An diesem Donnerstagabend durften wir Besuch aus der Schweiz begrüßen, genauer gesagt von Dafi Kühne aus Zürich! Einige Minuten vor Beginn war der gut bestuhlte Raum im Studio bei LucasFonts noch recht leer, doch plötzlich betraten alle auf einmal den Raum und die Plätze waren in kurzer Zeit belegt. Viele altbekannte Gesichter waren dabei, und es fanden auch einige Besucher·innen zum ersten Mal ihren Weg zum Typostammtisch.
Dafi, der uns an diesem Abend einen Einblick in seine Arbeit gewährte, ist Grafikdesigner und Letterpress-Plakatgestalter. Er erzählte von seinem Atelier mit Druckpressen, viele davon aus den 1960er-Jahren, und zeigte in seinem Vortrag nach und nach verschiedene Poster und Posterserien. Häufig umriss er den Kontext und die Zielgruppe der einzelnen Poster, so gestaltete er ein Poster für die RICE University und druckte recht abstrakte Varianten der Buchstaben R, I, C und E auf seine Posterserie. Für Außenstehende vielleicht nicht direkt erfassbar oder lesbar, sei Lesbarkeit immer eine Frage der Zielgruppe, so Dafi. Er erwarte von Personen auf dem Campus der RICE University auch die Fähigkeit, die Buchstaben auf den Postern zu erwarten und zu dechiffrieren. Auf die Aussage, Lesbarkeit sei eine Frage der Zielgruppe, folgte ein Lachen aus dem Publikum – insgesamt war der Vortrag geprägt von recht viel Lachen oder doch zumindest Schmunzeln.
Für weiteres Schmunzeln sorgte ein Plakatentwurf als Lösungsansatz für toxische Typografie im öffentlichen Raum. Das Poster, so Dafi, biete typografisches Detox. Gedruckt auf Transparentpapier und versehen mit dem auf die Rückseite des Posters gedruckten Wort „DETOX“ lässt sich das Poster im öffentlichen Raum über jegliche als toxisch empfundene Typografie drüber tapezieren. Dies ist sicherlich ein veranschaulichendes Beispiel für den sehr humorvollen Ton des Vortrags.
Einen wichtigen Teil des Abends stellte aber auch das Zeigen der Gestaltungsprozesse dar – von der Idee bis zum häufig sehr langen und analogen Prozess der Umsetzung. Wenn Dafi stundenlang Sachen auf die Presse übertragen müsse, so sei das für ihn ein schöner Vormittag. Überhaupt lebte dieser Abend von Dafis Spaß an seiner Arbeit, von der Leidenschaft zu analogen und aufwändigen Druckprozessen und von der Liebe zu Details. Parallel zum Erzählen zeigte Dafi im Hintergrund an der Leinwand zahlreiche Videos aus dem Atelier – nicht selten gefolgt von Nachfragen zur exakten Fertigungstechnik aus dem Publikum.
Nach dem Vortrag durften wir einige mitgebrachte Plakate in echt ansehen, viele davon im Weltformat und damit einen ganzen Tisch ausfüllend. Der Abend endete mit Getränken, langen Gesprächen, allgemeinem Staunen und Beseeltheit von so viel Leidenschaft fürs Handwerk. Danke an Dafi und alle Besucher·innen!
Alle warten in Vorfreude, während die letzten Personen noch den Raum betreten.Auch vor dem Vortrag ist schon Zeit für Wiedersehen und Austausch.Los geht’s!Dafi zeigt die Wirkung einer optischen Täuschung, die er für die Gestaltung eines Posters nutzt (die Linien sind parallel!).Wenn Dafi im Vortrag von einem Plakat erzählt, das er auch physisch dabei hat, so hält er es zwischendurch hoch und spricht dabei weiter.Zum Gestaltungsprozess dieses Posters erzählt Dafi: „Das Auswaschen im Waschbecken war dann wirklich unschön. Da hab ich die Ätzung in die Autowaschanlage gebracht.”Nach dem Vortrag: großer Andrang an den zwei Tischen, auf denen Dafi seine Poster ausgelegt hat.Detail der Poster. Auch die Materialität spielte insgesamt eine große Rolle im Vortrag und in den Gesprächen.Immer wieder schön zu sehen, dass der Typostammtisch auch unabhängig vom jeweiligen Vortrag des Abends eine willkommene Gelegenheit zum Austausch bietet. Kleine Stärkung vor dem TypostammtischWährend des Anschauens der Poster werden weitere Fragen gestellt und beantwortet.
Es ist wieder Typostammquizzeit! Unser traditionelles Glanzlicht zum Jahresausklang steht vor der Tür.
Falls ihr noch keine Vorstellung von so einem Quizabend habt: Der Nachbericht des letzten Jahres vermittelt einen Eindruck. Es gibt sogar alle Fragen zum Nachraten! Ihr seid alle herzlich eingeladen – egal ob Beginnende oder Typopros. Spaß und knisternde Spannung sind garantiert; es gibt wieder tolle Sachpreise zu erquizzen* und ihr bekommt vielleicht sogar die Chance auf unseren Quiz-Wanderpokal. Da ihr in ausgelosten Quiz-Grüppchen antretet, muss niemand alleine raten oder alles wissen.
Falls ihr Preise beisteuern möchtet, sei es ein Typo-Buch, Plakat, eine Schriftlizenz oder ähnliches, meldet euch bei der Sammelstelle* oder bringt die Sachen (bitte rechtzeitig) direkt zum Quiz mit.
Wir freuen uns auf euch! Euer Typostammtisch-Team
Wann? Donnerstag, 27. November, Beginn 19:00, Einlass 18:30 Wo? Eisenacher Straße 56, im Studio von LucasFonts, 2. Hinterhof, 10823 Berlin-Schöneberg
* Gabentischsammelstelle ist bei LucasFonts, zu den üblichen Bürozeiten.
Achtung, schon am Donnerstag, den 6. November um 19:30 Uhr im Bücherbogen am Savignyplatz wird das Buch Jörg Stürzebecher, Designreportagen im Gespräch mit der Herausgeberin und dem Verlag vorgestellt. Vom 6. bis 7. November gibt es die Konferenz beyond tellerrand zu erkunden. Am 9. Dezember öffnet die Stabi Berlin ihre Türen zur Veranstaltung Comicschätze – Die Sammlung Stefan Neuhaus. Bis zum 11. Dezember findet die Ausstellung On the Edges of Graphic Design from A—Z—∞ in der A—Z Galerie statt, in der es um die Zukunft des Grafikdesigns geht. Am 13. Dezember findet die Vernissage und Poetry Performance von Sonja Knecht bei Vincenz Sala statt: ein Raum voller Buchstaben, visuelle und verbale Lautpoesie rund ums Aufhören – passend zum Jahresausklang. Bis zum selben Tag gibt es die Bibliothek der Ungelesenen Bücher in der Ebensperger Galerie zu sehen. Darüber hinaus kann man bis Jahresende die eigenen arabischen Kalligrafie-Skills schärfen in einem der Kalligrafie Workshops im Colorblind Patterns Atelier. Zu guter Letzt gibt es noch die neue Galerie Liquid Times zu entdecken, die sich umfassend mit Graffiti beschäftigt – mit schnell wechselndem Programm ebenfalls bis Jahresende.
Dafi Kühne ist Grafikdesigner und Letterpress-Plakatgestalter aus der Schweiz. Auf der Website seines Studios Babyinktwice.ch können wir bereits seinen leidenschaftlichen, manuellen und spielerischen Ansatz zur Typografie und Plakatgestaltung erahnen – und diese Eindrücke im Oktober persönlich festigen, denn Dafi kommt aus Zürich nach Berlin und macht Halt beim Typostammtisch.
Ein Abend für Freund·innen analoger Druckkunst, unterhaltsamer Vorträge und für alle, die sich dafür interessieren, wie Ideen vom Kopf über die Hand durch die Presse aufs Papier kommen. Wir versprechen: Es wird viel zu sehen geben!
Wann? Donnerstag, 16. Oktober 2025, 19 Uhr Wo? Eisenacher Straße 56, im Studio von LucasFonts, 2. Hinterhof, 10823 Berlin-Schöneberg
Bis dahin, euer Typostammtisch-Team
Am 1. Oktober gibt es einen Book Launch mit Ausstellungseröffnung „On the Edges of Graphic Design from A–Z“ im gleichnamigen A–Z presents. Ebenfalls am 1. Oktober findet in der Kunstbibliothek eine Veranstaltung zum Jubiläum der druckgrafischen „Edition Spätdruck“ von Typograf und Buchgestalter Matthias Gubig statt. Bye, bye, Buchstabenmuseum: nur noch bis 5. Oktober! Am 7. Oktober spricht Franziska Weitgruber bei der tgm über „Impuls & Fantasie in der Schriftgestaltung“ (Stream verfügbar). Ab dem 19. Oktober läuft die Ausstellung „Materialisierte Heiligkeit – Jüdische Buchkunst im rituellen Kontext“ im StaBi Kulturwerk. Am 22. Oktober gibt Daniel Arab einen Workshop für Jugendliche ab 13 Jahren mit dem Titel „Calligraffiti“ im Haus Bastian des Museums für Islamische Kunst. Bis zum 26. Oktober könnt ihr die Gruppenausstellung „Zeichen zur Zeit – Eine Ausstellung zur Schrift“ im Sans Titre in Potsdam besuchen, mit Performances am 3. und am 11. Oktober. Am 30. Oktober geht es bei der tgm nicht darum, wie geschrieben wird, sondern was: „Sprachkultur in Motion“ – ein Hybrid-Vortrag von Dr. Kathrin Kunkel-Razum. Noch biszum 21. Dezember läuft die Ausstellung „Dialog der Linien – Frieden durch Schrift“ mit Kalligrafien von Haji Noor Deen Mi Guangjiang im Forschungscampus Dahlem.
Die Titelzeile ist in der Liebe Heide Brush von Ulrike Rausch gesetzt, erschienen bei Liebe Fonts. Das Titelbild zeigt ein Portrait von Dafi Kühne, aufgenommen von Peter Hauser, sowie das aus der Szene entstandende Plakat „Typographic Disillusion“.
Für den U-Bahn-Typewalk trafen wir uns auf dem Bahnsteig Gesundbrunnen, ehemalige Endstation der Linie U8 bis in die 1970er Jahre. Jesse Simon, Autor von Berlin Typography, leidenschaftlicher Schriftenjäger (und -sammler) im ober- und unterirdischen Stadtbild, leitete uns erst einmal eine Ebene höher. Hier stellten wir uns gegenseitig vor und Jesse führte uns in die Geschichte des Berliner U-Bahnnetzes ein. Bessere Luft und weniger Lärm hier als auf dem Bahnsteig! Ein- und ausfahrende Züge sollten uns an diesem Nachmittag noch so manches Mal eine kurze Vortragspause einlegen lassen …
Zur Geschichte: Anfang des 20. Jahrhunderts gab es Pläne für eine Berliner Schwebebahn, ähnlich wie in Wuppertal. Daraus wurde aber nichts. Folglich wurde uns das S- und U-Bahnnetz beschert, mit turbulent-wechselhafter Historie – wir sind schließlich in Berlin. Wir erfuhren von lang geplanten, nie gebauten Verbindungen und Verlängerungen, von Geisterbahnhöfen, Ost-West-teilungsbedingtem Wirrwarr und einem sehr trägen Baugeschehen nach der Wiedervereinigung: Warum geht die U8 nicht bis zum Märkischen Viertel? Warum endet die U1 nicht am Adenauer Platz und trifft dort auf die U7, obwohl es sogar bereits einen entsprechenden Bahnsteig gibt – verwaist? Diese und andere Kuriositäten waren spannend mitzudenken, als wir uns im Anschluss auf den Bahnsteigen Schriften und Gestaltung im Allgemeinen anschauten.
Neben Schriften ging an diesem Nachmittag auch um Farben, Fliesen und Säulen. Es ging um lieb- und kraftlosen Denkmalschutz (siehe Bild von der Pankstraße), um gedankenlos ersetzte Schriftschätze und um gute Zurichtung trotz starrer Kachelstruktur (siehe Residenzstraße). Natürlich ging es auch um Menschen, vor allem um den visionären Rainer Gerhard Rümmler, Gestalter annähernd aller neu erbauten Berliner U-Bahnhöfe von Mitte der 1960er bis Mitte der 1990er Jahre – auch entlang der U8. Rümmler war übrigens so visionär und zukunftsgerichtet, dass er vorsichtshalber das Eszett in den U-Bahnhöfen vermied („…strasse“) – denn wer weiß schon, was bleibt?
Unsere Route verlief nordwärts, mit Einzelstopps zwischen Gesundbrunnen und Lindauer Allee, dann im langen Rutsch zurück zum Alexanderplatz (herrlicher Stilmix ionisch-imitierter Säulen) und von da aus zum gemeinsamen Feierabendbier in den Pratergarten. Dort hatten wir – nebst Getränken – spannenden Austausch mit den anderen Spaziergangsgruppen und Gästen, die „einfach so“ vorbeikamen. Vielen Dank allen interessierten Teilnehmer·innen und Jesse, für deine Begeisterung, deine unterhaltsamen Schilderungen und das viele Wissen, das wir nun freudig auf jeder U-Bahnfahrt Revue passieren lassen!
Einen Appell von Jesse möchten wir hier noch für die Öffentlichkeit festhalten: Berlin, kümmere dich um dein einmaliges visuell diverses U-Bahnnetz! Dieser typografische und gestalterische Schatz der Unterschiedlichkeit der Bahnhöfe sollte unbedingt geschätzt und gepflegt werden. Er gehört zu Berlin – und das soll auch noch lange so bleiben.
Themenverwandt: Der U7-Typewalk mit Jesse Simon im Herbst 2022.
Vorstellung und geschichtliche Einleitung in einer ruhigeren Ecke des U-Bahnhofs Gesundbrunnen.Der Letraset-Klassiker Octopuss mit entsprechenden Fräsungen an der Pankstraße. Trotz (oder wegen?) des Denkmalschutzes ist leider an vielen Bahnhöfen der Gesamteindruck nicht gerade prächtig. Wieder Letraset, diesmal die Windsor Outline – vorbildlich zugerichtet, trotz Fliesenmuster. „I cannot prove this assumption but Rainer Gerhard Rümmler must have had a Letraset catalogue“, mutmaßt Jesse. Die Ionier wären gern am Alex ausgestiegen …
Mit Fritz und Flo durch den wilden Wedding
Der Wedding Walk überzeugte durch Wildheit, optisch und akustisch, durchsetzt von erholsamen Zwischenetappen: bei den Spaziergängen durchs ruhige Grüne entlang der Panke konnten sich Augen und Ohren erholen und die Partizipierenden plaudern. Apropos Partizipierende, wer war dabei? Wir bauten spontan eine Vorstellungsrunde ein und prompt fanden sich Querverbindungen, gemeinsame Bezugspunkte, etwa zu den Studienorten Potsdam und Weimar. Zurück in den Wedding: In Ermangelung dichtgesäter historischer Schriftbeispiele bezogen unsere Spaziergangsleiter Architektonisches in den Rundgang ein, das war lobens- und lohnenswert.
Fritz Grögel und Florian Hardwig waren bestens vorbereitet. Sie brillierten mit historischem Wissen – und mit ihren Laminaten: in Laminatfolie eingeschweißte, ergo regensichere Schrift- und Schautafeln in DIN A4, die sie auch im kurzzeitig einsetzenden Nieselregen schadlos herumreichen konnten.
Gleich zu Beginn eine traurige Anekdote. Das schöne Logo für öffentliche Bibliotheken, stilisierte Seiten eines aufgeschlagenen Buches, dazu der Schriftzug Bibliothek im gleichen Leuchtblau, ist nur noch in Form von Restbeständen in Gebrauch (wir fanden es mehrmals auf unserem Weg). Die Marke entstand 1977 für das Deutsche Bibliotheksinstitut; dieses wurde 1999 aufgelöst und die Marke 2009 gelöscht. Wie schade. Memo: Die Bildmarke dient(e) als Wegweiser und Kennzeichen für ein kulturelles Angebot, das kaum Geld kostet und für jeden Menschen frei zugänglich war – und ist. Wir statteten einer Bibliothek am Wegesrand einen kurzen Besuch ab, ehrenhalber und weil manche zum WC mussten.
In Erinnerung bleibt aber auch das großartige Logo der Malzbierbrauerei Groterjan, das in Metall von fast einem Meter Durchmesser am ehemaligen Firmengebäude prangt. Dazu passend zeigten Fritz und Flo Plakatschriften der Zeit, als bekannteste wohl Louis Oppenheims markante Fanfare, die in den 1920er Jahren populär wurde. An der Seite des Firmengebäudes , leider schon recht abgeblättert, noch ein ein Groterjan-Schriftzug. Wir waren beeindruckt von den zum Teil auch kalkulatorisch kühnen Experimenten früherer Entrepreneure, etwa dem Architekten mit den bunt glasierten Fassadenfliesen und den Heilwasserproduzenten auf der Badstraße, die selbiges Heilwasser auch dann noch berlinweit vertrieben, als die Heilquelle, vielmehr der Gesundbrunnen, längst geschlossen war. Nun wissen wir, woher die Straße und der Stadtteil ihre Namen haben. Warum allerdings hieß das Kino an gleicher Stelle Marienburg? Egal. Wir haben gelernt, dass es an so manch öffentlichem Ort, Kaffee- oder Biergarten statt Ausschank (mangels Schanklizenz) Kaffeeküchen gab, an denen sich die Besuchenden ihren mitgebrachten Kaffee selbst zubereiten konnten.
Zum krönenden Abschluss besuchten wir ein sensationelles Ensemble von ineinander übergehenden Handwerkerhöfen, die, noch nicht saniert, kreativ und subkulturell genutzt werden. Innerhalb des Ensembles fanden wir uns in einer noch ursprünglich erhaltenen Hofdurchfahrt wieder, für viele das Glanzlicht unserer Tour: gleich vier Wandbereiche voll hundert Jahre alten Inschriften, von kundigen Schildermalern direkt aufs Gemäuer angebracht, Schriftzüge, die mit Dauer der Betrachtung und dank der kundigen Erläuterungen unserer Schriftspaziergangsleitenden immer interessanter wurden. Dies gilt für den gesamten Wedding Walk (Nachbericht und Bilder vom letzten Mal) – wie auch für unsere anderen Spaziergänge durch die Schriftlandschaft Berlins.
Ein Format, das wir mit Sicherheit wiederholen werden!
Auftakt vom Wedding Walk an der ehemaligen Malzbrauerei GroterjanWegweisendes Logo für die kostengünstigsten, niedrigschwelligsten aller KultureinrichtungenLettering am Rande, man beachte den schönen Apostroph.Wir vom Wedding Walk hätten uns hier allemal einen Kaffee gekocht, wäre diese Küche noch öffentlich und geöffnet (und wir nicht auf den Prater Biergarten eingestimmt) gewesen … Fritz hält die Gruppe zusammen und auf dem laufenden, denn … … wir nähern uns dem buchstäblichen Höhepunkt der Tour in einer Hofdurchfahrt der durchwanderten Handwerkerhöfe.Wenn doch heutige Schnellsprayer bitte die Arbeit ihrer Kollegen Schriftmaler von vor 100 Jahren verschonen würden. Wenn doch die Stadt Berlin die Wände z. B. dieser historischen Hofdurchfahrt schützen würde. Vieles geht leider von alleine kaputt, auch ohne Renovierung – solche Schriftzüge fanden sich noch in den 1990er Jahren massenweise in Mitte und Prenzlauer Berg. Verena Gerlach hat sie in ihrem Buch und der gleichnamigen Schrift Karbid konserviert, Fritz Grögel daran mitgearbeitet, er zeigt das Buch herum. Die zwei mitgebrachten Exemplare werden ihm sofort abgekauft. Dynamische, fast schon exzentrisch anmutende Beschriftung in hundertjährigem Backstein – … aber bei der postalischen Großannahme in den 1970er Jahren, kurzer Blick zurück genügt, reichte es dann nicht mal mehr für ein Eszett. Berlin halt.
Vielen Dank allen Type Walk Guides und allen, die mitgegangen sind! Das Format werden wir bestimmt mal wiederholen. Im Prater-Biergarten an der Kastanienallee gab es zum Finale ein großes Hallo, angeregten Austausch und einen gemütlichen gemeinsamen Ausklang in großer Runde.
Es war ein trauriger Anlass, aber ein sehr schöner Abend. Zum 20-jährigen Jubiläum und zum vorerst letzten Mal fand sich die Berliner Schriftgemeinde im Buchstabenmuseum unter den Bögen des S-Bahnhofs Bellevue ein; die große Eingangshalle war bis auf den letzten Stehplatz besetzt. Volles Haus!
Barbara Dechant, Inhaberin der wahrscheinlich größten Sammlung gebauter Buchstaben der Welt und dereinst zusammen mit Anja Schulze Gründerin des Museums, berichtete mit ihrem buchstäblichen Weggefährten Till Kaposty-Bliss zusammenfassend aus ihren Erinnerungen, aus der wildbewegten Geschichte der Sammlung und des Museums. Die Rede war sogar von einem gedankenlosen, kindischen und höchst kostspieligen Buchstabenraub, verbrämt als Kunstaktion, vor allem aber von besonderen Fundstücken, von Buchstabenbergungen unter widrigen und fröhlichen Umständen bis hin zu gewagten Rettungsaktionen, egal bei welchem Wetter. Die diversen Umzüge kosteten besonders viel Arbeit und wurden von vielen helfenden Händen begleitet. Das Buchstabenmuseum ist ein eingetragener Verein und viele der Mitglieder beteiligten sich nicht nur mit den mindestens 26 Euro pro Jahr, sondern halfen tatkräftig mit, trugen Buchstaben von A nach B, bauten Ausstellungen auf oder um, strichen Wände. Es ist seltsam, dies nun in der Vergangenheitsform schreiben zu müssen.
Die letzten Tage sind angezählt.
Die gute Nachricht ist, dass das Museum als Sammlungslager vorerst bestehen bleibt. Auch der Verein hat weiterhin Bestand. In absehbarer Zeit muss ein neuer, dauerhafter Verwahrungsort für die prächtigen, aber sperrigen, zum Teil sehr großen Lieblinge gefunden werden. Bis dahin soll es noch mindestens eine Sonderverkaufsaktion überzähliger Buchstaben und Inventars an interessiertes Publikum geben. Auch haben vereinzelte Berliner Museen Interesse an für sie thematisch passenden Teilbeständen der Buchstabensammlung bekundet; Barbara Dechant zieht mittelfristig diese Möglichkeit in Betracht – besser, als die ganze Sammlung zu zerpflücken und in ihre Einzelteile aufzulösen. Selbstverständlich wäre es ihr lieber, und allen Buchstabenfans ebenso, dass diese weltweit einmalige, historische Sammlung gebauter Lettern im Ganzen erhalten bleibt. Vielleicht findet sich doch noch ein finanzstarker Sponsor, eine Käuferin, eine Institution, die die komplette Sammlung erwirbt und das Museum wiederaufleben lässt?
Bericht und Bilder aus der bewegten Museumsgeschichte, zusammengefasst von Buchstabenfreundin und (natürlich) Vereinsmitglied Sonja Knecht: Große Buchstaben, große Liebe
Ein paar Erinnerungen an den Abend vom 7. August 2025:
Jubiläum und Abschied – und Neubeginn?Stadtbahnbogen 424, 10557 Berlin – volles Haus an jetzt schon legendärer Adresse …Museumsgründerin Barbara Dechant (hier im Interview vom Museumsverband) und Vorstandsmitglied Till Kaposty-Bliss atmen zu Beginn des Abends noch einmal tief durch.Publikum auf der Innenseite der Eingangshalle mit einem besonderen Hingucker im Hintergrund. Alle Fotos: Team Typostammtisch
Jedes Jahr bietet der Berliner Typostammtisch einen Type Walk an. Die schriftkundigen Tourguides, ihr jeweiliger Fokus und das durchstreifte Stadtviertel sind dabei ganz unterschiedlich. Nach dem Schriftspaziergang lassen wir den Abend in einem Biergarten gemeinsam ausklingen. Hier sind alle willkommen, unabhängig von der Spaziergangsteilnahme.
Dieses Jahr wird es am 18. September statt eines Type Walks gleich drei Touren parallel geben! Wählt aus, an welcher ihr teilnehmen wollt und meldet euch schnell dafür an (sofern angegeben), denn die Plätze sind begrenzt:
Type Walk 1: U8 with Jesse Simon (in English) Discover (typo)graphic highlights of the city, above and below ground. Jesse Simon is dedicated to photographically documenting urban typography and gives us insights into his background knowledge – this time along the U8 line. • Fee 10 €, Registration required • Start: 3 p.m. Meeting point will be announced a few days before the tour via e-mail.
Type Walk 2: Graffiti mit Corner Girlz Den Graffiti-Hotspot Mauerpark und seine fußläufige Umgebung könnt ihr bei diesem Type Walk (neu) entdecken. Diesmal zeigen uns Hanna von der Flinta*-Graffiticrew „Corner Girlz“ und Tanja, eine weitere Writerin, ihre Sichtweisen auf die Stadt und geben spannende Einblicke in die Szene. • freiwillige Spende zwischen 0 und 10€, keine Anmeldung erforderlich • Start: 16 Uhr. Treffpunkt vor dem Mauersegler (Mauerpark), Bernauer Str. 63–64, 13355 Berlin
Type Walk 3: Wedding mit Florian Hardwig und Fritz Grögel Der Klassiker-Schriftspaziergang mit Fritz und Florian – zum zweiten Mal mit einer Route durch den Wedding. Freut euch auf eine Mischung aus Schildern, Inschriften, Letterings und Urban Art. Fundierte und unterhaltsame Schriftgeschichte(n) to go. • Preis 20 € / ermäßigt 10€, Anmeldung erforderlich • Start: 15 Uhr. Der Treffpunkt wird wenige Tage vor Tour per Mail bekanntgegeben.
Hinweis: Holy Zugriffsrechte! Falls ihr direkt nach dem Erhalt der Einladung teilnehmen wolltet, aber es nicht ging: Im Formular war eine Einstellung falsch. Jetzt könnt ihr euch anmelden.
After Type Walk: Nach den Touren treffen alle Gruppen im Pratergarten zusammen. Und auch wenn ihr nicht an einem der Spaziergänge teilnehmen könnt, freuen wir uns auf euch zu Limo, Bier und Gesprächen unter Kastanien!
Wann? Am Donnerstag, den 18. September um 19 Uhr. Keine Anmeldung erforderlich. Wo? Prater Biergarten, Kastanienallee 7–9, 10435 Berlin
Euer Typostammtisch
Die Berlin Art Week findet vom 10. bis 14. September mit vielen Veranstaltungen in verschiedenen Locations statt. Vom 12. bis 14. September steigt das Hypergraphia Festival rund um die Themen Graffiti & Urban Art auf dem Gelände von FreiLAND in Potsdam. Vom 20. bis 21. September hat Sophia Melone von den Corner Girlz eine Soloausstellung im Katzengraben. Sonst nicht ausgestellte mongolische Dokumente könnt ihr bei der Veranstaltung 100 Jahre Textgeschichte der Verfassungen der Mongolei am 1. Oktober in der StaBi bestaunen. Ein allerletzter Besuch: Nur noch bis zum 5. Oktober hat das Buchstabenmuseum geöffnet! Die Arbeiten des Grafikdesign-Studios Cyan sind noch bis zum 17. Oktober im Rahmen einer Ausstellung im CVA Berlin zu besichtigen. Das online stattfindende Inscript Festival zu experimenteller Typografie geht 2025 vom 15. bis 19. Oktober bereits in die vierte Runde. Neu ist die Online-Konferenz zum Thema Fonts & AI, veranstaltet von I Love Typography am 23. und 24. Oktober (bis einschließlich 5. September könnt ihr dort eure Vortragsidee einreichen).
Das obere Bild der Titel-Collage zeigt den FLINTA* GRAFFITI JAM (Bild von tanone1). Mitte: Wedding-Type Walk 2024 mit Fritz und Florian (Bild von Anja Meiners). Das Bild vom U-Bahnhof Pankstraße stammt von Jesse Simon.
Am 7. August treffen wir uns noch einmal im Buchstabenmuseum – einem Ort, an dem Buchstaben, aber auch Geschichten, Erinnerungen und das visuelle Erbe unserer Stadt bewahrt werden. Barbara Dechant, die Seele des Museums, gewährt uns Einblicke in die Sammlung – und in das, was sie so besonders macht. Sie erzählt von den bewegendsten Momenten, den Herausforderungen und der Leidenschaft hinter dem Sammeln; von dem, was es bedeutet, ein solches Museum am Leben zu halten. Offen spricht sie auch über das, was viele nicht sehen: dass diese Sammlung mehr kostet, als sie einbringt. Und dass die Ausstellung in den S-Bahnbögen bald endgültig schließen muss.
Für alle, die das Museum noch nicht kennen: Hier leuchten die Schriftzüge vergangener Jahrzehnte – aus Ost und West, von kleinen Läden und großen Marken, von Orten, die es längst nicht mehr gibt. Im Buchstabenmuseum wird sichtbar, wie sich Berlin verändert – und spürbar, was dabei verlorengeht.
Der Ablauf: Einlass (kostenfrei) ab 18 Uhr, Barbaras Vortrag beginnt gegen 19 Uhr. Danach habt ihr ein letztes Mal die Gelegenheit, die Ausstellung gemeinsam zu erleben. (Der Eintritt der separaten Ausstellung ist kostenpflichtig – einige Coronahilfen müssen noch zurückgezahlt werden.) Kommt vorbei, bringt Freund·innen mit – und lasst uns zusammen Abschied nehmen von einem Ort, der Berlin ein Stück Seele bewahrt hat.
Wo? Im Buchstabenmuseum, Stadtbahnbogen 424, 10557 Berlin. Das ist in der Nähe des S-Bahnhofs Bellevue direkt unter der Bahnstrecke. Der Eingang zum Buchstabenmuseum ist ein großes rotes Tor auf der Hochhausseite (Hansaviertel).
Aufgrund der Vielzahl an interessanten Verlagen und Köpfen dahinter und weil das Feedback beim ersten Mal so gut war, findet an diesem warmen Frühsommerabend bei LucasFonts bereits der zweite Typostammtisch-Verlagsabend statt: Books, Books, Baby! Wir begrüßen, zunächst beim Essen im Garten und dann auf der Bühne, fünf Verlage aus Dresden, Leipzig und Berlin und möchten wissen: Wie treffen Verlagsmenschen typografische Entscheidungen? Welche Rolle spielt Schrift in der Gestaltung ihrer Bücher? Was haben sie sonst noch Spannendes zu erzählen?
Alle Fotos von Olga Luchanok. Herzlichen Dank, Olga!Moderation: Sonja KnechtFranco Marcucci und Carolina Giovagnoli vom Siesta-Verlag
Nach der Einleitung von Luc(as) de Groot und Sonja Knecht begrüßen wir als erstes auf der Bühne den Siesta Verlag aus Berlin, namentlich Carolina Giovagnoli und Franco Marcucci. Sie stellen uns den jüngsten der heute anwesenden Verlage vor. Siesta ist spezialisiert auf spanischsprachige Literatur, geschrieben von Migranten. Das Stichwort „Community“ stellen die beiden explizit heraus. Der Verlag sei ein kulturelles Projekt und das Buch eben das Objekt. „Wir wollen einen Verein um das Buch bauen“, sagt Franco. Und später auch: „Wir müssen uns unsere Leser bauen“, in Anlehung an den Prozess, ein solches Verlagskonzept in der Community zu verankern. Wichtig hierfür seien Interaktionen zwischen Buch und Leser·innen: „Es sind nicht nur Wörter oder Buchstaben, sondern es geht um Erfahrungen mit dem Buch.“ Belege für dieses Verlagsverständnis ist das Organisieren eines Literatur-Festivals oder ein Workshop, bei dem Autor·innen ihre Bücher selbst binden.
Im Kopf geblieben: typografische Wortspiele wie B/ANANAS oder fr/essen und der Gedanke, dass ein Verlag mehr sein kann als ein Verlag.
Tom Lamberty, Leiter des Merve Verlags
Es folgt, Kontrastprogramm, Tom Lamberty vom Merve Verlag aus Leipzig. Merve wurde 1970 gegründet und ist seit jeher auf politische Literatur spezialisiert. Tom bezeichnet sich selbst als „Opa“ und schiebt hinterher: „Ich bin der Schlimmste zum Einladen, wenn’s um Typo geht. Ich habe keine Ahnung.“ Dafür kann er in einem reichen Archiv stöbern und bringt uns Exemplare mit, „die ich selbst vergessen habe“. Wir vollziehen gemeinsam am Overhead-Projektor nach, wie sich die am Buchrücken gespiegelte Raute als zentrales grafisches Motiv des Verlags entwickelte und wie der Grafiker Jochen Stankowski denkt und mit Schrift arbeitet (es fällt der Begriff „Spielwiese“). Außerdem kommen kollektive Entscheidungswege und radikal transparentes wirtschaftliches Handeln im Verlag zur Sprache.
Im Kopf geblieben: Ein Cover, das den Titel erst durch Abrubbeln offenbart – „Der Buchhandel hasst uns dafür!“ Und: „Von dem Verlag kann man nicht leben. So war es auch nicht gedacht.“
Gestalterin Anne Hofmann und Verleger Marcel Raabe von Trottoir Noir
Wechsel auf der Bühne, wir bleiben in Leipzig und begrüßen Marcel Raabe und Anne Hofmann vom 2014 gegründeten Verlag Trottoir Noir. Der Name, so Marcel gleich vorweg, war eine Schnapsidee, die Assoziationen vom letzten Gast an der Theke weckt. Das übergeordnete inhaltliche Thema des Verlags sind Aufzeichnungssysteme, ansonsten sind die Formate und Stoffe sehr unterschiedlich: Romane, Dokumentarisches, Lyrik, … Als gemeinsamer formaler Nenner wirkt das Format der Bücher, das in eine Hosentasche passen und den Druckbogen effektiv ausnutzen soll (was wir heute Abend öfter hören, die Kosten …). Die Gestaltung ist jeweils individuell passend zu den Inhalten und generell sehr gelungen; Anne Hofmann betont dabei auch politische Hinter- und Beweggründe.
Im Kopf geblieben: Die Idee, eine Dokumentation von Arbeitsbedingungen im Krankenhaus mit einem abwischbarem Umschlag zu versehen – und die sehr bedachte, aber auch wahnsinnig offene und regional verankerte Auswahl der Stoffe.
Team Voland & Quist: Theresa Meschede, Leif Greinus, Lea Kubeneck
Als nächstes begrüßen wir Voland & Quist aus Dresden, 2004 gegründet und vorgestellt von Lea Kubeneck, verantwortlich für Marketing und Kommunikation. Wir sehen den Roman „Lebensversicherung“ von Katrin Bach unter dem Projektor. Eigentlich sollte die Autorin dabei sein, war aber kurzfristig verhindert. Also hilft Sonja gern beim Mikrohalten. Im vorgestellten Buch geht es um die Angst vor allzeit drohenden Gefahren und potentiellen Risiken, der Text ist blau (Versicherungsfarbe!) auf weiß. Im Austausch mit dem Publikum kommt die Sprache u. a. auf das Schoolbook-a und den Unterschied zwischen Icons und Piktogrammen. Interessant auch die Frage, wie der Verlag Grafikbüros für die Gestaltung der Bücher auswählt: Neue Autor·innen sollen auf der Webseite schauen, welche Richtung ihnen gefällt. Dann wird gezielt angesprochen.
Im Kopf geblieben: „Weil ich weiß, dass Zeit Geld, aber Geld eben doch keine Zeit ist“, Zitat aus „Lebensversicherung“. Und das schöne Verlagslogo (oben links im Bild), das zwar „nur“ aus Initialien besteht, aber doch lebendig wie ein Maskottchen wirkt.
Kristine Listau und Jörg Sundermeier vom Verbrecher-Verlag
Zum Abschluss beehren uns Jörg Sundermeier und Kristine Listau vom Verbrecher Verlag. „Wir wollten kein Verlag sein, deshalb der komische Name“, sagt Jörg. Für die Gestaltung der Bücher hätten sie ein „Einheitskleid“ gesucht, eine „Uniform“, und wurden bei der Folio Bold Condensed für die schlichten, aber wirkungsvollen Titel und bei der EB Garamond mit gekapptem Q für die Texte fündig. Später kommt der Einwand: „Vielleicht sind wir auch zu faul und verkaufen es als Einheitsgedanken“. Außerdem thematisieren sie ihren Umgang mit dem Versal-Eszett und die besondere, kantenumlaufende Darstellung des Barcodes auf den Verbrecherei-Büchern.
Im Kopf geblieben: Eine ISBN muss in einer bestimmten Größe gesetzt sein, um den Anforderungen zu entsprechen. Also: Make the ISBN bigger!
Das Publikum hat ganz unterschiedliche Herangehensweisen an Inhalt und Gestaltung gehört: programmatische, individuelle, pragmatische, politische, spielerische und hintergründige. Es ist spannend, den gedanklichen Kreis größer zu ziehen und das Thema Schrift aus ganz unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Dafür müssen nicht alle Schrift-Profis sein – und so ist es bereichernd, mit Wort-Profis, Denk-Profis und Buchmarkt-Profis zusammenzukommen. Der Austausch zwischen Typomenschen und Verlagsmenschen erweist sich für alle Seiten als interessant und anregend. So sitzen wir noch lange zusammen – und es wird nicht unser letzter Verlagsabend gewesen sein.
Books, Books, Baby! Zum zweiten Mal laden wir Verlage ein, über Schriftanwendung zu berichten. Von den Inhaberinnen, Herausgebern, Autorinnen und/oder Gestaltern illustrer, eigenwilliger, unabhängiger Literaturverlage wollen wir wissen: Wie finden sie ihre bevorzugten Fonts? Wie treffen sie typografische Entscheidungen?
Dafür bringen sie beispielhaft Bücher mit, legen diese unter den Overhead-Projektor, blättern mit uns durch die Seiten – und stellen sich dem Gespräch. Wir freuen uns sehr auf die persönlichen Begegnungen mit und Einblicke in die Arbeit von: Merve, Siesta Verlag, Trottoir Noir, Verbrecher Verlag und Voland & Quist.
Wann? Donnerstag, 12. Juni 2025, 19 Uhr Wo? Eisenacher Straße 56, im Studio von LucasFonts, 2. Hinterhof, 10823 Berlin-Schöneberg
Bis dahin, euer Typostammtisch-Team
Typostammtische verpasst? Wer wissen möchte, wie es beim ersten Verlagsabend, bei unserem letzten Type Crit oder neulich beim Typostammtisch-Ausflug nach Potsdam zuging, wie wir das große Eszett gefeiert und welchen Stadtteil wir beim Schriftspaziergang 2024 in den Blick genommen haben, schaut in unser liebevoll gepflegtes Archiv.
Weiteres im Buchkontext – Juni ist Büchermonat in Berlin! Am 3. Juni geht’s Indie Stabi mit den Verlagen Orlanda und InterKontinental, am 19. Juni ebenfalls in die Stabi zur Ästhetik und Signifikanz des Buchumschlags. Selbermachen am Wochenende: 14./15. Juni im Letterpress-Workshop und 27./28. Juni im Lithografie-Workshop mit Stefan Tielscher, bbk berlin im Bethanien. Ebendort bietet die Buchkünstlerin Marianne Nagel aus Leipzig am 21./22. JuniFortgeschrittenes Buchbinden für Künstler·innen, wärmste Empfehlung (die Autorin dieser Zeilen hat einen Workshop bei ihr mitgemacht). Am 17. Juni soll Molecular Typography (Details dort erfragen) an der UdK Berlin vorgestellt werden. Auch diverse Festivals locken: 13.–15. JuniMiss Read im HKW, 15. JuniLyrikmarkt im Rahmen des Poesiefestivals an der Akademie der Künste, Hanseatenweg, dann das Berliner Bücherfest am Bebelplatz am 28./29. Juni mit über 100 Verlagen. Ausblick Juli: Als jährliche Sommer-Highlights der Literaturszene Berlins sind Kleine Verlage am Großen Wannsee, 5. Juli beim LCB, und die Brotfabrik-Sommerfest-Jubiläumssause steigt am 20. Juli in Weißensee. Print’s not dead.
Die Titelzeile ist in der Marjoree Mono von Bernd Volmer gesetzt, frisch ausgezeichnet mit dem TDC Certificate und erschienen bei Show Me Fonts. Das Bücherregalbild ist von Sonja Knecht; darin die Marjoree Proportional.
Was ist der aktuelle Stand im Typedesign? Womit beschäftigen sich Studierende zur Zeit, welche spannenden Ideen werden umgesetzt? Wie viel kann man eigentlich innerhalb von kurzer Zeit wuppen? Das fragen wir uns jedes Jahr und stellen für euch in der Veranstaltungsreihe Mastering Type die Abschlussprojekte verschiedener Typedesign-Studiengänge aus. Dieses Jahr dabei: Reading (UK), TypeMedia (NL), TypeParis (FR), EsadType (FR), Écal (CH) und ANRT (FR).
Achtung, diesmal findet der Typostammtisch nicht wie gewohnt donnerstags statt. Die Ausstellungseröffnung ist am Freitagabend. Am Samstag könnt ihr die Projekte noch einmal in Ruhe anschauen. Zusätzlich wird es Kurzvorträge geben, bei denen einige Studierende ihre Arbeiten genauer vorstellen. Zu Gast sind wir in den Räumen der Weißensee Kunsthochschule Berlin.
What is the current state of type design? What are students currently working on, what exciting ideas are being realised? How much can you actually manage in a short space of time? We ask ourselves this question every year and exhibit the final projects of various type design degree programmes for you in the Mastering Type event series. This year’s participants are Reading (UK), TypeMedia (NL), TypeParis (FR), EsadType (FR), Écal (CH), ANRT (FR).
The exhibition opening is on Friday evening. On Saturday you can view the projects again at your leisure. There will also be short talks in which some students will present their work in more detail.
Samstag, 17.05./ Saturday Vorträge Alumni: 15 Uhr / Project presentations 3 p.m. Ausstellung ist geöffnet von 15 bis 18 Uhr / Exhibition is open from 3 to 6 p.m.
Wo? In der Aula der Weißensee Kunsthochschule Berlin, Bühringstraße 20, 13086 Berlin 1. Obergeschoss (kein Aufzug) / 1st floor (no elevator)
Bis dahin, wir freuen uns! Typostammtisch-Team
Am 5. Mai spricht Lukáš Kubík online im Rahmen der CrossAsia-Talks der StaBi zum Thema „(Un)official Korean Sources on late Koryŏ in the Staatsbibliothek zu Berlin’s East Asian Collection“. Bereits zum dritten Mal finden am 9. Mai die Hypertalks von FutureFonts mit spannenden Vorträgen statt – online und zu verträglicher mitteleuropäischer Uhrzeit. Falls ihr beim April-Stammtisch nicht dabei wart, könnt ihr noch bis zum 9. Mai die Ausstellung „Further Reading – Language and Text as Means of Inclusion“ an der FH Potsdam anschauen. Und wenn ihr in Potsdam seid, lohnt sich auch das Museum Barberini mit der Ausstellung „Kosmos Kandinsky. Geometrische Abstraktion im 20. Jahrhundert“. Am 20. Mai hält Jiri Oplatek einen Vortrag bei der tgm (Live-Stream verfügbar). Es lohnt sich auch, die Veranstaltungen von Words of Type auszuchecken, im Mai z.B. „Introduction to Cyrillic“ und „Legibility research from a non-Latin perspective“.
Der nächste Typostammtisch findet am 12. Juni statt und wird ein Verlagsabend sein.
Die Titelzeile ist und die Schriften im Beitragsbild sind in der Garnish von Anagha Narayanan gesetzt. Das Bild hat Lucas de Groot aufgenommen.