{BTST 03.15}: Das groteske einäugige „a“

Die Titelzeile ist gesetzt aus der FF Mark (Hannes von Döhren, Christoph Koeberlin, FontFont Type Department, 2013).
Sie enthält neben dem standardmäßigen einäugigen »a« auch eine zweistöckige Wahlform.

Beim Betrachten des kreisförmigen »a« der Futura darf die Frage erlaubt sein, warum der schriftgestaltende Teil der Menschheit so lange brauchte, eine so einfache und erfolgreiche Form zu entwickeln. Mit dieser Frage als Ausgangspunkt zeigt Albert‑Jan Pool, wie und warum die einäugige a-Form entwickelt wurde und welchen Einfluss das auf die Schriftgestalter der Moderne hatte.

Die Abbildung stammt aus dem Magazin a/26, dem Abschlussprojekt von Geela Eden an der Muthesius Kunsthochschule Kiel. Es wurde vom TDC mit einem Certificate of Typographic Excellence ausgezeichnet.

Oberflächlich betrachtet bildet das aufrechte einäugige »a« ein Unikum in der Geschichte der Groteskschriften. Auf die Frage aber, wer und warum zum ersten Mal ein solches »a« gestaltete, gab es bisher keine Antwort. Grund genug für unseren Gast, einige Untersuchungen anzustellen, von denen er uns beim 47. Berliner Typostammtisch berichten wird.

Es begab sich nämlich folgendermaßen: Am Anfang stand ein Reiseführer für griechische Ausgrabungsstätten. Von da an scheint die Entwicklung des einäugigen »a« das Ergebnis eines langen (typografischen) Dialogs zwischen römischen Schreibern, königlich-französischen Kalligrafen, bayerischen Kartografen, Lithografen, Schulschrift-Reformern, englischen und sächsischen Schriftgießern, amerikanischen Holzgraveuren, preußischen Zeichnern und gar einem Berliner Dichter zu sein. Das alles, bevor die Konstruktivisten überhaupt anfingen, Einfluss auf die Schriftgestaltung zu nehmen.

Im Vortrag spielen außerdem drei deutsche Märchenfiguren sowie einige schöne Raritäten aus dem 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle. Mehr soll hier aber noch nicht verraten werden.

Wann? Am Donnerstag, den den 26. März 2015 um 19 Uhr

Wo? Diesmal wieder im Max & Moritz

Wie viele? Die Teilnehmerzahl ist auf 66 Leute begrenzt. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

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