seid nett und sagt ab, falls ihr einen gebuchten Platz doch nicht in Anspruch nehmen könnt! Die Teilnehmer·innen werden per Mail über den Treffpunkt benachrichtigt.

Bei ganz schlechtem Wetter müsste die gesamte Veranstaltung leider entfallen.

Wann? Am Donnerstag, den 23. September um 18 Uhr (Schriftspaziergang ab 15 Uhr)
Wo? Prater Biergarten, Kastanienallee 7–9, 10435 Berlin
U-Bahn: Linie U2 bis Eberswalder Straße
Tram: M1/M10/12 bis Eberswalder Straße

Bis dahin, WIR FREUEN UNS AUF EUCH!
Euer Typostammtisch-Team


Unsere Veranstaltungshinweise sind diesmal in Vorfreude auf das, was wir so lange nicht hatten, dick aufgeblasen und teilweise weit im Voraus vermerkt. Den Anfang machen eine Reihe aktuell anstehender Angebote. Die Qual der Wahl habt ihr heute, am 9. September: Beim Type Thursday Berlin sind Luz Bella Lendiez, Daria Petrova, Flavia Zimbardi und Verena Gerlach als Expertinnen bei einer TypeCrit-Session geladen. Parallel wird im A–Z presents die Ausstellung Perhaps it’s not you, it’s me von Lucienne Roberts eröffnet, in der die Künstlerin Liebesbriefe an das Grafikdesign thematisiert. Noch bis zum 19. September läuft die Reihe Wir machen Bücher der p98a im Analog mit verschiedenen Lesungen und Gesprächen. Ebenfalls bis zum 19. September zeigt der Hamburger Bahnhof im Beuys-Jahr Interessantes Von der Sprache aus. A propos Sprache: Gendern ja, nein, vielleicht und wenn ja, bitte wie? Sonja Knecht gibt einen Überblick zur Debatte: Vortrag am 6. Oktober bei der tga live in Wien, Online-Seminar am 19./20. Oktober bei der tgm. Die Werke des iranischen Schrift-Künstlers Hassan Massoudy kann man im Pergamonmuseum im Rahmen der Ausstellung Raum für alle hat die Erde noch bis zum 17. Oktober bestaunen.

Ein paar Save-the-Dates solltet ihr euch noch in den Konferenzkalender schreiben: Die ATypI veranstaltet vom 28. bis 30. Oktober ihre zweite globale, zeitzonenübergreifende Online-Konferenz All Over! Grandiose Gelegenheit, Schriftprofis auch aus bisher wenig vertretenen Weltgegenden zu erleben. Der vierte (und letzte) Teil des TypeTech MeetUps zum Thema Type Design and Society wird am 19. November stattfinden (München/online). Eine Woche später, am 26. November ist die vierte Ausgabe der FURE (Future of Reading) in Münster geplant.


Die Titelzeile ist in der Connecting A–Z von A–Z presents gesetzt. Das Projekt ist während des Corona-Lockdowns entstanden. 28 Gestalter·innen (aus Berlin u. a. Alex Branczyk, Barbara Dechant, Na Kim und Ferdinand Ulrich) haben jeweils einen Buchstaben des lateinischen Alphabets zur Schrift beigetragen und sich und ihre diversen Gestaltungsansätze auf diese Weise trotz pandemischer Einschränkungen zusammengeschlossen, festgehalten, verbunden. Die Schrift kann frei herunterladen und genutzt werden.

Das Titelbild stammt von unserem Schriftspaziergangs-Tourguide Florian Hardwig. Auf unsere Anfrage nach hinreichend melancholisch gestimmten Bildern zum Neuanfang des Stammtisches/Schriftspaziergangs schickte er spontan fünf. Den Rest seht ihr nach und nach auf unseren Social Media-Kanälen: Folgt Eurem Typostammtisch auf Twitter und Instagram.

Nachbericht 92. Typostammtisch: Type Crit II

Mit Verlaub, dieser Typostammtisch war ein Selbstläufer. Natürlich nicht im Vorfeld: Die Kritikerinnen und Experten mussten angefragt, die Location organisiert, ein paar Listen ausgedruckt werden – schon klar. Aber der Abend lief dann wie geschmiert.

Alle Expertinnen und Kritiker erscheinen trotz anderweitiger Verpflichtungen bestens gelaunt und hochmotiviert. („Ich müsste eigentlich seit zwei Wochen zu Hause bleiben, aber für euch mach’ ich eine Ausnahme. Macht ja auch Spaß“, so Andreas Frohloff; „Ich geh’ nochmal an den Schreibtisch“, verabschiedet sich Luc(as) de Groot gegen halb zwölf). Alle Kritiker? Nun ja, fast alle: Erik Spiekermann fällt leider krankheitsbedingt aus. Beim nächsten Mal klappt’s bestimmt; wir bleiben dran.

Das anwesende Expertenteam (Golnar Kat Rahmani, Ivo Gabrowitsch, Johannes Breyer, Luc(as) de Groot, Ulrike Rausch, Andreas Frohloff) ist aber nur eine Seite der Medaille. Damit das Konzept aufgeht, braucht es vor allem Gäste mit Entwürfen im Gepäck. Hier scheint die Minitradition, die wir mit dieser zweiten Ausgabe des Type-Crit-Formats nun manifestieren, bereits etabliert: Es sind wieder rund 60 Interessierte zugegen, die ganz selbstverständlich und noch zwangloser als bei der ersten Ausgabe unseren „offiziellen“ Type Crits (und sich gegenseitig) ihre Entwürfe zeigen. Es geht sofort los.

Die Expertenrunde schreibt Namensschilder – mit unterschiedlich ausgeprägter Sorgfalt.
Klaus Rähm ist als einer der Ersten im entwurfsbezogenen Gespräch, hier mit einer Studentin der UdK.
Das muss irgendwie bunter: Ivo Gabrowitsch lagert nach einigen eigenen Anläufen die künstlerische Gestaltung seines Namensschildes an Kai Sinzinger aus. Konzentration aufs Wesentliche – schließlich ist Ivos Fachgebiet das Schriftmarketing.

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11.12.2019: Typostammquiz XII

Alle Jahre wieder … kommt das Typoquiz! Packt die Gaben, wälzt die Archive und schärft die Augen – oder schaut einfach so vorbei. Wir freuen uns auf einen unvorhersehbaren und unterhaltsamen Abend.

Auch 2019 bleiben wir dem bewährten Typostammquizmodus treu: Die Fragen kommen von den Vorjahreschampions, diesmal Tilmann HielscherDaniel Perraudin und Jeanne Bussmann. In ausgelosten Zufallsgruppen stellen wir uns einem abwechslungsreichen Mix aus harten Nüssen und machbaren Verschnaufpausenrätseln. Niemand muss alleine raten (außer den zwei bis drei Finalisierenden) und am Schluss gibt’s Preise für alle.

Wieder sind wir in der Vorweihnachtszeit zu Gast im Böhmischen Dorf. An dieser Stelle sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Quiz an einem Mittwoch stattfindet. In der Location gibt’s kein Essen, kommt also bitte gefrühstückt – mindestens.

Außerdem freuen wir uns auf eure Geschenke für den Gabentisch: bitte im Vorfeld bei LucasFonts in der Eisenacher Straße 56 in Schöneberg abgeben oder dort hinschicken. Natürlich könnt ihr eure Präsente auch am Abend des Quiz (nein, es heißt nicht „des Quizzes“, extra nachgesehen) mitbringen. Keine Idee? Wie wär’s mit Plakaten, Büchern, Schriftmustern, T-Shirts, typografischen Finessen? Alles, worüber ihr euch selbst freuen würdet, ist geeignet!

Wann? Am Mittwoch, den 11. Dezember um 19 Uhr
Wo? Zum Böhmischen Dorf, Sanderstraße 11, 12047 Berlin
U-Bahn: Linie U7 bis Hermannplatz,
Linie U8 bis Schönleinstraße oder Hermannplatz

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team


Als 91. Typostammtisch am 17. und 18. Januar 2020 veranstalten wir die Ausstellung Mastering Type 2019 und zollen den Absolventinnen und Absolventen internationaler Schriftgestaltungsstudiengänge Tribut.

Seit dem 21. November läuft die Ausstellung The Rodina – When the Work is Done in der Galerie A—Z, mit Fragestellungen wie „When does design start, how does it last, and what does it mean ,it’s finished‘?“. Seit dem 22. November sind Die Schriften des Hansaviertels im Buchstabenmuseum ausgestellt: unmittelbarer Berlinbezug für Einheimische und Besucher. Die Kunstbibliothek zeigt am 16. Dezember die Bauhausbücher im Rahmen einer Pop-up-Ausstellung; anschließend hält  Johannes Rinkenburger in der Staatsbibliothek zu Berlin einen Vortrag zur Aktualität der epochemachenden Publikationen in der gegenwärtigen gestalterischen Praxis. Ohne festen Termin möchten wir auf die Räumlichkeiten des Technikmuseums hinweisen, wo es einen großen Schwerpunkt zu Schrift und Druck gibt: Besuch lohnt sich!


Die Titelzeile ist in der Electrix Bold von Zuzana Licko gesetzt. Das Titelbild zeigt einen gewöhnlichen Typostammquizabend im Schnelldurchlauf.

Nachbericht 88. Typostammtisch: Blei ist unsere Sonne

Besuch aus Dresden auf Zwischenstopp: Für Heike Schnotale und Max Lotze von der Offizin Haag-Drugulin folgt auf diesen Typostammtisch der wohlverdiente Urlaub
– Max verbringt ihn mit Familie und Heike fährt weiter nach Hamburg, um unter anderem das Museum für Arbeit zu besuchen. Da ist so ein Stammtischabend doch ein guter Startschuss.

Die ungefähr 50 Gäste nehmen erwartungsvoll Platz, eint doch alle das Interesse an Bleisatz und die Neugier auf die beiden Mitarbeiter der altehrwürdigen Druckerei in Dresden. Heike und Max spielen anhand eines fiktiven Auftrags alle Arbeitsbereiche durch und spicken ihre Erzählung mit Anekdoten und Details. So können selbst die Spezialisten unter unseren Gästen etwas Neues lernen, nicht zuletzt zahlreiche Fachbegriffe. Oder ist das „Hobeln“, sind „Spießer“ und „blutige Füße“ im Druckkontext jedem außer der Autorin geläufig? Zu den Auflösungen* später…

Heike, studierte Gestalterin und Fotografin mit Hang zum Manuellen, ist Azubi in der OHD. Max, gelernter Mediengestalter und Assistent für Wirtschaftsinformatik, ist dort seit rund 10 Jahren an den Gießmaschinen tätig. Beide versprühen auf sympathische Weise Leidenschaft für ihr Handwerk; sie wollen begeistern für ein aussterbendes Berufsbild („den Bleisatz als kulturelles Erbe erhalten“) und kokettieren gelegentlich mit dieser besonderen Rolle:

„Bleisatz als pädagogisches Hilfsmittel für mehr Vorausplanung
– man kann eben nicht kurz vorher nochmal die Schriftart ändern, wie in InDesign.“

„Bei uns wird noch traditionell gedruckt: Die Farbe küsst das Papier, ohne Prägung.“ 

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Nachbericht 86. Typostammtisch: notamuse

Das leidige Thema Technik, es scheint uns in letzter Zeit zu verfolgen … Und so wird wieder einmal improvisiert an diesem Abend, der natürlich viel Spannenderes zu bieten hat als einen nicht funktionierenden Beamer.

Versuchen wir es also mit einem anderen Einstieg: der neuen Location. Wir sind das erste Mal zu Gast im Café Hardenberg, einem charmanten Restaurant in Charlottenburg mit großem hinteren Bereich und – naja, Beamer. Eigentlich. Benedikt bringt kurzerhand einen Ersatz-Beamer mit (Dank auch an Alphabet Type) und baut einen Turm aus Cola- und Bierkisten, um den richtigen Projektionswinkel zu ermöglichen. Während dieser hochprofessionellen Aufbauphase treffen die Headliner-Damen des Abends ein: herzlich willkommen Silva Baum und Claudia Scheer von notamuse (in männlicher Begleitung, der Herr stellt sich als „Groupie“ vor). Die dritte Initiatorin des Projekts, Lea Sievertsen, spricht am nächsten Tag in Stuttgart und ist deshalb nicht dabei. Schade. Wir freuen uns, dass notamuse so großes Interesse weckt! Es kommen immer mehr Gäste an, die Sprecherinnen bereiten sich vor und begrüßen Bekannte. Der Beamer-Turm scheint zu halten. Los geht’s als ungefähr 60 Gäste da sind – hauptsächlich, aber bei weitem nicht ausschließlich Frauen. 


Claudia Scheer (sitzend) und Silva Baum begrüßen ihnen bekannte Gäste

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