25.10.2018: 1E9E, ein Jahr danach

Manche sagen „scharfes S“ und „großes scharfes S“, andere sprechen vom „großen Eszett“, vom „Großbuchstaben Eszett“ oder vom „Versaleszett“, auf Englisch heißt es meist „German (capital) sharp S“ oder, mehrfach missverständlich, „German double-S“; wieder andere äußern sich allenfalls kodiert-distanziert-professionell-neutralisierend mittels Unicode: „1E9E“.

Seit dem 29. Juni 2017 ist es amtlich. Ein Jahr und gut drei Monate sind vergangen, seit der meistdiskutierte Buchstabe der westlichen Hemisphäre legitimiert und ins Regelwerk der deutschen Sprache aufgenommen wurde – neun Jahre nach der Unicode-Verankerung übrigens (1E9E gibt es seit dem 4. April 2008). Für manche ein typografischer Paukenschlag und Durchbruch für die deutsche Sprache sondergleichen, für andere völlig überflüssig (Schweizvergleich) oder gar ein Ärgernis. Für uns schlicht Tatsache und Anlass zur Bestandsaufnahme: Wie sieht das große scharfe S denn jetzt aus? Wie macht es sich in der Anwendung? Welche Form setzt sich durch? Wie erging und wie geht es denen, die seine Einführung begleitet oder aus beruflichen und persönlichen Gründen besonders mitgefiebert haben? Und wer arbeitet aktuell daran? Wer hat mit dem Großbuchstaben Eszett seit Tag eins seiner Einführung ganz praktisch zu tun?

Wir freuen uns auf Kurzvorträge und Gespräche von und mit Dudenredakteurin Melanie Kunkel, zusammen mit Ursula Fürst, Leiterin Herstellung beim Duden, und auf unsere Kollegin Nadine Roßa (Design made in Germany, Sketchnote Love) mit ihren Erfahrungen als namentlich Betroffene; Luc(as) de Groot wird Gestaltungsvarianten zu einer kleinen Ausstellung verdichten und uns einen Überblick zur Entwicklung geben. Als Einstimmung empfehlen wir Christoph Koeberlins Artikel Das große Eszett auf Typefacts sowie einen vorsichtigen Blick in die Feuilletons, exemplarisch etwa die FAZ (die abgründig hässliche Kopfzeile mag als Symbol zeitgenössischer Wirrwarrität und Alleingänge dienen): Ein Buchstabe mit Integrationsproblemen. Sehr erhellend finden wir Ralf Herrmanns Berichte auf Typografie.info, etwa Warum man ein großes Eszett benötigt (Oktober 2010) und DAS ESZETT KOMMT ENDLICH GROẞ HERAUS: PDF und Download, reich bebildert, erschienen 2011 in der gedruckten Ausgabe TypoJournal 3 – Wandel, darin auch Nadine Roßas Beitrag zu ihrem Buch Das Eszett, eine scharfe Type. In diesem Sinne: auf einen spannenden Abend!

Wann? Am Donnerstag, den 25. Oktober 2018 um 19 Uhr
Wo? Bei LucasFonts, Eisenacher Straße 56, 10823 Berlin-Schöneberg

U-Bahn: Linie U7 bis Eisenacher Straße
S-Bahn: Linie S1 bis Julius-Leber-Brücke oder S1, S41, S42, S45, S46 bis S-Bahnhof Schöneberg
Bus: M48, M85, 104, 187, N42 bis Albertstraße

Herzlich grüßt
euer Typostammtisch-Team


In eigener Sache: Wir suchen Nachwuchs. Das Typostammtisch-Berlin-Team braucht Verstärkung. Wer packt mit an, wer hat Lust, unsere Veranstaltungen mitzuorganisieren? Das reicht vom Planen und Ideen spinnen, Sprecher kontaktieren, Technik und Ausstellungsaufbau, Einlass machen und Gaste zählen bis zum Getränke schleppen, aufräumen, Boden wischen und Nachbericht schreiben (kann man alles lernen). Einziges Kriterium: Du bist nach dem 1. Februar 1989 geboren und damit jünger als unser aktuell jüngstes Teammitglied. Bitte melde dich per E-Mail an und schreib uns ganz kurz, wer du bist, ab wann du Zeit hast und warum du mitmachen möchtest. Wir freuen uns!


Tipps, Tipps, Tipps! Sina Otto übernimmt zusammen mit Ute Klemm die nächste Schreibsession von Petra Rüth, das kostenlose Treffen für alle Schönschriftfans: Donnerstag, den 18. Oktober um 19 Uhr. Am 2. November eröffnet das Amsterdamer Grafikkollektiv Experimental Jetset in Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Autor und Musiker Ian Svenonius die Ausstellung Alphabet Reform Committee an der Volksbühne; es geht um „die Stadt als poetische Plattform für Kommunikation“. Susanne Zippel von Mittelpunkt•Zhongdian lädt zusammen mit Norbert Gabrysch von wirDesign zu einem Abend mit Grafiklegende und Designdenker Olaf Leu, der als typografischer Gestalter in der Bauerschen Gießerei begann: am 8. November ab 19 Uhr in kleiner kulinarischer Runde („ab 19:30 wird geplaudert“) bei wirDesign in der Gotzkowskystraße 21/21 in 10555 Berlin. Susanne bittet um Anmeldung bis zum 31. Oktober per E-Mail oder unter 0163 67 68 68 9.


Die Titelzeile wurde in der Gig von Franziska Weitgruber gesetzt. Das Titelbild stammt aus der Florian Hardwig’schen Sammlung (Imbissschild, Berlin-Friedrichshain).

Nachbericht 78. Typostammtisch: Golnar Kat Rahmani über Quadratkufi

Am 27. September durften wir uns wieder im Sonnenstudio treffen und wurden mit einem überraschenden Vortrag von Golnar Kat Rahmani verwöhnt. Im Iran geboren, an der Teheran Universität und an der Kunsthochschule Weißensee studiert, hat uns Golnar mit einer großen Sammlung wunderschöner Bilder in die Welt und Geschichte des Quadratkufi eingeführt. Kufi ist eine sehr alte Schreibweise, ursprünglich für religiöse Texte verwendet, die sich in mehreren Formen weiterentwickelt hat; viele moderne arabische Schriften haben ihre Wurzeln in Kufi.

Quadratkufi ist eine Variante, die mit geraden Linien und einheitlichen Strichstärken auskommt, und über den ganzen Orient bis in Transoxanien und Indien – unter vielen Namen bekannt – Einsatz findet, am beeindruckendsten in der Architektur. Für uns kaum vorstellbar, ist diese Schrift in und an den Bauten ein wesentlicher Bestandteil der Kultur. Gigantische Wände und Decken werden virtuos mit Texten bestückt, mit kunstvollen, komplexen Verschachtelungen, Texte innerhalb anderer Texte, und das schon seit vielen Jahrhunderten. Es scheint, als ob in der Religion von Allah und Mohammed alle wichtigen Orte auf Typografie aufgebaut sind. Da kann die westliche Architektur mit einer Handvoll plattgetretener Grabsteine und schlecht spationierter Inschriften nicht im Geringsten mithalten. Als die Barbarenvorfahren in Europa noch in der Schweinejagd steckten, gab es in den Islamregionen schon hochentwickelte Mathematik und Fliesenkunst, was für Quadratkufi wie gemacht zu sein scheint und dem Zahn der Zeit widerstanden hat.

Lesehilfe für Quadratkufi

Im arabischen Schriftsystem gibt es Punkte, die Unterschiede im Klang der Konsonanten klarmachen („be“ versus „pe“), und Vokale werden einfach weggelassen. Nur bei religiösen Texten und Kinderbüchern werden Vokalisationszeichen hinzugefügt. Bei Quadratkufi jedoch gibt es weder Punkte noch Vokalisationszeichen; das Lesen der Texte ist dadurch entsprechend schwierig. Zudem wird auch vertikal und auf dem Kopf geschrieben und gibt es eine enorme Freiheit, wie die Buchstaben miteinander verbunden werden. Und dann ändern die Zeichen auch noch ihre Form, je nachdem ob sie alleine, am Anfang, am Ende oder mitten im Wort stehen. Auch wenn man die Buchstaben „mhmd“ gelernt hat, und weiß, dass damit Mohammed gemeint ist, gibt es unglaublich viele Möglichkeiten, wie sie miteinander verbunden und verschachtelt werden können.

Von rechts nach links: m h m d

Auch bei zeitgenössischen Kalligrafen ist Quadratkufi beliebt: Der syrische Kalligraf Mouneer Al Sharaani, im Frühling noch mit Ausstellung und Workshop in Berlin gewesen, benutzt sie gern in seinen Kunstwerken.

Ein Highlight bei Golnars Vortrag war ihr selbstgestalteter Pullover. Auf den ersten Blick ein schönes grafisches Muster in Schwarzweiß, versteckt sich darin die Entfernung (Kilometerangaben) von Berlin zu genannten Kulturorten im Orient, wie Damaskus, natürlich in Quadratkufi. Es gab einige Fragen aus dem Publikum, wann die Kollektion in Serie geht! Wir drücken die Daumen und Golnar gibt uns Bescheid; eigentlich war es als Kunstprojekt gedacht, nicht Mode.

Dass es hier um ein Weltthema ging wurde betont durch die große Menge unterschiedlicher Nationalitäten, die sich in Sols Studio versammelt hatten. Mit Getränken, Suppe, Häppchen und einer Apfelernte wurde noch lange nachdiskutiert, die Stimmung war großartig. Wir hoffen, dass Golnar an dem Thema dranbleibt, und ihre Recherche und Fotos irgendwann publiziert werden. Danke!

Der Quadratkufipulli

Nachbericht 73. Typostammtisch: Zeitreise mit Klaus Rähm

Die Stühle stehen, das Licht ist gedimmt, das erste Dia (auf der Nebenleinwand) sorgt für Stimmung: Ein launiges „Vorsicht, Schrift“-Schild auf altem Gerät ist dort zu sehen. Klaus betitelt seinen eigentlichen Vortrag „Typotaten“ und eröffnet ihn mit einem Foto von sich selbst als Vierjährigem. Das war genau in der Kriegszeit, „und das war furchtbar“, und das müsse er jetzt hier erst mal erklären, dass das eine schreckliche Zeit war. Klaus Rähm ist Jahrgang 1937. Der junge Nachkriegsklaus wird in der DDR zum Leistungsturner; wir sehen ihn als obersten auf einem Turm junger Männer, im Handstand steht er auf den Schultern eines anderen. Beeindruckend! Beeindruckend sportlich wirkt er ja bis heute.

Klaus Rähm mit Lucas de Groot bei der Vorbereitung: Auswahl der Arbeitsproben für die vortragsbegleitende Ausstellung.

Man kann das ja ruhig auch mal so sagen

Diese ersten Bilder bringen uns Klaus näher in seiner Lebenserfahrung. Auf einem weiteren zeigt er uns ein Schaufenster mit einer von ihm in seiner Lehrzeit frei Hand gezeichneten Unterzeile. Diese Inschrift, in schmalen Grotesk-Versallettern, läuft schnurgerade unterhalb des Schaufensters entlang, darin eine liebevoll ausgestellte und dekorierte, aber nicht eben üppige Warenauswahl. Etwas dürftig und rührend und eher traurig wirkt das ganze Arrangement. Es gab ja nicht viel und „es gab keine Farbfotos“, nur dieses düster-verschwommene Schwarzweiß. Trotzdem – oder erst recht – interessant, diese wenigen Bilder, begleitet von ein paar Sätzen nur: Schon wird uns der Lebenshintergrund von Klaus Rähm deutlich. Wie früh sich seine fachlichen Interessen und sein Sportsgeist doch bereits zeigten. Und, „das kann man ja ruhig auch mal so sagen“: Er ist weit gekommen.

In der Zwischenzeit hat sich so manches Vokabular geändert. An einigen Stellen weist Klaus darauf hin, und auf die Rechtschreibreform; er scheint jedes Eszett zu vermissen, als sei es ihm persönlich weggenommen worden. Susanne Zippel in der ersten Reihe gibt ihm vehement recht angesichts des schönen Wörtchens „iß“ (heute „iss“) und der i-ß-Ligatur, die Klaus daraus gemacht hat.

Klaus reflektiert sein eigenes Vokabular und was heute anders ist. Etwa wenn er das Wörtchen „Lehrling“ benutzt, denn ein solcher sei er gewesen, ein Lehrling, und das sei auch richtig, es gehe ja darum, etwas zu lernen, in die Lehre zu gehen. „Auszubildende“ dagegen klingt für ihn „so objekthaft“, das fände er komisch, „wie so Objekte“ klänge die Bezeichnung, und das müsse erlaubt sein, dass er das hier jetzt erst mal sage. Genauso hatte er halt „einfach Studenten“, nicht Studierende; ohne die Zusatzsilbe seien sie auch gut ausgekommen. Klaus ist aus dem Osten. Kaum ein Mensch (ob männlich oder weiblich) hat im Osten daran gedacht, bei grammatikalisch männlichen Formen, bei der Bezeichnung von Berufsgruppen etwa, nicht automatisch und selbstverständlich an Frauen wie an Männer zu denken. Die Frage stellte sich gar nicht. Weil Berufstätigkeit für alle selbstverständlich war? So haben es mir speziell meine Ostkolleginnen x-fach erklärt und erbittert verteidigt – „ick bin Grafiker, Mensch, hör doch uff“, hieß es etwa, wenn ich auf der „Texterin“ bestand und die Visitenkarten auch für die Grafikerinnen korrekt bedrucken lassen wollte.

Klaus Rähm formuliert sehr fein, sehr genau und führt uns in seiner freundlichen, unprätentiösen Offfenheit, charmant berlinernd, durch die Fülle seiner Werke. Und „Fülle“ wirkt hier so als Wort leicht verharmlosend…

Die Materialität von Schrift

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15.02.18: Klaus Rähm

Zum kommenden Typostammtisch begrüßen wir Klaus Rähm. Von der Sache her ist das nichts Besonderes, denn „begrüßen“ tun wir ihn praktisch jedes Mal: Klaus ist Typostammtischstammgast. Viele von euch kennen den zurückhaltenden, immer gut aufgelegten, höchst aufmerksamen und meist feinsinnig schmunzelnden Zeitgenossen.

Nun ist es endlich soweit: Wir freuen uns sehr, dass wir Klaus überreden konnten, Einblicke in sein langjähriges Schaffen und vielleicht auch besondere Erfahrungen als Gestalter und Dozent früher, „im Osten“ mit uns zu teilen. In den 1950er Jahren hat er eine Lehre als Gebrauchswerber gemacht, war Volontär am Theater, Schrift- und Plakatmaler in Eisenhüttenstadt und Leipzig; er hat in Blankenburg (Harz) studiert und als Meister für Schrift- und Grafikmalerei in Berlin und auf Messen von Algier bis Zagreb gearbeitet. Schließlich studierte er Gebrauchsgrafik an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) und machte 1979 sein Diplom bei Gert Wunderlich. 10 Jahre lang war Klaus Rähm Mitglied des Verbandes Bildender Künstler der DDR/Arbeitsgruppe Typografie und 15 Jahre lang Dozent für Schrift und Typografie an der Fachhochschule für Werbung und Gestaltung Berlin, 5 Jahre lang an der Litfaß-Schule in Berlin-Wittenau, 10 Jahre lang (bis 2009) Lehrbeauftrager an quasi allen Berliner Kunsthochschulen. Noch Fragen? Ja, jede Menge!

Klaus bringt viele Arbeiten auch ehemaliger Studenten mit, Buchtitel im Original, Plakatbeispiele aus seinen jüngeren Ausstellungen (nach wie vor ist er freischaffend höchst produktiv) – und freut sich vor allem auf regen Austausch. Nutzt die Gelegenheit!

Wann? Am Donnerstag, den 15. Februar um 19 Uhr.
Wo? Bei LucasFonts, Eisenacher Straße 56, 10823 Berlin-Schöneberg

U-Bahn: Linie U7 bis Eisenacher Straße
S-Bahn: Linie S1 bis Julius-Leber-Brücke oder S1, S41, S42, S45, S46 bis S Schöneberg
Bus: M48, M85, 104, 187, N42 bis Albertstraße

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team


Diesen Monat legen wir euch außerdem folgende fachlichen Anlässe ans Herz:

Am Freitag, den 16. Februar von 19 bis 22 Uhr findet im Medienhaus der UdK am Kleistpark (Grunewaldstraße 3–5) der traditionelle, semi-informelle Kleine Rundgang zum Abschluss des Wintersemesters des Fachbereichs Visuelle Kommunikation statt. Noch bis 5. März: Ausstellung New Bauhaus Chicago: Experiment Fotografie und Film am Bauhaus-Archiv Berlin; Avantgardist László Moholy-Nagy gründete die Schule und gab der US-amerikanischen Fotografie wegweisende Impulse (Trailer). Am 28. Februar um 18:30 Gespräch mit Anja Lutz von The Green Box im Bikini Berlin über ihr „Buchbuch“ Marginalia (Ausstellung 14. Februar bis 11. März). Für alle Schreibbegeisterten: Am 7. März veranstaltet Petra Rüth wieder eine Schreibsession in ihrer offenen Gruppe Kalligraphie in Berlin. In Leipzig findet am 17. März die alternative Bücherschau It’s a book der HGB statt (Eintritt frei).


Die Titelzeile wurde in der Quad von Klaus Rähm gesetzt, die bis dato nur exklusiv von ihm genutzt wird und bei ihm erhältlich ist. Das Titelbild – ein Quad-Logo als Anwendungsbeispiel – hat er ebenfalls selbst gestaltet.

Nachbericht 70. Berliner Typostammtisch: Tools zum Teilen

Mit 14 Präsentationen – einer Dichte an Vortragenden, die wir sie sonst nur von Pecha-Kucha-Abenden kennen – war die 70. Ausgabe des Typostammtischs einer unserer bisher längsten und informationsreichsten Abende. Und mit über 100 Gästen wissen wir, dass wir nächstes Jahr das Format Typotechnikstammtisch wiederholen wollen. Ihr könnt schon mal über euren Beitrag nachdenken.

Bar, WC und rlig, Ulrike stellt required ligatures in Frage. Foto: Sonja Knecht

Den Anfang machte Ulrike Rausch von LiebeFonts. Sie erklärte auf klare Weise, wie sie ihre Schriften lebendig hält. Dass man doppelte Buchstaben (die beide in einem Wort oder im Text kurz hintereinander erscheinen) rotierend durch Varianten ersetzen kann, ist schon toll – aber, dass man Konsonanten und Vokale getrennt behandelt, und Gruppen von Buchstaben vertikal verschieben kann, ohne doppelte Glyphen einzubauen, hat auch die Programmierer-Nerds an den Stuhl gefesselt. Wir hoffen mit Ulrike, dass das Bewusstsein für diese Feinheiten bei den Anwendern weiterwächst, da selbst automatische OpenType-Feature-Funktionalitäten auf dem Weg zum Endprodukt oft auf magische Weise verloren gehen.

Andreas „Eigi“ Eigendorf zeigte sein weiterentwickeltes Sprachentool (Character Set Tool) von Alphabet Type. Es hilft, die Sprachunterstützung und Encodingabdeckung von Schriften zu überprüfen, sprich: Es analysiert eine beliebige Schrift und spuckt lange Listen aus, in denen niedergeschrieben ist, welche Sprachen unterstützt werden. Die beiden Onlinetools Character Set Checker und Builder wurden bereits auf der ATYPI-Konferenz in Warschau von Eigis Kollegen präsentiert; diesmal lag der Fokus auf der zusätzlichen Funktionalität, dass die Sprachdatenbank auch aus eigenen Skripten per API angesprochen werden kann.

Ferdinand Ulrich beglückte uns mit wunderschönen Bildern von Hilfsmitteln, die man in einer Blei- und Holzdruckerei braucht. Insbesondere erklärte er und das Wie und Warum des Walzengreifs; der wird benötigt, um die Höhe der Walze genau auf die Höhe des Druckmaterials zu bringen. Das hübsche Gerät, das er in antiker Originalverpackung dabei hatte, gibt es zu bewundern bei p98a. Auch hat Ferdinand seinen Vortrag nun als Artikel veröffentlicht.

Frank Rausch hat ein Tool namens Typographizer entwickelt, mit dem auf Taschenlesegeräten (wie schlauen Telefonen) falsche An- und Abführungszeichen in typografisch korrekte Formen umgesetzt werden. Seinen Code (programmierte Zeilen) darf jeder in seine eigene App (Progrämmchen) ein- und umbauen; anhand einer Demo-App verdeutlichte uns Frank wie schnell seine Programmbibliothek in unsere eigenen Apps hineinkommen. Endlich automatische Mikrotypografiekorrektur auf MacOS.

Friedrich Forssman erklärte uns per Videobotschaft, gemütlich Pfeife rauchend vor einer enormen Bücherwand ein InDesign Plugin, womit Ligaturen für die deutsche Sprache korrekt aufgelöst werden. Sicherlich neu für viele der zugewanderten Gäste war, dass man sogar laut Duden im Deutsch nicht über Wortfugen ligieren (Buchstaben verbinden) darf. In seinen zwei sehr kurzweiligen filmischen Darreichungen führte Friedrich das Plugin vor, und zeigte, wie man mittels einfachem Suchen und Ersetzen den aufgelösten Ligaturen noch ein wenig extra Luft einhauchen kann, so dass sie nicht wie misslungene Verklebungen daherkommen. Weitere Informationen zu dem Skript gibt es im unteren Bereich seiner Website.

Georg Seifert führte zunächst das von Friedrich Forssman erdachte Durchschein-Skript für InDesign vor: „Durchscheinen“ simuliert, wie Seiten aussehen, wenn sie auf dünnem Papier gedruckt werden. Dies und auch der famose Bundschattenfilter sind auf der oben genannten Seite von Friedrich herunterzuladen. Anschließend erklärte Georg, wie er Github selbst fuer die Programmierung von seiner weltberühmten Glyphs App verwendet, und stellte ein Tool namens CommitGlyphs vor, mit dem SchriftgestalterInnen genau dieses Git-Plattform auch für die Verwaltung von Glyphs-Dateien nutzen können, speziell wenn man mit mehreren Leuten an einer Schriftentwicklung arbeitet. Interessant ist so ein System aber auch, wenn man einen klar strukturierten Überblick über die eigene Arbeit haben will.

In einem spontanen Einschub erklärte uns Nadezda Kuzmina, was Git überhaupt ist und wie sie Github als Gestalterin nutzt. Sie zeigte uns eine feine Pixelschrift, die nur aus PNG-Bildern aufgebaut ist (die sie für das Spiel Mogee entwarf), und Logos Logos als OpenSource-Dateien, an dem mehrere Personen arbeiten können: womöglich ein kleiner Ausblick in die Zukunft der gestalterischen Berufe.

In der halbstündigen Pause wurden die letzten Reste aus den enormen Suppentöpfen geleert. Nur die besten Zutaten wurden hierfür verwendet: die letzten drei Kiezkürbisse aus Hof 3 der Eisenacher 56, direkt hinter dem Vortragsraum.

Jens Kutílek hat ein wahrhaftes Programm für MacOS und Windows gebaut, mit dem sich Namen für die unterschiedlichsten Dinge, zum Beispiel Schriftfamilien, erfinden lassen. Man gibt zuerst seine Lieblingsbuchstaben ein, bestimmt die minimale, optimale und maximale Länge des Wortes und sucht sich eine Sprache oder ein Themengebiet aus, in dem der Name verwurzelt sein soll. Aus dem Publikum kam die Frage, ob man auch Babynamen zum Beispiel deutsch mit bulgarischem Touch suchen lassen kann. Der WoLiBaFoNaGen ist derzeit in der Version 0.1.0 erhältlich, Wünsche und Anregungen könnt ihr auf der Github-Seite des Projekts hinterlassen.

Klaas zaubert mit Grep und Unterlängen in InDesign. Foto: Sonja Knecht

Klaas Posselt von der InDesign User Group Berlin zeigte uns mehrere beeindruckende typografische Möglichkeiten der in InDesign eingebauten GREP-Funktionalität, was enorme Zeitersparnisse bei der Formatierung von Texten erlaubt. Er erklärte, wie man feinste Spationierungsanpassungen automatisch machen kann, wenn die in der Schrift eingebauten Unterschneidungstabellen nicht ausreichen (zum Beispiel bei Tabellenzahlen), oder bei unterschiedlichen Schriften und Formatierungen. Zum Schluss zeigte Klaas das Aufräumen von typografischen Sünden wie falschen Minus- und Multiplikationszeichen und sogar Hurenkindern vor, alles mit sehr kurzen GREP-Zeilen. Alle gezeigten Dateien inklusive der dazugehörigen GREP-Stile stellt Klaas hier zum Download bereit.

Lasse Fister, speziell aus Nürnberg angereist, zeigt seine Arbeit an FontBakery, den Schrifttestwerkzeugen von Google für Google Fonts. Es analysiert die komplexesten Schriften und meldet alles, was daran (technisch) nicht in Ordnung sein könnte. Dies funktioniert sowohl mit einzelnen Schriften, aber auch mit ganzen Schriftbibliotheken. (Danach zeigte er noch mehr, aber da konnte ich nicht aufpassen, weil die Batterien des Mikrofons ausgetauscht werden mussten, und ich selbst gleich dran war. Danke Olli fürs Ergänzen!) Derzeit arbeitet Lasse an einer Version der Schrifttestwerkzeuge, bei der alle Tests in der Cloud ablaufen. Als Bonus stellte Lasse außerdem mdlFontSpecimen vor, eine Website, die automatisch ausführliche Schriftmuster für Fonts erzeugt.

Luc(as) de Groot zeigte, wie man mit Hilfe von einer Fotokopie oder eines Laserausdrucks, halbkaltem Kaffee (kein Espresso!) und Scotch Magic Tape (oder irgendeinem anderen transparenten Klebeband) Typografie auf praktisch allen Oberflächen anbringen kann, die nicht in einen Laserdrucker passen. Man klebt das Tape auf das Gedruckte, tunkt es in den Kaffee und reibt dann an der Rückseite mit kreisenden Bewegungen das Papier weg. Der Toner bleibt sauber auf dem Tape zurück und kann nach Trocknung ohne weiteres auf Objekte geklebt werden, oder mittels Hitze (Feuer, Föhn) zuerst noch verformt und verzerrt werden. Erfunden hat Luc(as) den Luc-Truc in den ’80er-Jahren während seines Studiums.

Mark Frömberg, freier Schriftgestalter aus Berlin, präsentierte seine selbstgemachten Skripte für Glyphs. Das neueste dieser Helferchen hört auf den Namen Skedge und erleichtert das Entwickeln von Glyphs-Reporter-Plugins mit einer Live-Vorschau in Glyphs. Alle anderen frei zugänglichen Skripte von Mark findet man auch im hauseigenen Plugin-Manager von Glyphs. (Ich hatte die Details vergessen, weil Glyphs nicht auf meinem PC läuft, danke nochmal, Olli!)

Anschließend zeigte unser Typostammtischorganisationsteammitglied Olli Meier mittels Live-Skype-Übertragung von der anderen Seite Deutschlands, welche Hilfsmittel er alle schon für Glyphs bereitgestellt hat. Mehrere Ebenen auf einmal löschen, kein Problem mehr. Er zeigte auch wie man mit DrawBot (Just van Rossum, Erik van Blokland, Frederik Berlaen) aus kompatiblen Glyphen ganz schnell tolle Animationen produzieren kann. Seine Scripte findet man demnächst hier.

Zum Schluss zeigte uns Sergey Rasskazov aus St. Petersburg, wie er einfach selbst eine Schriftgestaltungsschule gegründet hat, und mit tollen Lehrern in Kürze die Studenten zu tollen Ergebnissen bringt. Er führte ähnlich professionelle Unterrichtsabläufe vor, wie sie an den gefestigten Schriftgestaltungsinstitutionen gehandhabt werden.

Vielen Dank nochmal an alle Vortragenden für ihre Beiträge und eure tollen Tools! Und danke an Jens Kutílek für Ergänzungen und Rechtschreibkorrektur 🙂 Continue reading „Nachbericht 70. Berliner Typostammtisch: Tools zum Teilen“

26.10.17: Typotechnikstammtisch

Geistiges Gut oder Handwerk, Formfindung oder Formgebung, Inspiration oder Automatisierung, Farbe oder Metall, Typo oder Technik. Entgegengesetzte Pole, die sich abstoßen oder doch vielleicht anziehen?

In unserem Typotechnikstammtisch (dem ersten seiner Art) am 26. Oktober präsentieren unsere Vortragenden diverse frei zugängliche Werkzeuge, Miniprogramme und hilfreiche Skripts. In Kurzpräsentationen nähern sie sich typografischen Problemen, offenen Fragestellungen und möglichen Lösungswegen. Es wird um Plug-Ins und Python gehen, aber auch um typografische Helfer für InDesign, das Web und die analoge Welt.
Wir freuen uns auf Beiträge von Andreas „Eigi“ Eigendorf, Ferdinand Ulrich, Frank Rausch, Friedrich ForssmanGeorg Seifert, Jens Kutílek, Lasse Fister, Luc(as) de Groot, Mark Frömberg, Olli Meier und Ulrike Rausch.

Lasst uns gemeinsam den Kurzpräsentationen zuhören, Fragen entwickeln und eventuell Antworten finden. Lasst uns Wissen verbreiten und Tools teilen. Lasst uns verborgene Themen aus dem Schatten locken und in den Vordergrund rücken. Lasst uns einfach einen schönen Abend verbringen und über Inhalte sprechen, die uns bewegen und interessieren.

Wann? Am Donnerstag, den 26. Oktober um 19 Uhr.
Wo? Bei LucasFonts, Eisenacher Straße 56, 10823 Berlin-Schöneberg

U-Bahn: Linie U7 bis Eisenacher Straße
S-Bahn: Linie S1 bis Julius-Leber-Brücke oder S1, S41, S42, S45, S46 bis S Schöneberg
Bus: M48, M85, 104, 187, N42 bis Albertstraße

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team


Diesen Monat möchten wir euch auf folgende typografische Leckerbissen hinweisen:

Am 19. Oktober um 19 Uhr fordern die Design-AbsolventInnen der Universität der Künste Berlin zur Debatte heraus. Where are we now? – Autorenschaft im Design. Eine Ausstellung folgt einen Tag später, am 20. Oktober. Die Ausstellung Gier nach neuen Bildern (Deutsches Historisches Museum bis zum 8. April 2018) zeigt eine Auswahl von 180 originalen graphischen Nachrichtenblättern aus dem großen Sammlungsbestand, die durch komplette Bilderfolgen in Medienstationen ergänzt werden. Vom 20. Oktober 2017 bis 14. Januar 2018 zeigt das Kunstgewerbemuseum – Staatliche Museen zu Berlin in Kooperation mit dem Exzellenzcluster „Bild Wissen Gestaltung“ der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität der Künste Berlin die Austellung Form Follows Flower.


Die Titelzeile wurde in der Lisbeth Display von Louisa Fröhlich gesetzt, die bei Type Together erhältlich ist. Das Titelbild stammt aus der Zeitschrift „American Printer“ und zeigt die Zukunftsvision des automatischen Schriftsatzes anno 1912, gesehen in einem Vortrag von Eckehart SchumacherGebler.

Nachbericht 69. Typostammtisch: Jan Middendorp aka Fust & Friends

Ein schöner Abend in Kreuzberg (dieses Mal ohne sintflutartigen Regen)! Für uns, die wir Jan schon kannten, boten sich erhellende und durchaus ungeahnte Einblicke in die berufliche Entwicklung eines Freundes und Kollegen; für die Jüngeren im Publikum war es umso spannender zu sehen, wie jemand, der heute ganz selbstverständlich als Autor und Grafik-Designer agiert, dessen Bücher über Typografie, Schrift- und Textgestaltung legendär und zum Teil vergriffen sind, seinen Weg gefunden hat.

So sagte zum Beispiel Daria Petrova (Team LucasFonts, wo Jan einige Jahre mitgearbeitet hat) nach dem Vortrag und Gesprächen mit Jan, sie fände es „toll, was ihr alles schon gemacht habt“ – das Vielfältige, Verschiedene. Während sie, ihre Generation oder jedenfalls viele, die sie kennt, eben einfach Grafik-Design und Schriftgestaltung studieren und „das dann halt machen“. Wenn ihr wüsstet! Wenn ihr wüsstet, wie unsereins, die Ausprobierer und Herumtasterinnen, diejenigen beneidet haben, deren Talente schon früh offenkundig waren und sie direkt in eine bestimmte Ausbildung oder ein praktisches, in einen Beruf mündendes Studium führten … Passend dazu zeigte Jan die Installation des riesenhaften Schriftzuges ZWEIFEL auf dem Palast der Republik; Verena Gerlach (Karbid) wiederum konnte Hintergrundwissen dazu (und ein Buch aus ihrem Studio nebenan) beisteuern. Juli Gudehus (Lesikon, Ehrenpreis) und andere Gäste betonten wie ungeheuer ermutigend Jans Vortrag war und dass er ihn unbedingt auch vor Schülerinnen und Studenten halten solle, Leuten, die unter dem Druck der Berufswahl stehen und in den Creative Industries ihren Platz suchen.

Jan Middendorp bewegt die Gemüter mit seinem Vortrag.
Er wurde sogar ins Koreanische übersetzt; so erfuhr Jan, wie berühmt er dort ist.

Jan Middendorp hat zwar im zarten Alter von sechs Jahren sein erstes Buch gebastelt, sich dann aber auch in diversen anderen Gefilden und künstlerischen Konstellationen erprobt – ausgestattet mit einem gesunden Selbstvertrauen, einer gewissen Pragmatik („selbst in einer Band spielen konnte ich halt nicht“), Mut zum Ausprobieren und dem klaren Bewusstsein für die Möglichkeit des Scheiterns: eine Haltung, die heute gern propagiert, aber selten ausgelebt wird. Sehr spannend, wie Jan sich durch die Wirren seiner weitgefächerten künstlerisch-kulturell-literarischen Interessen seinen Weg gebahnt und mit einigen erfolgreichen Zwischenstationen – Kommunikation für und Beteiligung an Tanz- und Theaterprojekten etwa – schließlich gefunden, oder letztlich, wiedergefunden und professionalisiert hat, was ihm am meisten Spaß macht: mit Schrift und Sprache umgehen. Bücher machen. Im Nachhinein wirkt es wie ein roter Faden.

Profis wissen: Die besten Gespräche finden in der Küche statt. Hier Benedikt Bramböck (@arialcrime), Tilmann Hielscher (@tillepalle), Dan Reynolds (Typeoff) und Inga Plönnings (@innnigs).

Vor allem Jans Engagement in diversen Schriftfirmen führten ihn schließlich dazu, seine eigene Foundry zu gründen, als Lieblingsprojekt für Lieblingsprojekte: Mit Fust & Friends fördert und veröffentlicht Jan heute besondere Schriften, die einen Bezug zur (Schrift-)Geschichte haben. Minjoo Hams 1950er-Jahre-Reminiszenz und Ernst-Bentele-Hommage Teddy und (demnächst) das Remake der Alarm von Heinz König von 1928 (herzlichen Dank an Florian Hardwig/@hardwig für den Hinweis), beide gezeigt in unserer Ankündigung für diesen Abend, gehören dazu.

Der Name Fust übrigens spricht sich keineswegs Englisch aus; Johannes Fust war Deutscher und „the first Bad Guy in type history“, wie Jan ihn auf seiner Foundry-Website sogar mit Versalien betitelt, der erste schlimme Finger der Schriftgeschichte – wirklich, der erste?

Jan Middendorp erklärt die Gründung und Namensgebung von Fust & Friends. Beides logisch.

Jedenfalls war jener Fust eine wohl latent zwielichtige, weniger bekannte, aber sehr relevante Gestalt im Druckbusiness zu Zeiten Gutenbergs. Er war dessen geschäftlicher Wegbegleiter und -bereiter. Eine Rolle, mit der sich unser Vortragender offenbar identifizieren kann.

Jan jedenfalls ist und bleibt eine ziemlich gute Type. Wir sind gespannt auf seine nächsten Publikationen. Netterweise hatte er einen ganzen Koffer voller Bücher zum Anschauen dabei, was von den Gästen gern genutzt wurde.

Jan Middendorp verblüfft Jürgen Huber (HTW, SuperType).
Reges Plaudern, vertieftes Blättern. …

Schön war das und schön war’s im Sonnenstudio in Kreuzberg! Mit unseren Gastgebern vor Ort – Riesendank nochmal an Sol Matas und Eike Dingler – hoffen wir, dass Lause bleibt und sich die Gelegenheit vielleicht wieder ergibt. Einstweilen könnt ihr den Fortgang von Fust & Friends auf Twitter verfolgen. Jan, Sol, Eike, Daria, Verena, Juli, Minjoo und uns alle trefft ihr sicher bei dem einen oder anderen der nächsten Typostammtische. Bis dann!

Tolle Gastgeber: Sol Matas und Eike Dingler (Mauve Type) von der Bürogemeinschaft Sonnenstudio in der Lausitzer Straße. Die Lause bleibt ganz sicher einer unserer liebsten Veranstaltungsorte und allen Besuchern in bester Erinnerung.

29.09.17: Jan Middendorp

Please scroll down for English information about the speaker.

Dieser Typostammtisch findet wieder im „Sonnenstudio“ in Kreuzberg statt – vielen Dank Eike Dingler (Mauvetype) und Sol Matas (Huerta Tipográfica) und ihrer Bürogemeinschaft! Es wird wohl eine der letzten Gelegenheiten sein, diesen wunderschönen Ort zu genießen – warum, das könnt ihr hier nachlesen.

Wir freuen uns auf Jan Middendorp. Der Holländer-Wahlberliner ist Autor, Buchgestalter und „selbstbeigebrachter“ Grafikdesigner, unter anderem. Jan verfügt über enormes Typografiewissen, hält Vorträge weltweit und bereichert mit seiner horizonterweiternden Art und seinen Publikationen typografische Bibliotheken, renommierte Schriftfirmen und die Berliner Type Community. Als Vortragssprache wählt er Englisch, für uns mit deutschen Untertiteln; Gespräche führt er gern auch auf Italienisch und Holländisch.

From Friends to Fust and back

We are happy to have Jan Middendorp as our speaker, author of Shaping Text, Hand to Type, and Dutch Type, to name only a few. Jan will present his personal history of letterforms. He never studied graphic design, but made his first book at the age of six. Jan worked as a theater and dance critic, in copywriting and as a self-taught graphic designer. He was hired by FontShop Benelux in Gent, Belgium, to conceive their magazine, and later became the co-curator of the FontFont FiFFteen exhibition and co-editor of Made With FontFont. In Berlin, Jan worked with LucasFonts, then MyFonts, and produced books with Gestalten and BIS Publishers. He left MyFonts in 2016, when the Monotype corporate influence became too strong for his taste. Then, he says “to confuse the font establishment, I started up the shadiest type organisation in the world: Fust & Friends.“

Who is Fust? Who want to be his friends? Get to know more on Friday, September 29.

Presentation in English with German footnotes.
Q&A and discussions in German, English, Spanish, Dutch, Italian …

Wann? FREITAG, 29. September, 19 Uhr
Wo? Lausitzer Straße 10, Aufgang C, 3. Etage, 10999 Berlin-Kreuzberg
U-Bahn: U1 bis Görlitzer Bahnhof, U8 bis Kottbusser Tor oder Schönleinstraße
Bus: M29 bis Görlitzer Bahnhof oder Spreewaldplatz

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team


Aufruf: Tools zum Teilen

Für unseren Typotechnikstammtisch (den ersten seiner Art) am 19. 26. Oktober suchen wir Leute, die ein frei zugängliches Werkzeug, Miniprogramm oder hilfreiches Script vorstellen möchten – Kurzpräsentationen zu typografischen Problemen, offenen Fragestelltungen und möglichen Lösungen. Es darf natürlich um Plugins und Scripts gehen, aber gern auch um typografische Helfer für InDesign, das Web oder die analoge Welt. Wir sind gespannt auf eure Einreichungen (am besten via E-Mail).

Für alle: Bitte den 19. 26. Oktober vormerken. Newsletter dazu folgt.


Unsere Empfehlungen diesen Monat

Unter dem Titel „Klartext“ eröffnet – Achtung! – jetzt am Donnerstag, den 21. September, um 19 Uhr Typostammtischstammgast (TStTStG) Klaus Rähm seine Typografik-Austellung in der Galerie Ost-Art in der Giselastraße 12 in 10317 Berlin-Rummelsburg (S5 und S75 bis Nöldnerplatz), mit Live-Musik zu ausgewählten Schriftbildern. Im Brücke-Museum am Rande des Grunewalds (Bussardsteig 9, 14195 Berlin) ist die Jubiläumsausstellung „50 Jahre Brücke-Museum“ angelaufen: Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafik der 1905 gegründeten Künstlergruppe. Vom 22. bis 24. September 2017 findet die Kunstbuchmesse Friends with Books im Hamburger Bahnhof statt. Am 24. September findet bei Small Caps der erste von drei Letterpress-Workshops statt, diesmal werden Plakate gedruckt.


Die Titelzeile wurde in der Teddy Regular von Minjoo Ham gesetzt, die demnächst bei Fust & Friends erscheint. Das Titelbild stammt von Jan Middendorp und zeigt die „Alarm“ in 72 Punkt aus seiner Sammlung.


24.11.16: Typostammquiz

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Unser traditionelles Typostammquiz findet – als letzter Typostammtisch des Jahres – am Donnerstag, den 24. November 2016 statt und ihr seid alle herzlich eingeladen.

Für Neulinge kurz das wichtigste: Keiner muss alleine raten und keiner geht ohne Gewinn nach Hause. Ihr werdet in Rategruppen zusammengelost und angeleitet, die Geschenke sucht ihr euch in der Reihenfolge eures Gewinnens aus.

Den Gabentisch bestücken wir liebevoll – mit eurer Hilfe. Wer hat etwas Schönes abzugeben? Typo- und Design-Bücher, Schriftmuster oder schicke Plakate, Statement-Shirts, buchstabenbehäkelte Kopfkissenbezüge … ihr wisst schon. Solche Sachen. Bitte bringt eure Präsente am 24. November mit und gebt sie bei uns ab. Wer an dem Abend nicht kann und trotzdem einen Preis beisteuern möchte, kann diesen gern vorab bei LucasFonts einreichen: in der Eisenacher Straße 56 in 10823 Berlin-Schöneberg (Eingang 2. Hof), montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, bei Lucas, Sonja oder Lieselotte. Die Namen der Schenkenden verlesen wir am Quizabend (außer ihr möchtet anonym bleiben) und wer Lust hat, legt seinem Geschenk eine Weihnachts-, Gruß- oder Visitenkarte bei.

Das Quiz besteht aus zwei Runden. In der ersten raten wir in Gruppen von vier bis fünf Leuten. Jede Gruppe trägt ihre Lösungen in einen Bogen ein. Am Ende der Gruppenrunde werten wir die Bögen aus. Für die zweite Runde küren die beiden besten Gruppen jeweils eine Finalistin oder einen Finalisten aus ihrer Mitte, die sich dann typografisch duellieren. Traditionellerweise gewinnt Florian Hardwig – also jedes zweite Jahr: Dieses Mal denkt er sich als Vorjahressieger die Fragen aus und leitet das Quiz höchstpersönlich an. Wir freuen uns darauf und auf euch alle!

Wann? Am Donnerstag, den 24. November um 19 Uhr.
Wo? Im Café Bilderbuch, Akazienstraße 28, 10823 Berlin (Beletage, 1. OG)
U-Bahn: Linie U7 bis Eisenacher Straße
S-Bahn: Linie S1 bis Julius-Leber-Brücke
Bus: 104/106/187/M48/M85/N42 Kaiser-Wilhelm-Platz

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team


Außerdem legen wir euch folgende Veranstaltungen ans Herz:

Am 28. November um 19 Uhr hält Jan Bajtlik einen frei zugänglichen Gastvortrag an der BTK Hochschule für Gestaltung, Studio für Illlustration A 01.01, Dessauer Straße 3–5 in 10963 Berlin, der für Illustratoren wie Schriftmaler und -macherinnen, Lernende wie Lehrende und „frisch Selbstständige“ ebenso interessant wie unterhaltsam sein dürfte. Vom 18. bis 20. November findet im Kunstquartier Bethanien die artbook.berlin statt.


Die Titelzeile wurde im Bold-Schnitt der New Herman von Miles Newlyn und Elena Schneider gesetzt, die kürzlich bei newlyn erschien. Das Titelbild zeigt das Fragezeichen der Hobeaux Rococeaux von James Edmondson.

{BTST 09.15}: Vergangenheit, Zukunft, Pecha-Kucha

Die Titelzeile ist gesetzt aus der halben* Centennial, entworfen von Adrian Frutiger zum 100-jährigen Jubiläum von Linotype. Im Gedenken an einen der größten Schriftgestalter aller Zeiten. *) 100/2 = 50!

© Foto: Jens Tenhaeff, aufgenommen zum 34. Typostammtisch am 13.12.2012 (5. Typostammquiz)

Mit langsamen, gleichsam unaufhaltsamen Schritten kündigt er sich an: der 50. Berliner Typostammtisch. Was fast auf den Tag genau vor neun Jahren begann, erreicht nun eine magische Marke, an die seinerzeit noch nicht zu denken war.

Auch zum Jubiläum sollen die Teilnehmer selbst im Mittelpunkt stehen – mit der überfälligen Wiederholung eines Pecha-Kucha-Abends. Dafür brauchen wir eure Mitarbeit. Wir benötigen fünf bis acht Interessierte, die je einen Kurzvortrag mit einer Länge von 6 Minuten und 40 Sekunden halten wollen. Auf insgesamt 20 Folien, die je nur und exakt 20 Sekunden zu sehen sein werden, darf thematisch alles untergebracht werden, was das typografische Herz in Verzückung geraten lässt. Jede und jeder darf, nein, soll sich angesprochen fühlen, mitzumachen.

Wir sind sicher, dass ihr alle spannende Projekte, Ideen, Arbeiten, Theorien, Erfahrungen habt, die es wert sind, vorgestellt zu werden. Denn um den fachlichen Austausch bei Speis und Trank mit Gleichgesinnten geht es seit jeher beim Typostammtisch. Bitte schickt uns eine E-Mail mit eurem Pecha-Kucha-Thema. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. (Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels haben sich bereits zwei Interessenten gemeldet. Die Vortragenden werden unmittelbar auf @typostammtisch vorgestellt.)

Zusätzlich werden wir noch einmal auf die ersten 50 Jahre Stammtische zurückblicken: an einige Höhepunkte erinnern, ein paar Zahlen zusammentragen, von Früher™ berichten.

Zu guter Letzt: Wir beide werden die Organisation des Typostammtischs im neuen Jahr abgeben. Die runde 50 ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, frischem Wind und neuen Impulsen die Tür zu öffnen. Dass das für die Veranstaltungsreihe eine gute Entscheidung ist, daran zweifeln wir nicht im Geringsten. Wir wissen nämlich schon, was ihr nicht wisst, aber erfahren werdet. Beim Fünfzigsten nämlich.

Ivo Gabrowitsch und Florian Hardwig

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