05.04.17: David Březina

Achtung: Wegen großem Interesse wurde der Veranstaltungsort geändert!
Attention: Due to high demand, the location of the event has been changed!

Please scroll down for English version.

Unser kommender Typostammtisch findet ausnahmsweise, aus gutem Grund, an einem Mittwoch statt: dem Vorabend der diesjährigen TYPO Labs. Zur Einstimmung auf drei spannende Konferenztage haben wir David Březina von Rosetta Type zu Gast.

David stellt das Rosetta-Team (hier im Interview) mit aktuellen Projekten vor und erklärt, wie sie Arbeitsweisen, Workflow und Tools – Stichwort Editor-Unabhängigkeit – so organisieren, dass eine relativ kleine Firma große Custom-Font-Projekte bewältigen kann. Dabei geht er auch auf Fragen schriftsystemübergreifender Gestaltung und Harmonisierung ein. Im zweiten Teil spricht er über seine Doktorarbeit: „Koherenz in der Schriftgestaltung“. Warum ist es schwierig, zu definieren, was verschiedene Buchstabenformen miteinander verbindet, und warum wäre es gut, Ähnlichkeitsverhältnisse flexibel und wiederverwendbar bestimmen zu können? Gestaltung und Lehre könnten davon enorm profitieren; zudem stellt sich, so David, dank jüngster Erkenntnisse im Bereich „Deep Learning“ die Grundsatzfrage, was Schriften sind.

Achtung, wir treffen uns im Büro von LucasFonts in Schöneberg und freuen uns auf ein internationales Treffen mit regem Austausch: weniger zu den Fonttechnologien selbst (dazu ist in den Tagen danach ausgiebig Zeit), sondern über Arbeitsalltag, Kundenwünsche und Forschung.

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Our next Typostammtisch Berlin will be on Wednesday before Typo Labs: as a perfect start for some super interesting days, and opportunity for conference guests to connect with the local type crowd. Happy to have David Březina of Rosetta Type as our speaking guest!

David introduces the Rosetta team, talks about recent work and how they set up their workflow and tools. Preferring an editor-independent font production process, the relatively small company is able to tackle large custom projects. David will also cover questions of multi-script design and harmonisation. The second part is about his PhD research on coherence in typeface design. Focusing on the difficulty of finding relations between character shapes, David explains why it would be great if these relationships could be formalised in a flexible and reusable way: it might help to design and teach type more effectively, plus, with recent advancements in deep learning, lead us to rethink what typefaces actually are.

We will meet at the office of Lucas de Groot’s foundry LucasFonts in Schöneberg – hoping for a lively exchange: not so much about technologies (plenty of time the days after), but about daily business, clients demands and research.

Der Vortrag findet auf Englisch statt.
The talk will be in English.

When? On Wednesday, 5th of April, at 7 pm
Where? At LucasFonts, Eisenacher Straße 56, 10823 Berlin-Schöneberg
U-Bahn: U7 to Eisenacher Straße
Bus: M48, M85, 104, 187, N42 to Albertstraße
S-Bahn: S1 to Julius-Leber-Brücke or S1, S41, S42, S45, S46 to S Schöneberg

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team


This month we would like to attract your attention to:

The exhibition Writing Pictures – Picture Writing. Chinese Poster and Book Design Today about the emergent graphic design scene in China and Hong Kong, presented in the Berlin Kunstbibliothek – find out about their spectacular graphic design collection (would take some days, actually). For German speaking audiences: On 4th of April, the Staatsbibliothek presents Zwischen Handwerk und Industrie: Der Verlagseinband des 19. Jahrhunderts, a talk by Thomas-Klaus Jacob. Starting on April 1st, the exhibition BERLIN.STADT.MAGAZIN focuses on the design and history of Berlin’s city journals “tip” and “Zitty”.

Our legendary Buchstabenmuseum (Museum of Letters) is closed at the moment, but we cannot not mention it: remember to go there next time to see Barbara Dechant’s exorbitant collection of original shop front letter signs. And then there is the wonderful Museum der Dinge (Museum of Things), which chronicles the product culture of the 20th and 21st centuries, mostly from the archives of the Deutscher Werkbund (founded in 1907). Or just walk around in the here and now of Berlin to find typographic signs all over the place. For inspiration you might like to follow @Berlin_Type@hardwig or have a look here.


Die Titelzeile wurde in einem noch unveröffentlichten Schriftenfwurf von David Březina gesetzt.
Das Foto zeigt ein Detail des Rosetta-Schriftmusters für Nassim von Titus Nemeth.

23.02.17: Jérôme Knebusch

Warum haben gebrochene Schriften einen schlechten Ruf? Wie entstanden Antiqua-Schriften? Weshalb haben sie die gotische Formsprache fast vollständig verdrängt? Und gibt es da nicht noch was dazwischen?

Mit solchen Grundsatzfragen setzt sich Jérôme Knebusch intensiv auseinander. In seinem Forschungsprojekt „Halbgotische, Gotico-Antiqua, Fere-Humanistica: zwischen Gebrochener Schrift und Antiqua“ untersucht er unter anderem die Motivation deutscher Drucker, sich im 15. Jahrhundert in Italien niederzulassen, und fragt sich, wo genau sich beispielsweise Nicolas Jenson – einer der bedeutendsten Drucker aller Zeiten – zwischen 1460 und 1470 aufhielt. Jérôme erläutert, warum man sich intensiver mit den Schriften von Peter Schöffers (und nicht zwingend mit denen seines Meisters Johannes Gutenberg) beschäftigen sollte. Auch treibt ihn die Frage um, warum Dutzende der äußerst abwechslungsreichen Schriftentwürfe von damals nicht in heutige Schriftklassifikationen passen. Und was hat das alles mit der Berliner Privatpresse „Officina Serpentis“ zu tun?

Der deutsch-französische Designer Jérôme Knebusch studierte an der Kunsthochschule von Nancy, der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main und besuchte den postgraduellen Lehrgang am Atelier National de Recherche Typographique (ANRT) in Nancy. Heute unterrichtet er dort selbst, lehrt außerdem in Metz und betreibt sein Atelier für Typographie in Frankfurt am Main. Zu seinen Schriftenwürfen zählt die unkonventionelle Schriftfamilie Instant, die 2012 bei der französischen BAT Foundry erschien. Daneben arbeitet er am Mammutprojekt decodeunicode mit, gibt regelmäßig Workshops und präsentierte zuletzt mit der Ausstellung Pangramme studentische Schriftentwürfe der letzten Jahre. Wir freuen uns auf ihn!

Wann? Am Donnerstag, den 23. Februar um 19 Uhr.
Wo? Im Café Bilderbuch, Akazienstraße 28, 10823 Berlin (Beletage, 1. OG)
U-Bahn: Linie U7 bis Eisenacher Straße
S-Bahn: Linie S1 bis Julius-Leber-Brücke
Bus: 104/106/187/M48/M85/N42 Kaiser-Wilhelm-Platz

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team


Diesen Monat möchten wir auf folgende typografische Leckerbissen hinweisen:

Am 5. März eröffnet im Museum für Druckkunst in Leipzig die von Jost Hochuli kuratierte Ausstellung „Tschichold in St. Gallen“, die sich mit der Arbeitsbibliothek von Jan Tschichold beschäfigt; mehr über Tchicholds faszinierende Faszikel im Bericht über die Tÿpo St.Gallen von Sonja Knecht. In der Materialitätsreihe der Berliner Staatsbibliothek spricht am 7. März Typostammgast Dr. Thomas Maier von der Kunstuniversität Linz über „Technische Rahmenbedingungen des Schriftdesigns“, hier geht es zur Übersicht und Anmeldung. Andreas Frohloff, Fritz Grögel und Reinhard Kittel suchen für ihr Projekt „OST/SCHRIFT/MALER“ Fotografien und Dokumenten zum Beruf des Schrift-, Plakat- und Grafik­malers in Ostdeutschland in der Zeit von 1945 bis 1995 und sind für Hinweise jeder Art dankbar.


Die Titelzeile wurde in einem noch namenlosen Schriftentwurf von Jérôme Knebusch gesetzt. Das Titelbild zeigt einen Druck von Konrad Sweynheim & Arnold Pannartz aus dem Jahr 1465; er stammt aus der ersten Druckerei Italiens, in Subiaco bei Rom.

27.10.16: Merle Sommer

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Das Gestalten neuer Schriften sorgt immer wieder für Diskussionsstoff. Sie „erfolgreich“ zu vertreiben ist meist auch keine leichte Aufgabe. Um potenzielle Anwender von den neuen Formen zu überzeugen werden aufwendige Animationen erstellt, Schriftmuster mit außergewöhnlichem Papier gestaltet und Microsites entwickelt. Hilfsprogramme und Tools werden programmiert, Blogbeiträge erstellt, Newsletter versandt, Anwendungsbeispiele gezeigt und es wird getwittert, was das Zeug hält.

Doch wie wirken sich gut gestaltete Schriftpräsentionen, Einführungsangebote oder Testfonts auf das Kaufverhalten aus? Welche Rolle spielen Awards und Erwähnungen in Bestenlisten? Und was sind die größten Herausforderungen am Schriftmarkt heute und in der nahen Zukunft?

Betreut von Indra Kupferschmid beschäftigt sich Merle Sommer in ihrer Arbeit mit der Vermarktung von Schriften. Neben einem Blick in die Vergangenheit untersucht sie typografische Werbung der letzten Jahre. Dabei gibt Merle nicht nur den „lauten Generalisten“, sondern auch den „leisen Spezialisten“ Raum und analysiert deren Vermarktungsstrategien auf der Suche nach der  optimalen Mischung aus Aktion, Interaktion und Information. 

Wann? Am Donnerstag, den 27. Oktober um 19 Uhr.
Wo? Im Café Bilderbuch, Akazienstraße 28, 10823 Berlin (Beletage, 1. OG)
U-Bahn: Linie U7 bis Eisenacher Straße
S-Bahn: Linie S1 bis Julius-Leber-Brücke
Bus: 104/106/187/M48/M85/N42 Kaiser-Wilhelm-Platz

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team

Diesen Monat möchten wir auf folgende Veranstaltungen hinweisen:

Am 24. Oktober 2016 führt Mathias Bertram in der Buchlounge Zehlendorf durch das Lebenswerk von Axel Bertram. Bereits zum dritten Mal gastiert Anfang November die Konferenz beyond tellerrand in Berlin. Risomania ist der Titel einer Veranstaltung bei Inkwell in Neukölln, die sich am 10. November ganz dem Risographen widmet. Prof. Betina Müller, ehemalige Professorin für Typografische Gestaltung an der FH Potsdam, bietet ab 12. November Typokurse an.


Die Titelzeile wurde im MicroPlus Narrow Bold Schnitt der Retina gesetzt, die kürzlich bei Frere-Jones Type erschienen ist. Das Titelbild mit Schriftmustern von 1993 bis 2000 stammt von Stephen Coles.

29.09.16: Robert Steinmüller

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Im September kehren wir zum klassischen Vortragsformat zurück. Wie unschwer zu erkennen ist dreht sich bei uns diesmal alles um „Monospace-Schriften“.

Mignon, Erika und Hermes sind heute großteils aus unserem Alltag verschwunden, geblieben ist die markante Formensprache ihrer Buchstaben. Nichtproportionale Schriften haben ihre Wurzeln in den mechanischen Einschränkungen früher Schreibmaschinen, heute sind sie aber viel mehr als schnöde Dicktengleichheitsnostalgie. Vorrangig formgebend für Code jeder Art finden sie auch vermehrt im Grafikdesign immer wieder – manchmal mehr, manchmal weniger überzeugend – Anwendung. Ein Blick auf die Neuerscheinungen der letzten Jahre zeigt einen vielseitigen Formenkanon von sachlich-zurückhaltend, über historisch-tributzollend bis hin zu extravagant-selbstbewusst.

Unter dem Titel „Position Monospace – Nichtproportionale Schriften gestern, heute, morgen“ befasste sich Robert Steinmüller im Rahmen seiner Masterarbeit an der FH Potsdam mit genau diesem Thema. Neben einer detaillierten historischen Analyse über die Herkunft und Formensprache von Monospace-Schriften führte er auch Interviews mit Gestaltern wie Peter Biľak, Erik van Blokland, Friedrich Forssman, Lucas de Groot, Albert-Jan Pool und Georg Seifert. Abgerundet wird seine Untersuchung mit einem Blick in die zukünftigen Einsatzbereiche dieser speziellen Schriften, die schon heute weit über technische Zwangsanwendungen hinaus gehen.

Wann? Am Donnerstag, den 29. September um 19 Uhr.
Wo? Im Café Bilderbuch, Akazienstraße 28, 10823 Berlin
U-Bahn: Linie U7 bis Eisenacher Straße
S-Bahn: Linie S1 bis Julius-Leber-Brücke
Bus: 104/106/187/M48/M85/N42 Kaiser-Wilhelm-Platz

Bis dahin euch allen eine gute Zeit,
euer Typostammtisch-Team

Zur Abwechslung gibt es an dieser Stelle zuerst eine Leseempfehlung: Passend zum Thema Monospace-Schriften möchten wir das mit wissenswerten Artikeln gespickte Magazin Footnotes der Schweizer Typefoundry La Police ans Herz legen. Unter dem Titel Göttlich Golden Genial. Weltformel Goldener Schnitt? widmet sich derzeit eine Ausstellung im Museum für Kommunikation Berlin diesem weit verbreiteten und nicht unumstrittenen Gestaltungsprinzip. Immer einen Besuch wert ist die Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin und die darin enthaltene Sammlung Grafikdesign, kuratiert von Dr. Anita Kühnel, die sich über gezieltes Nachfragen freut (denn die Sammlung ist riesig).

Die Titelzeile ist in der – selbstverständlich nichtproportionalen – Gintronic von Mark Frömberg gesetzt, die vor kurzem bei Carrois Apostrophe erschienen ist. Das Titelbild zeigt eine Olivetti lettera 22 und eine Olivetti Valentine aus der Sammlung des Museum of Applied Arts & Sciences in Sydney.

28.07.16: Viktoriya Grabowska

58_ViktoriyaLetzen Monat war mit Henning Krause ein alter Bekannter der Berliner Typo-Szene bei uns zu Gast; diesmal freuen wir uns, ein noch recht neues Gesicht präsentieren zu dürfen.

Viktoriya Grabowska ist aber bei weitem keine Unbekannte. Aufgewachsen auf der Halbinsel Krim in der Ukraine, lebt und arbeitet sie als freischaffende Grafikdesignerin und Schriftgestalterin in der Nähe von Poznań in Polen. Neben ihrer Arbeit mit unterschiedlichen Designern und Schriftherstellern wie Sorkin Type, Darden Studio, Lineto und Rosetta Type unterrichtet sie in Poznań an der University of Arts und an der School of Form. In ihren Projekten lotet sie die Grenzen von Lesbarkeit aus und spielt mit verschiedenen ideologischen und historischen Ursprüngen.

Neben expressiven Display-Schriften mit starkem Schreibschriftcharakter – Paradebeispiele sind die von gebrochener Schrift inspirierte Fruktur und die kopflastige Kavoon – gilt ihr Hauptinteresse nicht-lateinischen Schriftsystemen. Erst kürzlich erarbeitete sie die kyrillische Version für die von Cornel Windlin gestaltete Alpha Headline für das Corporate Design des Fernsehsenders »Eurosport«.

Der Vortrag ist auf Englisch.

Wann? Am Donnerstag, den 28. Juli um 19 Uhr.
Wo? Im Café Bilderbuch, Akazienstraße 28, 10823 Berlin
U-Bahn: Linie U7 bis Eisenacher Straße
S-Bahn: Linie S1 bis Julius-Leber-Brücke
Bus: 104/106/187/M48/M85/N42 Kaiser-Wilhelm-Platz

Bis dahin euch allen eine gute Zeit,
euer Typostammtisch-Team

Noch ein paar aktuelle Schrift- und Design-Veranstaltungen in Berlin:

Vom 21. bis 24. Juli findet der alljährliche Rundgang der UdK Berlin statt, am 22. und 23. Juli werden auch an der FH Potsdam die Arbeiten der Studierenden gezeigt. Eine Woche später öffnet die HTW Berlin für ihre Werkschau die Türen. Gleichzeitig starten am 29. Juli – erstmalig und kostenlos! – die Berlin Type School Away-Days. Unter dem Titel „Gerade – Design und soziale Verantwortung“ finden Anfang September die 17. Tage der Typografie in Berlin-Wannsee statt.

Die Titelzeile wurde in der Rymex von Viktoria Grabowska gesetzt, die demnächst bei Rosetta Type erscheint und ihre Ursprünge in der Workshop-Reihe Ala has a pen hat. Das Titelbild zeigt Skizzen des Projekts.

28.04.16: Ellmer Stefan

The Pyte FoundryZuletzt durften wir neun abwechslungsreichen Vorträgen lauschen; nächsten Donnerstag haben wir, ganz klassisch, einen einzelnen Sprecher zu Gast: Der Grafikdesigner und Schriftgestalter Ellmer Stefan wird uns einen Einblick in seine Denk- und Arbeitsweise geben. Er selbst bezeichnet sie als „Type history’s gag reflex“.

Mit Johannes Lang arbeitete er an den geschichtlich verankerten Schriftprojekten Brevier Viennese und Stencil-Gothic. Doch auch auf eigene Faust sorgt Ellmer für Aufsehen: 2014 erschien bei TypeTogether seine Essay Text, die zum Dauergast auf Bestenlisten und mehrfach ausgezeichnet wurde. Seit Anfang 2016 betreibt Ellmer The Pyte Foundry. Dort veröffentlich er jeden Montag (!) eine Displayschrift, die dann für eine Woche kostenlos heruntergeladen werden kann. Was für manche nach einem schnöden Free-Font-Abo klingt ist vielmehr eine umfangreich recherchierte Hommage an die typografische Vielfalt des 19. Jahrhunderts.

Wann? Am Donnerstag, den 28. April um 19 Uhr.
Wo? Im 1. OG (Beletage) des Café Bilderbuch, Akazienstraße 28, 10823 Berlin
U-Bahn: Linie U7 bis Eisenacher Straße
S-Bahn: Linie S1 bis Julius-Leber-Brücke
Bus: M48/M85/106/187/204 bis Kaiser-Wilhelm-Platz

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team

Auch dieses Mal möchten wir ein paar typografische Köstlichkeiten hervorheben:

Bei den Kalligrafie- und Lettering-Profis von Make Skilled Hands findet im Mai ein Workshop zum Stil von Rudolf Kochs Neuland statt. Nach einem erfolgreich abgeschlossenen Umzug bietet das Buchstabenmuseum immer Freitags  13–17 Uhr Lagerbesichtigungen in den neuen Räumlichkeiten an. Die von den Gestaltern Fons Hickmann und Sven Lindhorst-Emme kuratierte Ausstellung Anschlag Berlin – Zeitgeistmedium Plakat ist ab 13. Mai im Direktorenhaus zu sehen.

Die Titelzeile ist in der Symptom von Ellmer Stefan (The Pyte Foundry) gesetzt, das Titelbild stammt ebenfalls von ihm.

Nachbericht Typostammtisch #54 oder Ein Abend (wie) aus dem Bilderbuch

Wie schon beim Jahresauftakt im Januar möchten wir auch diesmal die Gelegenheit nutzen und den letzten Typostammtisch Revue passieren lassen.

Vergangenen Donnerstag konnten wir ungefähr 84 Gäste im Café Bilderbuch begrüßen, die unserer Einladung zum – Besserwissende mögen mich bitte korrigieren — mittlerweile fünften Pecha-Kucha-Abend gefolgt sind. Für ein abwechslungsreiches Programm sorgten insgesamt zehn neun Vortragende, die uns an ihren Projekten, Arbeiten und Erfahrungen teilhaben ließen. Zu sehen gab es gemalte, handgeschriebene, parametrische, exotische, panische, retrofuturistische oder ornamentale Schrift, gepaart mit wissenswerten Einblicken und Anekdoten von ihren Macherinnen und Entdeckern.

Friedrich Althausen – „Nummer 23“
Friedrich Althausen – Nummer 23
Friedrich Althausen, freischaffender Typograf und Schriftgestalter, nahm uns mit auf eine Reise nach Caputh, wo es neben dem Schloss dank ihm nun auch schöne Hausnummern zu bewundern gibt.

Jenny Baese – „N punkt n punkt“Jenny Baese O.T.
Auch mit Jenny unternahmen wir einen kleinen Spaziergang. Das Ziel lag diesmal etwas weiter südlich, genauer genommen in Äthiopien, wo sie verschiedenste, meistens in Fidel geschriebene Alltagstypografie fotografisch festhielt.

Sonja Knecht – „Mopsdiebstahl oder Text in Not“Sonja Knecht – Mopsdiebstahl oder Text in Not
Schrift ist im urbanen Raum allgegenwärtig. Sonjas Fokus liegt jedoch nicht auf Leuchtbuchstaben oder Leitsystemen, sondern auf schriftlicher Kommunikation, die in der Not entstand. Sie ließ uns an ihrem analytischen Texterinnenblick teilhaben und führte uns unterhaltsam durch ihren Fundus aus textgewordenem Schmerz, Verlust und Hoffnung.

Thomas Maier – „Muster und Ornamente“Thomas Mayer – Muster und Ornamente
Spannende historische Beispiele der unterschiedlichsten Art kramte Thomas aus seiner reichhaltigen Sammlung hervor. Er ging unter anderem auf Muster für Wände, Fußböden, Reklame und Vorsatzpapier und deren Herstellungstechniken ein. Und am Schluss ging es dann doch noch irgendwie um Schrift.

Ulrike Rausch – „Handschriften mit Hand und Fuß“Ulrike Rausch Handschriften mit Hand und Fuß
Digitale Schriften mit handgemachtem Charakter sind Ulrike Rauschs Spezialgebiet. Einen wichtigen Beitrag leisten dabei umfangreiche Opentype-Features, die auch im Beyond Font und in ihrer neuesten Schrift – die Typostammtischbesucher erhielten eine exklusive visuelle Kostprobe – zum Einsatz kommen.

Petra Rüth – „Ansichten – handgeschriebene Schriftenposter“Petra Rüth ANSICHTEN Neudörffer
Einen Einblick in die Entwicklung und Dokumentation der geschriebenen Schrift gab uns Petra Rüth. Eine der Vorlagen war die erste Seite von „Anweysung einer gemeinen Handschrift“ von Johann Neudörffer d. Ä. aus dem Jahr 1538, die gleichzeitig auch ihre Lieblingsseite ist.

Aleksandra Samuļenkova – „Pilot: a narrow typeface for a wide audience“Aleksandra Samulenkova – Pilot
Pilot“ begann als Aleksandras Abschlussprojekt im Type and Media Kurs an der KABK Den Haag. In den letzten Jahren hat sie die Schrift stetig weiterentwickelt und überarbeitet, demnächst erscheint sie bei Bold Monday. Wer nicht so lange warten will, dem seien die Pilot Black Italic Caps in 24pt ans Herz gelegt, die bei Swamp Press erworben werden können.

Ferdinand Ulrich – „20 bemerkenswerte Schriften aus der Werkstatt p98a“Ferdinand Ulrich – 20 bemerkenswerte Schriften aus der Werkstatt p98a
In den zwei Jahren ihres Bestehens hat die Galerie p98a von Erik Spiekermann bereits jede Menge Schriften aus Holz, Blei und Plakadur gesammelt. Ferdinand stellte nun eine Auswahl von 20 der bemerkenswertesten vor. Neben Altbekannten wie der Akzidenz Grotesk und der auf dem 33. Typostammtisch vorgestellten Hunt Roman zeigte er auch eher unbekannte Schatten- und „Würstchenschriften“.

Bernd Volmer – „Mensch Maschine“Bernd Volmer – Mensch Maschine
Bernd zeigte uns seine Penplotter-Sammlung und ließ uns auch an seinen Überlegungen teilhaben, wie ein solches Gerät mithilfe von Robofont-Extensions, maßgeschneiderten Buchstabenskeletten und experimentellen Schreibwerkzeugen benutzt und immer wieder neu entdeckt werden kann. Mit anderen Worten: „Wir sind auf alles programmiert, und was du willst wird ausgeführt.“

Wir bedanken uns bei allen Vortragenden und Gästen für den sehr gelungenen Abend!

Besonders gefreut hat uns auch der Besuch von Leuten außerhalb des Schriftenkosmos’, wie zum Beispiel Michael Schmitz von „Smarter German“, der uns sogar lobend erwähnt in seinem April-Newsletter und von detailverliebten Menschen mit angenehmem Humor spricht, aber hört selbst:

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Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist und gerne selbst einmal „aktiv“ an einem zukünftigen Typostammtisch teilnehmen möchte – egal ob 6:40 Minuten oder über die volle Distanz – kann sich jederzeit gerne persönlich oder per Mail mit uns in Verbindung setzen. Wir freuen uns auf spannende Vorschläge.

Der nächste Typostammtisch findet am 28. April 2016 wieder im Café Bilderbuch statt. Diesmal haben wir Ellmer Stefan von The Pyte Foundry aus Oslo bei uns zu Gast.

31.03.16: Pecha-Kucha-Abend

54. Berliner Typostammtisch

Im März widmen wir uns wieder einem inzwischen schon traditionell gewordenen Typostammtisch-Format: dem Pecha-Kucha-Abend.

In exakt 6 Minuten und 40 Sekunden — wie zuletzt beim Fünfzigsten — stellen uns insgesamt 10 Vortragende leidenschaftlich Themen vor, die sie bewegen. Die inhaltliche Bandbreite reicht dabei von Handgeschriebenem, Maschinellem, Dekorativem und Angewendetem bis hin zu Mysteriösem, es ist auf jeden Fall für jeden etwas dabei. An dieser Stelle auch schon mal ein herzliches Dankeschön an alle, die uns an ihren Ideen, Projekten und Geschichten teilhaben lassen.

Es freut uns ganz besonders, dass sich neben ein paar alten erfahrenen Hasen auch mehrere neue Stimmen und Gesichter der Herausforderung stellen.

In den Ring gegen die erbarmungslosen, nach 20 Sekunden automatisch weiterschaltenden Folien steigen diesmal:

  • Friedrich Althausen „Nummer 23“
  • Jenny Baese „N punkt n punkt“
  • Florian Hardwig „5 Jahre Fonts In Use“
  • Sonja Knecht „Mopsdiebstahl oder Text in Not“
  • Dr. Thomas Maier „Muster und Ornamente“
  • Ulrike Rausch „Handschriften mit Hand und Fuß“
  • Petra Rüth „Ansichten – handgeschriebene Schriftenposter“
  • Aleksandra Samuļenkova „Pilot: a narrow typeface for a wide audience“
  • Ferdinand Ulrich „20 bemerkenswerte Schriften aus der Werkstatt p98a“
  • Bernd Volmer „Mensch Maschine“

Wann? Am Donnerstag, den 31. März um 19 Uhr.
Wo? Im 1. OG (Beletage) des Café Bilderbuch, Akazienstraße 28, 10823 Berlin

U-Bahn: Linie U7 bis Eisenacher Straße
S-Bahn: Linie S1 bis Julius-Leber-Brücke
Bus: M48/M85/106/187/204 bis Kaiser-Wilhelm-Platz

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team

Neben dem Stammtisch gibt es viele weitere schriftbezogene Veranstaltungen in und um Berlin, von denen wir euch folgende Auswahl ans Herz legen:

Die 22. Leipziger Typotage werden Ende April vom Museum für Druckkunst in Leipzig veranstaltet. Am jeweils ersten Dienstag im Monat lädt die Staatsbibliothek Berlin zur Reihe „Materialität von Schriftlichkeit“ im Rahmen ihrer Wissenswerkstatt, diesmal dreht sich alles um den frühen Buchdruck im Arabischen Raum. Das Museum der Dinge in Berlin-Kreuzberg zeigt derzeit eine spannende Ausstellung zum Thema Masse und Klasse. Gebrauchsgrafik in der DDR mit jeder Menge Plakaten, Büchern, Verpackungen, Zeitschriften, aber auch Buchstaben von Gert Wunderlich und Axel Bertram.

Die Titelzeile wurde in dem Bold-Schnitt der Fabrikat von Christoph Koeberlin und Hannes von Döhren (HVD Fonts) gesetzt. Das Titelbild zeigt Ziffern, die von Christoph exklusiv für die Trikots des 1.FC Kaiserslautern gestaltet wurden.