Fritz Grögel und Florian Hardwig, die Typostammtisch-Experten für erweiterte Zeichenerkennung, teilen ihre Leidenschaft für die gediegene Beschriftung und Stadtgeschichte Berlins mit uns, diesmal und erstmals in den Ortsteilen Gesundbrunnen und Wedding.
Ganz links im Bild Fritz-Prince Boateng 🙂
Los geht’s gegenüber der U-Bahn-Station Pankstrasse mit dem fast schon historischen Graffito „Gewachsen auf Beton“. Dieses bereits leicht ausgeblichene Wandgemälde ist ein Wahrzeichen des Wedding geworden. Entstanden ist es ursprünglich 2013 als Ambient-Marketing im Auftrag eines amerikanischen Sportartikelherstellers und zeigt die 3B-Halbbrüder Jérôme (der Fußball-Profi), George (der Rapper BTNG) und Kevin-Prince (ebenfalls Fußball-Profi). Der Schwellstrich des Sportartikelherstellers ist bereits verschwunden, und Jérôme hat durch eine Farbbombe mittlerweile eine rote Backe bekommen. Von George BTNG erschien 2015 in Anlehnung an das Kunstwerk das Album „Gewachsen auf Beton“.
(Foto Originalzustand: Wikipedia 2013 von OTFW, Berlin)Firmenschild Groterjan
Ein echter Hingucker ist das Firmenschild der Malzbier-Brauerei Groterjan (Großer Jan) in der Prinzenallee von 1929. Das Markenzeichen wurde von Louis Oppenheim entworfen. Die Schriftttype erinnert an die Neuland von Rudolf Koch als eine zeittypische Schrift des Expressionismus, und auch die Druckschrift Fanfare von Oppenheim selbst ist stilistisch nicht weit davon entfernt. Das Gebäude der Brauerei wurde vom Architekten Carl-Emil Bruno Buch 1927–1929 erbaut.
Vorbei an der Tresorfabrik Arnheim, heute Bildhauerwerkstatt, ging es zum Luisenhaus des Zimmermanns und Unternehmers Carl Galuschki mit seiner prachtvollen ornamentalen Klinkerfassade.
Unter den Grundmauern befindet sich hier die bereits versiegte Luisenquelle, der ursprüngliche Gesundbrunnen, der namensgebend für den Ortsteil Gesundbrunnen wurde. Viele interessante historische Details und schöne Bilder über die wechselvolle Geschichte sowohl der Quelle des Friedrichs-Gesundbrunnens (heute Luisenbad, dazwischen Marienbad) bis zur Mineralwasserabfüllung als auch die wechselvolle Nutzung des Gebäudes, vom Gasthaus über ein Theater und Kino bis hin zur heutigen Nutzung als Bibliothek, werden von Fritz Grögel mit Folienunterstützung kundig und versiert dargebracht. Bier gebraut aus Heilwasser ist eine der Anekdoten, die auf dem Gaumen zergehen.
»Hier können Familien Kaffee kochen«
Die Kaffee-Küche war ein Anbau an das Vestibül von 1905, verkleidet mit den für den Bauherrn Galuschki typischen bunten Klinkern. Die Gäste konnten bei den Altberliner Ausflugslokalen selbst Kaffeepulver und Speisen mitbringen, der Betreiber stellte gegen Entgelt nur das heiße Wasser und das Geschirr zur Verfügung. Dieser Brauch hat seinen Ursprung um 1800 in Treptow, weil die Gastwirte keine Getränkekonzession bezahlen wollten.
Das Amtsgericht Wedding von 1901 mit seiner neugotischen Fassade zeigt die in Stein gemeisselten Namen der Gesetzbücher, vom Corpus Juris Civilis bis zum Sachsenspiegel in einer Textura, aber ohne die korrekte Verwendung des langen s.
Amtsgericht WeddingDer Schattenwurf der Bäume fügt eine Ebene mehr hinzu
Das Mural „absent“ des Künsterkollektivs Innerfields auf der Feuermauer an der Walter-Röber-Brücke (Wiesenstraße 44) zeigt ein Paar in inniger Umarmung, als Gegenstück des Kunstwerks „present“ in Kiew.
Vorbei am Obdachlosenasyl Wiesenburg ging es durch die Werkstätten des Nordens (die Höfe in der Gerichtsstraße 23), mit einer Beschriftung in dem Font „Metropolis 1920“ von 2012. Wie Florian Hardwig erläutert, während die Beschriftung oben am Gebäude zwar alt aussieht, aber neu ist, erscheinen die Beschriftungen in der Einfahrt zwar modern, sind aber alt.
Im Eingangsbereich der Werkstätten sind mehrere historische Schildermalerei-Beschriftungen aus der Zeit der 20er und 30er Jahre erhalten, die auch einen zweiten und dritten Blick in die Details der Schriftgestaltung mehr als wert sind.
Über den Nettelbeck-Platz, der bald einen neuen Namen tragen wird, ging es weiter in die Gerichtsstraße zum Eingang des Krematoriums Wedding von 1937 (heute Kulturquartier Silent Green, dort fand beispielsweise Berlin Letters statt). Die Beschriftung über dem Torbogen, halb versteckt unter Efeu, zeigt eine strenge, geometrisierte und vereinfachte Textura der Zeit.
Den Abschluss des Rundgangs bildete direkt gegenüber ein Backstein-Glanzstück in Klinkerziegeln. Das Postamt N 65 wurde 1926–1928 nach einem Entwurf des Architekten Wilhelm Tietze errichtet. Die Beschriftung „Postamt“ stammt von Walter Reger, Professor für Bauskulptur, der auch den darüber befindlichen Reichsadler aus Backstein-Pixeln kreierte. Reger schuf nicht nur die labyrinthische Beschriftung und den Postadler, sondern auch die ausdrucksstarke expressionistische Relieffassade aus Terrakotta und Backstein.
Das Abschlußfoto der Teilnehmenden, die trotz der Hitze bis zum Schluß durchgehalten hatten. Am Anfang waren es noch mehr. Danke Fritz und Flo, hat viel Spaß gemacht!
Der abendliche Ausklang des Typewalks (Buchstabenspaziergangs) als echter Typostammtisch war ein gemütliches Zusammensein im Eschenbräu bei vor Ort gebrautem Bier.
Der Sommer klingt aus und ein neuer Schriftspaziergang steht an. Flo und Fritz zeigen uns dieses Jahr die interessantesten Schriftfundstücke im Wedding. Anschließend treffen wir uns im Biergarten „Eschenbräu“ und freuen uns, wenn ihr zahlreich dazustoßt.
Typewalk 15:00 Uhr | Registration mandatory Information given during the type walk will be mainly in German. Questions can be answered in English, French, and Portuguese as well. Please read below for more information.
Fritz Grögel und Florian Hardwig informieren uns seit vielen Jahren über typografische Details in der Stadt. Nun haben sie sogar eine neue Route im Gepäck: Wir wandern im Wedding und schauen uns dort gemeinsam bemerkenswerte Buchstabenformen, Beschriftungen, Schilder, Inschriften und vieles mehr an.
NEUE ROUTE! Begrenzte Teilnehmer·innenzahl, Teilnahmebeitrag 20€ (ermäßigt 15€), Anmeldung erforderlich. Den Treffpunkt für den Schriftspaziergang geben wir den Teilnehmenden kurz vorher per Mail bekannt.
NEW ROUTE! First come first serve, costs 20€ (15€ reduced). The meeting point will be announced to participants a few days before the walk via e-mail.
Typostammtisch ab 18:30 Uhr | Just come over as usual Der sommerliche Typostammtisch findet im Eschenbräu Biergarten statt. Kommt vorbei, um zu quatschen, Entwürfe und Fundstücke zu zeigen und euch mit anderen Schriftbegeisterten auszutauschen. Im Biergarten gibt es allerlei lokales Craft Beer und Kleinigkeiten zu essen. Man darf übrigens auch Picknickkörbe mitbringen – also tut euch keinen Zwang an. Bei schlechtem Wetter können wir drinnen sitzen.
Wir freuen uns auf euch.
Wann? Am Donnerstag, den 05. September um 18:30 Uhr. Wo?Eschenbräu Biergarten, Triftstraße 67, 13353 Berlin
Bis dahin, euer Typostammtisch-Team
Vom 29.–30. August steigt das Forward Festival im HKW mit bunt gemischtem Programm. Kurzentschlossene können bei den Tickets 20% sparen mit dem Code: XFORWARD24X. Am 18. September gibt es eine weitere Ausgabe der Ignite Future Talks, diesmal mit Janine Katzberg und Christoph Rauscher. Für den Herbst vormerken könnt ihr schon einmal die Büchermesse Miss Read vom 11. bis 13. Oktober im HKW und die Beyond Tellerrand Konferenz vom 7. bis 8. November im Festsaal Kreuzberg.
Die Titelzeile ist in der BiBuBator von Zhenya Spizhovy gesetzt, seinem Abschlussprojekt an der KABK 2024.Das Titelbild stammt von Thomas Maier und zeigt Fritz & Flo beim Schriftspaziergang 2023.
Die Vorhersagen waren sehr durchwachsen, doch pünktlich zum Start der Tour mit Fritz Grögel und Florian Hardwig kam die Sonne heraus. Bereits im U-Bahnhof gab es Informationen über die Entwicklung der Berliner U-Bahn, über die Teilung der Stadt und über den Unterschied von Typografie und Lettering.
Florian erläutert die Entwicklung des Berliner U-Bahnnetzes
Wieder an der Oberfläche, bestaunten wir die fabelhafte Inschrift auf einer verspielten Jugendstil-Fassade. Sie gehört zum Geschäftshaus der Textilfabrikanten Berthold und Georg Tietz (entfernte Verwandte des Warenhausmagnaten Hermann Tietz) und bot Anlass, an ein dunkles Kapitel der Berliner Stadtgeschichte zu erinnern, als zur Zeit der NS-Diktatur jüdische Mitbürger·innen enteignet, verfolgt und ermordet wurden.
Es ist wieder so weit (endlich)! Es ist Sommer (wenn der nicht schon vorbei ist) und es gibt einen Typostammtisch im Prater Biergarten (falls es nicht dauerregnet). Vorab: Der fast schon traditionelle Typewalk durch Berlin-Mitte (featuring Flo & Fritz).
Typewalk 15:00 Uhr | Registration mandatory Information given during the type walk will be mainly in German. Questions can be answered in English, French, and Portuguese as well. Please read below for more information.
Fritz Grögel und Florian Hardwig, Masters of Zeichenerkennung, lenken unsere Aufmerksamkeit im Stadtgeschehen auf die kleinen, ruhigen Details. Gemeinsam schauen wir uns bemerkenswerte Buchstabenformen, Beschriftungen, Schilder, Inschriften und vieles mehr an. Unter anderem machen wir in der St.-Marien-Kirche Halt. Dort kann im jüngst renovierten Eingangsbereich das Totentanzfresko bewundert werden, bei dem es sich um eines der bedeutendsten erhaltenen mittelalterlichen Kunstwerke Berlins handelt – inklusive sachkundigem Kommentar unserer Experten.
Selbe Route wie in den letzten Jahren, begrenzte Teilnehmer·innenzahl, Teilnahmebeitrag 15€ (ermäßigt 10€), Anmeldung erforderlich. Den Treffpunkt für den Schriftspaziergang geben wir den Teilnehmenden kurz vorher per Mail bekannt.
Same route as in the last years, first come first serve, costs 15€ (10€ reduced). The meeting point will be announced to participants a few days before the walk via e-mail.
Typostammtisch ab 19:00 Uhr | Just come over as usual Der sommerliche Typostammtisch findet im Berliner Prater statt, der kleinen Schwester des Wiener Praters – mit der deutlich schöneren Beschriftung (FF Prater von Steffen Sauerteig und Henning Wagenbreth). Die Speisekarte ist für sich bereits ein Lettering-Augenschmaus. Getränke gibt es auch, und es darf geredet werden! Treffpunkt für Typenerds aller Colörs, zum Quatschen, zum Soschalaisen oder auch um was herzuzeigen und Input zu erhalten. Und falls es ein bisschen regnet, klappen wir die Schirme auf – wär’ ja nicht das erste Mal.
Heissa, wir freuen uns auf Euch!
Wann? Am Donnerstag, den 31. August um 19 Uhr. Wo? Prater Biergarten, Kastanienallee 7–9, 10435 Berlin
Bis dahin, euer Typostammtisch-Team
Vom 18.–20. August (dieses Wochenende!) steigt das Graffiti- und Streetart-Festival Hypergraphia in Potsdam. Farbig geht’s zu im A–Z presents: Dort kann man am 26. August gelbe Sachen zum Super Collective Market No.1 mitbringen. Ebenfalls am 26. August findet die Lange Nacht der Museen mit vielen Angeboten statt. Unter anderem lässt sich im Kupferstichkabinett die Ausstellung World Framed bewundern: abstrakte Zeichenkunst mit der Linie als Ausgangspunkt für alles mögliche (noch bis zum 08. Oktober). Außerdem bietet sich die Ausstellung Mit Pinsel und Qualam zu chinesisch-arabischen Kalligrafien an (noch bis zum 22. Oktober im Pergamonmuseum). Zum Auftakt der Reihe Polish Affairs — Polnische Kultur zu Gast in der Stabi wird am 22. August ein deutsch-polnisches Schulbuchprojekt in der Staatsbibliothek vorgestellt. Stabi II: Am 05. September trifft im Rahmen der IndieStabi der Kanon Verlag auf den Leykam Buchverlag. Stabi III: Die Ausstellung Die Chronologiemaschine zeigt den Aufschwung der Infografiken im 18. Jahrhundert. Eröffnung mit Kuratorinnenführung am 07. September, Ausstellung ab 08. September. Über den typografischen Tellerrand schauen kann man bei der sehr persönlichen Konferenz Beyond Tellerrand am 11. und 12. September im Festsaal Kreuzberg. Gibt noch Tickets! Noch bis zum 17. September ist die Ausstellung Final Salezu Kaufhausschildern im Buchstabenmuseum zu sehen. Unbedingt ebenfalls vormerken: Die Kunstbuchmesse Miss Read am 22.–24. September im HKW.
Die Titelzeile ist in der Jobim von Flavia Zimbardi und Inga Plönnigs gesetzt. Das Titelbild stammt aus Florian Hardwigs umfangreicher Sammlung typografischen Stadtgeschehens.
Nur so viel auf Deutsch: Das war ein Hammer. Auf dem Type Walk mit Jesse Simon – es wird nicht der letzte sein! – haben wir so viel über unsere Stadt gelernt wie selten. Und das kondensiert auf einen kurzen Abschnitt der U-Bahnstrecke U7. // The rest of our Nachbericht will be in English so that we can quote easier from what we learned with Jesse Simon at his first Schriftspaziergang with us. Disclaimer: it will not be the last, he promised.
Soviel sei jetzt schon verraten: Es wird Nachschulkurse in städtischer Typografie mit Herrn Simon geben. // Starting our first, but surely not the last of Jesse’s Type Walks with us. (All photos Lucas de Groot except a few by the author herself.)
Ja, wir finden auch, dass das ein Grund zur Freude ist! // Did you recognise where we are?
U-Bahn-Typografie, Symbolbild. Was könnte es Schöneres geben als funktional genutzte Buchstaben. Exemplarisch: Regenrinne. // Surely Berlin’s most beautiful rain gutter: a lovely bold U in the U-Bahnhof’s outer architecture.
Die schönste Regenrinne Berlins. // From the very start, Jesse pointed out (and pointed at) details you wouldn’t have noticed even when travelling a thousand times by this very station.
We started our tour underground at Fehrbelliner Platz. With public transport in Berlin, like elsewhere, “it is all about standardisation versus random organic growth” and these two concepts surpass each other again and again. This is how Jesse introduced us to the topic, and into that glorious period in the Sixties and Seventies, when 60 (!!!) new U-Bahn stations were built in Berlin. Almost all of U7 was constructed then, Fehrbelliner Platz in the year 1971. In comparison: only 11 new stations have been built from 1989 until now, in 28 years. “Berlin’s U-Bahn was formed by the forces of history more than a grand plan“. So one specific thing about the Berlin U-Bahn is, that “it is full of gaps, it’s incomplete” — even districts have been built with U-Bahn stations being promised which were never built (referring to Märkisches Viertel and large sections of Spandau).
Eine wichtige Nord-Süd-Achse durch Berlin. // The first section of what wold become the U7 was built in 1924–1930 as a branch of the Nord-Süd line.
The U7 stations we know and those we visit today were designed by Rainer Gerhard Rümmler (Wiki article with all his stations listed). Rümmler was the Oberbaurat (Chief City Planer) of Berlin, working for the senate’s building and housing department. Another important name here is Werner Düttmann who constructed the Hansa-U-Bahn station, but mostly other buildings (not stations) in the post-war era.
Habt ihr jemals die Riesenpfeile beachtet, die die Fahrtrichtung anzeigen? // Adorably über-practical arrows!
What we see today, is that each station we encounter at the U7 was designed with concern and a concept of having them integrated into their surroundings — still standing out in function and aesthetics. And the aesthetics of those days was astounding. It was functional and practical and deeply humanistic at the same time.
Zutiefst humanistisch und funktional. // The aesthetics of those times were as humanistic as functional, which is strongly connected of course.
The times demanded to develop truly unique stations after those from earlier days had been criticised as “too samey”. So, from that on, “Rümmler started to develop his Berlin vernacular style where everything was about difference”, Jesse summarises. “The pop architecture of the late Sixties was about breaking away from the rigid forms of pose-war modernism and moving into a brighter future where everything is curved, soft and gentle”.
Curved, soft and gentle indeed: outdoors at Fehrbelliner Platz, we find ourselves standing at a red organic-shaped happiness of a building from the Seventies like on a sunny island — even more so because we are surrounded by, frankly speaking, fascist architecture. Buildings from the early Thirties which yes, “spread some elegance”, but most of all an air of correctness, control and overwhelming dominance.
What a contrast: monotonous, neutral, dominant buildings caging Fehrbelliner Platz…
… with our instant fave station like a bright red round spot or dot in the middle.
Talking about dots: not sure why these dots are here, may because of differentiation. // Punkte für Wiedererkennungswert? Sicher nicht durch eine Akzidenz Grotesk mit seltsam abgeschnittenen Kleinbuchstaben r.
Except for the nosy interruptions, this was a good spot for a little lecture along the trip.
For those who know or who travelled through: the Bierpinsel in Steglitz at the U9 extension would be another great example of those days, almost like a monument; and also Dreilinden is part of Rümmler’s famous legacy. Like Tegel airport and all the stations on the way to Tegel, those buildings were designed in the times when the city was divided. Which also were the times when architects used Letraset. Letra-, wait, what?
Am U-Bahnhof Jungfernheide erwartet uns eine weitere Farb- und Formexposion. // Letraset-inspired architecture? Actually, architects did work with those (in case you don’t know) sticking letters which the elderly amongst us loved.
Die Eurostyle ist eine 1962-er Neuerscheinung von Aldo Novarese für Societa Nebiolo S.p.A. und H. Berthold AG, eine überarbeitete und mit Kleinbuchstaben ergänzte Version der Microgramma von 1952. // U7 Jungfernheide turns out to be another psychedelic experience.
At some point during our tour, Jesse leaves “the path of non-commentary objectivity”, as he warns us. The Sixties and Seventies are “the most endangered era of architecture being destroyed. It seems to be a problem to still accept that Berlin was being capable of taking care of itself”. To him (not only to him), this is “really problematic”. Because what makes Berlin so great is that you can (still) see all the layers formed by history – buildings as the truest proof, like eyewitnesses of the times the city has gone through.
Schrift erkannt? Es ist die Arnold Böcklin, 1904 von der Schriftgießerei Otto Weisert in Stuttgart entworfen. // “For those who were into Eighties indie rock: Dinosaur Jr. used this typeface for their 1st and 2nd albums”, Jesse reports.
Bitte das Kleingedruckte in den Fliesenaussparungen beachten (rechts im Bild). // Please note the inserts in the tiles: they contain captions to the pictures of Wagner operas on the U-Bahn walls behind the tracks, which you see while waiting.
Ornaments impersonating Wagner operas plus explanatory photos. // Wilde Illustrationsmixtur am Richard-Wagner-Platz.
The most shocking example of historical misrepresentation, not to speak about falsification — in German we have the beautiful word Geschichtsklitterung — awaits us at Bismarckstraße. Beware. That glossy grass-green of the underground walls of the station might be considered “a fine colour” — but why is it here? Not to mention the typefaces.
“Bismarckstraße” left … // und keine fünf Meter weiter…
… another “Bismarckstraße”, right-hand side from where we stand. We couldn’t stand looking for too long. // Typografisch war die Tour kaum auszuhalten. Was wir alles sehen mussten an Schrift. Deswegen so wenig Kommentar dazu.
The walls at Bismarckstraße used to be in small yellow Sixties tiles. Now, why so huge? And what was the motivation behind the choice, or rather, the mix of type here? Why re-implement some kinds of wanna-be Twenties type in a station from a much later period? Nobody seems to take care. „There is no respect for the era of division”, Jesse says in a dark voice. As true and cruel as it is: tourism rules.
Dem guten Geschmack wir hier auf der Nase herumgetanzt. // “There is no respect for the era of division”, our tour guide says.
Sadly, there has not been something like a conscious “choice” whatsoever here, not color, not type. The whole renovation of Bismarckstraße U-Bahn station is, in the best way of interpreting it, “an attempted level of classicism that doesn’t belong here”. Even with a lot of goodwill this is not convincing or satisfying.
Luckily Jesse takes us further through Berlin’s diverse underground to experience some more of the gorgeous psychedelic settings along the U7.
Schrift halbwegs okay (man muss ja schon froh sein) nur kein Eszett. Und warum so sachlich auf explosivknalligem Grund?
Bei einem kurzen Zwischenspaziergang auf Höhe Wilmersdorfer Straße begegnen wir diesem schönen Schriftzug. // An outdoor encounter that would also have fit the city type walk we had lately.
Back on the track. We spent three hours with Jesse and he was truly generous with his knowledge. // Unsere Tour war höchst kurzweilig, nicht nur, weil wir etappenweise weiterfuhren.
But what happened here at Adenauer Platz?! // Schnell weiter!
Das hier ist Jesses Lieblingsbahnhof. Hier stimmt für ihn alles, sogar die Schrift schmiegt sich harmonisch ein. // We still miss the Eszett, but this is by far the most elegant and harmonious U7 station to Jesse.
Here at Konstanzer Straße, Jesse points out the strong links between design, colours, architecture, function, and how everything fits. // Hier passt alles zusammen, Form- und Farbgebung harmoniert.
Ein apartes Detail vom Anfang der Reise. // This was at the U3 entrance at Fehrbelliner Platz. “The same gate appears at Hohenzollernplatz, Jesse said. “I like that Rümmler incorporated it into this very modern building s a not to the past.”
After all this variety of impressions and numerous stations, our group happily walked from Zoologischer Garten to Schleusenkrug beer garden, also a premiere. There we not only could supply our speaker with his well-deserved beer, but also enjoy a true Berlin Currywurst and very nice potatoes and stuff. Which lifted our spirits in regard to the city’s originals. So, the evening ended in a big group table with those visitors who came directly to Schleusenkrug, with heated conversations, and more beer. A true Typostammtisch-Stammtisch after all. Phew.
Thank you Jesse for this most wonderful Type Walk! Lovely meeting you! Let’s continue the ride.
Thank you Jesse Simon! You might like to find out about his books and follow him (aka Berlin Typography or @Berlin_Type) on Twitter and Instagram. — Photos Lucas de Groot (plus a few by Sonja Knecht) for Typostammtisch Berlin.