Nachbericht Typostammtisch #54 oder Ein Abend (wie) aus dem Bilderbuch

Wie schon beim Jahresauftakt im Januar möchten wir auch diesmal die Gelegenheit nutzen und den letzten Typostammtisch Revue passieren lassen.

Vergangenen Donnerstag konnten wir ungefähr 84 Gäste im Café Bilderbuch begrüßen, die unserer Einladung zum – Besserwissende mögen mich bitte korrigieren — mittlerweile fünften Pecha-Kucha-Abend gefolgt sind. Für ein abwechslungsreiches Programm sorgten insgesamt zehn neun Vortragende, die uns an ihren Projekten, Arbeiten und Erfahrungen teilhaben ließen. Zu sehen gab es gemalte, handgeschriebene, parametrische, exotische, panische, retrofuturistische oder ornamentale Schrift, gepaart mit wissenswerten Einblicken und Anekdoten von ihren Macherinnen und Entdeckern.

Friedrich Althausen – „Nummer 23“
Friedrich Althausen – Nummer 23
Friedrich Althausen, freischaffender Typograf und Schriftgestalter, nahm uns mit auf eine Reise nach Caputh, wo es neben dem Schloss dank ihm nun auch schöne Hausnummern zu bewundern gibt.

Jenny Baese – „N punkt n punkt“Jenny Baese O.T.
Auch mit Jenny unternahmen wir einen kleinen Spaziergang. Das Ziel lag diesmal etwas weiter südlich, genauer genommen in Äthiopien, wo sie verschiedenste, meistens in Fidel geschriebene Alltagstypografie fotografisch festhielt.

Sonja Knecht – „Mopsdiebstahl oder Text in Not“Sonja Knecht – Mopsdiebstahl oder Text in Not
Schrift ist im urbanen Raum allgegenwärtig. Sonjas Fokus liegt jedoch nicht auf Leuchtbuchstaben oder Leitsystemen, sondern auf schriftlicher Kommunikation, die in der Not entstand. Sie ließ uns an ihrem analytischen Texterinnenblick teilhaben und führte uns unterhaltsam durch ihren Fundus aus textgewordenem Schmerz, Verlust und Hoffnung.

Thomas Maier – „Muster und Ornamente“Thomas Mayer – Muster und Ornamente
Spannende historische Beispiele der unterschiedlichsten Art kramte Thomas aus seiner reichhaltigen Sammlung hervor. Er ging unter anderem auf Muster für Wände, Fußböden, Reklame und Vorsatzpapier und deren Herstellungstechniken ein. Und am Schluss ging es dann doch noch irgendwie um Schrift.

Ulrike Rausch – „Handschriften mit Hand und Fuß“Ulrike Rausch Handschriften mit Hand und Fuß
Digitale Schriften mit handgemachtem Charakter sind Ulrike Rauschs Spezialgebiet. Einen wichtigen Beitrag leisten dabei umfangreiche Opentype-Features, die auch im Beyond Font und in ihrer neuesten Schrift – die Typostammtischbesucher erhielten eine exklusive visuelle Kostprobe – zum Einsatz kommen.

Petra Rüth – „Ansichten – handgeschriebene Schriftenposter“Petra Rüth ANSICHTEN Neudörffer
Einen Einblick in die Entwicklung und Dokumentation der geschriebenen Schrift gab uns Petra Rüth. Eine der Vorlagen war die erste Seite von „Anweysung einer gemeinen Handschrift“ von Johann Neudörffer d. Ä. aus dem Jahr 1538, die gleichzeitig auch ihre Lieblingsseite ist.

Aleksandra Samuļenkova – „Pilot: a narrow typeface for a wide audience“Aleksandra Samulenkova – Pilot
Pilot“ begann als Aleksandras Abschlussprojekt im Type and Media Kurs an der KABK Den Haag. In den letzten Jahren hat sie die Schrift stetig weiterentwickelt und überarbeitet, demnächst erscheint sie bei Bold Monday. Wer nicht so lange warten will, dem seien die Pilot Black Italic Caps in 24pt ans Herz gelegt, die bei Swamp Press erworben werden können.

Ferdinand Ulrich – „20 bemerkenswerte Schriften aus der Werkstatt p98a“Ferdinand Ulrich – 20 bemerkenswerte Schriften aus der Werkstatt p98a
In den zwei Jahren ihres Bestehens hat die Galerie p98a von Erik Spiekermann bereits jede Menge Schriften aus Holz, Blei und Plakadur gesammelt. Ferdinand stellte nun eine Auswahl von 20 der bemerkenswertesten vor. Neben Altbekannten wie der Akzidenz Grotesk und der auf dem 33. Typostammtisch vorgestellten Hunt Roman zeigte er auch eher unbekannte Schatten- und „Würstchenschriften“.

Bernd Volmer – „Mensch Maschine“Bernd Volmer – Mensch Maschine
Bernd zeigte uns seine Penplotter-Sammlung und ließ uns auch an seinen Überlegungen teilhaben, wie ein solches Gerät mithilfe von Robofont-Extensions, maßgeschneiderten Buchstabenskeletten und experimentellen Schreibwerkzeugen benutzt und immer wieder neu entdeckt werden kann. Mit anderen Worten: „Wir sind auf alles programmiert, und was du willst wird ausgeführt.“

Wir bedanken uns bei allen Vortragenden und Gästen für den sehr gelungenen Abend!

Besonders gefreut hat uns auch der Besuch von Leuten außerhalb des Schriftenkosmos’, wie zum Beispiel Michael Schmitz von „Smarter German“, der uns sogar lobend erwähnt in seinem April-Newsletter und von detailverliebten Menschen mit angenehmem Humor spricht, aber hört selbst:

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Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist und gerne selbst einmal „aktiv“ an einem zukünftigen Typostammtisch teilnehmen möchte – egal ob 6:40 Minuten oder über die volle Distanz – kann sich jederzeit gerne persönlich oder per Mail mit uns in Verbindung setzen. Wir freuen uns auf spannende Vorschläge.

Der nächste Typostammtisch findet am 28. April 2016 wieder im Café Bilderbuch statt. Diesmal haben wir Ellmer Stefan von The Pyte Foundry aus Oslo bei uns zu Gast.

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