
Der erste Typostammtisch des Jahres war ein Außentermin, und gleich ein voller Erfolg: Am Donnerstag, den 28. Januar, haben wir (im Medienhaus der UdK) die Abschlussarbeiten der Type Design Master 2015 aus Den Haag (NL), Reading (GB) und Moskau (RU) gezeigt – insgesamt 34 beeindruckende, vielfältige Schriftentwürfe, changierend in Ästhetik, technischer Finesse und Anwendungspotential, alle mit hohem gestalterischen Anspruch und hervorragend präsentiert (aus Den Haag gab es sogar Dokumentationsbücher dazu).


Type Design in Den Haag, Reading, Moskau
Flankiert von den anwesenden, mit „H“- und „R“-Aufklebern kenntlich gemachten „Mastern“ gaben frühere Absolventen/-innen der Masterstudiengänge Type and Media (MA) in Den Haag und MA Typeface Design in Reading, Fritz Grögel und Amélie Bonet, den rund 120 (!!!) Gästen einen Überblick, wie und von welchen Dozenten dort unterrichtet wird (leider von deutlich zu wenig Dozentinnen, wie Fritz Grögel in Richtung Den Haag anprangerte). Die Schwerpunkte sind, grob gesagt, in Den Haag Handwerk/Technik und in Reading Forschung/Historie.
In Moskau vermittelt Einzelkämpfer Alexander Tarbeev in seinem Type Design Workshop fundiertes Können und Wissen und gibt seinen Schützlingen Mittel an die Hand, um im internationalen Schriftgeschehen und speziell an der Schnittstelle (am Zusammenwirken) Lateinisch-Kyrillisch tatkräftig mitwirken zu können. Schriftgestalterinnen wie die preisgekrönte Maria Doreuli sind bei Tarbeev (hier sein Profil bei Paratype) in die Lehre gegangen. Die Abschlussarbeiten wurden bereits bei der Typeface Graduation Projects Exhibition 2015 in Moskau gezeigt – die Ausstellung dort haben Maria Doreuli und Katerina Kochkina organisiert – und uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt. So konnten wir unsere Ausstellung Ost-West-grenzübergreifend ergänzen und freuen uns darüber sehr (nicht nur aus Sensibilität für Fragen der Diversität … vor allem ist die Gesamtschau interessanter, und die Arbeiten verdienen ein breites Publikum!).

Type Design und Typografie in Berlin
Auch und gerade hier in Berlin und Umgebung kann man die Grundlagen der Schriftgestaltung und der Typografie (sowie Kalligrafie, Lettering, Interface Design, den Umgang mit Webfonts usw.) erlernen; die Auswahl an Studiengängen, Gasthörmöglichkeiten, Workshops usw. ist groß! Wir haben uns sehr darüber gefreut, wie viele Dozenten und Dozentinnen unserer Einladung gefolgt sind und für alle Interessierten ansprechbar waren (und weiterhin sind), ebenso wie Typostammtischler/innen (Typostammtischlernde? – ihr wisst schon) aus den eigenen Reihen:
Andrea Tinnes (Professorin für Schrift und Typografie „an der Burg“ = Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle), Jürgen Huber und Martin Wenzel (beide unterrichten an der HTW Berlin, zusammen sind sie Supertype), Wim Westerfeld (Professor für Typografie/Schriftgestaltung und Prorektor an der Kunsthochschule Weissensee), Typostammtisch-Stammgäste Frank Rausch (macht bei Raureif mit Geschäftspartner Timm Kekeritz „was mit Äpps“, berichtet davon zum Beispiel beim TYPO Day und unterrichtet Interface Design an der Fachhochschule Potsdam, die übrigens als einzige bislang auf Twitter präsent ist: @FHPotsdam).
Dann (wie man im Englischen so schön stolz sagt) „our very own“ Verena Gerlach (zusammen mit Fritz Grögel Herausgeberin des schönen, lehrreichen Buches Karbid – Berlin – de la lettre peinte au caractère typographique, beide unterstützen tatkräftig den Typostammtisch; Verena gibt Workshops von Polen bis nach Algerien und Thailand, in Berlin unterrichtet sie semesterweise an diversen Hochschulen) und Jenny Baese, ebenfalls Typostammtisch-Mitorganisatorin; sie unterrichtet an der UdK Berlin Typografie und hat dankenswerterweise den tollen Ausstellungsraum, den Getränkeverkauf vor Ort und helfenden Hände organisiert; auch ihr UdK-Kollege Thomas Lehner kam vorbei. Aus Leipzig (dort gibt es einen Studiengang Buchkunst/Grafik-Design mit einer Klasse Type-Design“ an der HGB) war jetzt leider niemand da, aber das holen wir nach (und laden die Kolleginnen und Kollegen jetzt schon mal herzlich ein, sich und ihren Schriftunterricht beim Typostammtisch vorzustellen).

Sehr gefreut haben wir uns über das Baby und den Besuch von Type-and-Media-Absolventin Martina Flor (Online-Teaching, Lettering-Workshops weltweit, Gastdozentin diverser Hochschulen) und Stargast Just van Rossum (Letterror) aus Den Haag, der zur Zeit mit grafischen Bewegtkunstwerken (via Twitter/FB) Freude verbreitet und dies (die Gestaltung mit DrawBot und die Freude daran) auch als Dozent in den Haag und in Workshops weltweit vermittelt.
„Our very own“ Luc(as) de Groot, der seit rund 20 Jahren an der Fachhochschule in Potsdam die Grundlagen der Schriftgestaltung unterrichtet (auf Anfrage auch für Gasthörer/-innen, immer Mittwoch vormittags Kurs 1 und nachmittags Kurs 2), hatte von dort sein selbstgemachtes Ausstellungsfaltsystem angeschleppt. Das schön-schlichte Konzept – es brachte die Arbeiten bestens zur Geltung – sorgte fast für genauso viel Furore wie die tollen Schriften. Einige haben schon nachgefragt: Bastelanleitung in Arbeit! Lucas hat übrigens auch den Druck der Ausstellungsplakate gesponsert und persönlich betreut – tausend Dank.

Besonders gefreut haben wir uns über den Besuch und die Begeisterung von Jürgen Siebert (Programmdirektor der TYPO Berlin), der ja immer wieder auf die enorme Schriftgestalter- und Typografinnen-Dichte Berlins verweist … q.e.d. 🙂
Auch Typostammtisch-Gründer Ivo Gabrowitsch hat den Weg auf sich genommen – super! (Lieben Dank an dich, Ivo, und an deinen Mit-Typostammstammtischler Florian Hardwig, für eure super Supervision und Übergabe! Glaubt ja nicht, dass wir auf euch verzichten wollen …)


So, und den Rest und die vielen Details und die vielen netten Begegnungen müsst ihr euch von denen berichten lassen, die dabei waren. Zum Beispiel beim nächsten Stammtisch, der ein „Stammtisch-Stammtisch“ wird: Wir treffen uns einfach zum Plaudern, um uns austauschen, für Neues aus der Branche. Wer mag kann dann – und letztlich bei all unseren Treffen! – eigene Arbeiten mitbringen, uns und alle Anwesenden ansprechen, sich kollegialen Rat holen, sich nach typografischen Lern- und Lehrerfahrungen erkundigen. Einladung folgt, Termin steht schon fest: 25. Februar. Bis dann!
Links zu allen Abschlussarbeiten ganz unten.









Hier alle präsentierten Abschlussarbeiten:
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