26.5.2023: Mastering Type 2021/22

Was ist der aktuelle Stand im Typedesign? Womit beschäftigen sich Studierende zur Zeit, welche spannenden Ideen werden umgesetzt? Wie viel kann man eigentlich innerhalb von kurzer Zeit wuppen? Das fragen wir uns jedes Jahr und stellen für euch in der Veranstaltungsreihe Mastering Type die Abschlussprojekte verschiedener Typedesign-Studiengänge aus. Dieses Jahr dabei: Reading (UK), TypeMedia (NL), TypeParis (FR), Estienne (FR) und Écal (CH).

Achtung, diesmal findet der Typostammtisch nicht wie gewohnt donnerstags statt. Die Ausstellungseröffnung ist am Freitagabend. Am Samstag könnt ihr die Projekte noch einmal in Ruhe anschauen. Zusätzlich wird es Kurzvorträge geben, bei denen einige Studierende ihre Arbeiten genauer vorstellen. Zu Gast sind wir wie gewohnt in den Räumen der Universität der Künste.

Das Programm im Überblick: / Program overview:

Freitag, 26.05.2023 / Friday
Ausstellungseröffnung um 19 Uhr / Exhibition opening 7 p.m.

Samstag, 27.05.2023 / Saturday
Vorträge Alumni: 15 Uhr / Project presentations 3 p.m.
Ausstellung ist geöffnet von 15 bis 18 Uhr / Exhibition is open from 3 to 6 p.m.

Wo? Im Medienhaus der Universität der Künste Berlin, Grunewaldstraße 2–5, 10823 Berlin
Galerie im Erdgeschoss / Ground floor

Bis dahin, wir freuen uns!
Typostammtisch-Team


Es ist wieder Konferenzzeit! Vom 9. bis 14. Mai findet die ATypI in Paris statt. Es gibt vergünstigte Remote- und Studi-Tickets. Zeitgleich, nämlich vom 12. bis 14. Mai, steigen die Leipziger Typotage. Ihr habt also die Qual der Wahl. Wieder Paris: Am 3. Juni findet die NOW23 statt, organisiert vom auch bei unserer Ausstellung präsenten Studiengang TypeParis. Selbst wenn ihr nicht die Leipziger Typotage besucht, sondern einfach so mal in Leipzig vorbeikommt, bietet sich das Museum für Druckkunst an: Bis 18. Juni ist die aktuelle Ausstellung Dafi Kühne – Buchdruckplakate dort zu sehen. Auch in Berlin gibt’s natürlich tolle Museen: Kennt ihr z.B. schon das Haus des Papiers? Am 6. Juni treffen sich die Verlage Korbinian und März im Rahmen der Staatsbibliothek-Reihe IndieStabi zum Gespräch. Und am 15. Juni findet zum ersten Mal der PrintGarden in der p98a statt, ein Festival mit Live-Printing, Verköstigung und Beteiligung etlicher lokaler Druckereien. Zu guter Letzt geht noch ein Gruß an die Kolleginnen und Kollegen im Ruhrgebiet, dort gibt’s nämlich neuerdings auch einen Typostammtisch RheinRuhr. Juhu!


Die Titelzeile ist in der Cosm Decay Hard von Benn Zorn gesetzt.

27.04.2023: Maschinen schreiben & BuchBauKasten

Von Maschinen, die schreiben und den endlosen Möglichkeiten der Buchbindung: Ulrike Rausch und Lea Giesecke stellen ihre Master-Arbeiten vor.

Ulrike Rausch ist Schriftgestalterin, ihre Type Foundry ist LiebeFonts. Für uns beleuchtet sie, wie neue Technologien analoge Schreibgewohnheiten und den Stellenwert von Handschrift verändern. Ulrike beschäftigt sich mit der Frage, welche neuen Formen des Schreibens wir zukünftig mit Robotern und Künstlichen Intelligenzen schaffen können. Für ihre Arbeit hat sie mit einem Roboterarm experimentiert und eigene schreibende Maschinen gebaut. Ein Bestaunen von Mensch-Maschine-Kreationen.

Lea Giesecke ist Grafikdesignerin mit Schwerpunkt auf Print. Mit ihrem BuchBauKasten-Projekt erläutert sie uns die Elemente der haptischen Buchgestaltung. Im freien Umgang mit verschiedenen Techniken entstehen neue Ideen für unkonventionelle Bücher und Buchobjekte. Leas vielseitiger BuchBauKasten eignet sich als Lehrmaterial für Studierende und Lehrlinge, als Inspiration für Gestalterinnen und Künstlerinnen, für Beratungsgespräche in Druckereien, Buchbindereien und Verlagen. Ein Eintauchen in die Buchkunst.

Und für alle, die zu unserem vorletzten Event, dem Typostammtisch #101, nicht dabei sein konnten, gibt es hier den Nachbericht.

Wann? Donnerstag, 27. April 2023, 19 Uhr
Wo? Eisenacher Straße 56, im Studio von LucasFonts, 2. Hinterhof, 10823 Berlin-Schöneberg

Bis dahin, euer
Typostammtisch-Team


Am 3. Mai um 18 Uhr geht es in der Kunstbibliothek in der Reihe „Nah dran“ um Buchgestaltung des Typografen und Gestalters Walter Nikkels. Er wird vor Ort sein und über seine Bücher aus der Sammlung sprechen. Bis zum 12. Mai findet die Ausstellung Another Reading – Contemporary Book Design from China im Center for Visual Arts Berlin statt. Die Themen reichen von traditionellem Handwerk und der Gestaltung chinesischer Schriftzeichen bis hin zu moderner chinesischer Literatur und zeitgenössischer Kunst. Am 20. Mai feiert das Buchstabenmuseum seinen 18. Geburtstag – Herzlichen Glückwunsch! Und am 25. Mai um 18 Uhr gibt es den Vortrag Historical Resonances Illuminated – The Chinese Handwritten Health Care Volumes of the 16th through the 20th Century von Prof. Dr. Paul U. Unschuld in der Staatsbibliothek.


Die Titelzeile ist in der Oakley Black Italic von Marc van Leeuwen gesetzt.

Nachbericht 101. Typostammtisch: Studio Pandan

Wir freuen uns, Pia Christmann und Ann Richter sind bei uns! Dieses Mal wurde als Speakers Imbiss (neue Rubrik) selbst gebackenes Brot, gesundes Grün-Rot, frische Butter und Käse gereicht. Kam an. Pandan. Was für ein guter Klang, schon im Namen. Mehr dazu später.

Studio Pandan, gegründet 2015, haben enorme Strahlkraft insbesondere für jüngere und noch studierende Kolleg·innen. Alle anderen sind ebenso be- bis leicht entgeistert. Warum, das entfaltet sich unmittelbar durch ihre Präsenz und Projekte. Die ruhige, sorgfältige Art ihrer Arbeitsweise kommt schon im gemeinsamen Vortrag raus, das sensationell Neue, Frische ihrer Gestaltungsideen wirft uns umso mehr um und verblüfft quasi stufenweise, je genauer man hinschaut.

Den Namen erklären wir später noch …

Entspannt und konzentriert folgen wir dem Duo in ihrer Präsentation. Die beiden kennen sich seit ihrem Studium in Leipzig (HGB Hochschule für für Grafik und Buchkunst) und sind gut eingespielt. In ihren Projekten ist zu sehen, und Lukas Horn stellt es durch seine Beobachtung am Schluss heraus, dass bei jedem Projekt die Typografie ganz am Anfang kommt.

… und dieses Projekt weiter unten.

Wie arbeiten sie? Sie suchen und sammeln Schriften in einer Art Mood Board, die in Frage kommen könnten für das jeweilige Projekt. Sie tüfteln und bearbeiten diese Schriften, schreiben selber Skripte (in InDesign), um sie nicht für das jeweilige Projektkonzept irgendwie passend zu machen, sondern mit den Inhalten, ja, zum Teil zu verschmelzen.

Ein Beispiel dafür ist ganz offenkundig „das Wasserfall-Projekt“, das anders heißt, aber so in Erinnerung bleibt. Weil die Schrift wasserfallartig von oben nach unten herunterfällt, kleiner wird auf den Buchseiten: innerhalb der Überschriften und Fließtexte (sic!). Es handelt sich um den Ausstellungskatalog zu Dem Wasser folgen, Kunsthalle Bielefeld. In Assoziationen und Reflexionen berührt die Schau ökologische bis philosophische Aspekte rund um das große Thema Wasser. Nach dem Motto Thinking about water is thinking about the future der Künstlerin Roni Horn nutzen Studio Pandan für die Kataloggestaltung umweltfreundliche Papiere und Blautöne als Schrift- und Hintergrundfarbe für die abgebildeten Kunstwerke. Blaues Affichenpapier wird zum durchgehenden Materialmotiv. Stichwort Schrift: Es handelt sich um die (hier vorab veröffentlichte) New Edge von Charlotte Rohde, die mit ihren „teils fluiden Formen und wie mit Farbe gefüllten Ink-Traps“ perfekt zum Thema passe. Spannend die Struktur des Buches und wie diese den Lesefluss (!) beeinflusst (!): Der Haupttext mäandert durch das Buch, immer mal wieder auf und abtauchend.

Schriften, die ins All ausmorphen

Als weiteres Beispiel sei die futuristisch ins All hinausmorphende Kursive im Künstlerbuch für Zach Blas genannt. Oft bindet er Künstliche Intelligenz methodisch in seinen Arbeitsprozess ein. Konsequent haben Studio Pandan in Bezug auf die Typografie auch mit Technologie und Automatisierung gearbeitet, genauer gesagt (auf Rückfrage von Verena Gerlach) mit InDesign-Skripten, beispielhaft hier bei diesem Projekt so: InDesign-Skript —> zufälliges Mischen von zwei verschiedenen Schnitten der LL Unica 77 —> „Glitch-Ästhetik, wie sie auch in Blas’ Arbeiten auftaucht“, so Ann und Pia.

Der Künstler und Autor Zach Blas befasst sich mit Technik, Queerness und politischen Themen.
In Zach Blas’ Welt gibt es ein alternatives „Contra-Internet” und KI-generierte Weissagungen einer Zukunft, in der Eidechsen und Elfen angesiedelt sind.
Methode: InDesign-Skript —> zufälliges Mischen von zwei Schnitten der LL Unica 77 …
—> „Glitch-Ästhetik, wie sie auch in Blas’ Arbeiten auftaucht“ (Projektfotos: Studio Pandan)
Schriften, die ins All ausmorphen (Foto: Studio Pandan)

Studio Pandan nutzen Silber, Neongrün und Neonpink als Sonderfarben zusätzlich zur CMYK-Skala, um die beeindruckenden Farben seiner Installationen ins Buch zu übersetzen. „Für den Part, wo Elfen sprechen, haben wir der Schrift einen Glow verliehen und mit Silber auf die Bilder gedruckt“ (dies bezieht sich auf besagte Kursive, wo sie nicht mit der Schriftschnittmischung arbeiten). Herausgegeben und beauftragt wurde das Buch durch das Edith-Russ-Haus für Medienkunst (Verlag Sternberg Press, Produktion print professionals und DZA Druckerei zu Altenburg).

Von der Straße …
… ins Museum.

Pandemiefreundliche Puzzle-Edition

Bei den freien Projekten, mit denen Pia Christmann und Ann Richter sich beschäftigen, geht es um gesellschaftskritische Themen wie Feminismus und Design. Ihr „Pandemieprojekt“ war More Women Solo Art Shows. Zur Demo am 8. März 2020 zum Internationaler Frauentag hatte Stefan Marx in einer markanten weißen Versalschrift Plakate mit Parolen gestaltet, die auf vielen Fotos zu sehen waren und für hohe Aufmerksamkeit und Wiedererkennung sorgten. Angeregt davon, entwickelten Studio Pandan eine Puzzle-Edition, und konnten das Museum Villa Stuck von der Idee überzeugen, das Puzzle herauszugeben und damit in Serie zu gehen.

Hochschulfreundliche Kooperationen und verpixelte Handtücher

In einem Plakat-Workshop an der Muthesius Kunsthochschule Kiel regten Ann und Pia Studierende dazu an, mit den verschiedenen typografischen Genderformen visuell zu experimentieren. Zur Unterstützung des Crowdfundings von Hannah Wittes Buch Typohacks gestalteten sie das Plakat Un_Writing Gender, auf dem sie die traditionellen, binären weiblich-männlich-Zeichen zerhäckseln. Der Titel bzw. Slogan ist eine Referenz zum Konzept Un_doing Gender (Hirschauer, Butler); als Schrift verwenden sie die Apparat von Lisa Drechsel.

Am Überbrücken von zu engen Wertesystemen ist Studio Pandan auch in einem größeren Kontext gelegen. Für das Kunstfestival Balade Berlin im Stadtteil Charlottenburg gestalteten sie die Visuelle Identität – und installierten vor dem sehr feinen Hotel Savoy drei Flaggen mit der Aufschrift UN_DOING CLASS. Den Claim setzten sie in der Flemish Script, einer klassizistischen, monumentalen Antiqua, auch in Anlehnung an Marcel Broodthaers und wegen des exquisiten Flairs, das diesen Schrifttypen anhaftet. Allerdings sparten sie nicht an Effekten. „Denn uns geht es natürlich um den Bruch und die Infragestellung von Klassen und Schubladen – nicht nur in Stilen“, erläutern sie. „Das wird spätestens auf der Bildebene klar, auf der wir mit ,Poor Images‘ gearbeitet haben, verpixelten Abbildungen von Strandtüchern. Die „Kitschmotive aus dem Internet“ kamen, handtuchgroß aufgeblasen, nicht nur in Charlottenburg gut an.

Im Nachhinein stellen wir gemeinsam fest: Die pandemiebeeinflusste Aufteilung von Studio Pandan und Eps51 (siehe Nachbericht), die in einem Haus sitzen und die wir ursprünglich zusammen einladen wollten, war viel besser! Jede hatte viel, viel Raum und die Zusammenbringung von Schriftanwender·innen mit Schriftgestalter·innen ist richtig produktiv. Zumal, wenn der Umgang mit Schrift und den Mitteln der Typografie so außergewöhnlich und fundiert geschieht.

Eine spannende Frage aus dem Publikum war, wie Pandan ihre Auftraggeber·innen von ihren Gestaltungen überzeugen. Es werde immer weniger nötig, sagt Pia, und Ann ergänzt „wir haben dafür keine spezielle Strategie ausgeheckt“. Aber: Sie würden ihre Ideen erklären, die konzeptionellen Gedanken auch hinter Details. Dazu passte der visuell-verbale Abschluss der Präsentation, bei dem Pia diverse Textauszüge und Zitate aus einiger ihrer Projekte zeigt. Jedes davon könne als Motto für sie als Kreative verstanden werden.

Vielen Dank, dass ihr da wart, liebe Ann, liebe Pia!

Oder umgekehrt: Pia, Ann. Pandan. Ihr Name, auch dieses Geheimnis wurde auf eine Publikumsfrage hin gelüftet (die mich als Texterin besonders freute), lässt ihre Vornamen anklingen. Pandan habe (a) einen sehr schönen Klang und erinnere an Pan Am, so Pia; Pandan ist eine südostasiatische Pflanze und damit ein persönlicher Bezugspunkt für Ann – es gibt sie auch als sehr leckere Eissorte, empfiehlt im Publikum Verena Gerlach, die Autorin denkt an dieser Stelle: das neue Waldmeister! Muss ich probieren. Zudem ist Pandan (c) knallgrün, also Logofarbe fürs Studio und ein Statement: für mehr Farbe in der visuellen Gesaltung. Die Menschen mögen Farbe, ziehen die beiden noch als Fazit aus ihrer Arbeit. In diesem Sinne: Pandan!

Der Abend klingt noch lang und mit fröhlichen, angeregten Gesprächen aus. Ich erinnere mich an Christoph Koeberlin (Sportfonts), wie er unsere Vortragenden beruhigt: Schrift-Nerds seien „gar nicht so schlimm“ und kritisch als Publikum (damit, ob und wie alle Schriften genannt werden). Ich erinnere mich an das Hamster-Gespräch mit Typostammtisch-Gründer Ivo Gabrowitsch (Fontwerk) über Schriftnamensfindungsprozesse, die meist keine seien, sondern ihm entspringen (oder wie Hamster von den Gestalter·innen kämen). Ich erinnere mich an viele neue Gesichter beim Typostammtisch und viel freudige Begeisterung über die schöne Location – Riesendank an Luc(as)/LucasFonts)! Ich denke an meine Kollegin Gosia Warrink von der UdK (Universität der Künste) Berlin, mit Katja Koeberlin als Design-Studio Amberpress, und an unsere Studierenden und wie alle aufeinander zugingen. Ich erinnere mich an meine Aufregung, danke Lukas für die Co-Moderation (!!!) und wie ungewohnt und schön doch wieder solche Zusammenkünfte sind …

Was wir euch außerdem noch sagen wollten …

Mit diesem Typostammtisch haben wir einen neuen Alterspannweitenrekord aufgestellt! Trommelwirbel, Tusch: von 14 Jahren (LucasFonts-Schülerpraktikantin Neike) bis 85 Jahre (Klaus Rähm). Auf die nächsten 100 Jahre Typostammtische, die mit der Ausgabe 101 sehr schön begonnen haben. Nicht vergessen: Newsletter = Einladung zu 102 ff.

Lukas Horn und Sonja Knecht, Team Typostammtisch mit Pia Christmann und Ann Richter, Studio Pandan
Ann Richter & Pia Christmann glücklich und erschöpft nach ihre tollen Präsentation – vielen Dank nochmals euch beiden! War super.

(Fotos: Sonja Knecht, Lucas de Groot und Dr. Thomas Maier / Typostammtisch Berlin)

23.02.2023: Studio Pandan

Wir holen im Februar endlich unseren Abend mit Studio Pandan nach! Gründerinnen Pia Christmann und Ann Richter geben uns Einblicke in ihre Arbeit und ihren Zugang zur Typografie.

Und für alle, die zu unserem letzten Event, dem Typostammtisch #100, nicht dabei sein konnten, gibt es hier den Nachbericht.

Wann? Donnerstag, 23. Februar 2023, 19 Uhr
Wo? Eisenacher Straße 56, im Studio von LucasFonts, 2. Hinterhof, 10823 Berlin-Schöneberg

Bis dahin, euer
Typostammtisch-Team


Am 16.2. um 19 Uhr wird der Vortrag Counter Session #4, Cyberfeminism Index with Mindy Seu in der Galerie A-Z presents gehalten. Parallel dazu – selber Abend, selbe Zeit – wird es Vorträge von Yana Vekshyna und Benn Zorn bei TypeThursday geben (Anmeldung erforderlich, Ort ist LucasFonts). Am 23.2. findet die Lesung Gestaltung ist Haltung – Vom Aussen und Innen der Bücher in der StaBi statt (um Anmeldung wird gebeten). In Potsdam gibt es gleich zwei Ausstellungen von der Künstlerin Ruth Wolf-Rehfeldt zu entdecken. Ihre Schreibmaschinenkunst wird vom 11.2. bis 5.5. im MINSK und ihre Mailart bis zum 16.4. im Kunstraum (c/o Waschraum) ausgestellt. Bis zum 30.4. bespielt Monica Bonvicini die Neue Nationalgalerie mit ihrer Kunst, teilweise auch mit räumlichen Schriftinstallationen. Bis zum 14.5. gibt es in der Ausstellung Broken Music Vol. 2 im Hamburger Bahnhof viele Plattencover zu sehen, die neben dem Grafikdesign auch mit interessanter typografischer Ausstellungsgestaltung begeistern.


Die Titelzeile ist in einer unbenannten Antiqua von Trifon Andreev gesetzt.

(Credit Foto auf blauem Hintergrund: Dahahm Choi)

Nachbericht 99. Typostammtisch: Buchvorstellungen

Ein sportliches Vortragsformat erfordert einen sportlichen Nachbericht: Foto Mensch(en) und Werk(e), kurzer Text, nächste(r) bitte! Alphabetische Reihenfolge. Bereit?

Till Wiedeck, François Elain: Auf Wasser gebaut

Till Wiedeck bringt die alphabetische Reihenfolge gleich zu Beginn ins Wanken, ist er doch auf Abruf, früher wegzumüssen. Der Wecker ist gestellt – 5 Minuten ab jetzt! Till zeigt das Buch „Auf Wasser gebaut“ über den deutschen Pavillion der Biennale Venedig (2009–2022) und spricht in English. “For all you typo nerds” he shows us a typeface designatedly designed for the book by François Elain at Till’s studio HelloMe and a really nice cover with inverted silver and white paper effect. Nice if you are into art books and catalogues.

Jenna Gesse: Königswege zum Unglück

Als nächstes kommt Jenna Gesse nach vorn, im Gepäck ihr strahlend gelbes Büchlein, das „Königswege zum Unglück“ aufzeigt, Strategien also, die wir lieber kennen sollten, um sie wahlweise zu bekämpfen oder wegzulächeln. Ein Beispiel? „Seine Vergangenheit nutzen, um die Gegenwart zu zerstören“. Jenna hat all diese Kurzsätze von Frank Berzbach auf einer alten Schreibmaschine getippt („weil ich wollte, dass man es sieht, wenn ich mit Kraft in die Tasten haue“). Die entstandenden Wortbilder geben dem Text weitere Ebenen. Für alle, die sich gern reflektieren oder noch „etwas Kleines“ verschenken möchten.

Oliver Johannsen, Reinhard Deutschmann: Hypergraphie

Nach dem Intermezzo mit der Schreibmaschine kommen Oliver Johannsen und Reinhard Deutschmann (ja, Künstlername!) vom Kollektiv Hypergraphie nach vorn. Hypergraphie ist ein manischer Zustand, bei dem Betroffene eine „zwanghaften Schreibwut“ auf allen Flächen erleben. Nicht ganz von der Hand zu weisen für ein Künster·innenkollektiv, das hauptsächlich Graffitti praktiziert. Einmal im Jahr sei „Tag der Abrechnung“: Alle Mitglieder zeigen schonungslos alle Arbeiten aus einem Jahr. Das Kollektiv diskutiert und sammelt den besten Content im hier präsentierten Magazin, inkl. lyrischen Sternstunden wie „Ode an den Backjump“. Zu erwähnen ist die DIN 1451, einstmals Normschrift für Verkehr und Logistik, die dem Katalog in mehrfach analog-digital-schablonierter Aufarbeitung als Headline-Schrift innewohnt (auch zu sehen auf der Webseite). Für alle, die sich für kollektiven Ungehorsam begeistern.

Frank Ortmann: Schreibenlernen mit der Hand bildet Formsinn und Verstand

Mit dem Schreiben kennt sich auch Frank Ortmann aus, der originale Schreibvorlagen zur Schulausgangsschrift (SAS) von und mit Renate Tost gesammelt, nachgezeichnet und in Buchform verewigt hat – einfach „weil es mich angekotzt hat“, dass die SAS als Auslaufmodell angesehen und immer gefragt wird: „Können wir die nicht weglassen?“ Nein, im Gegenteil, denn es gab noch keine Abhandlung über die SAS. Diese Lücke haben die beiden nun mit dem durchaus süffisanten Titel „Schreibenlernen mit der Hand bildet Formsinn und Verstand“ geschlossen. Für alle, die mal wieder zu den Ursprüngen zurückwollen.

Yulia Popova: How many female type designers do you know?

Yulia Popova is very glad to present her book “How many female type designers do you know?“ at Typostammtisch in particular because according to her, the project started at a Typostammtisch a few years ago. In her book, she portrays women in the industry, placing biographies at the beginning of the book because „they are important“. The project started as a graduation project and was extended by a large research part on early female type designers. Highly recommended and also part of our Typostammquiz Gabentisch in December. Thanks, Yulia! 

Ulrike Rausch: Making Fonts!

Die alphabetische Reihenfolge bringt mitunter schöne Cluster hervor: Als nächstes zeigt uns Ulrike Rausch (definitely a female type designer we know) die Bücher „Making Fonts“ und „Designing Fonts“, die sie gemeinsam mit Chris Campe geschrieben hat. Wem der Unterschied zwischen beiden Titeln spontan nicht klar ist: es gibt leider viele. Eigentlich sollte „Designing Type“ lediglich die englische Version von „Making Fonts“ sein, am Ende sieht es aber aus wie ein anderes Buch. Nach fünf Minuten Blättern unter der Kamera und kurzweiligen Insights zu Verlagsentscheidungen steht fest: das Buch für alle, die digitale Schriften machen oder machen wollen.

Martin Z. Schröder: Essayreihe

„Was kann man da machen, mein Buch ist so hässlich?“ Fragen wie diese hört Martin Z. Schröder öfter. Üblicherweise rät er: „Nichts. Wechseln Sie den Verlag!“ – wieder so eine Überleitungsperle der alphabetischen Abfolge, vielleicht aber auch schriftgestaltungsimmanentes zwanghaftes Herstellen von Parallelen in einer diversen Menge. Bitte um Nachsicht. Zurück zu Martin Z. Schröder, dessen besagter Ratschlag der Anfang einer bisher 12-jährigen Zusammenarbeit an der Essayreihe des Verlags Zu Klampen war. Ziel der Neugestaltung der Serie (in Abgrenzung zu „diesen ewigen Ölgemälden“): rein typografische, zeitlose Titel, „kein Brimborium“. Durchdachte Gestaltung und durchdachter Inhalt. Für alle, die gern im Bett lesen (die Fußstege sind nämlich extra breit für die Daumen).

Jesse Simon: Berlin Typography

Next one up: Jesse Simon (our host of October’s type walk). Welcome back! Jesse shows his book “Berlin Typography” and explains that this project started in 2016 by spotting the “Betten-König” sign in Lichtenrade. Afterwards, he headed over to documenting the city rigously. “And by ‘rigously’, I mean walking every street (multiple times)”, Jesse explains. Somehow, his efforts are “a race against time” because a lot of signs are disappearing, unless buildings are protected by Denkmalschutz which means that the signs will stay as well. We are happy to have a copy of “Berlin Typography” on the Gabentisch. Thanks, Jesse!

Patrick Marc Sommer: Das ABC der Typografie

Patrick Marc Sommer zeigt uns das Buch „Das ABC der Typografie“, das er gemeinsam mit Natalie Gaspar geschrieben hat. Entstanden ist das Projekt zu Beginn der Corona-Zeit, dementsprechend gäbe es „abwischbares Papier“. „Wir wollten ein kleines Buch machen, aber es sind dann doch 400 Seiten geworden“, so Patrick weiter. Das Werk ist sehr nah an In Design und gibt praktische Hinweise zu vielen, vielen alltäglichen Themenbereichen der Gestaltung mit Schrift. Hinsichtlich der bald erscheinenden 2. Auflage ruft er zu Verbesserungs- bzw. Ergänzungsvorschlägen auf. Laut Selbsteinschätzung „für Studierende und Berufseinsteiger·innen“.

Felix Walser: Ruth Wolf-Rehfeldt

„Vor 5 Jahren war ich schon mal beim Typostammtisch und habe etwas vorgestellt.“, sagt Felix Walser, der uns den Katalog zur tollen Ruth Wolf-Rehfeld Ausstellung im Berliner Kupferstichkabinett mitbringt. Er erzählt, ähnlich wie Jenna Gesse, von den technischen Limitationen, die das Medium Schreibmaschine mit sich bringt und es gerade deshalb, gerade heute so interessant machen. Es sei nicht so einfach, den Typewritings von Wolf-Rehfeld im Katalog „gestalterisch etwas entgegenzusetzen“, so Felix. Da die Texte jedoch „einen Monat zu spät kamen, hatten wir Zeit“. Am Ende fand doch noch die eigens für das Projekt digitalisierte Variante einer alten DDR-Schreibmaschinenschrift ihren Platz im Buch. Für Ausstellungsbesucher·innen und Schreibende.

Stefanie Weigele: Spitzfederkalligrafie

Als nächstes begegnen wir der beeindruckenden Schreibkunst von Stefanie Weigele, die ein Kompendium zur „Spitzfederkalligrafie“ geschrieben hat. Es bietet umfassende Informationen zu Ursprüngen (klassische englische Schreibschrift), Werkzeugen, Übungen, Körperhaltung, Verzierungen, und und und, was uns Stefanie mit der ihr innewohnenden, mitreißenden Begeisterung für das Thema vorträgt. Für alle, die sich für 2023 etwas vorgenommen haben – und zu gewinnen beim Dezemberquiz. Danke, Stefanie!

Sascha Thoma, Ben Wittner: Bi-Scriptual

Ben Wittner und Sascha Thoma leiten mit ihrem Buch „Bi-Scriptual“ den letzten Teil der Buchvorstellungen ein – qua alphabetischer Reihenfolge ein Cluster, das sich mit Multiscript-Typografie beschäftigt. Die beiden waren im September schon bei uns zu Gast; heute geht es ausnahmslos um das Buch. Aufgeteilt in die Kapitel Arabic, Cyrillic, Devanagari, Greek, Hangul, Hanzi, Hebrew, Kanji/Hiragana/Katakana, sowie einen Essaypart, gibt es uns Herangehensweisen und Beispiele zur Gestaltung mit mehreren Schriftsystemen an die Hand. Für alle, die über den Tellerrand blicken.

Yi Meng Wu: Yaotaos Zeichen

„Yaotaos Zeichen“ von Yi Meng Wu ist ein Kinderbuch. Ein Herzensprojekt, in dem Yi Meng ein franko-chinesisches Umfeld zeichnet. Es geht um ein Archiv chinesischer Schriftzeichen in Lyon, das es wirklich gibt, und um die Zeit zwischen den Weltkriegen, „als das Bauhaus nach China schwappte“, wie sie erklärt. In der Geschichte findet ein kleines Mädchen einen Koffer mit chinesischen Schriftzeichen und macht sich auf eine lange Reise. Ausgezeichnet als eines der „schönsten Bücher Chinas“. Für vorlesende Typografiebegeisterte.

Susanne Zippel: Meine Heimat Zwei Länder

Den Abschluss bildet Susanne Zippel mit ihrem Buch „Meine Heimat Zwei Länder“. Dieser Satz stimmt zwar grundlegend, trotzdem zeigt er nicht annähernd, welches Ausmaß dieses Projekt hat: Es geht um nichts weniger als persönliche Geschichten von Menschen, die die Wende miterlebt haben. Schonungslos, ehrlich, aufwühlend. Susanne hat alles selbst zusammengetragen, gestaltet und verlegt (Exemplare auf Anfrage). Jedes Buch hat ein individuelles, magnetisches (Wende-)Cover und beinhaltet jede Menge Herzblut. Und als wäre das nicht genug, hat Susanne auch koreanische Freunde, die mit der Teilung ihres Landes ähnliche Erfahrungen wie wir gemacht haben, zu ihren Geschichten befragt. All diese Erfahrungen stellt sie gegenüber und nebeneinander. So schön unser 5-Minuten-Format ist – für Susannes Buch war es zu kurz. Das Buch für alle, die sagen wie es ist und war.

Stillleben mit Lampen und Büchern

Nach den Vorträgen blieb viel Zeit, um die Bücher in Ruhe anzuschauen.

Jesse Simon shows the initial sign: “Betten-König”.

Das Publikum lauscht Martin Z. Schröder.

Die Intensität von Susanne Zippels Projekt geht unter die Haut.

Quizfrage zum Abschluss: Wie viele Bücher hat Ulrike Rausch geschrieben?

Nachbericht 97. Typostammtisch: Eps51

Aus zwei geplanten Vorträgen wird an diesem Abend einer: Pia Christmann und Ann Richter von Studio Pandan müssen leider kurzfristig absagen. Schade und gute Besserung, wir finden bestimmt einen Nachholtermin.

Bevor es losgeht: Auf ein Kennenlern-Chili und Tannenzäpfle Bier mit Sascha Thoma und Ben Wittner von Eps51. Chili: lecker. Bier: schmeckt für Sascha als einem gebürtigen Schwarzwälder nach Heimat. Es gäbe aus dieser Gegend neben dem genannten noch Waldhaus Bier, das sei noch ein Stück besser, in Berlin aber schwer zu bekommen. Immerhin die zweitbeste Wahl im Getränkemarkt getroffen, puh.

Mit dem Thema Herkunft geht’s direkt weiter, als die Lichter ausgehen und der Beamer an: „Warum haben wir so ’nen doofen Namen?“ leitet Ben ein. Klar, denkt man, eps = encapsulated post script, nicht unbekannt in der Gestaltungsbranche. Die Zahl? Tja, nun.

 

Alles viel zu weit gedacht: „Wir haben uns in der Erbprinzenstraße 51 in Pforzheim kennengelernt.“ Ach so! Kontaktaufnahme mit den ca. 51 Anwesenden im Publikum: „War schon mal jemand in Pforzheim?“ Einige zaghafte Meldungen, dann große Einigkeit darüber, dass gerade eine Kleinstadt wie Pforzheim die Community nährt – besonders wenn man sich dort während des Studiums kennenlernt, wie die beiden Vortragenden. 

Irgendwann geht es für die meisten aber raus aus der Kleinstadt, hinein in die weite Welt. So auch für Ben und Sascha, die seit 2008 in Berlin sind. Ihr Designstudio Eps51 ist mittlerweile gewachsen und zählt heute 10 Mitarbeitende. Gemeinsam gestalten Sie vor allem für die Kulturbranche: Kunstraum Kreuzberg, Tanzfabrik Berlin, Kommunale Galerien Berlin, die Berliner Festspiele. Gerade bei letzteren zeigt sich der Gestaltungsansatz des Studios: Eine Schrift für jedes Festival; die Visuals entstehen assoziativ, teilweise zufällig. Ob Farbe und Olivenöl in einer Müslischüssel oder ab in den Baumarkt, um aus Beton Objekte zu bauen: „Funktioniert auch als Keyvisual“, so Ben. 

Farbe, Olivenöl, Müslischüssel für das Musikfest Berlin 2019. Foto: Eps51

„Ich hab im Studium schon davon geträumt, einer Kundin einen schwarzen Strich auf einem Poster zu verkaufen“, so Ben. Beim Jazzfest Berlin 2019 wurde der Traum dann wahr. Foto: Sonja Knecht

Man kann also behaupten, Eps51 seien stilprägend für die Berliner Plakatlandschaft. Moment, „Wir machen keine Plakate mehr“, sagt Ben und konkretisiert: „Wir sind zwar klassische Printdesigner, aber wir differenzieren nicht mehr zwischen Print und Digital. Alles bewegt sich für Social Media.“

Und so zeigen sie bewegte Gestaltung, die Genregrenzen und Schubladenwände zum Schmelzen bringt – ganz wie die Kunst, die hier repräsentiert wird.

Das ICC Berlin war so ein allumgreifendes Projekt. Unter dem Motto The Sun Machine is coming down belebten die Berliner Festspiele 2021 das legendäre ICC wieder und öffneten es 10 Tage lang für Kunst, Kultur und Architektur – mit 70es Vibe und zugleich Blick in die Zukunft. Eps51 gewannen den Gestaltungsjackpot und entwickelten Visual Identity, Printmedien, Social Media, 3D Animation, Trailer, Ausstellungsdesign und Wegeleitsystem in einem. Wow, da kommt die Sonnenmaschine auf Touren.

Foto: Sonja Knecht

„Unsere Neuerfindung“: Das ICC als utopisches 3D-Rendering. 

Als Berliner Typostammtisch finden wir Berlin selbstredend toll – es ist aber auch nicht die ganz weite Welt, muss man sagen. Sascha und Ben kommen zur Biennale nach Venedig, wo sie 2019 den arabischen Pavillon gestalteten. Bens Lehrsatz: „Das wichtigste auf einem Kunstfestival sind die Tote Bags. Der Pavillon, der den schönsten Jutebeutel hat, bekommt am meisten Aufmerksamkeit.“ 

Foto: Eps51

Spätestens mit diesem Projekt klingt die Liebe zur arabischen Typografie an. Ihre Anfänge nahm sie für Ben und Sascha in Kairo. Streifzüge durch die Stadt waren interessanter für die beiden als Kurse an der Austausch-Uni. So kamen sie ab 2004 immer wieder nach Kairo und entdeckten über die Jahre eine Stadt, in der auf Beschilderungen „selbst der kleine Elektrikerladen vom Youssef ‚Electricity‘ auf Englisch schreibt“, so Ben. 

Reklame für besagten Elektriker. Foto: Sonja Knecht

Take this, Schilderwald Deutschland! Foto: Sonja Knecht

Ein Paradies für multilinguale Typografie also – für Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Missverständnis und Verständnis. Für Interpretation und Annäherung. Ein großes Thema, das Sascha und Ben auch in ihrem Buch Biscriptual beleuchten, 2018 erschienen im Schweizer Niggli Verlag. Hier geht es neben dem Zusammenwirken von Arabisch und Latin auch um interkulturelle Gestaltung mit Kyrillisch, Griechisch, Hangul, Devanagari, Japanisch und Chinesisch.

Eine Frage, die auch Schriftgestaltenden oft begegnet: Muss man die Sprache sprechen, um die Zeichen zu zeichnen bzw. anzuwenden? Sascha und Ben haben ihre ganz eigene These dazu: Sie selbst hätten keine Arabischkenntnisse, jedenfalls nicht über die folgenden vier Faktoren hinaus: Soziokulturelle Aspekte, Ästhetik, Sprache/Script, Technologie. „Be humble und informier dich über diese vier Bereiche, bevor du mit einem Script gestaltest, das nicht deine Muttersprache ist.“, so Ben. 

Welche Herangehensweisen und Tipps haben die beiden? Reisen! Lernen! Immer Muttersprachler·innen fragen, gern mit Designkompetenz. Den Schriftstil der jeweils zuerst dagewesenen Komponente nicht imitieren, sondern die Anatomie der scriptinternen Eigenarten beibehalten. Ben und Sascha zeigen viele Beispiele für Gestaltung mit mehreren Schriftsystemen – interessante, gekonnte, lustige, gruselige: zum Beispiel Latin mit verkehrten Kontrasten oder Arabisch, das den Duktus gebrochener Schrift imitiert.

Übertragung von scriptinternen, historisch gewachsenen Prinzipien funktioniert meist nicht.

Die arabische Adaption des Vodafone-Logos basiert offensichtlich auf dem vorhanden lateinischen e. Mittlerweile sei dieses Logo glücklicherweise überarbeitet, so Ben.

Gefundenes Fressen für interkulturelle Schriftfeldforschung in den Straßen Kairos.

Wie man die Leserichtung bewusst in die Gestaltung einbinden kann: In dieser Publikation entscheiden Leser·innen vor Gebrauch, welche Seite der Bindung aufgeschnitten wird.

Schriftwahl is key. Hier ein gelungenes Beispiel, in dem Latin und Arabisch eine unverkennbare, ästhetische Einheit bilden.

Auch hier eine gelungene Einheit, diesmal von Chinesisch und Latin.

Was heißt Harmonisierung, wenn man mit verschiedenen Schriftsystemen gestaltet? Muss alles immer gleich aussehen? Nicht unbedingt: Faktoren wie Ausgewogenheit, Leserichtung und -gewohnheit, Kontraste, Strichstärken, Textmenge spielen eine Rolle. Eine gemeinsame optische Klammer muss gefunden werden. Steht übrigens alles im Buch.

Abschließend, bevor eine angeregte Diskussion mit Stimmen aus dem Publikum startet, noch der durchaus nachklingende Satz: „Keine Angst haben, sonst macht man gar nichts.“

Darauf ein Schwarzwälder Bier. Vielen, vielen Dank an Sascha und Ben!

Nachgespräch moderiert von Lukas Horn. It’s all about intercultural understanding! Amen.

Interessiertes Publikum, zahlreich erschienen.

Ging ganz schön lang diesmal … Danke an alle Gäste und Helfer·innen! Stellvertretend hier winkend Zita Kayser, zu Besuch aus Wien. Foto: Sonja Knecht

Friedrich Althausen, Georg Seifert, Kai Sinzinger und Andreas Frohloff

Nachbericht 95. Typostammtisch: Lause Bleibt / Zhenya Spizhovyi — or: The power of communities

Da der Weg in den 3. Stock bis zum eigentlichen Typostammtisch bei diesen hochsommerlichen Temperaturen durchaus weit anmutet, gibt es für Besucher·innen einen Zwischenstopp im 1. Stock.

Dort ist eine leere Etage derzeit, sagen wir, zu Informationszwecken umgenutzt. Kurzer privater Spontanvortrag zur Historie der „Immobilienoper“ Lause10 (in der Lausitzer Straße 10, Kreuzberg, wo sich das Sonnenstudio befindet, hat die Mietgemeinschaft mit jahrelanger Hartnäckigkeit das Unwahrscheinliche geschafft und die 20-Mio Verkaufspläne des Eigentümers in eine 10-Mio von der Politik unterstütze genossenschaftliche Erbpacht umgemünzt – und kann, größtenteils, weiterhin zu erschwinglichen Konditionen hier leben und arbeiten).

Felix Link stellt die Historie der Lause10 kurz dar. Vielen Dank für diesen Einblick!

Can’t buy me Lause / Dehnen und Strecken für den Erbbauzins

Klingt kompliziert, war es auch. Wie genau, skizziert uns Designer und Lause10-Mieter Felix Link: Er erzählt vom Dehnen und Strecken vor dem Senat im Stil von 80er Jahre-Fitnessvideos; von der Kiezoper Lauratibor, vom Eisverkauf bei Demonstrationen und zeigt Plakate und Demo-Utensilien. Die Vielfalt der Demonstrationsmaßnahmen zeigt eindrücklich, dass das gesamte kreative Potential der Gemeinschaft auf dem Weg zur Genossenschaft eingeflossen ist. Überhaupt, Gemeinschaft:

[Szenenwechsel. Wir befinden uns zwei Stockwerke höher im Sonnenstudio und sprechen nun IN ENGLISH.]

Talking about community: Zhenya Spizhovyi introduces the Ukrainian type community. Still young, it had to grow after the collapse of the Soviet Union: “Our roots were destroyed so we had to create new roots”, puts it Zhenya to prosaic, yet impressive words. But let’s begin where everything begins and ends these days when touching the topic Ukraine: “There’s noone who is more tired of talking about the war than the Ukrainians. But we have no choice.” So of course, the war runs like a thread through Zhenya’s talk.

Elisabeth Moch, illustrator from Sonnenstudio, introduces Zhenya as a Ukrainian calligrapher, lettering artist, type designer and teacher from Kyiv. Together with his wife, he has been staying in Berlin for three months now, living in different flats, co-working at Sonnenstudio, being as optimistic as possible: “You know, we are humans. We can live in different conditions.”

Elisabeth Moch (l.) introduces Zhenya Spizhovyi to Sol Matas, Luc(as) de Groot, Daria Petrova and the other ca. 30 listeners.

Transliteration of Zhenya’s name: There’s no letter for the sound Ж in the Latin script (and, note to ourselves: No Cyrillic support in the otherwise lovely typeface Graublau Sans of esteemed regular Typostammtisch guest Georg Seifert). Photo: Luc(as) de Groot

In the first part of his presentation, Zhenya speaks about his own work. During his studies at the Kyiv State Institute of Decorative and Applied Art and Design named after Mykhailo Boychuk (KSIDAAD), the calligraphic work of professor Vasyl Chebanik was very inspiring for Zhenya. After graduating with the typeface Marko, he put font making on hold and continued to explore calligraphy. Or, as he puts it: “I just procrastinated and did calligraphy.” 

Sketches for Zhenya’s graduate project Marko, available at googlefonts.

“I just procrastinated and did calligraphy”.

Zhenya gives personal insights into the transitions between calligraphy, lettering, typography and type design. “My approach in calligraphy is quite typographical. I try to put order in calligraphy.” Feeling comfortable in smaller systems like letterings at the beginning of his career, he now feels the urge to explore greater systems – within the discipline of typeface design. Zhenya also provides the audience with the interesting perspective of transliterated logotypes, covers and lettering art work for clients such as Netflix. Mimicking the look-and-feel of the (mostly Latin-based) original, he learns a lot about lettershapes, the differences between Cyrillic and Latin (“Cyrillic is always more cursive”) and about cultural dynamics. He tends to be critical concerning the latter, questioning why even for new Cyrillic logotypes, briefings mostly contain Latin logotypes as inspiration. But luckily, according to him, this situation gradually changes. 

Research on logotype for ceramics manufacturer Maistrenko

Latin-based inspiration provided in a briefing for a Cyrillic-based logotype. The result can be seen above.

A cover artwork that Zhenya adapted from Latin to Cyrillic.

“I sometimes dislike the letterings I have to transliterate. I can’t choose. But it also teaches me a lot.” This kind of reflective and honest observation can be found in lots of Zhenya’s statements, that’s why this report works with numerous quotes. To be as honest as him: I think he found a fantastic way of presenting his own work. With well deserved self esteem, without being pretentious. Not necessarily aiming for the perfect but rather for the process, the development, the change.

Zhenya introduces the twins Vika and Vita Lopukhina, a Ukrainian designer duo

Selection of Vika and Vita’s artworks on Instagram raising attention against the war in Ukraine.

In the second part of his talk, Zhenya raises awareness for noteable Ukrainian designers by showing their work, especially their graphical involvement in the anti-war movement. Being asked about his thoughts on inner conflicts concerning the appropriateness of doing/posting art during a war, he again states “We have no choice.” And then he adds: “That’s our voice. I mean, an artist is our president.”

Here are the artists of the Ukrainian calligraphy, lettering and type design community, Zhenya mentions in his presentation:

Vika and Vita Lopukhina
Oleksiy Chekal
Kyrylo Tkachev
Dmytro Rastvortsev
Ivan Tsanko
Kateryna Korolevtseva
Maksym Kobezan
Zhenya recommends this Website on Ukrainian art communities.

Another question from the audience asks for Zhenya’s plans. He wants to find a flat in Berlin and then apply for TypeMedia to further learn about bigger systems. Dear Berlin type community: If anyone knows a detached place for 2 people, please contact Zhenya on Instagram or write us, we are happy to forward.

Dear Berlin type community, help is wanted! Thank you very much 💕 (Set in Marko One)

This report is to be closed with, of course, a quote: “Make love, not war. Follow me on Instagram … Don’t start a war at any time!”

30.06.2022: Zhenya Spizhovyi introduces the Ukrainian typographic community

Beim Juni-Typostammtisch lernen wir die ukrainische Calligraphy, Lettering und Type Design Community kennen.

Zhenya Spizhovyi kommt aus Kiew und lebt momentan in Berlin. Im Kreuzberger Sonnenstudio erzählt er uns in Bildern von Landsleuten und deren Arbeit in Sachen Schrift. Zhenya ist selbst Teil der Szene: als Grafikdesigner, Lettering Artist, Kalligraf und Dozent an verschiedenen Kiewer Design-Hochschulen. Sein Vortrag ist auf Englisch.

Zhenya Spizhovyi from Kyiv is currently based in Berlin. At Sonnenstudio, he will tell us about the Ukrainian typographic community through a picture story. Part of the scene himself, Zhenya is a graphic designer, lettering artist, calligrapher and has been working as a teacher at different Kyiv schools of design and visual communications. His lecture will be in English.

Wann? Donnerstag, 30. Juni 2022, 19 Uhr
Wo? Lausitzer Straße 10, Aufgang C, 3. Etage, 10999 Berlin-Kreuzberg
U-Bahn: U1 bis Görlitzer Bahnhof, U8 bis Kottbusser Tor oder Schönleinstraße
Bus: M29 bis Görlitzer Bahnhof oder Spreewaldplatz

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team.


Am 23. Juni findet die Eröffnung der Ausstellung 100 Besten Plakate 2021 im Kulturforum statt. Die Arbeiten kann man sich dort bis 10. Juli anschauen. Quasi im Vorbeigehen bietet sich die Freiluftausstellung All We Wrote – The Passion Of Graffiti an, noch bis zum 26. Juni auf dem Grünstreifen zwischen U-Bahnhof Wittenbergplatz und U-Bahnhof Uhlandstraße. Wer es unter der Woche nicht schafft, kann ab sofort auch „Sonntags in die Stabi“ gehen. In diesem Zusammenhang möchten wir noch einmal auf das Kooperationsprojekt Die Sichtbarmachung des Sichtbaren hinweisen, es geht um nichts Geringeres als die Digitalisierung des Berliner Schriftkulturerbes.


Im Titelbild ein Lettering von Zhenya Spizhovyi. Die Titelzeile ist gesetzt in der Erebus von Oleksandr Parkhomovskyy, seinem TypeMedia Abschlussprojekt 2020/21

Nachbericht 94. Typostammtisch: Ausstellung und Präsentationen „Mastering Type“

Scroll down for English survey of Saturday’s presentations (skipping our German Überblick).

Die traditionelle Type Masters Ausstellung findet diesmal nicht wie sonst im Januar, sondern mitten im Frühlingserwachen statt. Außerdem präsentieren wir nicht einen Jahrgang – es gibt Arbeiten der Abschlussjahrgänge 2020 und 2021 aus Reading & Den Haag zu sehen, sowie Projekte aus Prag, die 2022 erst abgeschlossen sein werden (dazu später mehr). Die Vorbereitungen für diese Ausstellung starteten dementsprechend schon 2020, als Sol die ersten Alumni anfragte, wir uns dann aber coronabedingt gegen eine Ausstellung im Folgejahr entschieden. Umso mehr freuen wir uns, dass am Samstag Graduierte aus allen ausgestellten Schulen und Jahrgängen zugegen sind, um uns etwas über ihre Abschlussprojekte zu erzählen. Doch der Reihe nach:

Léna Le Pommelet hilft beim Aufbau. Merci beaucoup, Léna.

Der Donnerstagnachmittag

Der Aufbau im Schnelldurchlauf: Schlüssellisten, Stühle, Tische, Kühlschrank, Getränke, Pappwände, Plakate, huch, eins fehlt. Danke Sol Matas und Suki Su (UdK) für die schnelle Druckhilfe! Dank auch an Léna Le Pommelet, Oleksandr Parkhomovskyy, Kai Sinzinger und alle anderen mit helfenden Händen; noch mehr Plakate, Vorhänge, Zeit vorbei. Denn: Direkt vor der Ausstellungseröffnung startet im selben Raum ein absolut sehenswertes Rahmenprogramm, organisiert von Roman Wilhelm und der UdK. Es gastierten Petra Dočekalová und Radek Sidun, die sich und ihre Buchprojekte vorstellen. Dank an Petra, Radek, Roman, das gesamte Team der UdK sowie die ca. 30 Interessierten im Publikum. Die anschließende Umbaupause zwischen den beiden Veranstaltungen ist zugegebenermaßen knapp bemessen aber hey – für Menschen, die sich mit Schrift beschäftigen, ist Geduld kein Fremdwort.

Petra Dočekalová und Radek Sidun (re) im Gespräch mit Roman Wilhelm. Im Hintergrund Ausstellungswände hinter Vorhängen – die Spannung steigt.

Radek und Petra heben die Bedeutung tschechischer Typografen und diakritischer Zeichen im Allgemeinen hervor und präsentieren tolle Bücher

Welcome back! 

Die Türen öffnen sich also mit Verspätung und siehe da: alles wie immer! Euphorisiert davon, was einem während der letzten beiden Jahre schleichend abhanden gekommen ist (persönlicher Austausch, unverhoffte Wiedersehen, Klassenfahrtstimmung, sowas), ein Toast auf uns alle: Welcome back, Typostammtisch!

Schön, euch zu sehen! Anja Meiners und Lukas Horn eröffnen die Ausstellung. Foto: Sonja Knecht

Besucher·innen vertieft in Arbeiten aus Den Haag 2020

Corona ist präsent: Lese-Plakat von Simon Thiefes, der sein Projekt am Samstag vorstellt

Specimens und Process Books dürfen auch diesmal nicht fehlen (hier von Oleksandr Parkhomovskyy). Foto: Sol Matas

Foto: Sonja Knecht

Hybride Veranstaltung: drinnen …

… und draußen

Danke fürs Schmeißen des Getränkeverkaufs über weite Strecken, liebe Ulrike Rausch (hier mit Patrick Marc Sommer)!

Der Freitagnachmittag und die Statistik

Nach dem Workshop der Kolleg·innen aus Prag am Freitag besuchen nur eine Handvoll Interessierte die Ausstellung. Ob wir das beim nächsten Mal genauso handhaben oder die Ausstellung lieber nur Donnerstag und Samstag öffnen …? Wo wir gerade dabei sind: Auch die offizielle Getränkestatistik von Luc(as) de Groot enthält wertvolle veranstaltungstechnische Erkenntnisse, die wir gern mit euch teilen. Spoiler: Mate ist out.

Der Samstagnachmittag / Saturday afternoon

Am Samstag erleben die rund 40 Anwesenden im Publikum abwechslungsreiche Alumni-Vorträge mit unterschiedlichen Schwerpunkten, präsentiert von als Typostammtischneumitglied und KABK-21-Alumnus multi-involviertem Lukas Horn. Aber lest selbst …

Lukas Horn hat sieben Vorträge anzusagen, inklusive seines eigenen.

Interessiertes Publikum vor bunter Zickzackkulisse

Simon, Sophia, Oleksandr, Léna, Jan, Ilya and Lukas. Thanks for sharing your insights! (Photo: Sol Matas)

Alumni Line-Up:

Ilya Bazhanov shows the result of his deep archive research on the history of Russian emigrants. He digitised interesting typographical findings and combined them in his typeface Emigrant, which comprises Cyrillic and Latin. According to Ilya, Emigrant is a “mix of shape, weights, structure and style”, mirroring diverse social backgrounds of Russian emigrants. Ilya will finish his project later this year at UMPRUM. All the best, Ilya!

Ilya presenting his graduate project

Diverse inspiration from the archives

Many typefaces become one

Presenting his project Gabion, Jan Šindler tells us that for him, studying was not primarily about the typeface (result), but about the process towards it. He put focus on experimenting, learning and is now suprised that “after all, I have a typeface that I would have never thought of drawing”. Being “kind of exhausted from the studies”, he “asked other people to use [the typeface]”. Let’s take this as an appeal: Go on people, use Gabion!

First sketches and experiments

Hello, I am an a

Gabion in use for an open air cinema festival

Léna Le Pommelet’s typeface Furya combines mechanical style car typography of the 50es to 70es with relaxed and dynamic script resources. Furya is provided with a combining “speedometer” axis that connects weight, width, contrast and slant from -45° to 45°. “I was entering the world of optical illusion”, she says explaining the optical effect of a passing car. To her, “the application of the typeface was really important. Put it on object!” So, amongst other use cases, she shows her typeface applied on a bike wheel to emphazise the neverending effect that her speedometer axis is creating.

Inspiration: Dynamic script and car typography

Léna tells the public about the speedometer axis

Speedometer axis closeup

Optical illusion with Furya

Lukas Horn lets us dive into the world of magic mushrooms. His playful and organic typeface Myzel grows up and down like mushrooms existing above and below the ground. Exploring possibilities of CSS-driven animations, Lukas states: “I learned a lot”. In fact, that’s what all the alumni are highlighting during their talks. The applause for Lukas lasts extra long – on the one hand due to the well-made project, on the other hand because he demonstrates that the public can influence the typeface’s behaviour on screen through making noise.

Up and down – Myzel combines nature and technology

Lukas shows browser testing

You better only eat one of them

Oleksandr Parkhomovskyy describes the process behind his typeface Erebus with very honest and entertaining insights: “Automatically, it lead to nothing“, he states or: “At some point, I realized that I didn’t really enjoy it.” Thank you, Oleksandr (called Alex): Trials and tribulations are such an important part of studying and creating typefaces. The result of Alex’ work, however, is a wide design space of Sans/Serif/Slab/Display/Text/Italic/Shatter perfectly fitting into the applications he shows us: book covers, film posters, trailers – and whiskey brands. 

Superheroes. The Author unfortunately forgot what it was all about with them in the presentation 🙂

Trying an Erebus variant with upright capitals and Italic text

Alex explains: Your favourite Western should be typeset fine in your own typeface. So get that lowercase l a curl!

“I am here to take you on a visual time journey with Chunky.” During Simon Thiefe’s dense and dynamic presentation, we meet Pablo Picasso at Fonts in Use, receive a letter by Kurt Schwitters containing design critique and we get to see a piece of art that actually is not art (signed as #1/∞). But of course, Simon also tells us about his typeface, comprising independent weight axes of Hebrew and Latin to optimize multilingual layouts with variable fonts. He also touches how Covid influenced the year of studying (find a diary at iso-type.com). “What would dadaists say about chunky?” – Well, we don’t know. “Anyways, back to the future”.

Your daily dose of Dada

Chunky design space …

… and some sort of industry design scpae 🙂

While speaking four languages herself (all written in Latin-based scripts), Sophia Tai was keen on also exploring a personally unknown script in her graduate project Flyst. After attending numerous script workshops at Reading (Arabic, Chinese, Devanagari), she decided to go for Tamil. In a short introduction, we learn that Tamil is a lively shaped unicase script. Since Sophia opens up a Serif/Flared design space, it was difficult for her to mimic stroke contrast in Tamil. Being thankful for feedback and help during a lot of zoom conferences with nice people, she’s proud: “I made my first text typeface”.

Flyst design space (photo: Sol Matas)

Tamil printout and annotations

Sophia shows how smart components help designing Tamil in Glyphsapp

Explaining her user name “sophiatypelove” at the end of her presentation, she states: “I am Sophia and I love type” …

… In fact, that’s what all the attendees in the room and visitors during the last days share: Loving diversity in type, loving research and progress, loving Béziers and CSS, loving axes and contrasts. All the best for you! Thank you for sharing and joining us on all those wonderful journeys in type.

Kai Sinzinger und Luc(as) de Groot beim Abbau. Vielen Dank für die Unterstützung!

Jens Kutílek mit Kind und Pilzebuch von Lukas Horn

Traditionell beenden wir den Nachbericht mit der nächsten Generation; hier Nachwuchs von Jens Kutílek, das Pilz-Specimen von Lukas Horn begutachtend. Oder wie Simon Thiefes es formulieren würde: “Anyways, back to the future.”

19.05.2022: Mastering Type 2020/21

Der Berliner Typostammtisch kehrt aus langem Sommer-Winter-Sommer-Winterschlaf (unterbrochen von einem sehr schönen Biergartenblinzeln im September 2021) zurück in eure Terminkalender. Und wie! Drei Tage wollen wir mit Euch im Rahmen der Ausstellung Mastering Type Schrift zelebrieren.

Dieses Jahr sind wir hybrid. Nein, die Veranstaltung ist nicht vom Sofa aus verfolgbar, sondern wir zeigen Arbeiten von Studierenden aus gleich zwei Jahrgängen. Hybrid auch in dem Sinne, dass es neben Ausstellung und Alumni-Vorträgen noch mehr tolles, von Roman Wilhelm (UdK Typolabor) organisiertes Programm gibt. Dafür reisen aus Prag zwei Größen der tschechischen Typografieszene an: Radek Sidun und Petra Dočekalová (Briefcase Type Foundry).

Mit ihren Vorträgen eröffnen Petra und Radek am Donnerstagnachmittag die drei typografischen Tage. Direkt im Anschluss, am Donnerstagabend, ist die Typostammtisch-Ausstellungseröffnung: Abschlussarbeiten aus den Schriftschmieden Den Haag, Reading und Prag sind zu betrachten. Am Freitag geben Radek Sidun und Petra Dočekalová einen Workshop, zu dem ihr euch über die UdK anmelden könnt (siehe unten). Am Samstagnachmittag stellen Alumni sich und ihre Schriftprojekte vor (de/en); bis jetzt angemeldet sind Céline HurkaJan Šindler, Léna Le PommeletLukas Horn, Oleksandr ParkhomovskyySimon Thiefes und Sophia Tai. Auch nach dem Workshop am Freitag und den Vorträgen am Samstag könnt ihr in Ruhe die Ausstellung besuchen und eure Eindrücke vertiefen. Das Programm im Überblick:

Donnerstag, 19. Mai 2022

Vorträge Petra Dočekalová und Radek Sidun: 17 Uhr
Ausstellungseröffnung/Typostammtisch: 19 Uhr (Umbau ab 18:30)

Freitag, 20. Mai 2022

Workshop Petra Dočekalová und Radek Sidun (Thema: Diakritika): 11 bis 16 Uhr
Bei Interesse bitte bis 16. Mai anmelden (kostenfrei, begrenzte Plätze).
Ausstellung ist geöffnet von 16 bis 18 Uhr

Samstag, 21. Mai 2022

Vorträge Alumni: 15 Uhr
Ausstellung ist geöffnet von 15 bis 19 Uhr

Bitte beachten! Es gelten die Hausregeln der UdK. Bitte tragt Masken.

Wo? Im Medienhaus der Universität der Künste Berlin, Grunewaldstraße 2–5, 10823 Berlin; Ausstellung und Vorträge in der Galerie im Erdgeschoss, Workshop im selben Gebäude (Raum wird Angemeldeten bekannt gegeben)
U-Bahn: Linie U7, Haltestelle Kleistpark
Bus: Linien 106, 187, 204, M48, M85, N7, Haltestelle Kleistpark

Bis dahin, wir freuen uns!
Euer Typostammtisch-Team


Wer die neuesten Bücher der Gäste aus Prag noch nicht kennt, dem seien sie wärmstens empfohlen: das Manual of Diacritics von Radek Sidun sowie Jaroslav Benda—Typographic Designs and Letterforms von Petra Dočekalová. Noch bis 19. Mai ist die sehenswerte Ausstellung Revealing, Recording, Reflecting – Women Graphic Designers from Southwest Asia and North Africa in der Galerie A–Z geöffnet. Wer auf Schrift steht, kann dies auf Barbara Krugers bodendeckenden Schriftinstallationen tun: Bitte lachen / Please cry bis August in der Neuen Nationalgalerie. Vom 7. bis 21. Mai läuft die Tape Art Convention im Napoleon Komplex.Um die unterschiedlichsten Darstellungen eines Schlüsselwortes geht es im Kooperationsprojekt Studio Tolerance, vom 17. Mai bis 17. Juli in der Kunstbibliothek: „ein visueller Appell an ein soziales Miteinander und ein Raum für kreative Auseinandersetzung“, den wir ausdrücklich unterstützen. Die Granshan Konferenz steht dieses Jahr unter dem Motto Signs of the Times: TypeTech MeetUp am 20. Mai, Konferenz am 21. Mai – in München oder online dabei sein. Am 10. und 11. Juni findet im Berliner Technikmuseum ein Workshop zum Thema Schriftproben in der Forschung – Interdisziplinäre Perspektiven aus Wissenschaft, Sammlungseinrichtungen und Design im Rahmen eines großen Kooperationsprojekts zur Sichtbarmachung des Berliner Schriftkulturerbes statt. Schnell sein, Plätze sind begrenzt! Und den nächsten Typostammtisch planen wir für Juni.


Die Titelzeile ist in einem Schriftentwurf von Roman Wilhelm gesetzt, angefertigt für eine Veranstaltung mit Petra Dočekalová in Braunschweig 2019. Das Titelbild, aufgenommen von Luc(as) de Groot, zeigt Mastering Type 2015.