Nachgespräch 96. Typostammtisch: Street Type Walk mit Oli und Martin

Vorfreude durch Toilettenpoesie
Der Typewalk hat noch gar nicht angefangen, da winken schon die Zeichen. Na dann …

Anja:
Lieber Lukas. Ich bin immer noch ganz beschwingt und im Flow von gestern. Graffiti und Stammtisch – Graffitisch und Stammiti. Egal, ich schweife ab. Toll, dass du Oli und Martin angefragt hast! Die beiden haben uns so viele Ecken gezeigt und große und kleine und keine Geheimnisse verraten … Wie geht’s dir heute morgen?

Lukas:
Hey Anja, du fasst das sehr gut zusammen, mir geht es ähnlich. Beschwingt und im Flow! Ich muss gestehen, dass ich vorher ziemlich aufgeregt war. Ich hatte mich die ganze Zeit gefragt, wie Graffiti beim Typostammtisch-Publikum ankommen würde. Würden die Teilnehmenden aufgeschlossen oder skeptisch sein? Auf jeden Fall haben Oli und Martin mit ihrer Art alle Barrieren abgebaut, falls dort welche gewesen wären. Wie hast du es empfunden als Schriftgestalterin? Was war neu für dich, was hat dich inspiriert und natürlich auch: Wie hast du die Gruppe wahrgenommen (die übrigens eine spannende Mischung von Menschen aus verschiedenen Altersgruppen und unterschiedlichen Arbeitsfeldern war)?

Treffen in der Hitze. Kurze Vorstellung und los geht’s!
Selber machen! Unsere Guides erklären ihre Idee des kollektiven Skizzierens im Biergarten. Dazu später mehr.

A:
Oli und Martin sind als Guides auf jeden Fall sehr empfehlenswert. Kurzweilig, witzig, kompetent, authentisch (da war er wieder, der -tisch). Es waren ja trotz Affenhitze ca. 15 Leute da (null Skepsis übrigens), mehr Frauen als Männer. Ich finde das deshalb erwähnenswert, da sich Martin und Oli intensiv mit der Teilhabe von Frauen im Graffiti beschäftigen: Sie gendern konsequent, rufen zur Selbstreflektion der Community auf, wirken auf mich absolut integrierend, obwohl (oder gerade weil) die Graffitikultur immer noch sehr männlich konnotiert ist.

Die beiden erwähnten im Laufe des Rundgangs auch weitere Schattenseiten: Kriminialisierung und teilweise auch Kriminalität, ein individuell selbstgezimmertes und nicht definiertes Moral-Gerüst, Rivalitäten und durch die Verdrängung ins Dunkle auch eine Art innewohnender Weltschmerz. Diese Gratwanderung zwischen Kunst und Kriminalität und was Oli und Martin dazu zu sagen hatten, fand ich sehr spannend. Wie ging es dir da? Du bist ja mit deutlich mehr Vorwissen in den Rundgang gestartet. Was hast du gelernt?

L:
Stimmt schon, ich bin mit Vorwissen reingegangen, muss aber sagen, dass viel auch für mich neu war. Das liegt daran, dass die beiden eine so tiefe Sicht ins Innenleben der Graffitiszene haben (selber in einem Kollektiv, gute Connections und eine eigene Meinung). Als ich noch Dorfkind war, habe ich erst richtig angefangen mich für Schrift zu interessieren, als ich Graffiti entdeckt habe. Gerade die Bilder, die aus Martins und Olis Umfeld stammten, haben mir einen richtigen Schubser in die Schriftwelt gegeben. Und jetzt höre ich von den beiden diese ganzen persönlichen Geschichten – schon abgefahren!

Ich mochte besonders, dass sie uns an die Nicht-Orte geführt haben (so wie Martin sie nannte). So Orte mitten in Berlin, wo einfach Stille herrscht und die Zeit etwas langsamer tickt. Aber drumherum ist Tumult, ganz normal. Das hatte was Poetisches. Dass wir als Gruppe einfach eine Abzweigung hinterm busy Supermarkt nehmen und plötzlich auf einer leeren Grünfläche stehen, ganz alleine. Und da ist dann Platz für Schrift, für Graffiti, für expressive Spielereien. Da hatten wir dann ja lustigerweise Zeit, Buchstaben zu erraten (oder auch nicht, hehe).

Nicht-Orte: Sie liegen mitten im überlebendigen Berlin, doch dort herrscht Ruhe. Die beiden zeigen uns mehrere davon, hier die Wiese hinter einem Supermarkt. Ein Ort für Schrift.
Buchstabenquiz hinterm Aldi. Wenn man sich viele Graffitis anschaut und versucht sie zu lesen, wird es irgendwann leicht fallen auch das hier zu lesen. Anhaltspunkte geben natürlich auch bekannte Sprayer·innen-Namen und deren Styles, die man wiedererkennt. (Bitte raten!)

Und wie du schon erwähnt hast, ich finde es auch total cool, dass die beiden ständig darüber reflektieren, was Graffiti heute bedeutet, wer daran Teil haben darf, was gut läuft und was sich verändern muss. Und sie sprechen nicht nur darüber, sondern setzen es auch in die Tat um. Wie bei ihrem Hypergraphia Festival in Potsdam, bei dem echt viele weibliche Graffiti Artists dabei waren. Das scheint sonst nicht die Norm zu sein.

Was hast du eigentlich Neues über Buchstaben erfahren? Also ich meine: Formen, Herangehensweisen, Techniken – sowas in die Richtung. Und dann würde ich auch sehr gerne von dir wissen, was dein Lieblingsort auf der Tour war und warum!

A:
Neulich hinterm Aldi – ja, das fand ich auch sehr cool. Ich konnte kaum eine Buchstabenform erkennen. Aber die beiden haben ja auch erklärt, dass bis ungefähr zu den 2000er Jahren ein Ausfeilen der Stile und Techniken zu beobachten war, bis viele Kollektive es dann irgendwann so perfekt drauf hatten, dass es ihnen langweilig wurde und sie sich an den Spaß und die intuitive, mitunter kryptische Herangehensweise erinnert haben (Anti Style). So entstehen dann tanzende Formen wie oben zum Beispiel.

Dass Graffiti tatsächlich etwas mit Tanzen zu tun haben kann, war mir neu: Martin und Oli haben die Körperlichkeit, die vor allem das schnelle Malen (Throw Up) erfordert, erklärt und auch demonstriert. Sie kreisten die Arme, reizten ihre Spannweite aus, gingen in die Hocke, federten und waren eins mit der Bewegung. Jeder für sich nach individuellen körperlichen Gegebenheiten und trotzdem fast synchron. Also ich klick’ ja sonst eher die Maus 😉

Das Tag kann die rudimentärste Form von Graffiti sein (hier weiß: „typo“).
Graffiti (vor allem die schnelle Variante Throw Up) sei wie tanzen, sagen die beiden. Das sieht man. So federt man synchron!
Martin und Oli am Abbubblen. Bubblestyle hat Tradition im Graffiti. Manchmal sprüht man nur einen Buchstaben (hier: B), der ähnlich wie ein Logo funktioniert.

Ansonsten war mir alles Mögliche neu: Fachbegriffe wie Headbangen (kopfüber auf dem Dach liegend mit der Farbrolle malen), Layup (kurz zu Reinigungszwecken abgestellte Züge bemalen) und Caps (verschiedene Sprühaufsätze ähnlich Pinselspitzen), dazu Infos über Farbzusammensetzung, verschiedene Crews und Umweltprobleme durch viel Abfall. Aber ich gehöre eben auch zu den Toys (sozusagen die Muggel der Graffitiwelt).

Du fragst nach meinem Lieblingsort. Mich hat nicht ein Ort speziell beeindruckt, sondern eher eine Aussage zum Thema von Oli: Für ihn hat Graffiti viel damit zu tun, hinter Türen zu schauen („hinter einer Tür öffnet sich plötzlich eine völlig neue Welt“), auch metaphorisch gesehen auf die andere Seite zu blicken, über Zäune zu gehen – manchmal über die im eigenen Kopf. Die Gratwanderung, das Dialektische, die Grauzone, das finde ich über Buchstabenformen hinaus das eigentlich Interessante. Denn bei aller Faszination muss man natürlich sagen, dass es deutlich mehr illegale Flächen gibt als legale. Deshalb meine etwas aufmüpfige Frage an dich: Du, Lukas, wem gehört eigentlich die Stadt?

L:
Der Deutsche Wohnen würde ich sagen, nech? Die Frage ist total präsent in Berlin, vor allem wenn’s ums Wohnen geht. Auf der einen Seite Konzerne mit viel Geld und Besitz und auf der anderen Seite die Bevölkerung, die wohnen möchte (ohne davon arm zu werden oder ständig aufgrund von Preissteigerungen umziehen zu müssen). Was die beiden erzählt haben, als wir vor dem großen Wandbild an der Schönhauser standen, fand ich sehr interessant. Das Mural war von einem neuseeländischen (bald aotearoaischen?) Freund legal gemalt worden, im Auftrag der Hausverwaltung.

Zu Graffiti gehören auch Wände, die in Auftrag gegeben werden. Diese stammt von einem Neuseeländer (einer der ersten Menschen, die ihren Doktor in Graffiti gemacht haben). Solche Arbeiten werden in der Szene gleichzeitig hoch geschätzt und abgelehnt, denn sie tragen auch zur Gentrifizierung und somit Verdrängung bei.

Im Gespräch kamen wir auf beauftragtes Malen. Martin erzählte, dass er für eine große Wand angefragt wurde und schon mitten in den Vorbereitungen steckte, als er plötzlich erfuhr, das die Deutsche Wohnen hinter dem Auftrag stand. Er brach ab, weil er keine Lust hatte, den Wohnkonzern mit seiner künstlerischen Arbeit zu unterstützen. Diese Anekdote reiht sich in die Tendenz ein, dass die Stadt zunehmend unter großen Konzernen aufgeteilt wird. Interessanterweise dient Graffiti manchmal dazu, ein Viertel erst hip zu machen: Der Wert einer Immobilie kann gesteigert werden, wenn ein schönes Graffiti dran klebt. Gleichzeitig kriminalisiert man den Weg dorthin, denn viele Künstler·innen sind in der Graffitiszene groß geworden.

Graffiti trägt die Frage, wem was in der Stadt gehört, spielerisch und plakativ in den öffentlichen Raum. Die Grenzen zwischen Besitz und Nichtbesitz werden verschoben, weil Crews oder einzelne Sprayer·innen sich mit Hilfe von Farbe und Botschaften bestimmte Spots, Fassaden, Orte oberflächlich aneignen und damit sagen: „Das ist jetzt meins, äätsch!“. Dabei gibt es verschiedene Facetten: Crews, die offen und frei sind (so wie Oli und Martin) und dann die Gangster, also Crews, die mit Kriminalität zu tun haben (Drogen, Waffen, Gewalt) und das auch nach außen kehren. Aber Hin oder Her, die Diskussion über Besitz und Teilhabe wird von Graffiti stark befeuert, behaupte ich mal. Es werden Machtverhältnisse hinterfragt.

Schicht über Schicht, Schicht gegen Schicht, Schicht für Schicht. Philosophie und Graffiti an legalen Wänden im Mauerpark.
Und wortwörtlich Farbschichten übereinander, Graffiti-Ringe quasi. Kann man zählen, dann weiß man wie alt die Wand ungefähr ist.

Was mir noch auf der Seele brennt: Die beiden hatten ein Blackbook dabei. Und ich habe gesehen, dass du auch akribisch reingemalt hast. Und das Buch hat dann die Runde im Prater gemacht. Was hat es damit auf sich gehabt?

A:
Haha, gute Überleitung. Ein bisschen Moderation muss schon sein in einem Nachgespräch. Nach so viel tiefgründigem und philosophischem Vordringen in Raum und Zeit endete unser Spaziergang nämlich, du sprichst es an, bei einem kühlen Bier im Prater und ging damit nahtlos in einen Typostammtisch im klassischen Sinn über. Es gesellten sich viele weitere Gäste dazu und so verbrachten wir den Abend glücklich und zufrieden bis es dunkel war … Moment – das Notizbuch!

Martin und Oli hatten die Idee, die freie und intuitive Herangehensweise an Buchstaben, die sie uns in ihrer Throw Up Session näher gebracht haben, in den Biergarten mitzunehmen. Das sah dann so aus, dass sie immer ein paar Buchstaben vorgegeben haben und die Anwesenden dazu Entwürfe beitragen sollten. Zum Beispiel kann ich mich an eine Aufgabe erinnern, drei Versalbuchstaben in einem Zug zu schreiben (Oneliner). Je später der Abend wurde, desto lustiger wurden natürlich auch die Aufgaben, z.B. „ein P, das hilft“ oder ein „Symbol mit O“. Dieses um die Ecke denken hat mir (und anderen) jedenfalls großen Spaß gemacht. Ich finde, so ein Notizbüchlein darf gern wieder beim nächsten Stammtisch-Stammtisch dabei sein! Du hast das Buch doch mitgenommen, oder? Was war da noch so drin?

L:
Jetzt probiere ich elegant, und vor allem intelligent, davon abzulenken, dass ich das Buch nicht mitgenommen oder abfotografiert habe 🙂 Oli und Martin haben das Buch aber wohlbeherzt an sich genommen und das ist doch ein schöner Aufhänger, sie bei den nächsten Typostammtischen wieder zu sehen.

Besonders gut kann ich mich an die Doppelseite mit den Tierbuchstaben erinnern, bei denen äußerst niedliche, aber auch bedrohlich-einschüchternde Wesen entstanden, die gleichzeitig als ausgereifte Initialbuchstabenideen herhalten könnten. Sinas M mit Augen fand ich sehr schön. Und ich habe nebenher mitbekommen, dass David sogar sein eigenes Blackbook mitgebracht hatte. Seiten über Seiten gefüllt mit Buchstaben, wow. Also ich bin dafür, dass wir die Idee mit dem Notizbuch zum Typostammtisch fortführen.

Was für ein schöner Rundgang! Ich hoffe, dass alle aus unserer Gruppe etwas für sich mitnehmen konnten. Auch, dass es neue Fragen angestoßen hat. Oder, dass es einfach die Spielfreude entfacht hat, durch Martins und Olis (Sprüh-) Fingerspitzengefühl in der Vermittlung straßenschriftlicher Inhalte. Nur noch zwei Dinge, die ich teilen möchte, da sie mich fasziniert haben: Erstens, dass die hohen Dosenpreise und die derzeitige Inflation mehr und mehr Graffitimenschen zum Umlenken auf Streichfarbe und Rolle bewegen. Und zweitens, dass es Writer gibt, die im Sommer mit der Gartenschere herumlaufen und den Büschen, die über ihre Bilder wachsen (und diese somit verdecken) einen Pony schneiden.

Danke an unsere Guides für die Insights und den schönen Spaziergang. Danke auch an unsere Gruppe und alle zum Biergartenstammtisch Dazugestoßenen: Toll, dass ihr da wart! Und Anja, haben wir noch etwas vergessen, oder magst du noch etwas hinzufügen?

Die (nicht ganz komplette) Gruppe, die Guides und der Prater
Auf einen gelungenen Type Walk!

A:
Du hast alles gesagt (hihi). Ich muss nur noch über die Formulierung „Fingerspitzengefühl in der Vermittlung straßenschriftlicher Inhalte“ lachen. Das wäre auch eine 1A-Überschrift für eine Verordnung oder sowas! Ich möchte noch eine Anekdote loswerden, die mir einer der beiden später im Prater erzählte: Er sagte, sich umschauend, dass er hier schon mal nachts gewesen sei. Er dachte damals allerdings, dies sei ein verwaistes Schwimmbad (wegen der Türme, die dort zur Bühnenbeleuchtung stehen). Schon lustig, diese Nicht-Orte in der Stadt – sogar belebte Biergärten können sich bei Nacht in solche verwandeln.

Hier noch mehr Fotos, die wir oben nicht untergebracht haben … Continue reading „Nachgespräch 96. Typostammtisch: Street Type Walk mit Oli und Martin“

25.08.2022: Street Type Walk & Biergarten

Wir laden euch, wie in jedem Jahr, herzlich zum Sommer-Schriftspaziergang ein! Dieses Mal beleuchten wir eine andere Seite der Stadt, und zwar die allgegenwärtigen bunten Buchstaben von der Straße: Graffiti. Denn Berlin ist immer noch die weltweite Hauptstadt des Graffiti und diese Subkultur inspiriert mehr denn je unsere Kultur.

Unsere Community, Lettering-Artists, Typografinnen und Schriftgestaltungsmenschen beziehen mehr und mehr Inspiration von der Straße. Wir möchten also in die Tiefe gehen und uns von Oliver Johannsen, Martin Gnadt und Crew erleuchten lassen, was eigentlich hinter diesen bunten Buchstaben steckt. Sie werden uns Wände zeigen, Geschichten und Techniken verraten und uns erklären, warum Graffiti und Schrift solch innige und wunderbare Beziehung pflegen.

Anschließend krönen wir den Abend, traditionsbewusst, mit Gesprächen und Kaltgetränken im schönen Prater-Biergarten.

Wann? Am Donnerstag, den 25. August um 18 Uhr, Schriftspaziergang ab 15 Uhr s.u.
Wo? Prater Biergarten, Kastanienallee 7–9, 10435 Berlin
U-Bahn: Linie U2 bis Eberswalder Straße
Tram: M1/M10/12 bis Eberswalder Straße

Kostenloser Schriftspaziergang ab 15 Uhr. Treffpunkt hierfür ist beim Mauerpark (vor dem Mauersegler, Bernauer Str. 63–64, 13355 Berlin). Die Guides freuen sich über einen freiwilligen Obolus.

Bis dahin, WIR FREUEN UNS AUF EUCH!
Euer Typostammtisch-Team


Der nächste TypeThursday findet am 11. August um 18:30 Uhr statt, diesmal bei LucasFonts und wie immer mit Vorträgen und anschließendem Pläuschchen. Oliver Johannsen führt uns nicht nur durch die Straßen Berlins, er organisiert auch das Hypergraphia Festival, das sich mit Graffiti und Schrift auseinandersetzt. Vom 12. bis 14. August wird es tolle Vorträge und Live-Action im Freiland am Potsdamer Hauptbahnhof geben. Das Syposium der Typografischen Gesellschaft Austria (tga) in Raabs findet vom 25. bis 28. August statt. Nicht nur das Programm wird toll sein, auch das Essen und die Location – auf jeden Fall ein Geheimtipp! Auf dem Weg nach Raabs bietet sich ein Zwischenstopp im Deutschen Museum in München an: Die neu eröffnete Dauerausstellung Bild Schrift Codes ist sicherlich sehenswert! Vom 17. bis 18. September gibt es im Prenzlauer Berg einen Lettering-Workshop, den ihr euch anschauen solltet: Sign Writing Weekend mit Liane Barker aus Australien, organisiert von Elena Albertoni (La Letteria). An dieser Stelle wollen wir auch noch einmal Florian Hardwig und Fritz Grögel erwähnen, die uns bisher mit ihren Schriftspaziergängen begeistert haben. Kudos und auf ein Neues!


Die Titelzeile ist in Myzel, der Abschlussschrift von Lukas Horn (also mir, dem Autor), gesetzt. Ich habe sie mehr aus Zeitgründen gewählt, als aus Eigennutz. Denn das ist mein erster Beitrag zum Typostammtisch (Juhu!). Die Schrift ist Teil meiner Abschlussarbeit vom TypeMedia-Studiengang. Das ist die milde Variante – es gibt auch eine wilde.

Das Titelbild habe ich ebenfalls beigesteuert beziehungsweise collagisiert (falls das ein Wort ist), da Oliver uns netterweise diesen Typostammtisch bereichert, aber zeitlich so eingebunden war, dass ich schnell Fotos von schönen Graffitis gemacht habe. Danke an die unbekannten KünstlerInnen, die ich hier miteinander verbunden habe (THE, Life, AMD, ZGM, Rozer, Toylets, RZK, 1UnitedPower usw.)!

Nachbericht 95. Typostammtisch: Lause Bleibt / Zhenya Spizhovyi — or: The power of communities

Da der Weg in den 3. Stock bis zum eigentlichen Typostammtisch bei diesen hochsommerlichen Temperaturen durchaus weit anmutet, gibt es für Besucher·innen einen Zwischenstopp im 1. Stock.

Dort ist eine leere Etage derzeit, sagen wir, zu Informationszwecken umgenutzt. Kurzer privater Spontanvortrag zur Historie der „Immobilienoper“ Lause10 (in der Lausitzer Straße 10, Kreuzberg, wo sich das Sonnenstudio befindet, hat die Mietgemeinschaft mit jahrelanger Hartnäckigkeit das Unwahrscheinliche geschafft und die 20-Mio Verkaufspläne des Eigentümers in eine 10-Mio von der Politik unterstütze genossenschaftliche Erbpacht umgemünzt – und kann, größtenteils, weiterhin zu erschwinglichen Konditionen hier leben und arbeiten).

Felix Link stellt die Historie der Lause10 kurz dar. Vielen Dank für diesen Einblick!
Can’t buy me Lause / Dehnen und Strecken für den Erbbauzins

Klingt kompliziert, war es auch. Wie genau, skizziert uns Designer und Lause10-Mieter Felix Link: Er erzählt vom Dehnen und Strecken vor dem Senat im Stil von 80er Jahre-Fitnessvideos; von der Kiezoper Lauratibor, vom Eisverkauf bei Demonstrationen und zeigt Plakate und Demo-Utensilien. Die Vielfalt der Demonstrationsmaßnahmen zeigt eindrücklich, dass das gesamte kreative Potential der Gemeinschaft auf dem Weg zur Genossenschaft eingeflossen ist. Überhaupt, Gemeinschaft:

[Szenenwechsel. Wir befinden uns zwei Stockwerke höher im Sonnenstudio und sprechen nun IN ENGLISH.]

Talking about community: Zhenya Spizhovyi introduces the Ukrainian type community. Still young, it had to grow after the collapse of the Soviet Union: “Our roots were destroyed so we had to create new roots”, puts it Zhenya to prosaic, yet impressive words. But let’s begin where everything begins and ends these days when touching the topic Ukraine: “There’s noone who is more tired of talking about the war than the Ukrainians. But we have no choice.” So of course, the war runs like a thread through Zhenya’s talk.

Elisabeth Moch, illustrator from Sonnenstudio, introduces Zhenya as a Ukrainian calligrapher, lettering artist, type designer and teacher from Kyiv. Together with his wife, he has been staying in Berlin for three months now, living in different flats, co-working at Sonnenstudio, being as optimistic as possible: “You know, we are humans. We can live in different conditions.”

Elisabeth Moch (l.) introduces Zhenya Spizhovyi to Sol Matas, Luc(as) de Groot, Daria Petrova and the other ca. 30 listeners.
Transliteration of Zhenya’s name: There’s no letter for the sound Ж in the Latin script (and, note to ourselves: No Cyrillic support in the otherwise lovely typeface Graublau Sans of esteemed regular Typostammtisch guest Georg Seifert). Photo: Luc(as) de Groot

In the first part of his presentation, Zhenya speaks about his own work. During his studies at the Kyiv State Institute of Decorative and Applied Art and Design named after Mykhailo Boychuk (KSIDAAD), the calligraphic work of professor Vasyl Chebanik was very inspiring for Zhenya. After graduating with the typeface Marko, he put font making on hold and continued to explore calligraphy. Or, as he puts it: “I just procrastinated and did calligraphy.” 

Sketches for Zhenya’s graduate project Marko, available at googlefonts.
“I just procrastinated and did calligraphy”.

Zhenya gives personal insights into the transitions between calligraphy, lettering, typography and type design. “My approach in calligraphy is quite typographical. I try to put order in calligraphy.” Feeling comfortable in smaller systems like letterings at the beginning of his career, he now feels the urge to explore greater systems – within the discipline of typeface design. Zhenya also provides the audience with the interesting perspective of transliterated logotypes, covers and lettering art work for clients such as Netflix. Mimicking the look-and-feel of the (mostly Latin-based) original, he learns a lot about lettershapes, the differences between Cyrillic and Latin (“Cyrillic is always more cursive”) and about cultural dynamics. He tends to be critical concerning the latter, questioning why even for new Cyrillic logotypes, briefings mostly contain Latin logotypes as inspiration. But luckily, according to him, this situation gradually changes. 

Research on logotype for ceramics manufacturer Maistrenko
Latin-based inspiration provided in a briefing for a Cyrillic-based logotype. The result can be seen above.
A cover artwork that Zhenya adapted from Latin to Cyrillic.

“I sometimes dislike the letterings I have to transliterate. I can’t choose. But it also teaches me a lot.” This kind of reflective and honest observation can be found in lots of Zhenya’s statements, that’s why this report works with numerous quotes. To be as honest as him: I think he found a fantastic way of presenting his own work. With well deserved self esteem, without being pretentious. Not necessarily aiming for the perfect but rather for the process, the development, the change.

Zhenya introduces the twins Vika and Vita Lopukhina, a Ukrainian designer duo
Selection of Vika and Vita’s artworks on Instagram raising attention against the war in Ukraine.

In the second part of his talk, Zhenya raises awareness for noteable Ukrainian designers by showing their work, especially their graphical involvement in the anti-war movement. Being asked about his thoughts on inner conflicts concerning the appropriateness of doing/posting art during a war, he again states “We have no choice.” And then he adds: “That’s our voice. I mean, an artist is our president.”

Here are the artists of the Ukrainian calligraphy, lettering and type design community, Zhenya mentions in his presentation:

Vika and Vita Lopukhina
Oleksiy Chekal
Kyrylo Tkachev
Dmytro Rastvortsev
Ivan Tsanko
Kateryna Korolevtseva
Maksym Kobezan
Zhenya recommends this Website on Ukrainian art communities.

Another question from the audience asks for Zhenya’s plans. He wants to find a flat in Berlin and then apply for TypeMedia to further learn about bigger systems. Dear Berlin type community: If anyone knows a detached place for 2 people, please contact Zhenya on Instagram or write us, we are happy to forward.

Dear Berlin type community, help is wanted! Thank you very much 💕 (Set in Marko One)

This report is to be closed with, of course, a quote: “Make love, not war. Follow me on Instagram … Don’t start a war at any time!”

30.06.2022: Zhenya Spizhovyi introduces the Ukrainian typographic community

Beim Juni-Typostammtisch lernen wir die ukrainische Calligraphy, Lettering und Type Design Community kennen.

Zhenya Spizhovyi kommt aus Kiew und lebt momentan in Berlin. Im Kreuzberger Sonnenstudio erzählt er uns in Bildern von Landsleuten und deren Arbeit in Sachen Schrift. Zhenya ist selbst Teil der Szene: als Grafikdesigner, Lettering Artist, Kalligraf und Dozent an verschiedenen Kiewer Design-Hochschulen. Sein Vortrag ist auf Englisch.

Zhenya Spizhovyi from Kyiv is currently based in Berlin. At Sonnenstudio, he will tell us about the Ukrainian typographic community through a picture story. Part of the scene himself, Zhenya is a graphic designer, lettering artist, calligrapher and has been working as a teacher at different Kyiv schools of design and visual communications. His lecture will be in English.

Wann? Donnerstag, 30. Juni 2022, 19 Uhr
Wo? Lausitzer Straße 10, Aufgang C, 3. Etage, 10999 Berlin-Kreuzberg
U-Bahn: U1 bis Görlitzer Bahnhof, U8 bis Kottbusser Tor oder Schönleinstraße
Bus: M29 bis Görlitzer Bahnhof oder Spreewaldplatz

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team.


Am 23. Juni findet die Eröffnung der Ausstellung 100 Besten Plakate 2021 im Kulturforum statt. Die Arbeiten kann man sich dort bis 10. Juli anschauen. Quasi im Vorbeigehen bietet sich die Freiluftausstellung All We Wrote – The Passion Of Graffiti an, noch bis zum 26. Juni auf dem Grünstreifen zwischen U-Bahnhof Wittenbergplatz und U-Bahnhof Uhlandstraße. Wer es unter der Woche nicht schafft, kann ab sofort auch „Sonntags in die Stabi“ gehen. In diesem Zusammenhang möchten wir noch einmal auf das Kooperationsprojekt Die Sichtbarmachung des Sichtbaren hinweisen, es geht um nichts Geringeres als die Digitalisierung des Berliner Schriftkulturerbes.


Im Titelbild ein Lettering von Zhenya Spizhovyi. Die Titelzeile ist gesetzt in der Erebus von Oleksandr Parkhomovskyy, seinem TypeMedia Abschlussprojekt 2020/21

Nachbericht 94. Typostammtisch: Ausstellung und Präsentationen „Mastering Type“

Scroll down for English survey of Saturday’s presentations (skipping our German Überblick).

Die traditionelle Type Masters Ausstellung findet diesmal nicht wie sonst im Januar, sondern mitten im Frühlingserwachen statt. Außerdem präsentieren wir nicht einen Jahrgang – es gibt Arbeiten der Abschlussjahrgänge 2020 und 2021 aus Reading & Den Haag zu sehen, sowie Projekte aus Prag, die 2022 erst abgeschlossen sein werden (dazu später mehr). Die Vorbereitungen für diese Ausstellung starteten dementsprechend schon 2020, als Sol die ersten Alumni anfragte, wir uns dann aber coronabedingt gegen eine Ausstellung im Folgejahr entschieden. Umso mehr freuen wir uns, dass am Samstag Graduierte aus allen ausgestellten Schulen und Jahrgängen zugegen sind, um uns etwas über ihre Abschlussprojekte zu erzählen. Doch der Reihe nach:

Léna Le Pommelet hilft beim Aufbau. Merci beaucoup, Léna.

Der Donnerstagnachmittag

Der Aufbau im Schnelldurchlauf: Schlüssellisten, Stühle, Tische, Kühlschrank, Getränke, Pappwände, Plakate, huch, eins fehlt. Danke Sol Matas und Suki Su (UdK) für die schnelle Druckhilfe! Dank auch an Léna Le Pommelet, Oleksandr Parkhomovskyy, Kai Sinzinger und alle anderen mit helfenden Händen; noch mehr Plakate, Vorhänge, Zeit vorbei. Denn: Direkt vor der Ausstellungseröffnung startet im selben Raum ein absolut sehenswertes Rahmenprogramm, organisiert von Roman Wilhelm und der UdK. Es gastierten Petra Dočekalová und Radek Sidun, die sich und ihre Buchprojekte vorstellen. Dank an Petra, Radek, Roman, das gesamte Team der UdK sowie die ca. 30 Interessierten im Publikum. Die anschließende Umbaupause zwischen den beiden Veranstaltungen ist zugegebenermaßen knapp bemessen aber hey – für Menschen, die sich mit Schrift beschäftigen, ist Geduld kein Fremdwort.

Petra Dočekalová und Radek Sidun (re) im Gespräch mit Roman Wilhelm. Im Hintergrund Ausstellungswände hinter Vorhängen – die Spannung steigt.
Radek und Petra heben die Bedeutung tschechischer Typografen und diakritischer Zeichen im Allgemeinen hervor und präsentieren tolle Bücher

Welcome back! 

Die Türen öffnen sich also mit Verspätung und siehe da: alles wie immer! Euphorisiert davon, was einem während der letzten beiden Jahre schleichend abhanden gekommen ist (persönlicher Austausch, unverhoffte Wiedersehen, Klassenfahrtstimmung, sowas), ein Toast auf uns alle: Welcome back, Typostammtisch!

Schön, euch zu sehen! Anja Meiners und Lukas Horn eröffnen die Ausstellung. Foto: Sonja Knecht
Besucher·innen vertieft in Arbeiten aus Den Haag 2020
Corona ist präsent: Lese-Plakat von Simon Thiefes, der sein Projekt am Samstag vorstellt
Specimens und Process Books dürfen auch diesmal nicht fehlen (hier von Oleksandr Parkhomovskyy). Foto: Sol Matas
Foto: Sonja Knecht
Hybride Veranstaltung: drinnen …
… und draußen
Danke fürs Schmeißen des Getränkeverkaufs über weite Strecken, liebe Ulrike Rausch (hier mit Patrick Marc Sommer)!

Der Freitagnachmittag und die Statistik

Nach dem Workshop der Kolleg·innen aus Prag am Freitag besuchen nur eine Handvoll Interessierte die Ausstellung. Ob wir das beim nächsten Mal genauso handhaben oder die Ausstellung lieber nur Donnerstag und Samstag öffnen …? Wo wir gerade dabei sind: Auch die offizielle Getränkestatistik von Luc(as) de Groot enthält wertvolle veranstaltungstechnische Erkenntnisse, die wir gern mit euch teilen. Spoiler: Mate ist out.

Der Samstagnachmittag / Saturday afternoon

Am Samstag erleben die rund 40 Anwesenden im Publikum abwechslungsreiche Alumni-Vorträge mit unterschiedlichen Schwerpunkten, präsentiert von als Typostammtischneumitglied und KABK-21-Alumnus multi-involviertem Lukas Horn. Aber lest selbst …

Lukas Horn hat sieben Vorträge anzusagen, inklusive seines eigenen.
Interessiertes Publikum vor bunter Zickzackkulisse
Simon, Sophia, Oleksandr, Léna, Jan, Ilya and Lukas. Thanks for sharing your insights! (Photo: Sol Matas)

Alumni Line-Up:

Ilya Bazhanov shows the result of his deep archive research on the history of Russian emigrants. He digitised interesting typographical findings and combined them in his typeface Emigrant, which comprises Cyrillic and Latin. According to Ilya, Emigrant is a “mix of shape, weights, structure and style”, mirroring diverse social backgrounds of Russian emigrants. Ilya will finish his project later this year at UMPRUM. All the best, Ilya!

Ilya presenting his graduate project
Diverse inspiration from the archives
Many typefaces become one

Presenting his project Gabion, Jan Šindler tells us that for him, studying was not primarily about the typeface (result), but about the process towards it. He put focus on experimenting, learning and is now suprised that “after all, I have a typeface that I would have never thought of drawing”. Being “kind of exhausted from the studies”, he “asked other people to use [the typeface]”. Let’s take this as an appeal: Go on people, use Gabion!

First sketches and experiments
Hello, I am an a
Gabion in use for an open air cinema festival

Léna Le Pommelet’s typeface Furya combines mechanical style car typography of the 50es to 70es with relaxed and dynamic script resources. Furya is provided with a combining “speedometer” axis that connects weight, width, contrast and slant from -45° to 45°. “I was entering the world of optical illusion”, she says explaining the optical effect of a passing car. To her, “the application of the typeface was really important. Put it on object!” So, amongst other use cases, she shows her typeface applied on a bike wheel to emphazise the neverending effect that her speedometer axis is creating.

Inspiration: Dynamic script and car typography
Léna tells the public about the speedometer axis
Speedometer axis closeup
Optical illusion with Furya

Lukas Horn lets us dive into the world of magic mushrooms. His playful and organic typeface Myzel grows up and down like mushrooms existing above and below the ground. Exploring possibilities of CSS-driven animations, Lukas states: “I learned a lot”. In fact, that’s what all the alumni are highlighting during their talks. The applause for Lukas lasts extra long – on the one hand due to the well-made project, on the other hand because he demonstrates that the public can influence the typeface’s behaviour on screen through making noise.

Up and down – Myzel combines nature and technology
Lukas shows browser testing
You better only eat one of them

Oleksandr Parkhomovskyy describes the process behind his typeface Erebus with very honest and entertaining insights: “Automatically, it lead to nothing“, he states or: “At some point, I realized that I didn’t really enjoy it.” Thank you, Oleksandr (called Alex): Trials and tribulations are such an important part of studying and creating typefaces. The result of Alex’ work, however, is a wide design space of Sans/Serif/Slab/Display/Text/Italic/Shatter perfectly fitting into the applications he shows us: book covers, film posters, trailers – and whiskey brands. 

Superheroes. The Author unfortunately forgot what it was all about with them in the presentation 🙂
Trying an Erebus variant with upright capitals and Italic text
Alex explains: Your favourite Western should be typeset fine in your own typeface. So get that lowercase l a curl!

“I am here to take you on a visual time journey with Chunky.” During Simon Thiefe’s dense and dynamic presentation, we meet Pablo Picasso at Fonts in Use, receive a letter by Kurt Schwitters containing design critique and we get to see a piece of art that actually is not art (signed as #1/∞). But of course, Simon also tells us about his typeface, comprising independent weight axes of Hebrew and Latin to optimize multilingual layouts with variable fonts. He also touches how Covid influenced the year of studying (find a diary at iso-type.com). “What would dadaists say about chunky?” – Well, we don’t know. “Anyways, back to the future”.

Your daily dose of Dada
Chunky design space …
… and some sort of industry design scpae 🙂

While speaking four languages herself (all written in Latin-based scripts), Sophia Tai was keen on also exploring a personally unknown script in her graduate project Flyst. After attending numerous script workshops at Reading (Arabic, Chinese, Devanagari), she decided to go for Tamil. In a short introduction, we learn that Tamil is a lively shaped unicase script. Since Sophia opens up a Serif/Flared design space, it was difficult for her to mimic stroke contrast in Tamil. Being thankful for feedback and help during a lot of zoom conferences with nice people, she’s proud: “I made my first text typeface”.

Flyst design space (photo: Sol Matas)
Tamil printout and annotations
Sophia shows how smart components help designing Tamil in Glyphsapp

Explaining her user name “sophiatypelove” at the end of her presentation, she states: “I am Sophia and I love type” …

… In fact, that’s what all the attendees in the room and visitors during the last days share: Loving diversity in type, loving research and progress, loving Béziers and CSS, loving axes and contrasts. All the best for you! Thank you for sharing and joining us on all those wonderful journeys in type.

Kai Sinzinger und Luc(as) de Groot beim Abbau. Vielen Dank für die Unterstützung!
Jens Kutílek mit Kind und Pilzebuch von Lukas Horn

Traditionell beenden wir den Nachbericht mit der nächsten Generation; hier Nachwuchs von Jens Kutílek, das Pilz-Specimen von Lukas Horn begutachtend. Oder wie Simon Thiefes es formulieren würde: “Anyways, back to the future.”

19.05.2022: Mastering Type 2020/21

Der Berliner Typostammtisch kehrt aus langem Sommer-Winter-Sommer-Winterschlaf (unterbrochen von einem sehr schönen Biergartenblinzeln im September 2021) zurück in eure Terminkalender. Und wie! Drei Tage wollen wir mit Euch im Rahmen der Ausstellung Mastering Type Schrift zelebrieren.

Dieses Jahr sind wir hybrid. Nein, die Veranstaltung ist nicht vom Sofa aus verfolgbar, sondern wir zeigen Arbeiten von Studierenden aus gleich zwei Jahrgängen. Hybrid auch in dem Sinne, dass es neben Ausstellung und Alumni-Vorträgen noch mehr tolles, von Roman Wilhelm (UdK Typolabor) organisiertes Programm gibt. Dafür reisen aus Prag zwei Größen der tschechischen Typografieszene an: Radek Sidun und Petra Dočekalová (Briefcase Type Foundry).

Mit ihren Vorträgen eröffnen Petra und Radek am Donnerstagnachmittag die drei typografischen Tage. Direkt im Anschluss, am Donnerstagabend, ist die Typostammtisch-Ausstellungseröffnung: Abschlussarbeiten aus den Schriftschmieden Den Haag, Reading und Prag sind zu betrachten. Am Freitag geben Radek Sidun und Petra Dočekalová einen Workshop, zu dem ihr euch über die UdK anmelden könnt (siehe unten). Am Samstagnachmittag stellen Alumni sich und ihre Schriftprojekte vor (de/en); bis jetzt angemeldet sind Céline HurkaJan Šindler, Léna Le PommeletLukas Horn, Oleksandr ParkhomovskyySimon Thiefes und Sophia Tai. Auch nach dem Workshop am Freitag und den Vorträgen am Samstag könnt ihr in Ruhe die Ausstellung besuchen und eure Eindrücke vertiefen. Das Programm im Überblick:

Donnerstag, 19. Mai 2022

Vorträge Petra Dočekalová und Radek Sidun: 17 Uhr
Ausstellungseröffnung/Typostammtisch: 19 Uhr (Umbau ab 18:30)

Freitag, 20. Mai 2022

Workshop Petra Dočekalová und Radek Sidun (Thema: Diakritika): 11 bis 16 Uhr
Bei Interesse bitte bis 16. Mai anmelden (kostenfrei, begrenzte Plätze).
Ausstellung ist geöffnet von 16 bis 18 Uhr

Samstag, 21. Mai 2022

Vorträge Alumni: 15 Uhr
Ausstellung ist geöffnet von 15 bis 19 Uhr

Bitte beachten! Es gelten die Hausregeln der UdK. Bitte tragt Masken.

Wo? Im Medienhaus der Universität der Künste Berlin, Grunewaldstraße 2–5, 10823 Berlin; Ausstellung und Vorträge in der Galerie im Erdgeschoss, Workshop im selben Gebäude (Raum wird Angemeldeten bekannt gegeben)
U-Bahn: Linie U7, Haltestelle Kleistpark
Bus: Linien 106, 187, 204, M48, M85, N7, Haltestelle Kleistpark

Bis dahin, wir freuen uns!
Euer Typostammtisch-Team


Wer die neuesten Bücher der Gäste aus Prag noch nicht kennt, dem seien sie wärmstens empfohlen: das Manual of Diacritics von Radek Sidun sowie Jaroslav Benda—Typographic Designs and Letterforms von Petra Dočekalová. Noch bis 19. Mai ist die sehenswerte Ausstellung Revealing, Recording, Reflecting – Women Graphic Designers from Southwest Asia and North Africa in der Galerie A–Z geöffnet. Wer auf Schrift steht, kann dies auf Barbara Krugers bodendeckenden Schriftinstallationen tun: Bitte lachen / Please cry bis August in der Neuen Nationalgalerie. Vom 7. bis 21. Mai läuft die Tape Art Convention im Napoleon Komplex.Um die unterschiedlichsten Darstellungen eines Schlüsselwortes geht es im Kooperationsprojekt Studio Tolerance, vom 17. Mai bis 17. Juli in der Kunstbibliothek: „ein visueller Appell an ein soziales Miteinander und ein Raum für kreative Auseinandersetzung“, den wir ausdrücklich unterstützen. Die Granshan Konferenz steht dieses Jahr unter dem Motto Signs of the Times: TypeTech MeetUp am 20. Mai, Konferenz am 21. Mai – in München oder online dabei sein. Am 10. und 11. Juni findet im Berliner Technikmuseum ein Workshop zum Thema Schriftproben in der Forschung – Interdisziplinäre Perspektiven aus Wissenschaft, Sammlungseinrichtungen und Design im Rahmen eines großen Kooperationsprojekts zur Sichtbarmachung des Berliner Schriftkulturerbes statt. Schnell sein, Plätze sind begrenzt! Und den nächsten Typostammtisch planen wir für Juni.


Die Titelzeile ist in einem Schriftentwurf von Roman Wilhelm gesetzt, angefertigt für eine Veranstaltung mit Petra Dočekalová in Braunschweig 2019. Das Titelbild, aufgenommen von Luc(as) de Groot, zeigt Mastering Type 2015.

 

Nachbericht 93. Typostammtisch: i-Punkte, Inschriften, Bier trinken live

„Erkenne dich selbst, erkenne dich im anderen“ war der philosophische Höhepunkt des diesjährigen Schriftspaziergangs. Die Inschrift prangte einst am prachtvollen Gerichtsgebäude, das wir auch von innen besichtigten. Und wer wüsste die Anzahl der Mosaiksteine auf dem Haus des Lehrers? Rund 800.000. – Dies als kleiner Einblick in das beeindruckende schrift- und stadthistorische Wissen unserer beiden Typostammtisch-Schriftspaziergangsleiter.

Wir wissen jetzt, warum diese Säulen en vogue und dieser schöne Bahnhof einst sehr viel belebter als heute war.

Herzlich willkommen zum 6. Berliner Schriftspaziergang! „Gib mir mal den Sprechtext, Flo“ (Fritz Grögel zu Florian Hardwig) – „was, nicht auswendig?“ entfuhr es mir – „Sonja, letztes Mal ist zwei Jahre her!“ (Florian). Ja! Wir haben uns echt lange nicht gesehen. 

Unsere Schriftspaziergangsleitenden mit Sprechtext und einem zufriedenen Thomas Maier.

Streiflichter zum Schriftspaziergang 2021

Wer schon immer mal Hintergründiges zum Apotheken-A oder zur Weltzeituhr auf dem Alex wissen wollte, hatte hier beste Unterhaltung – übrigens auch miteinander: Die Schriftspazierenden fanden sich zwischen den Etappen zum Plauschen zusammen und wir auf diese Weise heraus, dass keineswegs alle aus Berlin und Umland kamen, sondern extra angereist waren zum Beispiel aus Hamburg, Mainz und Frankfurt am Main. Toll!

Bei der Gelegenheit haben wir erfahren, wie rege auch unsere weiteren Tipps (am Ende jeweils unserer Newsletter) von Berlin besuchenden Buchstabenfreund·innen genutzt werden. Danke für euer super Feedback!

Lieblingswörter und Missglücktes

Unterwegs entspinnen sich tolle Dialoge: „Ich find’s ja erfrischend, den i-Punkt mal so luftig zu sehen“, bemerkt ein Gast erfreut angesichts Ost-Berliner Straßennamensschilder – „ja, nicht so draufgequetscht wie heute alles“ dazu Spaziergangsleiter Fritz. 

Der erfrischend luftige i-Punkt und zwei Schreibwaisen an einer Ecke.

Beim „missglücktesten Epitaph Berlins“ (Fritz), das wir hier selbstverständlich nicht verraten, bemerkt Dr. Thomas Maier äußerst nüchtern: „Das ist äußerst laienhaft.“ Zudem sehr witzig. Desolates Design gab es zu allen Zeiten. Ebenso sachlich Florian an anderer Stelle: „Was Corporate Design betrifft, hatten autoritäre Regime es natürlich leicht“. In ähnliche Richtung weist Fritzens Kommentar, es sei „für Inschriften natürlich super, wenn’s aus Stein ist”. Florian vor einer solchen: „,Schicksal‘ ist mein Lieblingswort.“

Finde den Florian!

Natürlich super, wenn’s aus Stein ist

Im Verlauf des Spaziergangs meißeln die beiden ihr Wissen weiter aus. So hebt Florian gegenüber Fritz den Unterschied von Morphemen und Silben hervor; das sei ja nicht dasselbe, und gibt sich am Ende halbwegs zufrieden („na gut … für den Hausgebrauch“). Mitunter standen wir Lettern zuliebe an recht zugigen, stinkigen Ecken. Und Rätselfragen gab es auch:

„Was ist das hier?
Eine Versalienauszeichnung?
Lettering?
Schriftmetzgerei?“

Das hier heißt nicht einfach nein, sondern ist eine Abkürzung – und zwar quer über den Alexanderplatz. Na …?

Damit Fritz und Flo solcherlei auf dem nächsten Schriftspaziergang erneut abfragen, wir darüber stolpern, staunen und diskutieren können, sei hier nun nichts weiter verraten. Schön wars!

Sehr schön auch, dass wir nach mehreren Stunden des Buchstabenwissen Erwanderns im Pratergarten an der Kastanienallee, Prenzlauer Berg erwartet wurden. Nun ja, nicht regelrecht „erwartet“: Die Freund·innen der Typografie hatten sich hier (with a little help von Georg Seifert und Ulrike Rausch als „Erkennungszeichen“ – danke euch!) längst zusammengefunden. Die Wiedersehensfreude war allseits riesig.

Das leicht unwirtliche Wetter tat der Stimmung keinen Abbruch.

Großes Dankeschön noch mal an Florian Hardwig und Fritz Grögel! Wir hoffen, euch bald weitere Schriftspaziergänge mit den beiden anbieten zu können. Zieht euch warm an.

Der harte Kern blieb (trocken), bis im Pratergarten die Lichter ausgemacht wurden. Darunter Gäste auch von weiter her wie Martin Majoor, der dieses schöne Foto gemacht hat. Dankje wel!

 

23.09.2021: Biergarten & Schriftspaziergang

Test, Test. Könnt ihr uns lesen? Etwas ungewohnt ist es, wieder Newsletter zu schreiben, doch wir möchten euch die frohe Kunde nicht vorenthalten: NACH SO LANGER ZEIT GIBT ES ENDLICH WIEDER EINEN TYPOSTAMMTISCH! Wir versuchen erst gar nicht, unsere Aufregung zu verbergen und hoffen, auch bei euch auf angestauten Hunger nach Begegnung und typografischem Austausch zu treffen.

Leicht verspätet, diesmal im September statt im August, machen wir einen klassischen Typostammtisch-Stammtisch an der frischen Luft plus vorangekoppeltem Schriftspaziergang. Bringt besagten Hunger (und natürlich Durst) in den Biergarten mit; sowie eigene Arbeiten, Bücher, Fundstücke und Neuigkeiten. Kurzum: Bringt mit, was ihr besprechen möchtet.

Schriftspaziergang in Mitte – mit Jubiläum!

Mehr als nur die Einstimmung zum Treffen im Biergarten ist unser Schriftspaziergang mit Florian Hardwig und Fritz Grögel. Dieses Jahr wird der Typostammtisch-Schriftspaziergang schon 5 Jahre alt. Ein solcher Geburtstag muss auch unter Pandemiebedingungen gefeiert werden! Diesmal sind höchstens 14 Teilnehmer·innen zugelassen (leider auch keine spontan mitgebrachten und nicht registrierten Menschen). Wie immer müsst ihr euch anmelden und dieses Jahr bitte ein paar mehr Fragen beantworten. Außerdem haben wir einen moderaten Teilnahmebeitrag eingeführt (15€ bzw. 10€ ermäßigt), der den Tourguides zugutekommt. Die Plätze vergeben wir nach Reihenfolge der Anmeldung. Bitte seid nett und sagt ab, falls ihr einen gebuchten Platz doch nicht in Anspruch nehmen könnt! Die Teilnehmer·innen werden per Mail über den Treffpunkt benachrichtigt.

Bei ganz schlechtem Wetter müsste die gesamte Veranstaltung leider entfallen.

Wann? Am Donnerstag, den 23. September um 18 Uhr (Schriftspaziergang ab 15 Uhr)
Wo? Prater Biergarten, Kastanienallee 7–9, 10435 Berlin
U-Bahn: Linie U2 bis Eberswalder Straße
Tram: M1/M10/12 bis Eberswalder Straße

Bis dahin, WIR FREUEN UNS AUF EUCH!
Euer Typostammtisch-Team


Unsere Veranstaltungshinweise sind diesmal in Vorfreude auf das, was wir so lange nicht hatten, dick aufgeblasen und teilweise weit im Voraus vermerkt. Den Anfang machen eine Reihe aktuell anstehender Angebote. Die Qual der Wahl habt ihr heute, am 9. September: Beim Type Thursday Berlin sind Luz Bella Lendiez, Daria Petrova, Flavia Zimbardi und Verena Gerlach als Expertinnen bei einer TypeCrit-Session geladen. Parallel wird im A–Z presents die Ausstellung Perhaps it’s not you, it’s me von Lucienne Roberts eröffnet, in der die Künstlerin Liebesbriefe an das Grafikdesign thematisiert. Noch bis zum 19. September läuft die Reihe Wir machen Bücher der p98a im Analog mit verschiedenen Lesungen und Gesprächen. Ebenfalls bis zum 19. September zeigt der Hamburger Bahnhof im Beuys-Jahr Interessantes Von der Sprache aus. A propos Sprache: Gendern ja, nein, vielleicht und wenn ja, bitte wie? Sonja Knecht gibt einen Überblick zur Debatte: Vortrag am 6. Oktober bei der tga live in Wien, Online-Seminar am 19./20. Oktober bei der tgm. Die Werke des iranischen Schrift-Künstlers Hassan Massoudy kann man im Pergamonmuseum im Rahmen der Ausstellung Raum für alle hat die Erde noch bis zum 17. Oktober bestaunen.

Ein paar Save-the-Dates solltet ihr euch noch in den Konferenzkalender schreiben: Die ATypI veranstaltet vom 28. bis 30. Oktober ihre zweite globale, zeitzonenübergreifende Online-Konferenz All Over! Grandiose Gelegenheit, Schriftprofis auch aus bisher wenig vertretenen Weltgegenden zu erleben. Der vierte (und letzte) Teil des TypeTech MeetUps zum Thema Type Design and Society wird am 19. November stattfinden (München/online). Eine Woche später, am 26. November ist die vierte Ausgabe der FURE (Future of Reading) in Münster geplant.


Die Titelzeile ist in der Connecting A–Z von A–Z presents gesetzt. Das Projekt ist während des Corona-Lockdowns entstanden. 28 Gestalter·innen (aus Berlin u. a. Alex Branczyk, Barbara Dechant, Na Kim und Ferdinand Ulrich) haben jeweils einen Buchstaben des lateinischen Alphabets zur Schrift beigetragen und sich und ihre diversen Gestaltungsansätze auf diese Weise trotz pandemischer Einschränkungen zusammengeschlossen, festgehalten, verbunden. Die Schrift kann frei herunterladen und genutzt werden.

Das Titelbild stammt von unserem Schriftspaziergangs-Tourguide Florian Hardwig. Auf unsere Anfrage nach hinreichend melancholisch gestimmten Bildern zum Neuanfang des Stammtisches/Schriftspaziergangs schickte er spontan fünf. Den Rest seht ihr nach und nach auf unseren Social Media-Kanälen: Folgt Eurem Typostammtisch auf Twitter und Instagram.

Überbrückung und Beglückung #1

Worte zur Lage zur Nation und unser aller Situation ersparen wir uns, stattdessen gleich in medias res: Das Prinzip Stammtisch ist vorerst obsolet geworden. Aber wir sind da. Wir überbrücken und werden mindestens unsere klassischen Formate als Minimalbespielung des nächsten Jahres aufrechterhalten:

  • Unser legendäres Typostammtischweihnachtsquiz, kurz Typostammquiz, setzen wir aus und verschieben die nächste Runde auf Ende 2021. Vorjahressieger Florian Hardwig darf den Pokal also ein weiteres Jahr bei sich bewahren, Gewinnergruppe Garamond fast genauso lang über neue Quizfragen brüten.
  • Die Jahresausstellung Mastering Type mit internationalen Type Design Graduates machen wir im Frühjahr, sobald wir uns wieder auch draußen aufhalten können und sich die Virenlage beruhigt hat. Hoffentlich im März.
  • Schriftspaziergänge halten wir für das am ehesten ungefährlich durchführbare Format. Damit würden wir 2021 früher einsetzen und evtl. mehrere anbieten, in angestammter Konstellation mit Fritz und Florian und Freiluftzielort.
  • Das beliebte Thema Type Crit ist auch digital gut umsetzbar. Nicht im Lokal mit sechs parallel Begutachtenden, aber sequentiell auf Zoom. Auch hier kann jeder mithören und die Hand heben; es könnte also lustig werden.

Hat zwar wenig zu tun mit Stammtisch im Sinne von Stammtisch, aber auch in solchen Online-Zusammenkünften können wir Kontakt halten. Lust auf Minipräsentationen? Wer ist neu in der Stadt, was gibt es an Unternehmungen? Was passiert an den Hochschulen, was zu Lettering, Redaktionellem, Beschilderung und Schriftgestaltung in Berlin? Wer möchte etwas zeigen, fragen, präsentieren, anbieten zu unser aller Beglückung?

Jede Menge Anregungen und fröhliche Erinnerungen gibt’s in unserem Archiv. Ihr findet uns auf Twitter und Instagram. Oder schreibt uns per Mail.

Gern nehmen wir eure Projekte in kommende Newsletter auf; unten wie immer unsere Veranstaltungshinweise, dieses Mal ausgebaut.

Es ist einiges geboten! Nutzt die Zeit.

Liebe Grüße,
Euer Typostammtischteam

 


Ein Besuch lohnt sich immer im Buchstabenmuseum in den S-Bahnbögen Bellevue, Donnerstag bis Sonntag, auch spontan ohne Voranmeldung. Sehr weiträumig! Außerdem offen (mittwochs bis freitags): der Concept Store der Galerie p98a, Analog, in der Potsdamer Straße. Behaltet außerdem die Galerie A–Z mit ihren spannenden Aktivitäten an der Schnittstelle Design–Kunst–Buch im Blick.

Auch Konferenzen und Vorträge finden rege statt, online oder im kleinen Kreis. Da wäre die ehrwürdige ATypI, dieses Jahr erstmals wirklich global, vom 27. bis 31. Oktober 24 Stunden am Tag live, über Zeitzonen und Grenzen hinweg. Ebenfalls online kann man den monatlichen Vorträgen am Letterform Archive in San Francisco folgen: am 20. Oktober erzählt Jon Sueda über die vielen Facetten seiner Tätigkeit als Designer, Kurator, Verleger und Lehrender im Vortrag To make generally knownJuan Luis Blanco führt uns mit Basque Lettering: Letters for Self-Assertion am 17. November in die Welt des Baskenlandes. „What it means to be an Occupant“ erklärt uns Cyrus Highsmith in seiner Präsentation Keeping Occupied am 18. Dezember.

Im Auge behalten könnt ihr den Type Thursday Berlin. Hier sind zwar momentan keine Termine gelistet; es ist aber wahrscheinlich, dass wieder Treffen stattfinden. Außerdem solltet ihr die tgm auf dem Schirm haben, denn auch hier werden aufgrund der derzeitigen Situation teilweise Online-Vorträge angeboten und man muss praktischerweise nicht immer nach München reisen.

Zurück nach Berlin! Wer an Workshops teilnehmen möchte, um endlich-mal-wieder-praktisch-zu-arbeiten und Menschen zu sehen, kann dies zum Beispiel bei Carla Cimino von Badass Prints tun: Siebdruck für Beginner soll am 23. und 24. Oktober stattfinden, das Datum ist allerdings flexibel. Auch in der p98a kann man sich grüppchenweise weiterbilden und am 7. November Weihnachtskarten drucken, nebenbei ist immer ein Plausch mit alten Bekannten bei gutem Kaffee drin.


Das Titelbild stammt von Sol Matas und wurde auf unserem Teamtreffen im September unter Einhaltung der Corona-Abstandsregeln aufgenommen. Die Titelschrift wurde unter Einschaltung des Contextual-Alternates-Features gesetzt in dem Color Font LiebeHeide von Ulrike Rausch, erschienen in ihrer Foundry LiebeFonts

Nachbericht 92. Typostammtisch: Type Crit II

Mit Verlaub, dieser Typostammtisch war ein Selbstläufer. Natürlich nicht im Vorfeld: Die Kritikerinnen und Experten mussten angefragt, die Location organisiert, ein paar Listen ausgedruckt werden – schon klar. Aber der Abend lief dann wie geschmiert.

Alle Expertinnen und Kritiker erscheinen trotz anderweitiger Verpflichtungen bestens gelaunt und hochmotiviert. („Ich müsste eigentlich seit zwei Wochen zu Hause bleiben, aber für euch mach’ ich eine Ausnahme. Macht ja auch Spaß“, so Andreas Frohloff; „Ich geh’ nochmal an den Schreibtisch“, verabschiedet sich Luc(as) de Groot gegen halb zwölf). Alle Kritiker? Nun ja, fast alle: Erik Spiekermann fällt leider krankheitsbedingt aus. Beim nächsten Mal klappt’s bestimmt; wir bleiben dran.

Das anwesende Expertenteam (Golnar Kat Rahmani, Ivo Gabrowitsch, Johannes Breyer, Luc(as) de Groot, Ulrike Rausch, Andreas Frohloff) ist aber nur eine Seite der Medaille. Damit das Konzept aufgeht, braucht es vor allem Gäste mit Entwürfen im Gepäck. Hier scheint die Minitradition, die wir mit dieser zweiten Ausgabe des Type-Crit-Formats nun manifestieren, bereits etabliert: Es sind wieder rund 60 Interessierte zugegen, die ganz selbstverständlich und noch zwangloser als bei der ersten Ausgabe unseren „offiziellen“ Type Crits (und sich gegenseitig) ihre Entwürfe zeigen. Es geht sofort los.

Die Expertenrunde schreibt Namensschilder – mit unterschiedlich ausgeprägter Sorgfalt.
Klaus Rähm ist als einer der Ersten im entwurfsbezogenen Gespräch, hier mit einer Studentin der UdK.
Das muss irgendwie bunter: Ivo Gabrowitsch lagert nach einigen eigenen Anläufen die künstlerische Gestaltung seines Namensschildes an Kai Sinzinger aus. Konzentration aufs Wesentliche – schließlich ist Ivos Fachgebiet das Schriftmarketing.

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