Auf dem Weg zur Halloween-Edition des Typostammtischs wagten sich die Besucher durch eine Stadt, die von horrenden Schürfwunden und fehlenden Gliedmaßen gezeichneten und Süßigkeiten verzehrenden Kindern nur so wimmelte. Auf nach Schöneberg zu LucasFonts, um etwas über den Status Quo und die Zukunft von Glyphs zu erfahren! Wer es hergeschafft hatte, ohne von Zombies überfallen zu werden, erhielt auch bei uns Süßigkeiten – natürlich in Buchstabenform. Nachdem das zuvor aus Buchstabenkeksen gelegte Fontnerd-Scrabble bewundert worden war, nahmen die Gäste Platz, um ihre Aufmerksamkeit dem ersten Redner des Abends zu widmen: Jan Gerner aka Yanone.
Frühankömmlinge bastelten aus Russisch Brot ein kleines Fontnerd-Scrabble (und gaben damit einen dezenten Hinweis auf die Diversität des Fonteditor-Marktes).
Yanone, seines Zeichens Code-Junkie, Schriftgestalter und nicht zuletzt bekannt durch das Plug-in „Speedpunk“, stellte sein neues Projekt vor: type.world. Diese Plattform soll es Foundries unabhängig und direkt ermöglichen, Käufer und Tester mit ihren Fonts zu erreichen. Hierfür rief Yanone in seiner Kurzpräsentation zu Feedback auf, denn die Alpha-Phase solle demnächst in eine Beta übergehen. In diesem Sinne: Interessierte Foundries, bitte bei Yanone melden!
Die angestrebte Timeline von Yanones type.world-Projekt
Während dieses kleinen thematischen Schlenkers hielt sich bereits Rainer Erich Scheichelbauer bereit, zusammen mit Georg Seifert bekannt als die treibende Kraft hinter dem Font-Editor Glyphs, um uns etwas über die nahe und die noch etwas weiter entfernte Zukunft des beliebten Programms zu erzählen.
In erstaunlich kurzer Zeit hat sich der Font-Editor „Glyphs“ vom Underdog zum Platzhirschen gemausert. Noch vor einigen Jahren haben die meisten Schriftgestalter mit russischer Software ihre Schriften produziert, aber Georg Seifert, Erfinder und Hauptprogrammierer von Glyphs, hatte die eindeutig cooleren Ideen. Mit speziellen Hilfsmitteln für arabische, indische und südostasiatische Schriftsysteme hat seine Software Glyphs die Welt erobert:
Glyphs hat unserer Type-Design-Community so viele technische Neuerungen gebracht, dass alteingesessene Softwareproduzenten verzweifelt hinterherrennen. Während Georg in 64-Bit-Höchstgeschwindigkeit pausenlos über die komplexesten Themen reden kann, nebenbei codierend und kompilierend, macht sein wichtigster Mitstreiter, der Wiener Gestalter und Kommunikationskünstler Rainer Erich Scheichelbauer, die Software für die breiten Massen zugänglich: mittels unzähliger Tutorials, Handbücher, Python-Scripts und Plugins.
Als Berliner Typostammtisch sind wir stolz darauf, dass Glyphs ein Berliner Produkt ist, und noch viel stolzer, dass wir Georg und Rainer für einen Glyphs-only-Abend buchen konnten, zwischen ihren zahllosen Vorträgen und Workshops auf der ganzen Welt. Wenn man die beiden im Ausland trifft, geht deren exzellenter Support im beeindruckenden Glyphs-Forum trotzdem weiter. Ob Georg und Rainer nebenbei noch Zeit zum Leben haben, erfahren wir vielleicht bei unserem Typostammtisch-Glyphs-Abend.
Die beiden zeigen beim Typostammtisch aber nicht nur die Vergangenheit und die Gegenwart ihrer Software, sondern werden auch einen exklusiven Ausblick auf deren unmittelbare Zukunft geben, und die bringt viel Neues für das Schriftgestalten, und „darüber hinaus noch mehr“. Was das genau heißen soll, werden wir am 31. Oktober exklusiv in Berlin präsentiert bekommen.
Wann? Am Donnerstag, den 31. Oktober 2019 um 19 Uhr Wo? Bei LucasFonts, Eisenacher Straße 56, 10823 Berlin-Schöneberg
U-Bahn: U7 bis Eisenacher Straße
S-Bahn: S1 bis Julius-Leber-Brücke oder S1, S41, S42, S45, S46 bis S-Bahnhof Schöneberg
Bus: M48, M85, 104, 187, N42 bis Albertstraße
Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team.
Am 25. Oktober findet ab 19 Uhr die Ausstellungseröffnung der einmonatigen Residenz der Posterwomxn in der SDW statt. Gezeigt werden Poster und Arbeiten, die während der Residenz von Ciara Wade, Lisa Baum sowie weiteren Künstlerinnen gestaltet wurden.
Seit dem 19. Oktober ist bis zum 16. November die Ausstellung Paradox x CPT.OLF 16–19 im Urban Spree zu sehen. Sie umfasst das Werk aus vier Jahren, die der Fotograf Cpt.Olf in Residenz bei Paradox verbracht hat.
Ab dem 25. Oktober ist in der Kunstbibliothek die Ausstellung Hansjörg Mayer. Typoems und Künstlerbücher zu sehen. In Kooperation mit Hansjörg Mayer wird die Vielfalt seines Verlags ausgestellt.
Zudem ist am 27. Oktober am Steinplatz eine Präsentation und „Aktivierung der Buchstaben“ im Rahmen des Kunstprojektes Letter am Steinplatz geplant (bei jedem Wetter, wurde uns versichert!). Eine wetterfeste Letter-Performance.
Für really early birds, zum Vormerken: Vom 28. bis 30. Mai 2020 steht die zweite Ausgabe von Berlin Letters auf dem Programm. Nach dem riesigen Erfolg der diesjährigen Erstausgabe empfehlen wir, einen scharfen Blick auf den Vorverkauf zu haben.
Das Titelbild stammt aus dem Presskit von glyphsapp.com. Die Titelschrift wurde gesetzt in der Coline Extreme Regular von Émilie Rigaud, erschienen bei „A is for“.
Die Sonne ist nicht mehr zu sehen an diesem Abend, der Frühling ließ sich aber tagsüber bereits erahnen. Insofern kein unpassender Ort für die Frühlingsstimmung, die in der Luft liegt: Der Typostammtisch ist wieder einmal zu Gast im Sonnenstudio. Gastgeberin und Typostammtisch-Teammitglied Sol Matas ist jüngst von einer Indienreise zurückgekommen und hat entsprechend aufgefahren; indische Snacks werden zu den Getränken gereicht. Der Hingucker sind Sols kunstfertig mit Henna bemalte Hände, auf denen sich sogar das Kürzel TST findet. Welch Hingabe zum Typostammtisch – man ist verzückt …
Frühlingsambiente im Sonnenstudio Spring vibes in the Sonnenstudio
2 Handrücken + 1 Handfläche = 45 min Stillsitzen 2 backs of the hand + 1 palm = 45 min of sitting still
Im Vorfeld des heutigen Vortrags kommt es neben dem üblichen „Hallo“ zu spontanen Buchvorstellungen (Ulrike Rausch zeigt ein frisch gedrucktes Exemplar von Making Fonts). Man sichtet zudem seltene Gäste (Toshi Omagari ist aus London angereist) und bekommt den Eindruck, dass es ziemlich schnell ziemlich voll wird. Schön! Continue reading „Nachbericht 83. Typostammtisch: Nadezda Kuzmina“→
Mit 14 Präsentationen – einer Dichte an Vortragenden, die wir sie sonst nur von Pecha-Kucha-Abenden kennen – war die 70. Ausgabe des Typostammtischs einer unserer bisher längsten und informationsreichsten Abende. Und mit über 100 Gästen wissen wir, dass wir nächstes Jahr das Format Typotechnikstammtisch wiederholen wollen. Ihr könnt schon mal über euren Beitrag nachdenken.
Den Anfang machte Ulrike Rausch von LiebeFonts. Sie erklärte auf klare Weise, wie sie ihre Schriften lebendig hält. Dass man doppelte Buchstaben (die beide in einem Wort oder im Text kurz hintereinander erscheinen) rotierend durch Varianten ersetzen kann, ist schon toll – aber, dass man Konsonanten und Vokale getrennt behandelt, und Gruppen von Buchstaben vertikal verschieben kann, ohne doppelte Glyphen einzubauen, hat auch die Programmierer-Nerds an den Stuhl gefesselt. Wir hoffen mit Ulrike, dass das Bewusstsein für diese Feinheiten bei den Anwendern weiterwächst, da selbst automatische OpenType-Feature-Funktionalitäten auf dem Weg zum Endprodukt oft auf magische Weise verloren gehen.
Andreas „Eigi“ Eigendorf zeigte sein weiterentwickeltes Sprachentool (Character Set Tool) von Alphabet Type. Es hilft, die Sprachunterstützung und Encodingabdeckung von Schriften zu überprüfen, sprich: Es analysiert eine beliebige Schrift und spuckt lange Listen aus, in denen niedergeschrieben ist, welche Sprachen unterstützt werden. Die beiden Onlinetools Character Set Checker und Builder wurden bereits auf der ATYPI-Konferenz in Warschau von Eigis Kollegen präsentiert; diesmal lag der Fokus auf der zusätzlichen Funktionalität, dass die Sprachdatenbank auch aus eigenen Skripten per API angesprochen werden kann.
Ferdinand Ulrich beglückte uns mit wunderschönen Bildern von Hilfsmitteln, die man in einer Blei- und Holzdruckerei braucht. Insbesondere erklärte er und das Wie und Warum des Walzengreifs; der wird benötigt, um die Höhe der Walze genau auf die Höhe des Druckmaterials zu bringen. Das hübsche Gerät, das er in antiker Originalverpackung dabei hatte, gibt es zu bewundern bei p98a. Auch hat Ferdinand seinen Vortrag nun als Artikel veröffentlicht.
Frank Rausch hat ein Tool namens Typographizer entwickelt, mit dem auf Taschenlesegeräten (wie schlauen Telefonen) falsche An- und Abführungszeichen in typografisch korrekte Formen umgesetzt werden. Seinen Code (programmierte Zeilen) darf jeder in seine eigene App (Progrämmchen) ein- und umbauen; anhand einer Demo-App verdeutlichte uns Frank wie schnell seine Programmbibliothek in unsere eigenen Apps hineinkommen. Endlich automatische Mikrotypografiekorrektur auf MacOS.
Friedrich Forssman erklärte uns per Videobotschaft, gemütlich Pfeife rauchend vor einer enormen Bücherwand ein InDesign Plugin, womit Ligaturen für die deutsche Sprache korrekt aufgelöst werden. Sicherlich neu für viele der zugewanderten Gäste war, dass man sogar laut Duden im Deutsch nicht über Wortfugen ligieren (Buchstaben verbinden) darf. In seinen zwei sehr kurzweiligen filmischen Darreichungen führte Friedrich das Plugin vor, und zeigte, wie man mittels einfachem Suchen und Ersetzen den aufgelösten Ligaturen noch ein wenig extra Luft einhauchen kann, so dass sie nicht wie misslungene Verklebungen daherkommen. Weitere Informationen zu dem Skript gibt es im unteren Bereich seiner Website.
Georg Seifert führte zunächst das von Friedrich Forssman erdachte Durchschein-Skript für InDesign vor: „Durchscheinen“ simuliert, wie Seiten aussehen, wenn sie auf dünnem Papier gedruckt werden. Dies und auch der famose Bundschattenfilter sind auf der oben genannten Seite von Friedrich herunterzuladen. Anschließend erklärte Georg, wie er Github selbst fuer die Programmierung von seiner weltberühmten Glyphs App verwendet, und stellte ein Tool namens CommitGlyphs vor, mit dem SchriftgestalterInnen genau dieses Git-Plattform auch für die Verwaltung von Glyphs-Dateien nutzen können, speziell wenn man mit mehreren Leuten an einer Schriftentwicklung arbeitet. Interessant ist so ein System aber auch, wenn man einen klar strukturierten Überblick über die eigene Arbeit haben will.
In einem spontanen Einschub erklärte uns Nadezda Kuzmina, was Git überhaupt ist und wie sie Github als Gestalterin nutzt. Sie zeigte uns eine feine Pixelschrift, die nur aus PNG-Bildern aufgebaut ist (die sie für das Spiel Mogee entwarf), und Logos Logos als OpenSource-Dateien, an dem mehrere Personen arbeiten können: womöglich ein kleiner Ausblick in die Zukunft der gestalterischen Berufe.
In der halbstündigen Pause wurden die letzten Reste aus den enormen Suppentöpfen geleert. Nur die besten Zutaten wurden hierfür verwendet: die letzten drei Kiezkürbisse aus Hof 3 der Eisenacher 56, direkt hinter dem Vortragsraum.
Jens Kutílek hat ein wahrhaftes Programm für MacOS und Windows gebaut, mit dem sich Namen für die unterschiedlichsten Dinge, zum Beispiel Schriftfamilien, erfinden lassen. Man gibt zuerst seine Lieblingsbuchstaben ein, bestimmt die minimale, optimale und maximale Länge des Wortes und sucht sich eine Sprache oder ein Themengebiet aus, in dem der Name verwurzelt sein soll. Aus dem Publikum kam die Frage, ob man auch Babynamen zum Beispiel deutsch mit bulgarischem Touch suchen lassen kann. Der WoLiBaFoNaGen ist derzeit in der Version 0.1.0 erhältlich, Wünsche und Anregungen könnt ihr auf der Github-Seite des Projekts hinterlassen.
Klaas Posselt von der InDesign User Group Berlin zeigte uns mehrere beeindruckende typografische Möglichkeiten der in InDesign eingebauten GREP-Funktionalität, was enorme Zeitersparnisse bei der Formatierung von Texten erlaubt. Er erklärte, wie man feinste Spationierungsanpassungen automatisch machen kann, wenn die in der Schrift eingebauten Unterschneidungstabellen nicht ausreichen (zum Beispiel bei Tabellenzahlen), oder bei unterschiedlichen Schriften und Formatierungen. Zum Schluss zeigte Klaas das Aufräumen von typografischen Sünden wie falschen Minus- und Multiplikationszeichen und sogar Hurenkindern vor, alles mit sehr kurzen GREP-Zeilen. Alle gezeigten Dateien inklusive der dazugehörigen GREP-Stile stellt Klaas hier zum Download bereit.
Lasse Fister, speziell aus Nürnberg angereist, zeigt seine Arbeit an FontBakery, den Schrifttestwerkzeugen von Google für Google Fonts. Es analysiert die komplexesten Schriften und meldet alles, was daran (technisch) nicht in Ordnung sein könnte. Dies funktioniert sowohl mit einzelnen Schriften, aber auch mit ganzen Schriftbibliotheken. (Danach zeigte er noch mehr, aber da konnte ich nicht aufpassen, weil die Batterien des Mikrofons ausgetauscht werden mussten, und ich selbst gleich dran war. Danke Olli fürs Ergänzen!) Derzeit arbeitet Lasse an einer Version der Schrifttestwerkzeuge, bei der alle Tests in der Cloud ablaufen. Als Bonus stellte Lasse außerdem mdlFontSpecimen vor, eine Website, die automatisch ausführliche Schriftmuster für Fonts erzeugt.
Luc(as) de Groot zeigte, wie man mit Hilfe von einer Fotokopie oder eines Laserausdrucks, halbkaltem Kaffee (kein Espresso!) und Scotch Magic Tape (oder irgendeinem anderen transparenten Klebeband) Typografie auf praktisch allen Oberflächen anbringen kann, die nicht in einen Laserdrucker passen. Man klebt das Tape auf das Gedruckte, tunkt es in den Kaffee und reibt dann an der Rückseite mit kreisenden Bewegungen das Papier weg. Der Toner bleibt sauber auf dem Tape zurück und kann nach Trocknung ohne weiteres auf Objekte geklebt werden, oder mittels Hitze (Feuer, Föhn) zuerst noch verformt und verzerrt werden. Erfunden hat Luc(as) den Luc-Truc in den ’80er-Jahren während seines Studiums.
Mark Frömberg, freier Schriftgestalter aus Berlin, präsentierte seine selbstgemachten Skripte für Glyphs. Das neueste dieser Helferchen hört auf den Namen Skedge und erleichtert das Entwickeln von Glyphs-Reporter-Plugins mit einer Live-Vorschau in Glyphs. Alle anderen frei zugänglichen Skripte von Mark findet man auch im hauseigenen Plugin-Manager von Glyphs. (Ich hatte die Details vergessen, weil Glyphs nicht auf meinem PC läuft, danke nochmal, Olli!)
Anschließend zeigte unser Typostammtischorganisationsteammitglied Olli Meier mittels Live-Skype-Übertragung von der anderen Seite Deutschlands, welche Hilfsmittel er alle schon für Glyphs bereitgestellt hat. Mehrere Ebenen auf einmal löschen, kein Problem mehr. Er zeigte auch wie man mit DrawBot (Just van Rossum, Erik van Blokland, Frederik Berlaen) aus kompatiblen Glyphen ganz schnell tolle Animationen produzieren kann. Seine Scripte findet man demnächst hier.
Zum Schluss zeigte uns Sergey Rasskazov aus St. Petersburg, wie er einfach selbst eine Schriftgestaltungsschule gegründet hat, und mit tollen Lehrern in Kürze die Studenten zu tollen Ergebnissen bringt. Er führte ähnlich professionelle Unterrichtsabläufe vor, wie sie an den gefestigten Schriftgestaltungsinstitutionen gehandhabt werden.
Geistiges Gut oder Handwerk, Formfindung oder Formgebung, Inspiration oder Automatisierung, Farbe oder Metall, Typo oder Technik. Entgegengesetzte Pole, die sich abstoßen oder doch vielleicht anziehen?
Lasst uns gemeinsam den Kurzpräsentationen zuhören, Fragen entwickeln und eventuell Antworten finden. Lasst uns Wissen verbreiten und Tools teilen. Lasst uns verborgene Themen aus dem Schatten locken und in den Vordergrund rücken. Lasst uns einfach einen schönen Abend verbringen und über Inhalte sprechen, die uns bewegen und interessieren.
Wann? Am Donnerstag, den 26. Oktober um 19 Uhr.
Wo? Bei LucasFonts, Eisenacher Straße 56, 10823 Berlin-Schöneberg
U-Bahn: Linie U7 bis Eisenacher Straße
S-Bahn: Linie S1 bis Julius-Leber-Brücke oder S1, S41, S42, S45, S46 bis S Schöneberg
Bus: M48, M85, 104, 187, N42 bis Albertstraße
Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team
Diesen Monat möchten wir euch auf folgende typografische Leckerbissen hinweisen:
Am 19. Oktober um 19 Uhr fordern die Design-AbsolventInnen der Universität der Künste Berlin zur Debatte heraus. Where are we now? – Autorenschaft im Design. Eine Ausstellung folgt einen Tag später, am 20. Oktober. Die Ausstellung Gier nach neuen Bildern (Deutsches Historisches Museum bis zum 8. April 2018) zeigt eine Auswahl von 180 originalen graphischen Nachrichtenblättern aus dem großen Sammlungsbestand, die durch komplette Bilderfolgen in Medienstationen ergänzt werden. Vom 20. Oktober 2017 bis 14. Januar 2018 zeigt das Kunstgewerbemuseum – Staatliche Museen zu Berlin in Kooperation mit dem Exzellenzcluster „Bild Wissen Gestaltung“ der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität der Künste Berlin die Austellung Form Follows Flower.
Die Titelzeile wurde in der Lisbeth Display von Louisa Fröhlich gesetzt, die bei Type Together erhältlich ist. Das Titelbild stammt aus der Zeitschrift „American Printer“ und zeigt die Zukunftsvision des automatischen Schriftsatzes anno 1912, gesehen in einem Vortrag von Eckehart SchumacherGebler.
At the evening before Typo Labs, David Březina spoke for an audience of around 150 visitors, our biggest Stammtisch yet! We moved from a regular bar to the LucasFonts office because we expected many visitors, but not that many! The office was flanked by two courtyards with flowering Narcissus, Tulips, and even a few Hyacinths, so that even the people standing outside had something nice to look at, yes, not everyone could get inside.
David held an inspiring talk structured in two lectures: first he introduced the Rosetta team, talked about recent work, their workflow, and about their approach to multi-script design and harmonisation. The second part was about his ongoing PhD research on coherence in typeface design. If relations between character shapes are formalised the outcome might lead to something reusable to design and teach type more effectively. He showed some interesting examples of neuronal networks completing typefaces, that were close to what a designer would have done.
We were joined by many international guests and the atmosphere after the lecture was joyful. To still the hunger and thirst of the visitors, more drinks had to be bought, and when all food was gone, Glyphs’ creator Georg Seifert sponsored a pile of pizzas. They disappeared in no time. Many thanks to Georg!
Achtung: Wegen großem Interesse wurde der Veranstaltungsort geändert! Attention: Due to high demand, the location of the event has been changed!
Please scroll down for English version.
Unser kommender Typostammtisch findet ausnahmsweise, aus gutem Grund, an einem Mittwoch statt: dem Vorabend der diesjährigen TYPO Labs. Zur Einstimmung auf drei spannende Konferenztage haben wir David Březina von Rosetta Type zu Gast.
David stellt das Rosetta-Team (hier im Interview) mit aktuellen Projekten vor und erklärt, wie sie Arbeitsweisen, Workflow und Tools – Stichwort Editor-Unabhängigkeit – so organisieren, dass eine relativ kleine Firma große Custom-Font-Projekte bewältigen kann. Dabei geht er auch auf Fragen schriftsystemübergreifender Gestaltung und Harmonisierung ein. Im zweiten Teil spricht er über seine Doktorarbeit: „Koherenz in der Schriftgestaltung“. Warum ist es schwierig, zu definieren, was verschiedene Buchstabenformen miteinander verbindet, und warum wäre es gut, Ähnlichkeitsverhältnisse flexibel und wiederverwendbar bestimmen zu können? Gestaltung und Lehre könnten davon enorm profitieren; zudem stellt sich, so David, dank jüngster Erkenntnisse im Bereich „Deep Learning“ die Grundsatzfrage, was Schriften sind.
Achtung, wir treffen uns im Büro von LucasFonts in Schöneberg und freuen uns auf ein internationales Treffen mit regem Austausch: weniger zu den Fonttechnologien selbst (dazu ist in den Tagen danach ausgiebig Zeit), sondern über Arbeitsalltag, Kundenwünsche und Forschung.
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Our next Typostammtisch Berlin will be on Wednesday before Typo Labs: as a perfect start for some super interesting days, and opportunity for conference guests to connect with the local type crowd. Happy to have David Březina of Rosetta Type as our speaking guest!
David introduces the Rosetta team, talks about recent work and how they set up their workflow and tools. Preferring an editor-independent font production process, the relatively small company is able to tackle large custom projects. David will also cover questions of multi-script design and harmonisation. The second part is about his PhD research on coherence in typeface design. Focusing on the difficulty of finding relations between character shapes, David explains why it would be great if these relationships could be formalised in a flexible and reusable way: it might help to design and teach type more effectively, plus, with recent advancements in deep learning, lead us to rethink what typefaces actually are.
We will meet at the office of Lucas de Groot’s foundry LucasFonts in Schöneberg – hoping for a lively exchange: not so much about technologies (plenty of time the days after), but about daily business, clients demands and research.
Der Vortrag findet auf Englisch statt.
The talk will be in English.
When? On Wednesday, 5th of April, at 7 pm Where? At LucasFonts, Eisenacher Straße 56, 10823 Berlin-Schöneberg
U-Bahn: U7 to Eisenacher Straße
Bus: M48, M85, 104, 187, N42 to Albertstraße S-Bahn: S1 to Julius-Leber-Brücke or S1, S41, S42, S45, S46 to S Schöneberg
Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team
This month we would like to attract your attention to:
Our legendary Buchstabenmuseum (Museum of Letters) is closed at the moment, but we cannot not mention it: remember to go there next time to see Barbara Dechant’s exorbitant collection of original shop front letter signs. And then there is the wonderful Museum der Dinge (Museum of Things), which chronicles the product culture of the 20th and 21st centuries, mostly from the archives of the Deutscher Werkbund (founded in 1907). Or just walk around in the here and now of Berlin to find typographic signs all over the place. For inspiration you might like to follow @Berlin_Type, @hardwig or have a look here.
Die Titelzeile wurde in einem noch unveröffentlichten Schriftenfwurf von David Březina gesetzt.
Das Foto zeigt ein Detail des Rosetta-Schriftmusters für Nassim von Titus Nemeth.