An diesem Donnerstagabend durften wir Besuch aus der Schweiz begrüßen, genauer gesagt von Dafi Kühne aus Zürich! Einige Minuten vor Beginn war der gut bestuhlte Raum im Studio bei LucasFonts noch recht leer, doch plötzlich betraten alle auf einmal den Raum und die Plätze waren in kurzer Zeit belegt. Viele altbekannte Gesichter waren dabei, und es fanden auch einige Besucher·innen zum ersten Mal ihren Weg zum Typostammtisch.
Dafi, der uns an diesem Abend einen Einblick in seine Arbeit gewährte, ist Grafikdesigner und Letterpress-Plakatgestalter. Er erzählte von seinem Atelier mit Druckpressen, viele davon aus den 1960er-Jahren, und zeigte in seinem Vortrag nach und nach verschiedene Poster und Posterserien. Häufig umriss er den Kontext und die Zielgruppe der einzelnen Poster, so gestaltete er ein Poster für die RICE University und druckte recht abstrakte Varianten der Buchstaben R, I, C und E auf seine Posterserie. Für Außenstehende vielleicht nicht direkt erfassbar oder lesbar, sei Lesbarkeit immer eine Frage der Zielgruppe, so Dafi. Er erwarte von Personen auf dem Campus der RICE University auch die Fähigkeit, die Buchstaben auf den Postern zu erwarten und zu dechiffrieren. Auf die Aussage, Lesbarkeit sei eine Frage der Zielgruppe, folgte ein Lachen aus dem Publikum – insgesamt war der Vortrag geprägt von recht viel Lachen oder doch zumindest Schmunzeln.
Für weiteres Schmunzeln sorgte ein Plakatentwurf als Lösungsansatz für toxische Typografie im öffentlichen Raum. Das Poster, so Dafi, biete typografisches Detox. Gedruckt auf Transparentpapier und versehen mit dem auf die Rückseite des Posters gedruckten Wort „DETOX“ lässt sich das Poster im öffentlichen Raum über jegliche als toxisch empfundene Typografie drüber tapezieren. Dies ist sicherlich ein veranschaulichendes Beispiel für den sehr humorvollen Ton des Vortrags.
Einen wichtigen Teil des Abends stellte aber auch das Zeigen der Gestaltungsprozesse dar – von der Idee bis zum häufig sehr langen und analogen Prozess der Umsetzung. Wenn Dafi stundenlang Sachen auf die Presse übertragen müsse, so sei das für ihn ein schöner Vormittag. Überhaupt lebte dieser Abend von Dafis Spaß an seiner Arbeit, von der Leidenschaft zu analogen und aufwändigen Druckprozessen und von der Liebe zu Details. Parallel zum Erzählen zeigte Dafi im Hintergrund an der Leinwand zahlreiche Videos aus dem Atelier – nicht selten gefolgt von Nachfragen zur exakten Fertigungstechnik aus dem Publikum.
Nach dem Vortrag durften wir einige mitgebrachte Plakate in echt ansehen, viele davon im Weltformat und damit einen ganzen Tisch ausfüllend. Der Abend endete mit Getränken, langen Gesprächen, allgemeinem Staunen und Beseeltheit von so viel Leidenschaft fürs Handwerk. Danke an Dafi und alle Besucher·innen!











Fotos: Olga Luchanok