{BTST 09.13}: Hinterfleisch und Balkenneigung

Die Titelgrafik wurde gesetzt aus der Deutschkurrent (Georg Salden, 2013)

Der kommende Typostammtisch widmet sich einer ganz besonderen Sparte der Typografie, einem Bereich mit großer Tradition, der völlig unbeachtet von der Öffentlichkeit Gebrauchsgrafik im besten Sinne des Wortes herstellt – dem Notensatz. Schwarz auf weiß und ohne überflüssige Schnörkel entstehen allein im deutschsprachigen Raum jährlich ein paar hunderttausend Seiten Musiknoten. Unser Gast ist Werner J. Wolff von Notengrafik Berlin, einem der wenigen Spezialbüros in Deutschland. Sein Vortrag schaut hinter die Kulissen dieser Branche, erläutert die Arbeitsweise und ‑bedingungen sowie die hohen technischen Anforderungen an die Notation. Und natürlich wird er auch klären, was es mit der Balkenneigung und dem Hinterfleisch auf sich hat.

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{BTST 07.13}: Typoflohmarkt

Die Titelgrafik wurde gesetzt aus der FF Dora Display (Slávka Pauliková, 2013)

Ein schriftbezogener Vortrag jagt derzeit den nächsten. Für den Stammtisch somit beste Gelegenheit, etwas Neues zu wagen. Daher laden wir nun erstmals zum typografischen Hauptstadtflohmarkt ein! Jeder darf mitmachen. Es können Bücher, Specimens, Poster, Karten, Shirts, Selbstgemachtes, ja sogar Fonts verkauft, gekauft oder einfach nur getauscht werden. Drum bringet mit, was euer Sammelsurium entbehren und anderen Freude bereiten kann. Der Rest ist wie immer entspanntes Beisammensein.

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{BTST 05.13}: Stephen Coles

Die Titelgrafik wurde gesetzt aus der Anchor (Eric Olson, 2010)

Wenige Tage nach der TYPO steht schon der nächste Höhepunkt für Berliner Buchstabenfreunde an. Wir freuen uns, einen ganz besonderen Gast beim Typostammtisch begrüßen zu dürfen.

Stephen Coles braucht im Grunde keine große Vorstellung. Der Autor, Designer und typografische Berater ist eine feste Größe in der internationalen Schriftszene. Als Gründer des Blogs Typographica kam Stephen zu FontShop San Francisco und war dort sechs Jahre Creative Director. Mittlerweile pendelt er zwischen Kalifornien und Berlin, ist die treibende Kraft hinter Fonts In Use und gibt neben Typographica auch Chromeography und The Mid-Century Modernist heraus. Mit The Anatomy of Type veröffentlichte er jüngst sein erstes Buch. Regelmäßig schreibt er darüber hinaus für das Magazin Print, ist Gastdozent beim Type Camp und Mitglied des TypeBoards von FontFont.

Sein Vortrag (in englischer Sprache) trägt den Titel A Typeface is a Chair – »eine Schrift ist ein Stuhl«. Anhand dieser einfachen Metapher zeigt Stephen, auf welche Arten Schriften gemacht, beurteilt, ausgewählt und verwendet werden. Die begleitenden Illustrationen stammen von Laura Serra.

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{BTST 03.13}: Tintentanz

Die Titelgrafik wurde gesetzt aus den Kapitälchen der Haptic Black (Henning Skibbe, 2008)

Zur 36. Ausgabe des Berliner Typostammtisches erwarten wir dieses Mal gleich zwei Gäste.

Der eine, Hans-Jürgen Willuhn, kann mit Fug und Recht als Meisterkalligraf bezeichnet werden. Seit fünf Jahrzehnten widmet er sich der Buch- und Schriftgrafik, erhielt diverse Lehraufträge für Kalligrafie und Schriftgestaltung, darunter sogar eine Gastprofessur in Kairo. Seit bald 20 Jahren lehrt er an der FH Potsdam. Ganze Generationen von Studierenden durften bei ihm die Ausdruckskraft der eigenen Schrift entdecken. Viele sind den Buchstaben treu geblieben und erinnern sich gerne.

Die andere, Pauline Altmann, zählt ebenfalls zu jenen, die sich in Potsdam von der Frische seines Kalligrafieunterrichts faszinieren ließen. Noch während des Studiums gewann sie den Wettbewerb zum 15-jährigen Villa-Aurora-Jubiläum und entwarf dafür Katalog und Ausstellungstypografie. Seit ihrem Studienabschluss arbeitet Pauline Altmann freiberuflich im Bereich Grafik- und Motion-Design, immer mit Fokus auf feiner Typografie.

Gemeinsam haben die beiden das Kalligrafiekonzept Willuhns, bei dem Rhythmus und Dynamik, Charakteristik und Form zusammenkommen, in einem wunderbaren Buch festgehalten. Tintentanz »ist kalligrafischer Ausdruckstanz, ist Jazz für die Hand, die schreibt. Dieses Buch weckt die Lust, das Charakteristische beim eigenen Schreiben herauszuarbeiten und zu kultivieren. Handschrift wird zum persönlichen Ausdrucksträger: individuell – unverwechselbar – leidenschaftlich.« Weitere Informationen zu dem im Hermann Schmidt Verlag Mainz erschienenen Buch finden sich auf tintentanz.de

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{BTST 01.13}: Martin Z. Schröder

Die Titelgrafik wurde gesetzt aus der Edward (Hendrik Weber, 2012)

Bereits zum vierten Mal arrangierte Martin Z. Schröder exklusiv im handgefertigten Bleisatz ein Buch des ›Ober-Ironikers‹ Max Goldt. Dabei greift der typografisch versierte Schweizerdegen selbst gestalterisch in die Texte ein, zum Beispiel im ›Märchenschloss‹. Hier erscheint die verquatschte Restaurantkritik in kräftig geschmückter Zentenar-Fraktur. Das ist selten, denn üblicherweise ist es dem Typografen untersagt, sich derart aktiv in die Texte einzumischen. In dieser Buchreihe hingegen kommt dies öfter vor. Warum das so ist und warum das den ohnehin schon brillanten Texten gut tut, wird Martin Z. Schröder neben weiteren Einsichten in die Produktion des Buches ›Sind wir denn nur in Cordbettwäsche etwas wert?‹ beim ersten Typostammtisch des Jahres verraten.

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{BTST 12.12}: Das fünfte Typostammquiz

Die Titelgrafik wurde gesetzt aus der Aeronaut (Georg Herold-Wildfellner)

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen, Weihnachten steht vor der Tür. Wer den Typostammtisch schon länger begleitet, weiß, was das heißt: Es ist wieder Zeit für Geschenke … und für unsere traditionelle Raterunde! Die beiden Finalisten des letzten Jahres, Christoph und Tim, stecken mitten in den Vorbereitungen und tragen zur Stunde knifflige Fragen für das fünfte Typostammquiz zusammen.

Auch einige Preise sind bereits eingetroffen. Ein erstes Paket mit edlen Gaben hat uns der Verlag Hermann Schmidt Mainz geschickt, weitere Schenkungen wurden von Martin Z. Schröder und Etienne Girardet angekündigt. Bitte überlege, ob auch Du (oder Dein Arbeitgeber) passende Preise zur Verfügung stellen kannst. Jede Spende ist willkommen: Bücher, Plakate, Schriftmuster, Shirts, Gutscheine, Selbstgemachtes – alles darf auf dem Gabentisch präsentiert werden. Wenn alle sich wieder so spendabel zeigen wie in den letzten Jahren, dann ist sogar für jeden Teilnehmer ein Preis garantiert. Continue reading „{BTST 12.12}: Das fünfte Typostammquiz“

{BTST 09.12}: Hunt Roman

Die Titelgrafik wurde gesetzt aus der schmalmageren URW Grotesk (Hermann Zapf)

Nachdem unsere kleine Sommerserie zu Lesbarkeit und Leserlichkeit mit einer lebhaften Diskussion erfolgreich abgeschlossen werden konnte, geht es nun mit einem ganz anderem Thema weiter.

Ferdinand Ulrich ist angehender Informationsdesigner, Typograf und Designforscher. Für seine Diplomarbeit an der UdK Berlin hat er sich auf schrifthistorische Spurensuche in die USA begeben und die Ursprünge der Hunt Roman recherchiert. Diese Antiqua gilt als eine der besten Schriften von Hermann Zapf. Sie ist das Resultat einer durch Jack Stauffacher vermittelten Auftragsarbeit für die weltberühmte Hunt Botanical Library in Pittsburgh. Von der Hunt Roman gibt es nur einen Schnitt, der in vier Graden für den Handsatz hergestellt wurde. Auch 50 Jahre nach ihrer Entstehung ist die Nutzung der Hausschrift exklusiv dem Hunt Institute vorbehalten. Ferdinand hat bei seinen Forschungen viele interessante Fakten zusammengetragen und konnte sich dabei u.a. direkt mit Hermann Zapf und Jack Stauffacher austauschen. Continue reading „{BTST 09.12}: Hunt Roman“

Aufruf zur Unterstützung der typografischen DIN-Normungsarbeit

Viele Besucher beim 31. Berliner Typostammtisch

Die letzten beiden Typostammtische zum Thema Leserlichkeit (31, 32) mit Gerard Unger, Prof. Florian Adler und Albert-Jan Pool waren nicht nur in Anbetracht der Besucherzahlen (gesamt ca. 130!), sondern auch in Bezug auf die kontroversen Diskussionen Höhepunkte in der Geschichte der Veranstaltungsreihe. Dank der erstklassigen Referenten wurde der Typostammtisch seinem Bildungsauftrag auch diesmal wieder gerecht. Albert-Jan Pools Bericht aus dem Normungssausschuss DIN 1450 sorgte gar für die bisher hitzigste und längste Diskussion aller 32 bisherigen Veranstaltungen.

Haus der Normung (© 2012 DIN Deutsches Institut für Normung e. V.)

Im Zuge dieser Diskussion erreichte mich folgender Aufruf von Albert-Jan Pool, der die Arbeit des Ausschusses als dessen Obmann in engagiertester Art und Weise geprägt hat:

Ein am 22. August heiß diskutiertes Thema war, ob es nicht besser wäre, wenn die Normblätter alle umsonst downloadbar wären. Der Verkauf der Normblätter (gedruckt und als PDF) ist eine der wesentlichen Einnahmenquellen des DIN e.V.

Wenn die Normblätter gratis werden sollten, dann muss das Geld aus anderen Quellen als die der Mitglieder und des Staates eingenommen werden. Wenn wir uns dabei erst mal nur den Normenausschuss „Schrift“ anschauen, dann müssen wir leider feststellen, dass dieser nur im geringen Maße von den teils ehrenamtlich tätigen Mitglieder und zum großen Teil vom DIN finanziert wird.

In diesem Zusammenhang wäre es zum Beispiel denkbar, dass sich neben FontShop International, Linotype und dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. auch die Designverbände wie z.B. die AGD, die BGD und das Forum Typografie beteiligen würden.

Ich verstehe unsere Normenarbeit im Ausschuss „Schrift“ als eine gemeinnützige Arbeit, die Grundlagen legt für Ausbildung, Designliteratur und Vereinbarungen über Designleistungen die eine qualitative Steigerung unser Arbeit als Designer bewirken können.

Ich rufe hiermit vor allem diejenigen auf, die an dem Abend die Normungsarbeit so wichtig fanden, dass sie die entsprechenden Normblätter am liebsten sofort und gratis für alle haben wollten, sich in ihren Verbänden dafür stark zu machen, dass in den nächsten Jahren die Finanzierung der Normungsarbeit für unsere Fachgebiete als solches überhaupt gewährleistet werden kann. Wer wissen möchte wie das geht, bzw. welche Möglichkeiten es dazu gibt, kann sich gerne bei mir melden.

Mit lesbarem Gruß aus Hamburg,
Albert-Jan Pool

{BTST 08.12}: Leserlichkeit Teil 2

Grafik gesetzt in der FF DIN (Albert-Jan Pool)

Nach dem nicht nur für Sommerferienverhältnisse extrem gut besuchten Stammtisch mit Gerard Unger – knapp 75 Gäste lauschten trotz Hitze gespannt –, folgt schon der zweite Teil der Leserlichkeitsserie. Wie bereits in der letzten Einladung angekündigt, werden Florian Adler und Albert-Jan Pool vom Normungsausschuss DIN 1450 berichten und ihre Forschungsergebnisse und Normungsvorschläge vorstellen. Erwartet werden weitere Mitglieder des Arbeitsausschusses NA 152-06-02 AA „Schriften“, so dass die seltene Gelegenheit gegeben sein wird, mehrere Experten dieses Gremiums in Diskussionen zu verwickeln.

Vergleich Mittellänge und Versalhöhe verschiedener Schriften im Rahmen der Studie »Lesbarkeit von Schriften aus größeren Entfernungen« von Prof. Florian Adler

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{BTST 07.12}: Leserlichkeit Teil 1

Grafik gesetzt in der Demos (Gerard Unger)

Die organisatorischen Klippen der Fußballeuropameisterschaft haben wir erfolgreich umschifft. In der entstandenen Wartezeit haben Florian und ich an den kommenden Typostammtischen gefeilt.

Anlässlich des fertiggestellten Entwurfs der DIN 1450 „Schriften-Leserlichkeit“ widmen sich die nächsten beiden Veranstaltungen in ihren jeweiligen Initialvorträgen der Lesbarkeit und Leserlichkeit. Wir haben namhafte Experten gewinnen können, die uns hierzu ihre Ansichten und Erkenntnisse präsentieren werden.

TEIL 1: Am 26. Juli um 19 Uhr beehrt uns der niederländische Grafikdesigner, Typograf und Schriftgestalter Gerard Unger, der mit „Wie man’s liest“ ein Standardwerk zu diesem Thema geschrieben hat. Continue reading „{BTST 07.12}: Leserlichkeit Teil 1“