30.11.17: Typostammquiz X

Das Jahr 2017 neigt sich rasant dem Ende zu, der letzte Typostammtisch steht an: das legendäre Typostammquiz. Schon zum zehnten Mal bildet unsere abwechslungsreiche Raterunde den traditionellen Jahresabschluss, und auch diesmal können wir uns auf einen spannenden und unterhaltsamen Abend freuen.

Die Vorjahresfinalisten Jens Kutílek und Benedikt Bramböck feilen schon eifrig an der Feinabstimmung für die Fragen, beim Gabentisch seid ihr gefragt. Überlegt schon mal, ob ihr oder eure Arbeitgeber passende Preise zur Verfügung stellen könnt. Bücher, Plakate, Schriftmuster, Shirts, Selbstgemachtes, Rares … kurz gesagt alles, was das typografische Herz höher schlagen lässt! Bringt die Präsente einfach am 30. November mit oder gebt sie im Vorhinein bei LucasFonts in der Eisenacher Straße 56 in Schöneberg ab. Postzusendungen sind selbstverständlich auch möglich.

Am bewährten Modus ändert sich nichts: Das Quiz bestreiten wir wie gewohnt in zufällig zusammengewürfelten Gruppen, sodass auch weniger erfahrene Ratefüchse und -fähen gute Chancen auf die vorderen Plätze haben – vom Lern- und Kennenlernfaktor mal ganz abgesehen.

Wir freuen uns auf euch!

Wann? Am Donnerstag, den 30. November um 19 Uhr.
Wo? Zum Böhmischen Dorf, Sanderstraße 11, 12047 Berlin
Achtung: Im Böhmischen Dorf gibt es nichts zu essen,
also stärkt euch vorher – reichlich Auswahl im Umfeld!

U-Bahn:
Linie U8 bis Schönleinstraße oder Hermannplatz
Linie U7 bis Hermannplatz

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team


Diesen Monat möchten wir euch auf folgende Veranstaltungen hinweisen:

Die monumentale Typo-Installation Forever von Barbara Kruger lässt sich noch bis 22. Dezember bei Sprüth Magers bestaunen. Im Museum der Dinge gibt es bis zum 26. Februar 2018 in der Ausstellung FOTO | ALBUM 
private und anonyme Fotografie zu sehen. Seit 16. November zeigt das Künstlerhaus Bethanien unter dem Titel Neue schwarze Romantik Arbeiten von 34 Künstlern, die sich mit den Themen Realität, Wahrnehmung und Zweifel auseinandersetzen. Freunde von Street-Art werden noch bis 30. November bei The Art of Banksy fündig.


Die Titelzeile wurde im Negra-Schnitt der Atahualpa von Alejandro Lo Celso gesetzt.
Das Titelbild zeigt das Fragezeichen aus Thomas Huot-Marchands Mineral Bold.

 

Nachbericht 70. Berliner Typostammtisch: Tools zum Teilen

Mit 14 Präsentationen – einer Dichte an Vortragenden, die wir sie sonst nur von Pecha-Kucha-Abenden kennen – war die 70. Ausgabe des Typostammtischs einer unserer bisher längsten und informationsreichsten Abende. Und mit über 100 Gästen wissen wir, dass wir nächstes Jahr das Format Typotechnikstammtisch wiederholen wollen. Ihr könnt schon mal über euren Beitrag nachdenken.

Bar, WC und rlig, Ulrike stellt required ligatures in Frage. Foto: Sonja Knecht

Den Anfang machte Ulrike Rausch von LiebeFonts. Sie erklärte auf klare Weise, wie sie ihre Schriften lebendig hält. Dass man doppelte Buchstaben (die beide in einem Wort oder im Text kurz hintereinander erscheinen) rotierend durch Varianten ersetzen kann, ist schon toll – aber, dass man Konsonanten und Vokale getrennt behandelt, und Gruppen von Buchstaben vertikal verschieben kann, ohne doppelte Glyphen einzubauen, hat auch die Programmierer-Nerds an den Stuhl gefesselt. Wir hoffen mit Ulrike, dass das Bewusstsein für diese Feinheiten bei den Anwendern weiterwächst, da selbst automatische OpenType-Feature-Funktionalitäten auf dem Weg zum Endprodukt oft auf magische Weise verloren gehen.

Andreas „Eigi“ Eigendorf zeigte sein weiterentwickeltes Sprachentool (Character Set Tool) von Alphabet Type. Es hilft, die Sprachunterstützung und Encodingabdeckung von Schriften zu überprüfen, sprich: Es analysiert eine beliebige Schrift und spuckt lange Listen aus, in denen niedergeschrieben ist, welche Sprachen unterstützt werden. Die beiden Onlinetools Character Set Checker und Builder wurden bereits auf der ATYPI-Konferenz in Warschau von Eigis Kollegen präsentiert; diesmal lag der Fokus auf der zusätzlichen Funktionalität, dass die Sprachdatenbank auch aus eigenen Skripten per API angesprochen werden kann.

Ferdinand Ulrich beglückte uns mit wunderschönen Bildern von Hilfsmitteln, die man in einer Blei- und Holzdruckerei braucht. Insbesondere erklärte er und das Wie und Warum des Walzengreifs; der wird benötigt, um die Höhe der Walze genau auf die Höhe des Druckmaterials zu bringen. Das hübsche Gerät, das er in antiker Originalverpackung dabei hatte, gibt es zu bewundern bei p98a. Auch hat Ferdinand seinen Vortrag nun als Artikel veröffentlicht.

Frank Rausch hat ein Tool namens Typographizer entwickelt, mit dem auf Taschenlesegeräten (wie schlauen Telefonen) falsche An- und Abführungszeichen in typografisch korrekte Formen umgesetzt werden. Seinen Code (programmierte Zeilen) darf jeder in seine eigene App (Progrämmchen) ein- und umbauen; anhand einer Demo-App verdeutlichte uns Frank wie schnell seine Programmbibliothek in unsere eigenen Apps hineinkommen. Endlich automatische Mikrotypografiekorrektur auf MacOS.

Friedrich Forssman erklärte uns per Videobotschaft, gemütlich Pfeife rauchend vor einer enormen Bücherwand ein InDesign Plugin, womit Ligaturen für die deutsche Sprache korrekt aufgelöst werden. Sicherlich neu für viele der zugewanderten Gäste war, dass man sogar laut Duden im Deutsch nicht über Wortfugen ligieren (Buchstaben verbinden) darf. In seinen zwei sehr kurzweiligen filmischen Darreichungen führte Friedrich das Plugin vor, und zeigte, wie man mittels einfachem Suchen und Ersetzen den aufgelösten Ligaturen noch ein wenig extra Luft einhauchen kann, so dass sie nicht wie misslungene Verklebungen daherkommen. Weitere Informationen zu dem Skript gibt es im unteren Bereich seiner Website.

Georg Seifert führte zunächst das von Friedrich Forssman erdachte Durchschein-Skript für InDesign vor: „Durchscheinen“ simuliert, wie Seiten aussehen, wenn sie auf dünnem Papier gedruckt werden. Dies und auch der famose Bundschattenfilter sind auf der oben genannten Seite von Friedrich herunterzuladen. Anschließend erklärte Georg, wie er Github selbst fuer die Programmierung von seiner weltberühmten Glyphs App verwendet, und stellte ein Tool namens CommitGlyphs vor, mit dem SchriftgestalterInnen genau dieses Git-Plattform auch für die Verwaltung von Glyphs-Dateien nutzen können, speziell wenn man mit mehreren Leuten an einer Schriftentwicklung arbeitet. Interessant ist so ein System aber auch, wenn man einen klar strukturierten Überblick über die eigene Arbeit haben will.

In einem spontanen Einschub erklärte uns Nadezda Kuzmina, was Git überhaupt ist und wie sie Github als Gestalterin nutzt. Sie zeigte uns eine feine Pixelschrift, die nur aus PNG-Bildern aufgebaut ist (die sie für das Spiel Mogee entwarf), und Logos Logos als OpenSource-Dateien, an dem mehrere Personen arbeiten können: womöglich ein kleiner Ausblick in die Zukunft der gestalterischen Berufe.

In der halbstündigen Pause wurden die letzten Reste aus den enormen Suppentöpfen geleert. Nur die besten Zutaten wurden hierfür verwendet: die letzten drei Kiezkürbisse aus Hof 3 der Eisenacher 56, direkt hinter dem Vortragsraum.

Jens Kutílek hat ein wahrhaftes Programm für MacOS und Windows gebaut, mit dem sich Namen für die unterschiedlichsten Dinge, zum Beispiel Schriftfamilien, erfinden lassen. Man gibt zuerst seine Lieblingsbuchstaben ein, bestimmt die minimale, optimale und maximale Länge des Wortes und sucht sich eine Sprache oder ein Themengebiet aus, in dem der Name verwurzelt sein soll. Aus dem Publikum kam die Frage, ob man auch Babynamen zum Beispiel deutsch mit bulgarischem Touch suchen lassen kann. Der WoLiBaFoNaGen ist derzeit in der Version 0.1.0 erhältlich, Wünsche und Anregungen könnt ihr auf der Github-Seite des Projekts hinterlassen.

Klaas zaubert mit Grep und Unterlängen in InDesign. Foto: Sonja Knecht

Klaas Posselt von der InDesign User Group Berlin zeigte uns mehrere beeindruckende typografische Möglichkeiten der in InDesign eingebauten GREP-Funktionalität, was enorme Zeitersparnisse bei der Formatierung von Texten erlaubt. Er erklärte, wie man feinste Spationierungsanpassungen automatisch machen kann, wenn die in der Schrift eingebauten Unterschneidungstabellen nicht ausreichen (zum Beispiel bei Tabellenzahlen), oder bei unterschiedlichen Schriften und Formatierungen. Zum Schluss zeigte Klaas das Aufräumen von typografischen Sünden wie falschen Minus- und Multiplikationszeichen und sogar Hurenkindern vor, alles mit sehr kurzen GREP-Zeilen. Alle gezeigten Dateien inklusive der dazugehörigen GREP-Stile stellt Klaas hier zum Download bereit.

Lasse Fister, speziell aus Nürnberg angereist, zeigt seine Arbeit an FontBakery, den Schrifttestwerkzeugen von Google für Google Fonts. Es analysiert die komplexesten Schriften und meldet alles, was daran (technisch) nicht in Ordnung sein könnte. Dies funktioniert sowohl mit einzelnen Schriften, aber auch mit ganzen Schriftbibliotheken. (Danach zeigte er noch mehr, aber da konnte ich nicht aufpassen, weil die Batterien des Mikrofons ausgetauscht werden mussten, und ich selbst gleich dran war. Danke Olli fürs Ergänzen!) Derzeit arbeitet Lasse an einer Version der Schrifttestwerkzeuge, bei der alle Tests in der Cloud ablaufen. Als Bonus stellte Lasse außerdem mdlFontSpecimen vor, eine Website, die automatisch ausführliche Schriftmuster für Fonts erzeugt.

Luc(as) de Groot zeigte, wie man mit Hilfe von einer Fotokopie oder eines Laserausdrucks, halbkaltem Kaffee (kein Espresso!) und Scotch Magic Tape (oder irgendeinem anderen transparenten Klebeband) Typografie auf praktisch allen Oberflächen anbringen kann, die nicht in einen Laserdrucker passen. Man klebt das Tape auf das Gedruckte, tunkt es in den Kaffee und reibt dann an der Rückseite mit kreisenden Bewegungen das Papier weg. Der Toner bleibt sauber auf dem Tape zurück und kann nach Trocknung ohne weiteres auf Objekte geklebt werden, oder mittels Hitze (Feuer, Föhn) zuerst noch verformt und verzerrt werden. Erfunden hat Luc(as) den Luc-Truc in den ’80er-Jahren während seines Studiums.

Mark Frömberg, freier Schriftgestalter aus Berlin, präsentierte seine selbstgemachten Skripte für Glyphs. Das neueste dieser Helferchen hört auf den Namen Skedge und erleichtert das Entwickeln von Glyphs-Reporter-Plugins mit einer Live-Vorschau in Glyphs. Alle anderen frei zugänglichen Skripte von Mark findet man auch im hauseigenen Plugin-Manager von Glyphs. (Ich hatte die Details vergessen, weil Glyphs nicht auf meinem PC läuft, danke nochmal, Olli!)

Anschließend zeigte unser Typostammtischorganisationsteammitglied Olli Meier mittels Live-Skype-Übertragung von der anderen Seite Deutschlands, welche Hilfsmittel er alle schon für Glyphs bereitgestellt hat. Mehrere Ebenen auf einmal löschen, kein Problem mehr. Er zeigte auch wie man mit DrawBot (Just van Rossum, Erik van Blokland, Frederik Berlaen) aus kompatiblen Glyphen ganz schnell tolle Animationen produzieren kann. Seine Scripte findet man demnächst hier.

Zum Schluss zeigte uns Sergey Rasskazov aus St. Petersburg, wie er einfach selbst eine Schriftgestaltungsschule gegründet hat, und mit tollen Lehrern in Kürze die Studenten zu tollen Ergebnissen bringt. Er führte ähnlich professionelle Unterrichtsabläufe vor, wie sie an den gefestigten Schriftgestaltungsinstitutionen gehandhabt werden.

Vielen Dank nochmal an alle Vortragenden für ihre Beiträge und eure tollen Tools! Und danke an Jens Kutílek für Ergänzungen und Rechtschreibkorrektur 🙂 Continue reading „Nachbericht 70. Berliner Typostammtisch: Tools zum Teilen“

26.10.17: Typotechnikstammtisch

Geistiges Gut oder Handwerk, Formfindung oder Formgebung, Inspiration oder Automatisierung, Farbe oder Metall, Typo oder Technik. Entgegengesetzte Pole, die sich abstoßen oder doch vielleicht anziehen?

In unserem Typotechnikstammtisch (dem ersten seiner Art) am 26. Oktober präsentieren unsere Vortragenden diverse frei zugängliche Werkzeuge, Miniprogramme und hilfreiche Skripts. In Kurzpräsentationen nähern sie sich typografischen Problemen, offenen Fragestellungen und möglichen Lösungswegen. Es wird um Plug-Ins und Python gehen, aber auch um typografische Helfer für InDesign, das Web und die analoge Welt.
Wir freuen uns auf Beiträge von Andreas „Eigi“ Eigendorf, Ferdinand Ulrich, Frank Rausch, Friedrich ForssmanGeorg Seifert, Jens Kutílek, Lasse Fister, Luc(as) de Groot, Mark Frömberg, Olli Meier und Ulrike Rausch.

Lasst uns gemeinsam den Kurzpräsentationen zuhören, Fragen entwickeln und eventuell Antworten finden. Lasst uns Wissen verbreiten und Tools teilen. Lasst uns verborgene Themen aus dem Schatten locken und in den Vordergrund rücken. Lasst uns einfach einen schönen Abend verbringen und über Inhalte sprechen, die uns bewegen und interessieren.

Wann? Am Donnerstag, den 26. Oktober um 19 Uhr.
Wo? Bei LucasFonts, Eisenacher Straße 56, 10823 Berlin-Schöneberg

U-Bahn: Linie U7 bis Eisenacher Straße
S-Bahn: Linie S1 bis Julius-Leber-Brücke oder S1, S41, S42, S45, S46 bis S Schöneberg
Bus: M48, M85, 104, 187, N42 bis Albertstraße

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team


Diesen Monat möchten wir euch auf folgende typografische Leckerbissen hinweisen:

Am 19. Oktober um 19 Uhr fordern die Design-AbsolventInnen der Universität der Künste Berlin zur Debatte heraus. Where are we now? – Autorenschaft im Design. Eine Ausstellung folgt einen Tag später, am 20. Oktober. Die Ausstellung Gier nach neuen Bildern (Deutsches Historisches Museum bis zum 8. April 2018) zeigt eine Auswahl von 180 originalen graphischen Nachrichtenblättern aus dem großen Sammlungsbestand, die durch komplette Bilderfolgen in Medienstationen ergänzt werden. Vom 20. Oktober 2017 bis 14. Januar 2018 zeigt das Kunstgewerbemuseum – Staatliche Museen zu Berlin in Kooperation mit dem Exzellenzcluster „Bild Wissen Gestaltung“ der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität der Künste Berlin die Austellung Form Follows Flower.


Die Titelzeile wurde in der Lisbeth Display von Louisa Fröhlich gesetzt, die bei Type Together erhältlich ist. Das Titelbild stammt aus der Zeitschrift „American Printer“ und zeigt die Zukunftsvision des automatischen Schriftsatzes anno 1912, gesehen in einem Vortrag von Eckehart SchumacherGebler.

Nachbericht 69. Typostammtisch: Jan Middendorp aka Fust & Friends

Ein schöner Abend in Kreuzberg (dieses Mal ohne sintflutartigen Regen)! Für uns, die wir Jan schon kannten, boten sich erhellende und durchaus ungeahnte Einblicke in die berufliche Entwicklung eines Freundes und Kollegen; für die Jüngeren im Publikum war es umso spannender zu sehen, wie jemand, der heute ganz selbstverständlich als Autor und Grafik-Designer agiert, dessen Bücher über Typografie, Schrift- und Textgestaltung legendär und zum Teil vergriffen sind, seinen Weg gefunden hat.

So sagte zum Beispiel Daria Petrova (Team LucasFonts, wo Jan einige Jahre mitgearbeitet hat) nach dem Vortrag und Gesprächen mit Jan, sie fände es „toll, was ihr alles schon gemacht habt“ – das Vielfältige, Verschiedene. Während sie, ihre Generation oder jedenfalls viele, die sie kennt, eben einfach Grafik-Design und Schriftgestaltung studieren und „das dann halt machen“. Wenn ihr wüsstet! Wenn ihr wüsstet, wie unsereins, die Ausprobierer und Herumtasterinnen, diejenigen beneidet haben, deren Talente schon früh offenkundig waren und sie direkt in eine bestimmte Ausbildung oder ein praktisches, in einen Beruf mündendes Studium führten … Passend dazu zeigte Jan die Installation des riesenhaften Schriftzuges ZWEIFEL auf dem Palast der Republik; Verena Gerlach (Karbid) wiederum konnte Hintergrundwissen dazu (und ein Buch aus ihrem Studio nebenan) beisteuern. Juli Gudehus (Lesikon, Ehrenpreis) und andere Gäste betonten wie ungeheuer ermutigend Jans Vortrag war und dass er ihn unbedingt auch vor Schülerinnen und Studenten halten solle, Leuten, die unter dem Druck der Berufswahl stehen und in den Creative Industries ihren Platz suchen.

Jan Middendorp bewegt die Gemüter mit seinem Vortrag.
Er wurde sogar ins Koreanische übersetzt; so erfuhr Jan, wie berühmt er dort ist.

Jan Middendorp hat zwar im zarten Alter von sechs Jahren sein erstes Buch gebastelt, sich dann aber auch in diversen anderen Gefilden und künstlerischen Konstellationen erprobt – ausgestattet mit einem gesunden Selbstvertrauen, einer gewissen Pragmatik („selbst in einer Band spielen konnte ich halt nicht“), Mut zum Ausprobieren und dem klaren Bewusstsein für die Möglichkeit des Scheiterns: eine Haltung, die heute gern propagiert, aber selten ausgelebt wird. Sehr spannend, wie Jan sich durch die Wirren seiner weitgefächerten künstlerisch-kulturell-literarischen Interessen seinen Weg gebahnt und mit einigen erfolgreichen Zwischenstationen – Kommunikation für und Beteiligung an Tanz- und Theaterprojekten etwa – schließlich gefunden, oder letztlich, wiedergefunden und professionalisiert hat, was ihm am meisten Spaß macht: mit Schrift und Sprache umgehen. Bücher machen. Im Nachhinein wirkt es wie ein roter Faden.

Profis wissen: Die besten Gespräche finden in der Küche statt. Hier Benedikt Bramböck (@arialcrime), Tilmann Hielscher (@tillepalle), Dan Reynolds (Typeoff) und Inga Plönnings (@innnigs).

Vor allem Jans Engagement in diversen Schriftfirmen führten ihn schließlich dazu, seine eigene Foundry zu gründen, als Lieblingsprojekt für Lieblingsprojekte: Mit Fust & Friends fördert und veröffentlicht Jan heute besondere Schriften, die einen Bezug zur (Schrift-)Geschichte haben. Minjoo Hams 1950er-Jahre-Reminiszenz und Ernst-Bentele-Hommage Teddy und (demnächst) das Remake der Alarm von Heinz König von 1928 (herzlichen Dank an Florian Hardwig/@hardwig für den Hinweis), beide gezeigt in unserer Ankündigung für diesen Abend, gehören dazu.

Der Name Fust übrigens spricht sich keineswegs Englisch aus; Johannes Fust war Deutscher und „the first Bad Guy in type history“, wie Jan ihn auf seiner Foundry-Website sogar mit Versalien betitelt, der erste schlimme Finger der Schriftgeschichte – wirklich, der erste?

Jan Middendorp erklärt die Gründung und Namensgebung von Fust & Friends. Beides logisch.

Jedenfalls war jener Fust eine wohl latent zwielichtige, weniger bekannte, aber sehr relevante Gestalt im Druckbusiness zu Zeiten Gutenbergs. Er war dessen geschäftlicher Wegbegleiter und -bereiter. Eine Rolle, mit der sich unser Vortragender offenbar identifizieren kann.

Jan jedenfalls ist und bleibt eine ziemlich gute Type. Wir sind gespannt auf seine nächsten Publikationen. Netterweise hatte er einen ganzen Koffer voller Bücher zum Anschauen dabei, was von den Gästen gern genutzt wurde.

Jan Middendorp verblüfft Jürgen Huber (HTW, SuperType).
Reges Plaudern, vertieftes Blättern. …

Schön war das und schön war’s im Sonnenstudio in Kreuzberg! Mit unseren Gastgebern vor Ort – Riesendank nochmal an Sol Matas und Eike Dingler – hoffen wir, dass Lause bleibt und sich die Gelegenheit vielleicht wieder ergibt. Einstweilen könnt ihr den Fortgang von Fust & Friends auf Twitter verfolgen. Jan, Sol, Eike, Daria, Verena, Juli, Minjoo und uns alle trefft ihr sicher bei dem einen oder anderen der nächsten Typostammtische. Bis dann!

Tolle Gastgeber: Sol Matas und Eike Dingler (Mauve Type) von der Bürogemeinschaft Sonnenstudio in der Lausitzer Straße. Die Lause bleibt ganz sicher einer unserer liebsten Veranstaltungsorte und allen Besuchern in bester Erinnerung.

29.09.17: Jan Middendorp

Please scroll down for English information about the speaker.

Dieser Typostammtisch findet wieder im „Sonnenstudio“ in Kreuzberg statt – vielen Dank Eike Dingler (Mauvetype) und Sol Matas (Huerta Tipográfica) und ihrer Bürogemeinschaft! Es wird wohl eine der letzten Gelegenheiten sein, diesen wunderschönen Ort zu genießen – warum, das könnt ihr hier nachlesen.

Wir freuen uns auf Jan Middendorp. Der Holländer-Wahlberliner ist Autor, Buchgestalter und „selbstbeigebrachter“ Grafikdesigner, unter anderem. Jan verfügt über enormes Typografiewissen, hält Vorträge weltweit und bereichert mit seiner horizonterweiternden Art und seinen Publikationen typografische Bibliotheken, renommierte Schriftfirmen und die Berliner Type Community. Als Vortragssprache wählt er Englisch, für uns mit deutschen Untertiteln; Gespräche führt er gern auch auf Italienisch und Holländisch.

From Friends to Fust and back

We are happy to have Jan Middendorp as our speaker, author of Shaping Text, Hand to Type, and Dutch Type, to name only a few. Jan will present his personal history of letterforms. He never studied graphic design, but made his first book at the age of six. Jan worked as a theater and dance critic, in copywriting and as a self-taught graphic designer. He was hired by FontShop Benelux in Gent, Belgium, to conceive their magazine, and later became the co-curator of the FontFont FiFFteen exhibition and co-editor of Made With FontFont. In Berlin, Jan worked with LucasFonts, then MyFonts, and produced books with Gestalten and BIS Publishers. He left MyFonts in 2016, when the Monotype corporate influence became too strong for his taste. Then, he says “to confuse the font establishment, I started up the shadiest type organisation in the world: Fust & Friends.“

Who is Fust? Who want to be his friends? Get to know more on Friday, September 29.

Presentation in English with German footnotes.
Q&A and discussions in German, English, Spanish, Dutch, Italian …

Wann? FREITAG, 29. September, 19 Uhr
Wo? Lausitzer Straße 10, Aufgang C, 3. Etage, 10999 Berlin-Kreuzberg
U-Bahn: U1 bis Görlitzer Bahnhof, U8 bis Kottbusser Tor oder Schönleinstraße
Bus: M29 bis Görlitzer Bahnhof oder Spreewaldplatz

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team


Aufruf: Tools zum Teilen

Für unseren Typotechnikstammtisch (den ersten seiner Art) am 19. 26. Oktober suchen wir Leute, die ein frei zugängliches Werkzeug, Miniprogramm oder hilfreiches Script vorstellen möchten – Kurzpräsentationen zu typografischen Problemen, offenen Fragestelltungen und möglichen Lösungen. Es darf natürlich um Plugins und Scripts gehen, aber gern auch um typografische Helfer für InDesign, das Web oder die analoge Welt. Wir sind gespannt auf eure Einreichungen (am besten via E-Mail).

Für alle: Bitte den 19. 26. Oktober vormerken. Newsletter dazu folgt.


Unsere Empfehlungen diesen Monat

Unter dem Titel „Klartext“ eröffnet – Achtung! – jetzt am Donnerstag, den 21. September, um 19 Uhr Typostammtischstammgast (TStTStG) Klaus Rähm seine Typografik-Austellung in der Galerie Ost-Art in der Giselastraße 12 in 10317 Berlin-Rummelsburg (S5 und S75 bis Nöldnerplatz), mit Live-Musik zu ausgewählten Schriftbildern. Im Brücke-Museum am Rande des Grunewalds (Bussardsteig 9, 14195 Berlin) ist die Jubiläumsausstellung „50 Jahre Brücke-Museum“ angelaufen: Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafik der 1905 gegründeten Künstlergruppe. Vom 22. bis 24. September 2017 findet die Kunstbuchmesse Friends with Books im Hamburger Bahnhof statt. Am 24. September findet bei Small Caps der erste von drei Letterpress-Workshops statt, diesmal werden Plakate gedruckt.


Die Titelzeile wurde in der Teddy Regular von Minjoo Ham gesetzt, die demnächst bei Fust & Friends erscheint. Das Titelbild stammt von Jan Middendorp und zeigt die „Alarm“ in 72 Punkt aus seiner Sammlung.


31.08.17: Biergarten & Schriftspaziergang

Im August verlegen wir den Typostammtisch nach draußen. Wir treffen uns im Prater Biergarten im Prenzlauer Berg, um dort unter den Kastanienbäumen – entsprechend der Grundidee des Typostammtisches – zu quatschen, Bücher und Fundstücke herzuzeigen und uns über typografische Neuigkeiten auszutauschen. Wir freuen uns über alle spontan mitgebrachten Arbeiten: egal, ob sie noch im Prozess, vielleicht nur eine vage Idee oder auch schon kurz vor der Fertigstellung sind. Bringt einfach mit, was ihr zeigen möchtet!

Bei schlechtem Wetter kann es eine kurzfristige Umplanung geben. Bitte checkt an diesem Tag sicherheitshalber noch mal eure Mails. Falls wir verlegen müssen, schicken wir einen weiteren Newsletter!

Schriftspaziergang in Mitte

Noch mehr Frischluft gibt es zuvor beim traditionellen Schriftspaziergang mit Florian Hardwig und Fritz Grögel. Wie im Vorjahr führen die beiden durch Berlin-Mitte, zu Perlen und Säuen der Schrift-, Bau- und Begräbniskultur.

Der Schriftspaziergang startet um 16 Uhr und endet zwischen 18 und 19 Uhr im Prater Biergarten. Kosten tut es nix, aber ihr dürft dem Typostammtisch gerne etwas spenden. Die Teilnehmerzahl ist auf 20 limitiert, die Route ist die gleiche wie im Vorjahr. Den genauen Treffpunkt für den Schriftspaziergang geben wir dann per Mail bekannt.

Wann? Am Donnerstag, den 31. August um 19 Uhr.
Wo? Prater Biergarten, Kastanienallee 7 – 9, 10435 Berlin
U-Bahn: Linie U2 bis Eberswalder Straße
Tram: M1/M10/12 bis Eberswalder Straße

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team


Diesen Monat möchten wir euch auf folgenden typografischen Leckerbissen hinweisen:

Bis 14. September zeigt die Kunstbibliothek Berlin in der Ausstellung Radlerei! 200 Jahre Fahrradmotive in der Kunstbibliothek mit vielen Plakaten, Fotografien, Drucken, Büchern und Zeitschriften aus den unterschiedlichsten Epochen. Unter dem Titel Politik gestalten werden im Ministerium für Illustration noch bis 9. September Plakate der Klassen Hickmann und Wagenbreth präsentiert, die im Rahmen einer gemeinsamen Plakataktion enstanden sind. Mit der Ausstellung Other Inbox präsentiert die Galerie Urban Spree noch bis 3. September die vielseitigen Buchstabenexperimente des Künstlers Rylsee.


Die Titelzeile wurde in der Tacite Light von Pauline Le Pape gesetzt.
Das Titelbild stammt von Florian Hardwig und zeigt die Schriftspaziergehenden des letzten Jahres.

29.06.17: Typostammtisch zu Besuch

Wir treffen uns diesen Monat zum fachlichen Austausch im kleinen Kreis, zum einfach Quatschen, Sachen zeigen, und unterhalten uns über Neues. Bringt also gern Projekte, digitale wie analoge Entwürfe oder typografische Fundstücke mit, die ihr zeigen und mit den anderen teilen möchtet. Wir freuen uns auf regen Austausch und einen geselligen Abend.

Diesen Monat dürfen wir im „Sonnenstudio“ in Kreuzberg zu Gast sein. In diesem Gemeinschaftsatelier arbeiten neben Entwicklern, Journalisten, Grafikdesignerinnen, Fotografen und Illustratorinnen auch die beiden Schriftgestalter Eike Dingler von Mauvetype und Sol Matas von Huerta Tipográfica.

Als Einleitung wird Sol ein paar Worte zum Studio und zur schwierigen aktuellen Situation der Lause10 sagen: Seit Ende letzten Jahres kämpfen gegen die akut drohende Verdrängung Mieterinnen, Gewerbetreibende, Werkstätten, Vereine, NGOs und Bürogemeinschaften, die dort seit teilweise 45 Jahren (!) ansässig sind.

Eine dieser Organisationen ist das gleich nebenan im Aufgang B liegende apabiz (antifaschistische pressearchiv und bildungszentrum berlin e.V.). Interessierte (größere Gruppen sind nicht möglich) des Berliner Typostammtisches sind herzlich eingeladen, sich zwischen 18 und 19 Uhr das Archiv anzusehen – meldet euch dort einfach direkt. Ein Besuch lohnt sich bestimmt.

Wann? Donnerstag, 29. Juni, 19 Uhr
Wo? Lausitzer Straße 10, Aufgang C, 3. Etage, 10999 Berlin-Kreuzberg
U-Bahn: U1 bis Görlitzer Bahnhof (Vorsicht, SEV!), U8 bis Kottbusser Tor oder Schönleinstraße
Bus: M29 bis Görlitzer Bahnhof oder Spreewaldplatz

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team


Diesen Monat möchten wir euch auf folgende typografische Leckerbissen hinweisen:

Neben den traditionell im Juli stattfindenden Werkschauen und Rundgängen in Potsdam, an der UdK, der HTW und in Weißensee empfehlen wir außerdem die Ausstellung „New Types – Drei Pioniere des hebräischen Grafik-Designs“ im Museum für Druckkunst Leipzig. Noch bis 2. Juli können im Kulturforum Berlin die 100 beste Plakate 16 bestaunt werden. Beim letzten Vortrag aus der Reihe „Materialität der Schriftlichkeit“ der Staatsbibliothek zu Berlin spricht Rainer Falk am 4. Juli über „Lieto fine: zur typographischen Gestaltung von Libretto-Drucken“, um Anmeldung wird gebeten (Eintritt frei). Vom 14. bi 16. Juli findet im Haus der Kulturen der Welt die „Miss Read“ statt.


Die Titelzeile wurde in der Pilot Light von Aleksandra Samuļenkova gesetzt, die vor kurzem bei Bold Monday erschien. Das Titelbild stammt von Sol Matas und zeigt ihren Arbeitsplatz im „Sonnenstudio“.

Nachbericht 66. Berliner Typostammtisch: Pecha Kucha

Erneut geht ein wundervoller Abend mit wundervollen Menschen zu Ende. Die letzten Gäste gehen, die Stühle werden zusammengeklappt und beiseite geräumt, die freundschaftliche Enge eines gemütlichen Wohnzimmers wandelt sich zurück in ein geräumiges Büro. Aufräumen, wischen, durchatmen.

An dieser Stelle wollen wir allen Sprechern und Sprecherinnen recht herzlich dafür danken, dass sie den Berliner Typostammtisch mit ihrem Wissen, ihren Erfahrungen und ihrer Leidenschaft mitgestaltet haben.

Ein weiterer großer Dank gilt Luc(as) de Groot und seinen Leuten. Danke, dass wir erneut bei euch sein durften und dass ihr uns so sehr beim Auf- und Abbau geholfen habt.

Publikum Pecha Kucha, Foto von Olli Meier

 

Typobau

Sprecher: Prof. Rayan Abdullah, Foto von Sibylle Schlaich

Professor Rayan Abdullah begann den Berliner Typostammtisch mit der Vorstellung zahlreicher arabischer Schrift-Projekte, die in Leipzig und Berlin in Zusammenarbeit mit dem Büro Dalton Maag in London in den letzten Jahren entstanden sind. Er gab kurze Einblicke in die Schriften McDonalds Arabic, Transport Dubai Arabic, Cordale Arabic, Ubuntu Arabic, Barclaycard Co Arabic, Aktiv Grotesk Arabic und die gesamte Schriftfamilie der arabischen Nokia.

 

In Memoriam

Folie aus dem Pecha Kucha von Daria Petrova

Daria Petrova überraschte mit einer in der Schriftszene weniger befremdlichen Liebe, welche aber außerhalb des Typostammtisches vielleicht zu Augenrollen führen könnte. Sie sprach über die Rolle der Schrift in der Denkmalkultur – oder anders: viele schöne Fotos von Grabsteinen; mal ernüchternd pragmatische Lösungen, mal skurrile Individualanfertigungen. Folgenden Satz aus dem Pecha Kucha von Daria wollen wir unkommentiert wirken lassen: „Du lebst wie eine Systemschrift und du stirbst wie eine Systemschrift.“

 

Schriftmuster/Schriftproben

Sprecher: Felix Walser, Foto von Constanze Hein

Felix Walser ging auf seine kürzlich abgeschlossene Diplomarbeit ein (Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, Fachklasse Schrift, Februar 2017), in der er mit Hilfe der Programmiersprache Python und der App Drawbot eine Sammlung experimenteller Schriftmuster automatisiert erstellte.

 

Ästhetisch Ökonomisch Überall

Sprecher: Florian Hardwig, Foto von Bernd Volmer

Florian Hardwig brachte uns sehr zum Lachen mit zahlreichen Fotos und ungewöhnlichen Lösungen für Umlaute, die über Ä, Ö und Ü weit hinausgingen – oder in die jeweiligen Buchstabenformen hineinragten. Mit seinem Überblick schuf er eine tolle Inspirationsquelle nicht nur für ungewöhnliche Umlaute.

 

Duftdrucker

Sprecher: Jürgen Siebert, Foto von Bernd Volmer

Unfassbar, aber wahr: Jürgen Siebert hat 1999 einen Artikel verfasst, der auf den 11. Mai 2017 datiert war, also genau auf den Tag, an dem der 66. Berliner Typostammtisch stattfinden sollte und er über sein Thema sprechen durfte – Duftdrucker für den Heimgebrauch. In einem fiktiven Zeitungsartikel beschreibt er genau diese neue Erfindung.
Wie kam es dazu? 1999 bat das Frankfurter Designbüro Xplicit fünfzig Freunde, für ihren Taschenkalender 2000 einen Blick in die Zukunft zu werfen. Jedem Teilnehmer wurde eine Jahreszahl zugeordnet. Jürgen bekam die 2017.

 

Classic French Stencil Lettering

Folie aus dem Pecha Kucha von Andreas Seidel

Andreas Seidel nahm uns mit auf eine typografische Reise durch die Normandie und Bretagne und gab Einblicke in Vorlieben für Mülleimer- oder Bootsbeschriftungen: Überall verfolgten ihn die offenbar landestypischen oder zumindest regional extrem beliebten Schablonenschriften.

 

Love and Peace Font: Moontype

Folie aus dem Pecha Kucha von Olli Meier

Mit seiner Schrift „Moontype“ startet Olli Meier den Versuch, mehr Liebe und Frieden zu verbreiten. Was wäre, wenn wir das Wort „Krieg“ gar nicht erst kennen würden? Schrifttechnisch kein Problem, zumindest nicht für Olli: Er hat seine Moontype so programmiert, dass sie das Wort Krieg quasi verweigert und automatisch durch „Frieden“ ersetzt. Und das in allen 24 Sprachen der (noch) 28 EU-Mitgliedsstaaten. Es gibt also quasi keinen Krieg mehr in Europa; und ausbrechen geht auch nicht: Das Wort „Brexit“ selber wird nämlich zerhackt.

Che

Sprecherin: Sol Matas, Foto von Marianna Paszkowska

Sol Matas zeigte uns die typografische Verbindung der Länder Deutschland und Argentinien anhand der Ligatur „ch“, die eine ausgesprochen große Wichtigkeit in der argentinischen Sprache hat (und wie ein deutsches „tsche“ ausgesprochen wird).

 

Am Korrektorat gespat

Folie aus dem Pecha Kucha von Sonja Knecht

Sonja Knecht hob den Zeigefinder auf eine wirklich sehr witzige und sympathische Art und zeigte uns, welche Wirkung Rechtschreibfehler haben. Finde den Fehler oder er findet dich! Vor allem da, wo man ihn gar nicht vermutet: in den eigenen Texten. Ob print, online oder handgeschrieben, ob Großkonzern oder Kiosk, der Teufel sitzt im Detail – manchmal im typografischen. Eine Hommage an der Texterin liebste Kollegen, die Korrektoren.

 

Mathematical Letters

Sprecherin: Petra Rüth, Foto von Sina

Petra Rüth machte einen Ausflug mit uns in die komplexe Welt von C.G. Roßberg und zu seinem Versuch, die Ästhetik von Buchstaben mit mathematischen Konstruktionen zu beschreiben (Systematische Anweisung zum Schön- und Geschwindschreiben von 1793). Fraktur, Kanzlei und Kurrent werden dekonstruiert, wieder zusammengesetzt, geschrieben, verziert – und gipfeln in faszinierenden Gesamtkompositionen.

 

41

Folie aus dem Pecha Kucha von Andreas Frohloff

Die eindrucksvolle Zahl von 41 Praktikantinnen und Praktikanten brachte Andreas Frohloff auf die Idee, die „wunderbaren Mitarbeiter auf Zeit“ der letzten 12 Jahre des FonFont Type Departments in Form eines Pecha Kuchas zu würdigen. Um so schöner, dass einige der ehemaligen PraktikantInnen sowohl im Publikum (Georg, Ivo, Jens, Alex, Sven, Jan Steven, Benedikt, Norman, Inga, Gergő, Sophie) als auch als Sprecher (Olli, Viktor) auf diesem Typostammtisch vertreten waren.

 

FontDrop! – Schau in Deine Fonts

Folie aus dem Pecha Kucha von Viktor Nübel

Viktor Nübel (auch er einer der ehemaligen Praktikanten aus Andreas Frohloffs Team) zeigte uns seine Web-App „FontDrop!“, mit der die Inhalte von OTF, TTF und WOFF Dateien schnell und übersichtlich angezeigt werden – und wie es dazu kam!

Alles in allem ein sehr gelungener, vielfältiger Abend mit über 100 glücklichen Gästen, die sich noch weit nach den Vorträgen intensiv austauschten. Danke an euch alle für die rege Teilnahme!

11.05.17: Pecha-Kucha-Abend

Im Mai widmen wir uns wieder einem inzwischen schon traditionell gewordenen Typostammtisch-Format: dem Pecha-Kucha-Abend.

In exakt 6 Minuten und 40 Sekunden stellen uns diesmal 12 Vortragende Themen vor, die sie bewegen. Die inhaltliche Bandbreite reicht von Arabischer und Argentinischer Schriftkultur, typografischen Werkzeugen, Experimenten und Fundstücken bis hin zu Vergangenem und Zukünftigem – es wird auf jeden Fall für jeden Schriftliebhaber etwas dabei sein.

An dieser Stelle wollen wir uns von ganzem Herzen bei allen Vortragenden bedanken, die mit ihrer Erfahrung, ihrem Wissen und ihrer Leidenschaft den Abend bereichern.

Wir freuen uns schon sehr auf:

Wann? Am Donnerstag, den 11. Mai um 19 Uhr.
Wo? Bei LucasFonts, Eisenacher Straße 56, 10823 Berlin-Schöneberg

U-Bahn: Linie U7 bis Eisenacher Straße
S-Bahn: Linie S1 bis Julius-Leber-Brücke oder S1, S41, S42, S45, S46 bis S Schöneberg
Bus: M48, M85, 104, 187, N42 bis Albertstraße

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team


Diesen Monat möchten wir auf folgende typografische Leckerbissen hinweisen:

Nur noch bis zum 7. Mai findet im Museum „The Kennedys“ die Ausstellung Plakatkunst im Ersten Weltkrieg aus der Sammlung der San Antonia Public Library statt. Etwas länger, aber auch nur noch bis Ende Mai kann man THEHAUS bewundern, wo ein altes Finanzgebäude unweit des Zoologischen Gartens von über 100 Streetart-KünstlerInnen bespielt wird. Für alle Liebhaber des Risographen findet am 5. Mai ab 14 Uhr das Risofest in den Räumlichkeiten von Urbanspree statt. Am Tag nach dem Typostammtisch wird um 18 Uhr das Ergebnis des Projekts Archiv aus Schriften der Universität der Künste Berlin präsentiert.


Die Titelzeile wurde in der Diurnal Display von Nikola Djurek gesetzt, die bei Typotheque erhältlich ist. Das Titelbild zeigt Ziffern des variablen Schriftsystems Fit, das von David Jonathan Ross gestaltet wurde.

Recap Typostammtisch #65: David Březina

At the evening before Typo Labs, David Březina spoke for an audience of around 150 visitors, our biggest Stammtisch yet! We moved from a regular bar to the LucasFonts office because we expected many visitors, but not that many! The office was flanked by two courtyards with flowering Narcissus, Tulips, and even a few Hyacinths, so that even the people standing outside had something nice to look at, yes, not everyone could get inside.

Pixel perfection: do you find the LucasFonts logo?
Crowded house! The KREM de la créme of type design coming together. 🙂

David held an inspiring talk structured in two lectures: first he introduced the Rosetta team, talked about recent work, their workflow, and about their approach to multi-script design and harmonisation. The second part was about his ongoing PhD research on coherence in typeface design. If relations between character shapes are formalised the outcome might lead to something reusable to design and teach type more effectively. He showed some interesting examples of neuronal networks completing typefaces, that were close to what a designer would have done.

David Březina was so generous as to provide a very long and mannifold talk – to a very attentive audience.
Typostammtisch host Luc(as) de Groot with two of so many lovely visitors: Marina Chaccur (based in The Hague) and Maria Doreuli (from Moscow).

We were joined by many international guests and the atmosphere after the lecture was joyful. To still the hunger and thirst of the visitors, more drinks had to be bought, and when all food was gone, Glyphs’ creator Georg Seifert sponsored a pile of pizzas. They disappeared in no time. Many thanks to Georg!

The evening was accompanied by a small Rosetta exhibition (left side in the follwing picture) featuring Skolar Sans, a collaboration of David Březina and Sláva Jevčinová, and Gitan by Florian Runge.

Success took us all by surprise, we must say. We were super happy to hear our first and fulminant “pre-Labs” Typostammtisch and, most of all, David’s talk being referred to quite some times during the following conference days – thank you, everyone! After these full-packed days, once again, it very much felt like living at the heart of were type and typography are being discussed, designed, produced, engineered, in short: loved madly by many.

The evening in a time lapse (video by Floris de Groot, 17):

 

Some more pictures:

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