Nachbericht Typo-Quiz 2016: Mitmachrekord und neue Finalisten!

img_9815-jens-benediktDer 62. Typostammtisch am 24. November 2016 war das neunte „TypoStammQuiz“ (so auch unser offizieller Hashtag) der Geschichte. Großzügige Gaben für den Geschenketisch und ein neuer Mitmachrekord sorgten für einen gelungenen Abend – wir verzeichnen über 50 Ratende (in 15 Gruppen) und mindestens 10 weitere Gäste, die es sich nicht nehmen ließen, später noch vorbeizuschauen.

So wurden sie Zeuge eines ganz besonderen Quizabschlusses: Zwei fast-neue Finalisten, nämlich „our very own“ Typostammtisch-Teammitglied Benedikt Bramböck und Font-Technologie-Legende Jens Kutílek (er war bereits 2009 und 2012 im Finale), lieferten sich ein extrem würdevolles, konzentriertes Duell und hielten fast durchgängig Gleichstand.

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Die Rotharigen rotteten sich versuchsweise zusammen, wurden dann aber per Los in verschiedene Rategruppen getrennt: Dirk Heider mit Barbara Dechant vom Buchstabenmuseum.
Gleich geht es los. Wer ist in welchem Team?
Die Spannung steigt, gleich geht es los. Wer ist in welchem Team? Hier Björn Giesecke mit Inga Plönnigs.
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Nomen est Gewinnnner-Omen! „Team N“ war topp (Foto Jens Kutílek, alle anderen Fotos Sonja Knecht).
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Änne (deren Nachnamen wir gerne nachtragen, wenn sie sich meldet), Gunnar Bittersmann, Jens Kutílek und Verena Gerlach auf der Gewinnerspur.

Beim Spielstand 6:6 mussten sich Quizmaster Florian Hardwig (an der Leinwand) und Assistent Jan Middendorp (an den Tasten) spontan eine Stichfrage für die völlig stoisch wirkenden Finalisten überlegen. Passenderweise betrat just Lucas de Groot die aufgeheizte Szenerie und sorgte wohl für die Eingebung: Wieviele Schnitte hatte seine (die erste so genannte) Superfamilie Thesis bei ihrem ersten Erscheinen?

Wir wissen nicht, ob Jens es wusste oder es sich flux ausgerechnete. Wir wissen nur, er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und lag mit seinen „144“ genau richtig (der ebenso ruhig agierende Benedikt mit „120“ wiederum nur knapp daneben). Herzlichen Glückwunsch unseren beiden großartigen Finalisten und dem frisch gekürten TypoStammQuiz-Sieger 2016, Jens Kutílek! Für die beiden Finalisten bedeutet das übrigens nicht nur, dass sie sich auf ihren Lorbeeren ausruhen dürfen; an ihnen ist es nun, sich die Fragen für das Quiz im nächsten Jahr auszudenken. Viel Vergnügen!

Zitat Bramböck: „Gegen Jens verliert man auf jeden Fall würdevoll“. Team-M-Kollege Hielscher: „Dann mach du mal.“ Benedikt machte, und zwar mit Bravour.
Zitat Bramböck: „Gegen Jens kann eigentlich nur das Ziel sein, würdevoll zu verlieren“. Zitat Hielscher: „Dann mach mal.“ Benedikt machte, und zwar mit Bravour.

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An dieser Stelle noch einmal ganz herzlichen Dank unserem diesjährigen Quizmaster Florian Hardwig: Nicht nur hat er spannende, breit gefächerte Fragenfelder ausgelegt – ein Publikumsrenner waren die Schriften aus dem Berliner Stadtbild, die überwiegend von anwesenden Berliner Schriftgestalterinnen stammten – und die Antwortalternativen liebevollst ausformuliert (Brüller!), sondern in seiner fein austarierten Mischung aus Wohlwollen, Strenge und erhobenem Weizenglas das Ganze kongenial gesteuert.

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Bei aller Aufgeregtheit und 30 anspruchvollen, witzigen, abwechslungsreichen Fragen ging das Quiz in erstaunlich ruhigen Bahnen über die Bühne. Vielen Dank, lieber Florian! Regen Anteil an der Fragenentwicklung nahmen übrigens auch Florians FontsInUse-Partner Stephen Coles und Nick Sherman, aus der Ferne, wie Florian fairerweise berichtete.

Im Vordergrund: mutige Erstbesucher Daniel, Caspar (und das zum Quiz!), im Hintergrund: Paul Troppmeier zwischen Holly Brunn und vielleicht weiteren Österreichern, wir wissen es nicht.
Im Vordergrund mutige Erstbesucher Daniel, Caspar (und das zum Quiz!), im Hintergrund Stammgast Paul Troppmair zwischen Holly und vielleicht weiteren Österreichern, wir wissen es nicht. FHP und UdK jedenfalls.

Eine besondere Erwähnung gebührt TYPO-Berlin-Urgestein Benno Rudolf. Auf Anregung von Ulrike Rausch (die charmant ihren „Heimvorteil“ als Untermieterin bei ihm aka FontShop/Monotype in der Bergmannstraße nutzte) hatte er großherzig ein Ticket für die TYPO Labs 2017 beigesteuert. Diese tolle Last-Minute-Überraschung haben wir als Sonderpreis verlost, glücklicher Gewinner wurde Jannis Riethmüller – was wiederum klasse passt: Jannis setzt sich im TYPO Editorial Team Jahr für Jahr großartig ein und kann nun eine Konferenz mal einfach nur genießen. Viel Spaß dir und Spannung!

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Lucas de Groot, Tilmann Hielscher und Minjoo Ham arbeiten an der Getränkeliste für alle – auch eine Last-Minute-Geschenk-Überraschungsidee, vom lieben Lucas.


Juli Gudehus im Gespräch mit Holly, Spätankömmling Ferdinand lässt sich vom Quizmaster durch die Fragen führen, Alex Nagel bewahrt die Übersicht. Im Hintergrund gönnt sich auch Geschenkefee Jenny nun einen ruhigen Ausklang …[/caption]

Ganz herzlichen Dank allen Mitratenden und allen, die den Gabentisch so reich bestückt haben, dass Jenny Baese fast eine Stunde brauchte, um alles dekorativ zu drapieren, die Liste zu komplettieren und uns Anwesenden vom Sofa aus einen Überblick zu geben. Von Tasse bis T-Shirt war alles dabei, siehe unten (und bitte schreibt uns, falls wir jemanden oder etwas vergessen haben).

Bleibt noch, Olli Meiers wunderbare Anmoderation mit Jahresrückblick aufgreifend, uns ganz herzlich zu bedanken für 9 schöne Abende im Café Bilderbuch, für tolle Vorträge, für die Teilnahme an unseren anderen Unternehmungen – der Ausstellung zum Jahresanfang und dem Schriftspaziergang im Sommer – und dafür, dass ihr alle die Berliner „Schriftfamilie“ bereichert.

Wir sehen uns Ende Januar bei der nächsten Mastering Type Ausstellung!

Der TypoStammQuiz-Gabentisch 2016:

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24.11.16: Typostammquiz

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Unser traditionelles Typostammquiz findet – als letzter Typostammtisch des Jahres – am Donnerstag, den 24. November 2016 statt und ihr seid alle herzlich eingeladen.

Für Neulinge kurz das wichtigste: Keiner muss alleine raten und keiner geht ohne Gewinn nach Hause. Ihr werdet in Rategruppen zusammengelost und angeleitet, die Geschenke sucht ihr euch in der Reihenfolge eures Gewinnens aus.

Den Gabentisch bestücken wir liebevoll – mit eurer Hilfe. Wer hat etwas Schönes abzugeben? Typo- und Design-Bücher, Schriftmuster oder schicke Plakate, Statement-Shirts, buchstabenbehäkelte Kopfkissenbezüge … ihr wisst schon. Solche Sachen. Bitte bringt eure Präsente am 24. November mit und gebt sie bei uns ab. Wer an dem Abend nicht kann und trotzdem einen Preis beisteuern möchte, kann diesen gern vorab bei LucasFonts einreichen: in der Eisenacher Straße 56 in 10823 Berlin-Schöneberg (Eingang 2. Hof), montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, bei Lucas, Sonja oder Lieselotte. Die Namen der Schenkenden verlesen wir am Quizabend (außer ihr möchtet anonym bleiben) und wer Lust hat, legt seinem Geschenk eine Weihnachts-, Gruß- oder Visitenkarte bei.

Das Quiz besteht aus zwei Runden. In der ersten raten wir in Gruppen von vier bis fünf Leuten. Jede Gruppe trägt ihre Lösungen in einen Bogen ein. Am Ende der Gruppenrunde werten wir die Bögen aus. Für die zweite Runde küren die beiden besten Gruppen jeweils eine Finalistin oder einen Finalisten aus ihrer Mitte, die sich dann typografisch duellieren. Traditionellerweise gewinnt Florian Hardwig – also jedes zweite Jahr: Dieses Mal denkt er sich als Vorjahressieger die Fragen aus und leitet das Quiz höchstpersönlich an. Wir freuen uns darauf und auf euch alle!

Wann? Am Donnerstag, den 24. November um 19 Uhr.
Wo? Im Café Bilderbuch, Akazienstraße 28, 10823 Berlin (Beletage, 1. OG)
U-Bahn: Linie U7 bis Eisenacher Straße
S-Bahn: Linie S1 bis Julius-Leber-Brücke
Bus: 104/106/187/M48/M85/N42 Kaiser-Wilhelm-Platz

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team


Außerdem legen wir euch folgende Veranstaltungen ans Herz:

Am 28. November um 19 Uhr hält Jan Bajtlik einen frei zugänglichen Gastvortrag an der BTK Hochschule für Gestaltung, Studio für Illlustration A 01.01, Dessauer Straße 3–5 in 10963 Berlin, der für Illustratoren wie Schriftmaler und -macherinnen, Lernende wie Lehrende und „frisch Selbstständige“ ebenso interessant wie unterhaltsam sein dürfte. Vom 18. bis 20. November findet im Kunstquartier Bethanien die artbook.berlin statt.


Die Titelzeile wurde im Bold-Schnitt der New Herman von Miles Newlyn und Elena Schneider gesetzt, die kürzlich bei newlyn erschien. Das Titelbild zeigt das Fragezeichen der Hobeaux Rococeaux von James Edmondson.

27.10.16: Merle Sommer

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Das Gestalten neuer Schriften sorgt immer wieder für Diskussionsstoff. Sie „erfolgreich“ zu vertreiben ist meist auch keine leichte Aufgabe. Um potenzielle Anwender von den neuen Formen zu überzeugen werden aufwendige Animationen erstellt, Schriftmuster mit außergewöhnlichem Papier gestaltet und Microsites entwickelt. Hilfsprogramme und Tools werden programmiert, Blogbeiträge erstellt, Newsletter versandt, Anwendungsbeispiele gezeigt und es wird getwittert, was das Zeug hält.

Doch wie wirken sich gut gestaltete Schriftpräsentionen, Einführungsangebote oder Testfonts auf das Kaufverhalten aus? Welche Rolle spielen Awards und Erwähnungen in Bestenlisten? Und was sind die größten Herausforderungen am Schriftmarkt heute und in der nahen Zukunft?

Betreut von Indra Kupferschmid beschäftigt sich Merle Sommer in ihrer Arbeit mit der Vermarktung von Schriften. Neben einem Blick in die Vergangenheit untersucht sie typografische Werbung der letzten Jahre. Dabei gibt Merle nicht nur den „lauten Generalisten“, sondern auch den „leisen Spezialisten“ Raum und analysiert deren Vermarktungsstrategien auf der Suche nach der  optimalen Mischung aus Aktion, Interaktion und Information. 

Wann? Am Donnerstag, den 27. Oktober um 19 Uhr.
Wo? Im Café Bilderbuch, Akazienstraße 28, 10823 Berlin (Beletage, 1. OG)
U-Bahn: Linie U7 bis Eisenacher Straße
S-Bahn: Linie S1 bis Julius-Leber-Brücke
Bus: 104/106/187/M48/M85/N42 Kaiser-Wilhelm-Platz

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team

Diesen Monat möchten wir auf folgende Veranstaltungen hinweisen:

Am 24. Oktober 2016 führt Mathias Bertram in der Buchlounge Zehlendorf durch das Lebenswerk von Axel Bertram. Bereits zum dritten Mal gastiert Anfang November die Konferenz beyond tellerrand in Berlin. Risomania ist der Titel einer Veranstaltung bei Inkwell in Neukölln, die sich am 10. November ganz dem Risographen widmet. Prof. Betina Müller, ehemalige Professorin für Typografische Gestaltung an der FH Potsdam, bietet ab 12. November Typokurse an.


Die Titelzeile wurde im MicroPlus Narrow Bold Schnitt der Retina gesetzt, die kürzlich bei Frere-Jones Type erschienen ist. Das Titelbild mit Schriftmustern von 1993 bis 2000 stammt von Stephen Coles.

29.09.16: Robert Steinmüller

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Im September kehren wir zum klassischen Vortragsformat zurück. Wie unschwer zu erkennen ist dreht sich bei uns diesmal alles um „Monospace-Schriften“.

Mignon, Erika und Hermes sind heute großteils aus unserem Alltag verschwunden, geblieben ist die markante Formensprache ihrer Buchstaben. Nichtproportionale Schriften haben ihre Wurzeln in den mechanischen Einschränkungen früher Schreibmaschinen, heute sind sie aber viel mehr als schnöde Dicktengleichheitsnostalgie. Vorrangig formgebend für Code jeder Art finden sie auch vermehrt im Grafikdesign immer wieder – manchmal mehr, manchmal weniger überzeugend – Anwendung. Ein Blick auf die Neuerscheinungen der letzten Jahre zeigt einen vielseitigen Formenkanon von sachlich-zurückhaltend, über historisch-tributzollend bis hin zu extravagant-selbstbewusst.

Unter dem Titel „Position Monospace – Nichtproportionale Schriften gestern, heute, morgen“ befasste sich Robert Steinmüller im Rahmen seiner Masterarbeit an der FH Potsdam mit genau diesem Thema. Neben einer detaillierten historischen Analyse über die Herkunft und Formensprache von Monospace-Schriften führte er auch Interviews mit Gestaltern wie Peter Biľak, Erik van Blokland, Friedrich Forssman, Lucas de Groot, Albert-Jan Pool und Georg Seifert. Abgerundet wird seine Untersuchung mit einem Blick in die zukünftigen Einsatzbereiche dieser speziellen Schriften, die schon heute weit über technische Zwangsanwendungen hinaus gehen.

Wann? Am Donnerstag, den 29. September um 19 Uhr.
Wo? Im Café Bilderbuch, Akazienstraße 28, 10823 Berlin
U-Bahn: Linie U7 bis Eisenacher Straße
S-Bahn: Linie S1 bis Julius-Leber-Brücke
Bus: 104/106/187/M48/M85/N42 Kaiser-Wilhelm-Platz

Bis dahin euch allen eine gute Zeit,
euer Typostammtisch-Team

Zur Abwechslung gibt es an dieser Stelle zuerst eine Leseempfehlung: Passend zum Thema Monospace-Schriften möchten wir das mit wissenswerten Artikeln gespickte Magazin Footnotes der Schweizer Typefoundry La Police ans Herz legen. Unter dem Titel Göttlich Golden Genial. Weltformel Goldener Schnitt? widmet sich derzeit eine Ausstellung im Museum für Kommunikation Berlin diesem weit verbreiteten und nicht unumstrittenen Gestaltungsprinzip. Immer einen Besuch wert ist die Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin und die darin enthaltene Sammlung Grafikdesign, kuratiert von Dr. Anita Kühnel, die sich über gezieltes Nachfragen freut (denn die Sammlung ist riesig).

Die Titelzeile ist in der – selbstverständlich nichtproportionalen – Gintronic von Mark Frömberg gesetzt, die vor kurzem bei Carrois Apostrophe erschienen ist. Das Titelbild zeigt eine Olivetti lettera 22 und eine Olivetti Valentine aus der Sammlung des Museum of Applied Arts & Sciences in Sydney.

25.08.16: Biergarten & Schriftspaziergang

ZLB-Berliner_Ansichten-Augustcutout_1200Unser Termin im August ist mal wieder ein Stammtisch-Stammtisch, also ohne Vortrag. Zum dritten Mal in diesem Jahr kehren wir damit zur Grundidee zurück, sich fachlich mit netten Menschen auszutauschen.

Wir treffen uns zum Quatschen, zum Bücher und Fundstücke zeigen, und unterhalten uns über typografische Neuigkeiten. Wir freuen uns über spontan mitgebrachte Arbeiten, die noch im Prozess, vielleicht nur eine vage Idee oder auch schon kurz vor der Fertigstellung sind. Bringt einfach mit, was ihr zeigen möchtet!

Und weil wir so optimistisch sind stellen wir die Tische nach draußen: Wir treffen uns ausnahmsweise nicht im Café Bilderbuch, sondern im auch typografisch besonders wertvollen Prater Biergarten im Prenzlauer Berg.

Bei schlechtem Wetter kann es eine kurzfristige Umplanung geben. Bitte checkt an diesem Tag sicherheitshalber noch mal eure Mails. Falls wir verlegen müssen, schicken wir einen weiteren Newsletter!

Schriftspaziergang in Mitte

Der Spielbus für im Sommer unterforderte Typokinder lädt im Vorgang unseres Stammtischs zu einem kleinen Stadtspaziergang: Florian Hardwig und Fritz Grögel führen auf einem Rundgang durch Berlin-Mitte, vorbei an Perlen und Säuen der Schrift-, Bau- und Begräbniskultur.

Der Schriftspaziergang startet um 16 Uhr und endet zwischen 18 und 19 Uhr. Kosten tut es nix, aber ihr könnt dem Typostammtisch gerne etwas spenden. Die Teilnehmerzahl ist auf 20 limitiert, die Plätze werden nach dem Prinzip „wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ vergeben. Der genaue Treffpunkt wird dann per Mail bekannt gegeben.

Wann? Am Donnerstag, den 25. August um 19 Uhr.
Wo? Prater Biergarten, Kastanienallee 7 – 9, 10435 Berlin
U-Bahn: Linie U2 bis Eberswalder Straße
Tram: M1/M10/12 bis Eberswalder Straße

Bis dahin euch allen eine gute Zeit,
euer Typostammtisch-Team

Typografische Empfehlung des Hauses: Noch bis 29. August zeigt das Museum der Dinge in Berlin-Kreuzberg die Ausstellung Masse und Klasse. Gebrauchsgrafik in der DDR mit vielen Plakaten, Büchern, Verpackungen, Zeitschriften, und Buchstaben von Gert Wunderlich und Axel Bertram.

Die Titelzeile ist in der Triplex Italic von A.V. Hershey gesetzt. Diese frühe digitale (kurvenlose) Schrift wird derzeit von Frank Grießhammer gemeinsam mit den anderen „Hershey Fonts“ als OpenType-Schriften wiederbelebt. Das Titelbild zeigt einen Ausschnitt einer Karte Berlins vom August 1908, die sich in Besitz der Zentral- und Landesbibliothek Berlin befindet.

28.07.16: Viktoriya Grabowska

58_ViktoriyaLetzen Monat war mit Henning Krause ein alter Bekannter der Berliner Typo-Szene bei uns zu Gast; diesmal freuen wir uns, ein noch recht neues Gesicht präsentieren zu dürfen.

Viktoriya Grabowska ist aber bei weitem keine Unbekannte. Aufgewachsen auf der Halbinsel Krim in der Ukraine, lebt und arbeitet sie als freischaffende Grafikdesignerin und Schriftgestalterin in der Nähe von Poznań in Polen. Neben ihrer Arbeit mit unterschiedlichen Designern und Schriftherstellern wie Sorkin Type, Darden Studio, Lineto und Rosetta Type unterrichtet sie in Poznań an der University of Arts und an der School of Form. In ihren Projekten lotet sie die Grenzen von Lesbarkeit aus und spielt mit verschiedenen ideologischen und historischen Ursprüngen.

Neben expressiven Display-Schriften mit starkem Schreibschriftcharakter – Paradebeispiele sind die von gebrochener Schrift inspirierte Fruktur und die kopflastige Kavoon – gilt ihr Hauptinteresse nicht-lateinischen Schriftsystemen. Erst kürzlich erarbeitete sie die kyrillische Version für die von Cornel Windlin gestaltete Alpha Headline für das Corporate Design des Fernsehsenders »Eurosport«.

Der Vortrag ist auf Englisch.

Wann? Am Donnerstag, den 28. Juli um 19 Uhr.
Wo? Im Café Bilderbuch, Akazienstraße 28, 10823 Berlin
U-Bahn: Linie U7 bis Eisenacher Straße
S-Bahn: Linie S1 bis Julius-Leber-Brücke
Bus: 104/106/187/M48/M85/N42 Kaiser-Wilhelm-Platz

Bis dahin euch allen eine gute Zeit,
euer Typostammtisch-Team

Noch ein paar aktuelle Schrift- und Design-Veranstaltungen in Berlin:

Vom 21. bis 24. Juli findet der alljährliche Rundgang der UdK Berlin statt, am 22. und 23. Juli werden auch an der FH Potsdam die Arbeiten der Studierenden gezeigt. Eine Woche später öffnet die HTW Berlin für ihre Werkschau die Türen. Gleichzeitig starten am 29. Juli – erstmalig und kostenlos! – die Berlin Type School Away-Days. Unter dem Titel „Gerade – Design und soziale Verantwortung“ finden Anfang September die 17. Tage der Typografie in Berlin-Wannsee statt.

Die Titelzeile wurde in der Rymex von Viktoria Grabowska gesetzt, die demnächst bei Rosetta Type erscheint und ihre Ursprünge in der Workshop-Reihe Ala has a pen hat. Das Titelbild zeigt Skizzen des Projekts.

Nachbericht Typostammtisch #57: Localize it, Henning Krause

Die meisten Menschen wundern sich darüber, dass es wiederum andere Menschen gibt, die sich ausschließlich mit Schrift beschäftigen. Vermutlich wundern sich manche noch mehr, dass es sogar Menschen gibt, die Schriften produzieren – denn schließlich ist Schrift doch einfach da.

Lokale Unterschiede in der Schreibweise von Buchstaben sind auch einfach da. Soweit kein Thema, wenn die entsprechenden regionalen Unterschiede ausschließlich mit Hand aufs Papier gebracht werden. Doch wie sieht es aus, wenn man einen Computer benutzen möchte? Was passiert, wenn dieser auch noch Zugang zum Internet hat und ich damit einen elektronischen Brief verfassen will? Was passiert, wenn ich eine Textdatei verschicke, die jemand tausende Kilometer weiter auf einem anderen Kontinent mit einer anderen Schrift öffnet? Wie verhält sich der Text in der Mail? Andere Region? Andere Spachen? Anderes Encoding?

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Stammtischbesucher Gunnar Bittersmann im Gespräch mit Henning Krause

Henning sprach hierbei nicht über die unterschiedliche Gestaltung von Buchstaben (das sei eine weitere Präsentation) – heute wolle er sich auf die Technik konzentrieren. Wer die Vorträge vom Amelie Bonet und Jan Charvát auf den TypoLabs verpasst hat, wird sich nun doppelt über die Zusammenfassung von Henning gefreut haben. In seinem Vortrag ist wunderbar deutlich geworden, dass er mit seinem Team die großartige Chance hat, „das richtige zu tun“, um es in seinen Worten zu sagen. Mit der Avenir Next will er mit seinem Team ein Belegexemplar entwickeln, wie in Zukunft mit lokalen Alternativen technisch umgegangen werden kann. Hierzu soll es ein Whitepaper geben, das nicht in den Tiefen Monotypes versteckt bleibt, sondern öffenltich gemacht werden und damit uns allen zugute kommen soll.

Besonders faszinierend fanden wir die enorme Energie und Leidenschaft, die – in Hennings Fall – hinter dem Thema steckt: Diverse berufliche und private Reisen. Gelder für regionale Spezialisten freigegeben. Linguisten befragen. Umfangreiche Recherchen, die dazu führen, dass in enger Zusammenarbeit mit dem Unicode-Konsortium bisherige regionale Standards überdacht und gegebenenfalls erweitert werden.

In der anschließenden Diskussion (die dieses Mal ausgesprochen lange und intensiv geführt wurde) ging es dann noch über die lokalen Gegebenheiten hinaus. Der Wechsel von alten Font-Standards, „combing marks“ und Unicode-Anträge kamen zur Sprache, ebenso Ängste und Notwendigkeiten im Zusammenhang mit den aktuellen Entwicklungen und neuen Standards, aber auch, wie wünschenswert eine gute Kommunikation zwischen Font- und Software-Herstellern wäre.

Vielen Dank an Henning Kause! Wir freuen uns auf die angekündigte Dokumentation, das Whitepaper von Monotype zum Thema Localisation.

30.06.16: Henning Krause

57_HenningKrause TitelDiesen Monat möchten wir euch zu einem weiteren speziellen Vortrag begrüßen. Es geht um lokalisierte, regionalisierte Versionen von Fonts – um die komplexe Technik dahinter, aber auch um Märkte und um die kulturelle Tragweite.

Henning Krause: Localize it & Capital Change RMX

Lokalisierte Formen von Sprachen und deren schriftlicher Darstellung erfahren weltweit wachsendes Interesse. Für diese Entwicklung erarbeitet Henning Krauses Team bei Monotype „lokalisierte“ Glyphenvarianten im Kyrillischen (zum Bespiel Bulgarisch oder Serbisch), im Georgischen und sogar in indischen Skripten. In Abstimmung mit Type Designern aus den jeweiligen Ländern überarbeitet Monotype kontinuierlich die Produktionsstandards.

Zur Einstimmung möchten wir kurz vom Typofest in Bulgarien berichten, wo auch Henning zu den geladenen Sprechern zählte. Mit seiner Präsentation bietet er eine Art Remix der Talks von Amélie BonetJan Charvát und Akaki Razmadze, die im Mai 2016 auf den ersten TYPO Labs vorgetragen wurden. Ursprünglich Kommunikationsdesigner, hat er bei FontShop viele Custom-Type-Projekte betreut und ist seit 2013 unter dem Monotype-Dach weiter für die Font Production verantwortlich (eurasische Custom Fonts und Library Production, ohne FontFonts). Privat entspannt sich Henning auf dem Rennrad und zwischen Plattentellern. Wir freuen uns auf anregende Gespräche mit ihm und euch!

Wann? Am Donnerstag, den 30. Juni um 19 Uhr.
Wo? Im Café Bilderbuch, Akazienstraße 28, 10823 Berlin (Beletage, 1. OG)

U-Bahn: Linie U7 bis Eisenacher Straße
S-Bahn: Linie S1 bis Julius-Leber-Brücke
Bus: 104/106/187/M48/M85/N42 Kaiser-Wilhelm-Platz

Bis dahin euch allen eine gute Zeit,
euer Typostammtisch-Team

Noch ein paar Schrift-Events, die wir empfehlen:

Bis 26. Juni ist im Kulturforum am Potsdamer Platz die Ausstellung 100 beste Plakate 15 Deutschland Österreich Schweiz zu sehen. Schon am 25. und 26. Juni findet in Berlin-Neukölln das E-Book-Festival statt. Es folgen die Berlin Type School Away-Days 2016: Am 29. und 30. Juli stellt die Berlin Type School zusammen mit dem UdK TypoLabor ein freies Festival für Typografie und Schriftgestaltung auf die Beine – Details und Sprecherankündigungen via Twitter! Am kommenden Dienstag, den 5. Juli präsentiert in der Reihe zur „Materialität von Schriftlichkeit“ an der HU Uwe Warnke (Uwe Warnke Verlag) seinen legendären „ENTWERTER/ODER und die Folgen: vom ,Zeitschriftenunwesen‘ zur Buchkunst im DDR-Untergrund“. Wärmste Empfehlung! Anmeldung und Adresse hier.

Die Titelzeile wurde in der Gimlet von David Jonathan Ross, die auf  Georg Trumps Schadow basiert, gesetzt. Das Titelbild (aus Sofia, Bulgarien) stammt von Sonja Knecht.

 

26.05.16: Stammtisch-Stammtisch

TST-20160225-Sonja-Knecht-3-59836Wir haben zwar erst Mitte Mai, doch kann man schon jetzt mit Sicherheit sagen, dass dies so ziemlich der aufregendste Monat des Jahres ist.

Font Engineers, Typo-Techniker, Tool- und Software-Begeisterte aus aller Welt fanden sich erstmalig zu den TYPO Labs zusammen, um sich über den aktuellen Stand in Sachen Schriftproduktion auszutauschen. Hier traf sich alles was Rang und Namen hat in der technischen Entwicklung rund um Schriftgestaltung. Im direkten Anschluss öffneten sich die Türen der weltweit größten Konferenz für Typografie und Design: TYPO time! Inspiriert und motiviert durch die internationalen Besucher, durch zahlreiche Vorträge, Workshops und Abendveranstaltungen freuen wir uns nun auf den gemeinsamen Austausch im Café Bilderbuch: Was waren eure Highlights, was ist euch aufgefallen, was hat euch nicht gefallen?

Mit diesen Fragen kehren wir ein zweites Mal in diesem Jahr zurück zur Grundidee des Typostammtisches: mit netten Menschen sich fachlich austauschen. Wir treffen uns einfach zum Quatschen, Sachen zeigen, und unterhalten uns über Neues aus der Branche. Bernd Volmer bringt seinen Pen Plotter mit (nach seinem Pecha-Kucha-Vortrag „Mensch Maschine“ im März freuen wir uns sehr darüber, die Maschine in Aktion zu sehen). Thomas Maier schließt sich an und wird uns mit seiner Scriber-Sammlung beglücken. Wir freuen uns aber auch über alle spontan mitgebrachten Arbeiten, die noch im Prozess, vielleicht nur eine vage Idee oder vielleicht schon kurz vor der Fertigstellung sind. Bringt einfach mit, was ihr zeigen möchtet!

Wann? Am Donnerstag, den 26. Mai um 19 Uhr.
Wo? Im Café Bilderbuch, Akazienstraße 28, 10823 Berlin.
U-Bahn: Linie U7 bis Eisenacher Straße
S-Bahn: Linie S1 bis Julius-Leber-Brücke
Bus: M48/M85/106/187/204 bis Kaiser-Wilhelm-Platz

Bis dahin,
euer Typostammtisch-Team

In der nächsten Zeit finden unter anderem diese empfehlenswerten typografischen Veranstaltungen in und um Berlin statt:

Noch bis 3. Juni 2016 zeigt die ver.di MedienGalerie die Ausstellung Bleilettern aus Kreuzberg erobern die Welt, die sich mit der Geschichte der Berliner H. Bertold Schriftgießerei beschäftigt. Unter dem Titel Transformationen des Buchdrucks findet im Zentrallabor des Exzellenzclusters Bild Wissen Gestaltung am 9. und 10. Juni 2016 eine Konferenz statt. Beim dritten Walbaum-Wochenende in Weimar widmen sich an zwei Tagen Vorträge und Workshops dem Thema DDR-Alltagsschrift, mit dabei die Typostammgäste Fritz Grögel und Andreas Frohloff.

Die Titelzeile ist in der Azote von Thomas Jockin gesetzt, der in New York City den Type Thursday organisiert. Das Titelbild stammt von Sonja Knecht.

Nachbericht Typostammtisch #55: Schriften vom Fließband

Ellmer Stefan beim Typostammtisch Berlin

Letzten Donnerstag hatten wir die Ehre, dass Ellmer Stefan extra für unseren Berliner Typostammtisch aus Oslo angereist ist. Sein Vortrag „Typographiegeschichtliches Würgen“ bzw. „Type history’s gag reflex“ war eine sehr intelligente Komposition aus historischem Wissen, systematischem Gestalten und philosophischem Denken, gestützt durch eine angenehme Selbstironie.

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Ellmer Stefan (er nennt sich so herum) auf dem Typostammtisch Berlin, April 2016 (Photo Norman Posselt)
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Ellmer Stefan bannt das Typostammtisch-Publikum mit seinem intensiven Vortrag (Photo Norman Posselt)

Angelehnt an ästhetische Schriftvorbilder und Produktionsverfahren aus dem 19. Jahrhundert, dem Zeitalter der beginnenden industriellen Revolution, produziert Ellmer Stefan Schriften im Wochentakt: enorm großzügige Produktivität, ein überzeugendes Gesamtkonzept mit tollen Ergebnissen und klugen Gedanken.

Sein Vortag war extrem erfrischend und motivierend; um es in Stefans Worten auszudrücken, es war mannigfaltig. Wir saßen noch lange zusammen und haben weiterdiskutiert. Gespannt verfolgen wir, wie sich sein Projekt im Laufe des Jahres weiterentwickeln wird und welche Erkenntnis/se er erfährt …

Großen Dank an Ellmer Stefan und an die vermutlich kleinste Type Foundry der Welt, die alles in allem in einen Rucksack passt, The Pyte Foundry.

Ellmer Stefan & The Pyte Foundry 3

Tipp: Verfolgt Ellmer Stefans wöchentliche Schrift-Veröffentlichungen auf Twitter und/oder seiner Website. Jeweils ab Erscheinen montags sind sie bis zum Ende der Woche kostenlos herunterzuladen – und dann nicht mehr erhältlich. Aktuell ist dort die 18. Veröffentlichung verfügbar, die passenderweise „Perdu“ heißt. Es gibt bereits leidenschaftliche Sammler wie Nick Sherman und Florian Hardwig … und es wird sicher nicht das letzte Mal sein, dass wir vom „Innovantiquarian Typopoet“ hören!

Ellmer Stefan & The Pyte Foundry 1
Ellmer Stefan kurz vor der Abreise im Garten bei LucasFonts, wo er für seinen Berlin-Besuch eine blumige Bleibe gefunden hatte (vielen Dank noch mal an Lucas für das Gästezimmer!).

Titelfoto und Beitragsbilder in Schwarzweiß stammen von Norman Posselt, die Gartenbilder von Sonja Knecht.