Schriften werden fertiggestellt sein. Grammatikalisch gesehen steht dieser Satz im Futur II. Gleichzeitig beschreibt er ein einleuchtendes, designer·innenfreundliches und absolut spannendes Geschäftsmodell: Future Fonts. Was es damit genau auf sich hat erklären uns die beiden Köpfe hinter dieser Idee. Herzlich Willkommen, nach weiter Anreise aus Amerika: Lizy Gershenzon und Travis Kochel!
Type, like everything and everybody else, is in progress. This fact provides the basis of an evident, designer friendly and absolutely thrilling concept: Future Fonts. Lizy Gershenzon and Travis Kochel, founders and owners of Future Fonts, will join Typostammtisch to share different perspectives on their business and creative universe (talks in English). A warm welcome to Travis and Lizy, coming all the way from America!
Watch out! After the presentations you’ll have the possibility to show your own typefaces in progress to Future Fonts designers to get feedback. These mini crit sessions will take place in a separate room.
In ihren Vorträgen (auf Englisch!) geben uns Travis und Lizy verschiedene Perspektiven auf Future Fonts und das damit einhergehende Schrift-Universum. Danach habt ihr die Möglichkeit, eure eigenen werdenden Schriften einigen Future Fonts Designer·innen zu zeigen und Feedback zu erhalten. Diese Mini-Crit-Sessions finden in einem separaten Raum statt.
Wir freuen uns auf euch.
Wann? Am Donnerstag, den 10. Oktober um 18:30 Uhr / Thursday, October 10, 6:30 p.m. Wo?Kiezraum LauseRia, Lausitzer Str. 10, 10999 Berlin (2. Hinterhof Erdgeschoss) / Second backyard, ground floor
Bis dahin, euer Typostammtisch-Team
Am 6. Oktober steigt online der kostenlose Letterpress Summit der Community Ladies of Letterpress. Der Zusatz „The State of the Art and Craft“ klingt vielversprechend! Am 9. Oktober beschäftigt sich eine weitere Ausgabe der Ignite Future Talks in der p98a mit KI und Design. Online und zu einem sehr fairen Preis findet vom 16.–20. Oktober das InscriptFestival zu experimenteller Schrift statt (Vorträge im Nachgang streambar). Am 24. Oktober startet die Vortragsreihe Schrift.Bilder.Schrift mit Fokus auf Kalligrafie an der StaBi unter den Linden: Den Auftakt macht Sybille Krämer zum Thema Schrift, Schriftbildlichkeit, Digitalität. Am 7. November spricht Christoph Rauch über Osmanische Kalligrafie. Weitere spannende Vorträge u.a. von Petra Rüth und Ulrike Rausch folgen – unbedingt im Auge behalten! In diesem Herbst seien euch auch die Fachvorträge zum Thema Inklusives Kommunikationsdesign und Leichte Sprache der tgm ans Herz gelegt; z.B. am 7. November von Albert-Jan Pool und Antonia M. Cornelius zum Thema Leichte Sprache und Schrift. Noch bis 20. Dezember könnt ihr bei der Ausstellung Droste Digital im StaBi Kulturwerk über die handgeschriebenen Manuskripte von Annette Droste-Hülshoff wandeln. Und nochmal StaBi (aber in einem anderen Haus und noch bis 26. Januar): Bei der AusstellungDisplayed Words geht es um poetische Begegnungen im urbanen Raum.
This month’s header typeface is Kablammo, designed by Travis Kochel and team, published by Vectro Type / Googlefonts. The pictures were provided by Lizy and Travis. Thank you!
Vorbei an neonroten Tape-Wegweisern durch die Hinterhöfe, die Treppen vierer Stockwerke hinauf, durch den dunklen Schallschutzverkleidungstunnel und hinein in den Urlaub – so zumindest fühlte sich der Abend für uns als Typostammtisch-Team an. Denn die gastgebende Agentur (auch ein Team, KMS TEAM nämlich) hat sich mächtig ins Zeug gelegt, um den ca. 80 Anwesenden trotz angesagtem Gewitter einen tollen Abend zu bereiten. Danke den beiden Sprechern, sowie Wolfram, Anna, Annette, Patrick und allen Beteiligten!
Nach einigen Soundproblemchen (wär ja auch sonst langweilig) erzählt uns Hendrik Weber, Type Director bei KMS TEAM, von Minimalismus in der Corporate Typografie. Hendrik erläutert die Konventionen, die Schrift ausmachen und von anderen Design-Disziplinen unterscheiden. Semantik also: Ein a sei schließlich kein Schuh und keine Karotte. Seine These: Je komplexer die Marke, desto einfacher muss die Corporate-Schrift sein. Bei Schrift im Markenkontext gehe es darum, Raum zu schaffen, sodass andere Disziplinen zur Geltung kommen können.
Wie Minimalismus und Animation zusammengehen und welche Schnittmengen beides in Bezug auf Schriften im Branding haben kann, erörtern Hendrik Weber und Aljoscha Höhborn in unserer Juni-Ausgabe.
In den brandneuen Berliner Räumen von KMS Team spricht Hendrik Weber, dort als Type Director verantwortlich, über Minimalismus in der Corporate Typografie und was diese, bei aller Kritik an onmipräsenten geometrischen Sans Serifs, imstande ist für eine Marke zu leisten. Der zweite Sprecher des Abends, Aljoscha Höhborn, ist im Bewegtbild und der Animation von eben jenen Markenschriften zugange. Auch seine Arbeit wird uns eine wertvolle Perspektive auf das Thema Schrift und Marke aufzeigen.
Wir freuen uns auf einen regen Austausch mit euch bei dem einen oder anderen Kaltgetränk. Kommet zahlreich, Platz ist genug!
Wann? Donnerstag, 22. Juni 2023, 19 Uhr Wo? KMS Team, Alt-Moabit 73/73A, Hof 3, 4. Etage, 10555 Berlin
Bis dahin, wir freuen uns! Typostammtisch-Team
Wer sie bei der Type-Masters Ausstellung im Mai verpasst hat (Nachbericht folgt), kann die Abschlussarbeiten aus Den Haag jetzt auch online anschauen. Einen verspäteten Nachbericht zum Typostammtisch #102, der Type Crit Session in der p98a, findet ihr hier.
Visuelle Umsetzungen von Audioaufnahmen zeigt die Ausstellung LAUTE PLAKATE am 9. Juni im about_bookshop. Synästhetisch spannend! Das A–Z presents lädt am 15. Juni zu einer „Show and Tell“-Session ein. Unter dem Titel Sarah Boris: Exquisite Curiosities könnt ihr physische Objekte und Kuriositäten teilen, die ihr liebt – Bücher oder Buchstaben vielleicht? Die jährliche Werkschau des Fachbereichs Kommunikationsdesign an der HTW findet am 21. und 22. Juli statt. In der Kunsthochschule Weißensee gibt es am 22. und 23. Juli ebenfalls einen Rundgang. Das Blindenmuseum ist momentan wegen barrierefreien Umbaus geschlossen. Die Ausstellung zur Braille-Schrift ist aber teilweise auch virtuell zu durchwandern. Ebenfalls umgebaut wird bekanntlich das Bauhaus-Archiv. Über die Pläne und den Stand der Arbeiten kann man sich im Obergeschoss und mit Blick von der Dachterrasse informieren. Bei der Überbrückung hilft außerdem das Temporary Bauhaus – vor allem das infinity-Archiv, das mittels künstlicher Intelligenz funktioniert, ist sehenswert. Nach Umbaupausen wieder geöffnet sind dagegen die Berlinische Galerie mit aktuellen Ausstellungen, sowie das Haus der Kulturen der Welt (interessant auch das neue, mittels Gesichtserkennung variable Logo). Das Künstler·innenkollektivWhy Not? sucht Mitwirkende bei ihrem für den Winter geplanten Projekt Monstera, bei dem eine Erinnerungslandschaft als interaktive Installation entstehen soll. Noch ein Gesuch: Das auf interkulturelle Gestaltung spezialisierte Studio Wu sucht eine studentische Mitarbeit.
Die Titelzeile ist aus der Octagon Variable gesetzt, einem experimentellen Projekt von Studierenden der HAW Hamburg unter Leitung von Prof. Pierre Pané-Farré und Simon Thiefes.
Im Titelbild nutzen wir die FF Uberhand von Jens Kutílek.
Ein Abend, zwei Masterarbeiten, so verschieden und doch dicht verflochten.
Die beiden Absolventinnen Ulrike Rausch und Lea Giesecke sind angespornt von Neugier, Entdeckerinnengeist, vom Drang haptisch gestaltend etwas zu erhalten und es gleichzeitig zu hinterfragen, es zukunftsfähig zu machen. Die Themen ihrer Masterarbeiten lauten Maschinen schreiben (Ulrike) und BuchBauKasten (Lea). In Ulrikes Vortrag geht es um teilweise selbstgebaute Maschinen, die Handschriften reproduzieren; um Gamification und die Frage, was eigentlich authentisch ist. Lea lässt uns eintauchen in die Welt der Buchbinderei. Wir erfahren vom aussterbenden Handwerk und neuen Ansätzen, Wissen an kommende Gestalterinnengenerationen weiterzugeben.
Dieser Artikel ist, ebenso wie Ulrikes Masterarbeit und Vortrag, im generischen Femininum verfasst. Jawohl!
Der Blick zurück
Ulrikes erste Reaktion, als Udk-Professor David Skopec ihr einen Masterabschluss anriet, um selbst Masterstudentinnen unterrichten zu können: „Bestimmt nicht“. Selbstredend, ein Masterstudium bedeutet viel Arbeit, und wer wie Ulrike jahrelang mit Schriftgestaltung Brötchen verdient, auf internationalen Bühnen gestanden und auch bereits publiziert hat, schreckt sicherlich erst einmal zurück vor der Umstellung, die erneutes Studieren bedeutet. Andererseits: Warum eigentlich nicht? Und schon toll, so „Bildung for free als erwachsener Mensch“, wie Ulrike es formuliert. Nun steht sie also als Master of Arts vor uns.
Lea, ebenfalls seit letztem Jahr Master of Arts, absolvierte ihr Masterstudium direkt im Anschluss an den Bachelorabschluss an der FH Potsdam. Während ihres Studiums arbeitete sie in der Buchbindewerkstatt der Hochschule, wo sie mit Fragen zu den schier endlosen Möglichkeiten von Faltungen, Bindungen und Produktion konsultiert wurde. Oft kamen Studentinnen am Ende des Semesters allerdings mit fertig gestalteten Projekten, bei denen die Buchbindetechnik nicht mitgedacht wurde und wenig nachträgliche Änderungen möglich waren. Lea beobachtete also die Tendenz, Inhalt und Form nicht bis zur Produktion zu konzipieren. Um das zu ändern, wollte sie Studentinnen ein simples und doch ungemein tiefgreifendes Werk an die Hand geben. Einen dicken Wälzer womöglich? Nein, ein Plakat mit dazugehörigen Legekarten.
Theorie
In ihrem theoretischen Teil zeigt Ulrike anhand von ausgewählten schreibenden Maschinen (Telautograph, Longpen, Autopen), wie sich die Sicht auf Handschrift in der Geschichte verändert hat. So wurde der Telautograph bei seiner Vorstellung 1893 verblüfft bis skeptisch aufgenommen: Wie konnte es sein, dass eine nahezu originalgetreue Abschrift eines handgeschriebenen Textes in kilometerweiter Entfernung von einer Maschine reproduziert wird? Auch der Longpen, ein digitaler Unterschriftenautomat, erfunden 2004 von der Autorin Margaret Atwood, wirft Fragen zur Nähe zwischen Fan und Autorin bei einer Remote-Signierstunde auf (… und das vor Corona!). Oder der Autopen, jener Unterschriftenautomat, der seit 1937 zum Tagesgeschäft beispielweise der US-amerikanischen Politik gehört und nach wie vor für Signaturen von höchster Stelle genutzt wird. Gebt mal „Patriot Act“ in der Suchmaschine eurer Wahl ein: Dieses Gesetz wurde via Autopen unterschrieben, in Auftrag gegeben von Barack Obama. Ist solch eine Praxis eigentlich rechtssicher?
Bis hierhin haben wir schon viel über Authentizität gelernt. Im Weiteren geht es auch um täuschend echte Handschrift-Fonts, Anbieterinnen von pseudo-authentischen Massen-Mailings und um künstliche Intelligenz, die anhand von einzelnen Worten ganze Handschriften ableitet. Und da sind wir noch nicht beim praktischen Teil!
Zunächst nämlich Leas theoretischer Teil. Dieser beschäftigt sich mit der haptischen Erfahrbarkeit von Büchern. Lea ist interessiert an allem, was das Medium Buch auf dieser Ebene ausreizt: Format, Bindung, Material, Details, Veredelungen, Faltungen. In diesem kreativ-handwerklichen Umfeld entwickelt sich total folgerichtig ihr BuchBauKasten (BBK), auf dessen Umsetzung sie den Fokus ihres Vortrags legt.
Praxis
Entstanden ist ein umfangreiches und intelligent gefaltetes Plakat, das anhand von neutralen Illustrationen verschiedene Möglichkeiten von Bindung, Einband, Falzung und Ausstattung aufzeigt. Sie hätte es nie verstanden, dass die inititale Unterscheidung Broschur/Hardcover bereits zu solch großen Einschränkungen in der Auswahl der Bindung führen soll, sagt Lea. Schließlich seien auch andere Kombinationen vorstellbar als Broschur mit Klebebindung und Hardcover mit Fadenheftung. Ziel war es also, kein vorgefertigtes Bild zu zeichnen, sondern qua Gestaltung des Plakates schon möglichst viele Kombinationen offen zu halten und zum Ausprobieren anzuregen.
Überhaupt, ausprobieren: Auch die Betreuerinnen der Masterarbeit seien skeptisch gewesen, ob dieser unkonventionelle Ansatz funktioniert. Kurzerhand leitete Lea also selbst eine Projektwoche an der FH Potsdam, in der Studentinnen alle möglichen per Zufall ausgelosten Kombinationen der vier Kategorien in Buchprojekte übersetzten. Und siehe da: Die meisten Konstellationen waren umsetzbar, wenn man Spielraum zur Interpretation der Techniken lässt, und die Erwartungen wurden mit außergewöhnlichen Ergebnissen übertroffen.
Leas Projekt betont den spielerischen Umgang mit Produktion. Es ist offen für eure Projekte. Es möchte gefüllt werden, schon zu Beginn des Denkprozesses zurate gezogen und zum Leben erweckt werden. Die perspektivischen Illustrationen, die nur das für die jeweilige Rubrik Wesentliche zeigen, und die insgesamt sehr zurückgenommene, schwarz-weiße Gestaltung sprechen für sich. Begleitend zum Projekt gibt es eine Webseite (buchbaukasten.club).
Ulrikes praktischer Teil könnte auch einem Grundstudium Elektrotechnik entspringen: Sie knippert Kontakte, vertüdelt Kabel, schraubt und lötet. Kein Servomotor und kein DVD-Laufwerk ist vor ihr sicher – bis die kleinen Racker das schreiben, was Ulrike will. Oder bis zumindest die Grenze des Machbaren erreicht ist. Eine Frage aus dem Publikum, ob ihre selbstgebauten Schreibroboter Namen hätten, verneint Ulrike. Die Vermutung ist allerdings sehr verständlich: frau tendiert dazu, diese Maschinen zu vermenschlichen. Sie wachsen ans Herz, schreiben sie doch menschliche Worte mit so abstrus-niedlichen Geräuschen. Bei so viel philophischer Metaebene (von Menschen gebaute schreibende Maschinen schreiben wie schreibende Menschen, die das Geschriebene digitalisieren um dann mit Maschinen zu schreiben wie …) hört es sich doch leichter dem Roboter beim Quietschen zu. HA HA HA, Nö Nö Nö.
Es gäbe noch so viel nachzuerzählen. Aber ihr sollt ja auch Lust haben, nochmal an anderer Stelle von den beiden Ladies und ihren Projekten zu hören. Wie also geht’s weiter mit den Abschlussarbeiten?
Der Blick nach vorn
Nachdem der BuchBaukasten Anfang des Jahres beim kleinen Stuttgarter Verlag Prima Publikationen veröffentlicht wurde, ist Lea in diesem Jahr bei vielen Gelegenheiten anzutreffen: Auf diversen Messen, bei Workshops im EinBuch.haus in Berlin und auch ab und zu auf dem Buchbindestammtisch. Unser Herz hüpft. Ja, Buchbindestammtisch! Lea erzählt davon, wie dieses Handwerk zunehmend ausstirbt und wie offen sie mit ihren frischen Ideen beim Stammtisch empfangen wurde. Aus dem Publikum gibt es noch Anregungen zu einem interaktiven Herstellerinnenverzeichnis, das Werkstätten und Betriebe gegliedert nach Umsetzungsmöglichkeiten aufzeigt. Denn, auch das sei nicht immer einfach, bestätigt Lea: Leute zu finden, die die Ideen am Ende umsetzen.
Letzte Publikumsfrage, diesmal an Ulrike: Erwartet uns im Hause LiebeFonts ein neues Label mit maschinengeschriebenen Handschriftenfonts? Nee, entgegenet Ulrike. Lieber in die Schublade damit und dort wertvoll werden lassen. The present is already past.
Wir meinen: Zumindest den Vortrag sollten unbedingt mehr Menschen hören dürfen.
Type Crit, die Dritte! An diesem Frühlingsabend sind wir in der p98a zu Gast, der Druckwerkstatt von Erik Spiekermann und Team. Eine tolle Umgebung für Werkstattgespräche über Schrift!
Sechs Schriftgestalter·innen mit ganz unterschiedlichen Perspektiven haben wir an diesem Abend eingeladen: Da wäre René Bieder, der knapp vor Beginn direkt vom Arbeitsplatz im Obergeschoss die Wendeltreppe hinuntergerauscht kommt – es gibt schließlich immer etwas fertig zu machen! Wir begrüßen Daria Cohen, nach Stationen bei LucasFonts und Swiss Typefaces nun selbstständige Schriftgestalterin. Man darf gespannt sein! Typostammtisch-Logistikminister und erfahrener Schriftkritiker Luc(as) de Groot sitzt ebenfalls bis spät in den Abend Rede und Antwort (siehe Fotos). Wir begrüßen unseren langjährigen Stammgast Christoph Koeberlin: Designer, Font-Engineer und Sportschriftspezialist. Ebenfalls als Kritikerin dabei: Inga Plönnigs, deren Schriften u.a. bei FutureFonts und Frère-Jones im Programm sind. Zuletzt kooperierte sie im Rahmen des tollen Projekts „Women in Type“ mit Flavia Zimbardi. Gastgeber Erik Spiekermann lässt gleich seinen Druckerkittel an und vertieft sich tatkräftig in Gespräche über Entwürfe und Projekte. Die Crits finden zwischen Letterpress-Maschinen, vollen Bücherregalen, ausgestellten Blei-Lettern und Plakaten ihre Arbeitsplätze. Fotos folgen – aber vorher müssen wir noch etwas loswerden:
Lieber Erik, liebe Lilith, liebe Helene. Vielen Dank an euch und das gesamte Team für die tolle Location und eure Unterstützung! Die p98a ist immer einen Besuch wert (und hat übrigens auch einen Newsletter, über den man auf dem Laufenden bleiben kann. Oder man wird gleich Freund·in).
Ganz herzlichen Dank an unsere Expert·innen, die geduldig und kompetent den gesamten Abend ansprechbar waren. Danke an alle, die die Gelegenheit genutzt und Entwürfe mitgebracht haben – auch wenn es (so euer Feedback) mitunter etwas Überwindung erfordert, ist Live-Austausch immer wertvoll! Danke auch an alle spontanen Schriftbesprecherinnen, Schultergucker und an diejenigen, die einfach so auf ein Bier vorbei geschaut haben. Es war uns wieder einmal ein Fest!
Was ist der aktuelle Stand im Typedesign? Womit beschäftigen sich Studierende zur Zeit, welche spannenden Ideen werden umgesetzt? Wie viel kann man eigentlich innerhalb von kurzer Zeit wuppen? Das fragen wir uns jedes Jahr und stellen für euch in der Veranstaltungsreihe Mastering Type die Abschlussprojekte verschiedener Typedesign-Studiengänge aus. Dieses Jahr dabei: Reading (UK), TypeMedia (NL), TypeParis (FR), Estienne (FR) und Écal (CH).
Achtung, diesmal findet der Typostammtisch nicht wie gewohnt donnerstags statt. Die Ausstellungseröffnung ist am Freitagabend. Am Samstag könnt ihr die Projekte noch einmal in Ruhe anschauen. Zusätzlich wird es Kurzvorträge geben, bei denen einige Studierende ihre Arbeiten genauer vorstellen. Zu Gast sind wir wie gewohnt in den Räumen der Universität der Künste.
Samstag, 27.05.2023/ Saturday Vorträge Alumni: 15 Uhr / Project presentations 3 p.m. Ausstellung ist geöffnet von 15 bis 18 Uhr / Exhibition is open from 3 to 6 p.m.
Wo? Im Medienhaus der Universität der Künste Berlin, Grunewaldstraße 2–5, 10823 Berlin Galerie im Erdgeschoss / Ground floor
Bis dahin, wir freuen uns! Typostammtisch-Team
Es ist wieder Konferenzzeit! Vom 9. bis 14. Mai findet die ATypI in Paris statt. Es gibt vergünstigte Remote- und Studi-Tickets. Zeitgleich, nämlich vom 12. bis 14. Mai, steigen die Leipziger Typotage. Ihr habt also die Qual der Wahl. Wieder Paris: Am 3. Juni findet die NOW23 statt, organisiert vom auch bei unserer Ausstellung präsenten Studiengang TypeParis. Selbst wenn ihr nicht die Leipziger Typotage besucht, sondern einfach so mal in Leipzig vorbeikommt, bietet sich das Museum für Druckkunst an: Bis 18. Juni ist die aktuelle Ausstellung Dafi Kühne – Buchdruckplakate dort zu sehen. Auch in Berlin gibt’s natürlich tolle Museen: Kennt ihr z.B. schon das Haus des Papiers? Am 6. Juni treffen sich die Verlage Korbinian und März im Rahmen der Staatsbibliothek-Reihe IndieStabi zum Gespräch. Und am 15. Juni findet zum ersten Mal der PrintGarden in der p98a statt, ein Festival mit Live-Printing, Verköstigung und Beteiligung etlicher lokaler Druckereien. Zu guter Letzt geht noch ein Gruß an die Kolleginnen und Kollegen im Ruhrgebiet, dort gibt’s nämlich neuerdings auch einen Typostammtisch RheinRuhr. Juhu!
Die Titelzeile ist in der Cosm Decay Hard von Benn Zorn gesetzt.
Ein sportliches Vortragsformat erfordert einen sportlichen Nachbericht: Foto Mensch(en) und Werk(e), kurzer Text, nächste(r) bitte! Alphabetische Reihenfolge. Bereit?
Till Wiedeck bringt die alphabetische Reihenfolge gleich zu Beginn ins Wanken, ist er doch auf Abruf, früher wegzumüssen. Der Wecker ist gestellt – 5 Minuten ab jetzt! Till zeigt das Buch „Auf Wasser gebaut“ über den deutschen Pavillion der Biennale Venedig (2009–2022) und spricht in English. “For all you typo nerds” he shows us a typeface designatedly designed for the book by François Elain at Till’s studio HelloMe and a really nice cover with inverted silver and white paper effect. Nice if you are into art books and catalogues.
Als nächstes kommt Jenna Gesse nach vorn, im Gepäck ihr strahlend gelbes Büchlein, das „Königswege zum Unglück“ aufzeigt, Strategien also, die wir lieber kennen sollten, um sie wahlweise zu bekämpfen oder wegzulächeln. Ein Beispiel? „Seine Vergangenheit nutzen, um die Gegenwart zu zerstören“. Jenna hat all diese Kurzsätze von Frank Berzbach auf einer alten Schreibmaschine getippt („weil ich wollte, dass man es sieht, wenn ich mit Kraft in die Tasten haue“). Die entstandenden Wortbilder geben dem Text weitere Ebenen. Für alle, die sich gern reflektieren oder noch „etwas Kleines“ verschenken möchten.
Nach dem Intermezzo mit der Schreibmaschine kommen Oliver Johannsen und Reinhard Deutschmann (ja, Künstlername!) vom Kollektiv Hypergraphie nach vorn. Hypergraphie ist ein manischer Zustand, bei dem Betroffene eine „zwanghaften Schreibwut“ auf allen Flächen erleben. Nicht ganz von der Hand zu weisen für ein Künster·innenkollektiv, das hauptsächlich Graffitti praktiziert. Einmal im Jahr sei „Tag der Abrechnung“: Alle Mitglieder zeigen schonungslos alle Arbeiten aus einem Jahr. Das Kollektiv diskutiert und sammelt den besten Content im hier präsentierten Magazin, inkl. lyrischen Sternstunden wie „Ode an den Backjump“. Zu erwähnen ist die DIN 1451, einstmals Normschrift für Verkehr und Logistik, die dem Katalog in mehrfach analog-digital-schablonierter Aufarbeitung als Headline-Schrift innewohnt (auch zu sehen auf der Webseite). Für alle, die sich für kollektiven Ungehorsam begeistern.
Mit dem Schreiben kennt sich auch Frank Ortmann aus, der originale Schreibvorlagen zur Schulausgangsschrift (SAS) von und mit Renate Tost gesammelt, nachgezeichnet und in Buchform verewigt hat – einfach „weil es mich angekotzt hat“, dass die SAS als Auslaufmodell angesehen und immer gefragt wird: „Können wir die nicht weglassen?“ Nein, im Gegenteil, denn es gab noch keine Abhandlung über die SAS. Diese Lücke haben die beiden nun mit dem durchaus süffisanten Titel „Schreibenlernen mit der Hand bildet Formsinn und Verstand“ geschlossen. Für alle, die mal wieder zu den Ursprüngen zurückwollen.
Yulia Popova is very glad to present her book “How many female type designers do you know?“ at Typostammtisch in particular because according to her, the project started at a Typostammtisch a few years ago. In her book, she portrays women in the industry, placing biographies at the beginning of the book because „they are important“. The project started as a graduation project and was extended by a large research part on early female type designers. Highly recommended and also part of our Typostammquiz Gabentisch in December. Thanks, Yulia!
Die alphabetische Reihenfolge bringt mitunter schöne Cluster hervor: Als nächstes zeigt uns Ulrike Rausch (definitely a female type designer we know) die Bücher „Making Fonts“ und „Designing Fonts“, die sie gemeinsam mit Chris Campe geschrieben hat. Wem der Unterschied zwischen beiden Titeln spontan nicht klar ist: es gibt leider viele. Eigentlich sollte „Designing Type“ lediglich die englische Version von „Making Fonts“ sein, am Ende sieht es aber aus wie ein anderes Buch. Nach fünf Minuten Blättern unter der Kamera und kurzweiligen Insights zu Verlagsentscheidungen steht fest: das Buch für alle, die digitale Schriften machen oder machen wollen.
„Was kann man da machen, mein Buch ist so hässlich?“ Fragen wie diese hört Martin Z. Schröder öfter. Üblicherweise rät er: „Nichts. Wechseln Sie den Verlag!“ – wieder so eine Überleitungsperle der alphabetischen Abfolge, vielleicht aber auch schriftgestaltungsimmanentes zwanghaftes Herstellen von Parallelen in einer diversen Menge. Bitte um Nachsicht. Zurück zu Martin Z. Schröder, dessen besagter Ratschlag der Anfang einer bisher 12-jährigen Zusammenarbeit an der Essayreihe des Verlags Zu Klampen war. Ziel der Neugestaltung der Serie (in Abgrenzung zu „diesen ewigen Ölgemälden“): rein typografische, zeitlose Titel, „kein Brimborium“. Durchdachte Gestaltung und durchdachter Inhalt. Für alle, die gern im Bett lesen (die Fußstege sind nämlich extra breit für die Daumen).
Next one up: Jesse Simon (our host of October’s type walk). Welcome back! Jesse shows his book “Berlin Typography” and explains that this project started in 2016 by spotting the “Betten-König” sign in Lichtenrade. Afterwards, he headed over to documenting the city rigously. “And by ‘rigously’, I mean walking every street (multiple times)”, Jesse explains. Somehow, his efforts are “a race against time” because a lot of signs are disappearing, unless buildings are protected by Denkmalschutz which means that the signs will stay as well. We are happy to have a copy of “Berlin Typography” on the Gabentisch. Thanks, Jesse!
Patrick Marc Sommer zeigt uns das Buch „Das ABC der Typografie“, das er gemeinsam mit Natalie Gaspar geschrieben hat. Entstanden ist das Projekt zu Beginn der Corona-Zeit, dementsprechend gäbe es „abwischbares Papier“. „Wir wollten ein kleines Buch machen, aber es sind dann doch 400 Seiten geworden“, so Patrick weiter. Das Werk ist sehr nah an In Design und gibt praktische Hinweise zu vielen, vielen alltäglichen Themenbereichen der Gestaltung mit Schrift. Hinsichtlich der bald erscheinenden 2. Auflage ruft er zu Verbesserungs- bzw. Ergänzungsvorschlägen auf. Laut Selbsteinschätzung „für Studierende und Berufseinsteiger·innen“.
„Vor 5 Jahren war ich schon mal beim Typostammtisch und habe etwas vorgestellt.“, sagt Felix Walser, der uns den Katalog zur tollen Ruth Wolf-Rehfeld Ausstellung im Berliner Kupferstichkabinett mitbringt. Er erzählt, ähnlich wie Jenna Gesse, von den technischen Limitationen, die das Medium Schreibmaschine mit sich bringt und es gerade deshalb, gerade heute so interessant machen. Es sei nicht so einfach, den Typewritings von Wolf-Rehfeld im Katalog „gestalterisch etwas entgegenzusetzen“, so Felix. Da die Texte jedoch „einen Monat zu spät kamen, hatten wir Zeit“. Am Ende fand doch noch die eigens für das Projekt digitalisierte Variante einer alten DDR-Schreibmaschinenschrift ihren Platz im Buch. Für Ausstellungsbesucher·innen und Schreibende.
Als nächstes begegnen wir der beeindruckenden Schreibkunst von Stefanie Weigele, die ein Kompendium zur „Spitzfederkalligrafie“ geschrieben hat. Es bietet umfassende Informationen zu Ursprüngen (klassische englische Schreibschrift), Werkzeugen, Übungen, Körperhaltung, Verzierungen, und und und, was uns Stefanie mit der ihr innewohnenden, mitreißenden Begeisterung für das Thema vorträgt. Für alle, die sich für 2023 etwas vorgenommen haben – und zu gewinnen beim Dezemberquiz. Danke, Stefanie!
Ben Wittner und Sascha Thoma leiten mit ihrem Buch „Bi-Scriptual“ den letzten Teil der Buchvorstellungen ein – qua alphabetischer Reihenfolge ein Cluster, das sich mit Multiscript-Typografie beschäftigt. Die beiden waren im September schon bei uns zu Gast; heute geht es ausnahmslos um das Buch. Aufgeteilt in die Kapitel Arabic, Cyrillic, Devanagari, Greek, Hangul, Hanzi, Hebrew, Kanji/Hiragana/Katakana, sowie einen Essaypart, gibt es uns Herangehensweisen und Beispiele zur Gestaltung mit mehreren Schriftsystemen an die Hand. Für alle, die über den Tellerrand blicken.
„Yaotaos Zeichen“ von Yi Meng Wu ist ein Kinderbuch. Ein Herzensprojekt, in dem Yi Meng ein franko-chinesisches Umfeld zeichnet. Es geht um ein Archiv chinesischer Schriftzeichen in Lyon, das es wirklich gibt, und um die Zeit zwischen den Weltkriegen, „als das Bauhaus nach China schwappte“, wie sie erklärt. In der Geschichte findet ein kleines Mädchen einen Koffer mit chinesischen Schriftzeichen und macht sich auf eine lange Reise. Ausgezeichnet als eines der „schönsten Bücher Chinas“. Für vorlesende Typografiebegeisterte.
Den Abschluss bildet Susanne Zippel mit ihrem Buch „Meine Heimat Zwei Länder“. Dieser Satz stimmt zwar grundlegend, trotzdem zeigt er nicht annähernd, welches Ausmaß dieses Projekt hat: Es geht um nichts weniger als persönliche Geschichten von Menschen, die die Wende miterlebt haben. Schonungslos, ehrlich, aufwühlend. Susanne hat alles selbst zusammengetragen, gestaltet und verlegt (Exemplare auf Anfrage). Jedes Buch hat ein individuelles, magnetisches (Wende-)Cover und beinhaltet jede Menge Herzblut. Und als wäre das nicht genug, hat Susanne auch koreanische Freunde, die mit der Teilung ihres Landes ähnliche Erfahrungen wie wir gemacht haben, zu ihren Geschichten befragt. All diese Erfahrungen stellt sie gegenüber und nebeneinander. So schön unser 5-Minuten-Format ist – für Susannes Buch war es zu kurz. Das Buch für alle, die sagen wie es ist und war.
Da der Weg in den 3. Stock bis zum eigentlichen Typostammtisch bei diesen hochsommerlichen Temperaturen durchaus weit anmutet, gibt es für Besucher·innen einen Zwischenstopp im 1. Stock.
Dort ist eine leere Etage derzeit, sagen wir, zu Informationszwecken umgenutzt. Kurzer privater Spontanvortrag zur Historie der „Immobilienoper“ Lause10 (in der Lausitzer Straße 10, Kreuzberg, wo sich das Sonnenstudio befindet, hat die Mietgemeinschaft mit jahrelanger Hartnäckigkeit das Unwahrscheinliche geschafft und die 20-Mio Verkaufspläne des Eigentümers in eine 10-Mio von der Politik unterstütze genossenschaftliche Erbpacht umgemünzt – und kann, größtenteils, weiterhin zu erschwinglichen Konditionen hier leben und arbeiten).
Klingt kompliziert, war es auch. Wie genau, skizziert uns Designer und Lause10-Mieter Felix Link: Er erzählt vom Dehnen und Strecken vor dem Senat im Stil von 80er Jahre-Fitnessvideos; von der Kiezoper Lauratibor, vom Eisverkauf bei Demonstrationen und zeigt Plakate und Demo-Utensilien. Die Vielfalt der Demonstrationsmaßnahmen zeigt eindrücklich, dass das gesamte kreative Potential der Gemeinschaft auf dem Weg zur Genossenschaft eingeflossen ist. Überhaupt, Gemeinschaft:
[Szenenwechsel. Wir befinden uns zwei Stockwerke höher im Sonnenstudio und sprechen nun IN ENGLISH.]
Talking about community: Zhenya Spizhovyi introduces the Ukrainian type community. Still young, it had to grow after the collapse of the Soviet Union: “Our roots were destroyed so we had to create new roots”, puts it Zhenya to prosaic, yet impressive words. But let’s begin where everything begins and ends these days when touching the topic Ukraine: “There’s noone who is more tired of talking about the war than the Ukrainians. But we have no choice.” So of course, the war runs like a thread through Zhenya’s talk.
Elisabeth Moch, illustrator from Sonnenstudio, introduces Zhenya as a Ukrainian calligrapher, lettering artist, type designer and teacher from Kyiv. Together with his wife, he has been staying in Berlin for three months now, living in different flats, co-working at Sonnenstudio, being as optimistic as possible: “You know, we are humans. We can live in different conditions.”
In the first part of his presentation, Zhenya speaks about his own work. During his studies at the Kyiv State Institute of Decorative and Applied Art and Design named after Mykhailo Boychuk (KSIDAAD), the calligraphic work of professor Vasyl Chebanik was very inspiring for Zhenya. After graduating with the typeface Marko, he put font making on hold and continued to explore calligraphy. Or, as he puts it: “I just procrastinated and did calligraphy.”
Zhenya gives personal insights into the transitions between calligraphy, lettering, typography and type design. “My approach in calligraphy is quite typographical. I try to put order in calligraphy.” Feeling comfortable in smaller systems like letterings at the beginning of his career, he now feels the urge to explore greater systems – within the discipline of typeface design. Zhenya also provides the audience with the interesting perspective of transliterated logotypes, covers and lettering art work for clients such as Netflix. Mimicking the look-and-feel of the (mostly Latin-based) original, he learns a lot about lettershapes, the differences between Cyrillic and Latin (“Cyrillic is always more cursive”) and about cultural dynamics. He tends to be critical concerning the latter, questioning why even for new Cyrillic logotypes, briefings mostly contain Latin logotypes as inspiration. But luckily, according to him, this situation gradually changes.
“I sometimes dislike the letterings I have to transliterate. I can’t choose. But it also teaches me a lot.” This kind of reflective and honest observation can be found in lots of Zhenya’s statements, that’s why this report works with numerous quotes. To be as honest as him: I think he found a fantastic way of presenting his own work. With well deserved self esteem, without being pretentious. Not necessarily aiming for the perfect but rather for the process, the development, the change.
In the second part of his talk, Zhenya raises awareness for noteable Ukrainian designers by showing their work, especially their graphical involvement in the anti-war movement. Being asked about his thoughts on inner conflicts concerning the appropriateness of doing/posting art during a war, he again states “We have no choice.” And then he adds: “That’s our voice. I mean, an artist is our president.”
Here are the artists of the Ukrainian calligraphy, lettering and type design community, Zhenya mentions in his presentation:
Another question from the audience asks for Zhenya’s plans. He wants to find a flat in Berlin and then apply for TypeMedia to further learn about bigger systems. Dear Berlin type community: If anyone knows a detached place for 2 people, please contact Zhenya on Instagram or write us, we are happy to forward.
This report is to be closed with, of course, a quote: “Make love, not war. Follow me on Instagram … Don’t start a war at any time!”
Beim Juni-Typostammtisch lernen wir die ukrainische Calligraphy, Lettering und Type Design Community kennen.
Zhenya Spizhovyi kommt aus Kiew und lebt momentan in Berlin. Im Kreuzberger Sonnenstudio erzählt er uns in Bildern von Landsleuten und deren Arbeit in Sachen Schrift. Zhenya ist selbst Teil der Szene: als Grafikdesigner, Lettering Artist, Kalligraf und Dozent an verschiedenen Kiewer Design-Hochschulen. Sein Vortrag ist auf Englisch.
Zhenya Spizhovyi from Kyiv is currently based in Berlin. At Sonnenstudio, he will tell us about the Ukrainian typographic community through a picture story. Part of the scene himself, Zhenya is a graphic designer, lettering artist, calligrapher and has been working as a teacher at different Kyiv schools of design and visual communications. His lecture will be in English.
Wann? Donnerstag, 30. Juni 2022, 19 Uhr
Wo? Lausitzer Straße 10, Aufgang C, 3. Etage, 10999 Berlin-Kreuzberg
U-Bahn: U1 bis Görlitzer Bahnhof, U8 bis Kottbusser Tor oder Schönleinstraße
Bus: M29 bis Görlitzer Bahnhof oder Spreewaldplatz
Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team.
Am 23. Juni findet die Eröffnung der Ausstellung 100 Besten Plakate 2021 im Kulturforum statt. Die Arbeiten kann man sich dort bis 10. Juli anschauen. Quasi im Vorbeigehen bietet sich die Freiluftausstellung All We Wrote – The Passion Of Graffiti an, noch bis zum 26. Juni auf dem Grünstreifen zwischen U-Bahnhof Wittenbergplatz und U-Bahnhof Uhlandstraße. Wer es unter der Woche nicht schafft, kann ab sofort auch „Sonntags in die Stabi“ gehen. In diesem Zusammenhang möchten wir noch einmal auf das Kooperationsprojekt Die Sichtbarmachung des Sichtbaren hinweisen, es geht um nichts Geringeres als die Digitalisierung des Berliner Schriftkulturerbes.
Im Titelbild ein Lettering von Zhenya Spizhovyi. Die Titelzeile ist gesetzt in der Erebusvon Oleksandr Parkhomovskyy, seinem TypeMedia Abschlussprojekt 2020/21.
Scroll down for English survey of Saturday’s presentations (skipping our German Überblick).
Die traditionelle Type Masters Ausstellung findet diesmal nicht wie sonst im Januar, sondern mitten im Frühlingserwachen statt. Außerdem präsentieren wir nicht einen Jahrgang – es gibt Arbeiten der Abschlussjahrgänge 2020 und 2021 aus Reading & Den Haag zu sehen, sowie Projekte aus Prag, die 2022 erst abgeschlossen sein werden (dazu später mehr). Die Vorbereitungen für diese Ausstellung starteten dementsprechend schon 2020, als Sol die ersten Alumni anfragte, wir uns dann aber coronabedingt gegen eine Ausstellung im Folgejahr entschieden. Umso mehr freuen wir uns, dass am Samstag Graduierte aus allen ausgestellten Schulen und Jahrgängen zugegen sind, um uns etwas über ihre Abschlussprojekte zu erzählen. Doch der Reihe nach:
Der Donnerstagnachmittag
Der Aufbau im Schnelldurchlauf: Schlüssellisten, Stühle, Tische, Kühlschrank, Getränke, Pappwände, Plakate, huch, eins fehlt. Danke Sol Matas und Suki Su (UdK) für die schnelle Druckhilfe! Dank auch an Léna Le Pommelet, Oleksandr Parkhomovskyy, Kai Sinzinger und alle anderen mit helfenden Händen; noch mehr Plakate, Vorhänge, Zeit vorbei. Denn: Direkt vor der Ausstellungseröffnung startet im selben Raum ein absolut sehenswertes Rahmenprogramm, organisiert von Roman Wilhelm und der UdK. Es gastierten Petra Dočekalová und Radek Sidun, die sich und ihre Buchprojekte vorstellen. Dank an Petra, Radek, Roman, das gesamte Team der UdK sowie die ca. 30 Interessierten im Publikum. Die anschließende Umbaupause zwischen den beiden Veranstaltungen ist zugegebenermaßen knapp bemessen aber hey – für Menschen, die sich mit Schrift beschäftigen, ist Geduld kein Fremdwort.
Welcome back!
Die Türen öffnen sich also mit Verspätung und siehe da: alles wie immer! Euphorisiert davon, was einem während der letzten beiden Jahre schleichend abhanden gekommen ist (persönlicher Austausch, unverhoffte Wiedersehen, Klassenfahrtstimmung, sowas), ein Toast auf uns alle: Welcome back, Typostammtisch!
Der Freitagnachmittag und die Statistik
Nach dem Workshop der Kolleg·innen aus Prag am Freitag besuchen nur eine Handvoll Interessierte die Ausstellung. Ob wir das beim nächsten Mal genauso handhaben oder die Ausstellung lieber nur Donnerstag und Samstag öffnen …? Wo wir gerade dabei sind: Auch die offizielle Getränkestatistik von Luc(as) de Groot enthält wertvolle veranstaltungstechnische Erkenntnisse, die wir gern mit euch teilen. Spoiler: Mate ist out.
Der Samstagnachmittag / Saturday afternoon
Am Samstag erleben die rund 40 Anwesenden im Publikum abwechslungsreiche Alumni-Vorträge mit unterschiedlichen Schwerpunkten, präsentiert von als Typostammtischneumitglied und KABK-21-Alumnus multi-involviertem Lukas Horn. Aber lest selbst …
Céline Hurka (The Hague, 2020) unfortunately couldn’t come due to the storm.
Ilya Bazhanov shows the result of his deep archive research on the history of Russian emigrants. He digitised interesting typographical findings and combined them in his typeface Emigrant, which comprises Cyrillic and Latin. According to Ilya, Emigrant is a “mix of shape, weights, structure and style”, mirroring diverse social backgrounds of Russian emigrants. Ilya will finish his project later this year at UMPRUM. All the best, Ilya!
Presenting his project Gabion, Jan Šindler tells us that for him, studying was not primarily about the typeface (result), but about the process towards it. He put focus on experimenting, learning and is now suprised that “after all, I have a typeface that I would have never thought of drawing”. Being “kind of exhausted from the studies”, he “asked other people to use [the typeface]”. Let’s take this as an appeal: Go on people, use Gabion!
Léna Le Pommelet’s typeface Furya combines mechanical style car typography of the 50es to 70es with relaxed and dynamic script resources. Furya is provided with a combining “speedometer” axis that connects weight, width, contrast and slant from -45° to 45°. “I was entering the world of optical illusion”, she says explaining the optical effect of a passing car. To her, “the application of the typeface was really important. Put it on object!” So, amongst other use cases, she shows her typeface applied on a bike wheel to emphazise the neverending effect that her speedometer axis is creating.
Lukas Horn lets us dive into the world of magic mushrooms. His playful and organic typeface Myzel grows up and down like mushrooms existing above and below the ground. Exploring possibilities of CSS-driven animations, Lukas states: “I learned a lot”. In fact, that’s what all the alumni are highlighting during their talks. The applause for Lukas lasts extra long – on the one hand due to the well-made project, on the other hand because he demonstrates that the public can influence the typeface’s behaviour on screen through making noise.
Oleksandr Parkhomovskyy describes the process behind his typeface Erebus with very honest and entertaining insights: “Automatically, it lead to nothing“, he states or: “At some point, I realized that I didn’t really enjoy it.” Thank you, Oleksandr (called Alex): Trials and tribulations are such an important part of studying and creating typefaces. The result of Alex’ work, however, is a wide design space of Sans/Serif/Slab/Display/Text/Italic/Shatter perfectly fitting into the applications he shows us: book covers, film posters, trailers – and whiskey brands.
“I am here to take you on a visual time journey with Chunky.” During Simon Thiefe’s dense and dynamic presentation, we meet Pablo Picasso at Fonts in Use, receive a letter by Kurt Schwitters containing design critique and we get to see a piece of art that actually is not art (signed as #1/∞). But of course, Simon also tells us about his typeface, comprising independent weight axes of Hebrew and Latin to optimize multilingual layouts with variable fonts. He also touches how Covid influenced the year of studying (find a diary at iso-type.com). “What would dadaists say about chunky?” – Well, we don’t know. “Anyways, back to the future”.
While speaking four languages herself (all written in Latin-based scripts), Sophia Tai was keen on also exploring a personally unknown script in her graduate project Flyst. After attending numerous script workshops at Reading (Arabic, Chinese, Devanagari), she decided to go for Tamil. In a short introduction, we learn that Tamil is a lively shaped unicase script. Since Sophia opens up a Serif/Flared design space, it was difficult for her to mimic stroke contrast in Tamil. Being thankful for feedback and help during a lot of zoom conferences with nice people, she’s proud: “I made my first text typeface”.
Explaining her user name “sophiatypelove” at the end of her presentation, she states: “I am Sophia and I love type” …
… In fact, that’s what all the attendees in the room and visitors during the last days share: Loving diversity in type, loving research and progress, loving Béziers and CSS, loving axes and contrasts. All the best for you! Thank you for sharing and joining us on all those wonderful journeys in type.
Traditionell beenden wir den Nachbericht mit der nächsten Generation; hier Nachwuchs von Jens Kutílek, das Pilz-Specimen von Lukas Horn begutachtend. Oder wie Simon Thiefes es formulieren würde: “Anyways, back to the future.”